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Pressemitteilung 20.10.1999

Deutscher Schmerzkongress
20.-24. Oktober 1999, München

Komplementäre Verfahren: Patienten müssen selbst aktiv werden

 

Mehr zu alternativen Behandlungsansätzen. Naturheilverfahren haben sich in der Schmerztherapie bewährt, in der Regel ergänzend zu konventionellen Verfahren. ,,Patienten profitieren unter anderem von den Bemühungen um das individuelle, rechte Maß der Behandlung für den Einzelnen", betonen Experten auf dem Deutschen Schmerzkongress in München.

 

Naturheilkunde kann die konventionelle Schmerztherapie sinnvoll ergänzen. Schröpfen erscheint den meisten Zeitgenossen des ausgehenden 20. Jahrhunderts ebenso antiquiert und überholt wie der Aderlass oder das Ansetzen von Blutegeln. Doch in der Schmerztherapie kommen die gläsernen Saugglocken heute wieder zu Ehren; Naturheilkundige schätzen sie als ,,ausleitendes Verfahren". Ebenso wie physikalische, Phyto-, Ernährungs- und Neuraltherapie (nach Huneke) können sie die konventionelle Schmerzbehandlung unterstützen und ergänzen. ,,In der Schmerztherapie sollten wir immer so wenig invasiv wie möglich, aber stets so schulmedizinisch wie nötig vorgehen", fordert Dr. Naschmil Pollmann, Ärztin für Anästhesie und Zusatzbezeichnungen für Naturheilkunde und Schmerztherapie in Karlsruhe.

 

Schmerz als Lösungsversuch des Körpers für einen Konflikt. Die klassischen Naturheilmethoden basieren auf der Annahme, dass bei einem Kranken das zentrale Regulationssystem des Organismus aus dem Gleichgewicht geraten ist, beispielsweise durch falsche Ernährung, Stress oder Umweltbelastungen. Diese Dysbalance kann so lange verborgen bleiben, bis ein Auslöser (eine Noxe) sie in Form einer Krankheit zutage treten lässt. ,,Krankheit muss auch gesehen werden als ein Ventil, als einen Lösungsversuch des Körpers für einen Konflikt", erläutert Pollmann. ,,In der Therapie versuchen wir deshalb zunächst, den Organismus zu entlasten, indem wir potentielle Belastungen ausschalten. In einem zweiten Schritt bemühen wir uns, die SeIbstregulationsmechanismen des Patienten durch eine individuell abgestimmte multimodale Therapie zu stimulieren."

 

Naturheilverfahren haben sich gerade bei chronischen Beschwerden bewährt. Dabei ist der Kranke gefordert, aktiv und eigenverantwortlich an seiner Genesung mitzuarbeiten. Entsprechend definiert die Bundesärztekammer Naturheilverfahren als Behandlungsmethoden, die ,,im Rahmen der Gesamtmedizin die Anregung der individuellen körpereigenen Ordnungs- und Heilkräfte durch Anwendung nebenwirkungsarmer oder -freier, natürlicher Heilmittel oder Reize anstreben". Sie eignen sich weniger für die Behandlung akuter Krankheiten, haben sich aber um so mehr bei chronischen Beschwerden bewährt.

 

Wissenschaftliche Studien sind noch Mangelware. ,,Problematisch ist bei den Naturheilverfahren", stellt Dr. Michael Hammes von der Neurologischen Klinik der TU München fest, ,,dass eine allgemein akzeptierte Definition der Methoden fehlt, ebenso noch weitgehend die Untermauerung der Erfahrungsbeobachtung durch kontrollierte wissenschaftliche Studien.

 

Akupunktur auf dem Vormarsch. Eine besondere Stellung unter den aus anderen Kulturkreisen stammenden Naturheilverfahren nimmt die Akupunktur ein, die in den letzten Jahren in Deutschland immer populärer geworden ist. ,,Die Akupunktur ist auch hierzulande faktisch in die Schmerztherapie integriert", stellt Dr. Raymund Pothmann vom Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen fest. Denn vor allem für die schmerzlindernde Wirkung gebe es physiologisch und klinisch gute Belege. ,,Die Hauptindikationen", so Pothmann weiter, ,,sind demnach Schmerzen des Bewegungsapparates und neuralgische bzw. Kopfschmerzen." Klinisch befriedigende Ergebnisse seien bei 50 bis 70 Prozent der Patienten nach zehn bis 20 Behandlungen zu erwarten. Neben chronischen Beschwerden eignet sich die Akupunktur in manchen Fällen auch bereits in der akuten Phase der Schmerzen, ,,wobei", so Pothmann, ,,die Wirkung in ihrer Zuverlässigkeit in starker Konkurrenz zu bewährten, schnell wirksamen Methoden wie etwa der Lokalanästhesie steht."

 

Aktuelle Studie belegt Wirksamkeit der Akupunktur bei HWS-Syndrom. Patienten mit schmerzhaft verspannter Muskulatur im Bereich der Halswirbelsäule, dem so genannten HWS-Syndrom, können beispielsweise von der fernöstlichen Therapie profitieren. Dies zeigt eine gemeinsame Studie der Universitätskliniken München-Großhadern und Würzburg, die auf dem Schmerzkongress präsentiert wird. Verglichen mit Massage und einer Placebo-Akupunktur mit Laserlicht an willkürlich bestimmten Punkten, hatte die gezielte Nadelakupunktur den besten Therapieerfolg. Fazit der Experten um Dr. Dominik Irnich und Dr. Peter Schöps vom Klinikum Großhadern: ,,Die Akupunktur kann als effektive Behandlung chronischer HWS-Beschwerden empfohlen werden." Gleichwohl, warnt Pothmann: ,,Die Akupunktur darf nicht ausschließlich eingesetzt werden, sondern muss sich verhaltensmedizinisch in ein umfassendes Schmerztherapiekonzept einpassen lassen."

 

Arzt- Patienten- Verhältnis wirkt sich positiv aus. Alle ergänzenden Methoden zur Schmerzlinderung, egal ob allein oder zusätzlich zu einer konventionellen Behandlung angewendet, erreichen ihre Therapieerfolge nicht allein mit Nadeln oder pflanzlichen Präparaten. ,,Der Patient profitiert sicherlich auch von der besonderen Zuwendung des Arztes, die für eine individuell auf ihn zugeschnittene Behandlung unabdingbar ist", betont Naschmil Pollmann.

 

Rückfragen an:
Dr. Naschmil Pollmann
Bahnhofstraße 38
76137 Karlsruhe
Tel.: 0721-9 37 62 85 (84)
Fax: 0721-9 37 62 86
e-mail: Pollmann@t-online.de

Dr. Raymund Pothmann
Evangelisches Krankenhaus
Kinderneurologisches Zentrum
Virchowstraße 20
46047 Oberhausen
Tel.: 0208 - 881 - 4111
Fax: 0208 - 881 - 4114
e-mail: pothmann@aol.com

Dr. Michael Hammes
Neurologische Klinik der TU München
Möhlstr. 28
81675 München
Tel. 089/4140-4699
Fax: 089/4140-4919
e-mail: michae.g.hammes@t-online.de

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