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Pressemitteilung 20.10.1999 |
Deutscher
Schmerzkongress
20.-24. Oktober 1999, München
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Bei Dauerkopfschmerzen ist eine exakte Diagnose wichtig |
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In Deutschland leiden schätzungsweise drei Millionen Menschen
täglich oder fast täglich unter Kopfschmerzen. ,,Da verschiedene Kopfschmerzarten
chronisch werden können, ist eine exakte Diagnose die Voraussetzung für eine angepasste
Behandlung", betonen Experten auf dem Deutschen Schmerzkongress in München. |
Kopfschmerzen:
zu 90 Prozent sind Frauen betroffen. |
Unlängst haben spanische Forscher die Kopfschmerzen der Bürger
einer Kleinstadt bei einer repräsentativen Studie genau analysiert. Resultat: Fünf
Prozent litten täglich oder fast täglich unter Kopfschmerzen. Betroffen waren fast
ausschließlich Frauen, ihr Anteil unter den Patienten mit Dauerkopfweh betrug 90 Prozent.
Zumeist setzten die chronischen Schmerzen mit 38 Jahren ein. Bei einem Viertel der
Patienten diagnostizierten die Wissenschaftler als wahrscheinliche Ursache einen zu hohen
und langen Konsum von Schmerzmitteln. Diese aktuellen Daten stimmen mit älteren
Untersuchungen aus anderen Ländern, auch aus Deutschland, recht gut überein. |
Unterschiedliche
Behandlung der 4 Kopfschmerzformen ist wichtig. |
Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz: Wenn die Pein unter der
Schädeldecke die Betroffenen täglich quält, unterscheiden Spezialisten prinzipiell vier
Kopfschmerzformen , die jeweils unterschiedlich behandelt werden müssen:
- den medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz,
- den chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp,
- den neu auftretenden persistierenden Kopfschmerz
- die extrem seltene Hemicrania continua.
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Gefangen in der Kopfschmerz-Falle. |
Wie viele Menschen in Deutschland an einem
Schmerzmittel-Kopfschmerz leiden, wissen die Forscher nicht. Hierzu liefert die spanische
Untersuchung nun erstmals Hinweise. ,,Von den Patienten, die in spezialisierten Zentren
behandelt werden", weiß allerdings Professor Hans-Christoph Diener von der
Neurologischen Universitätsklinik Essen, ,,leiden etwa fünf bis zehn Prozent an dieser
Form." Frauen sind dreimal so häufig betroffen wie Männer. |
Schmerzen
durch Schmerzmittel. |
Der Schmerzmittel-Kopfschmerz entsteht dann, wenn Patienten, die
Migräne, oder Spannungskopfschmerzen haben oder nach einem Unfall unter Kopfweh leiden,
zu oft und zu viele Schmerz- und Migränemittel schlucken. ,,95 Prozent der betroffenen
Patienten nehmen bis zu fünf verschiedene Medikamente ein und schlucken im Schnitt
täglich vier bis fünf Tabletten", berichtet Diener. |
Kopfschmerzen
Migräne |
Patienten, die ursprünglich unter einer Migräne litten, klagen
über einen dumpf-drückenden, diffusen Kopfschmerz. Häufig kommen ein migränetypischer
Schmerz und Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen in den frühen Morgenstunden
hinzu. Diese migräneartigen Beschwerden verschwinden, wenn die Patienten ein
Mutterkornalkaloid oder ein Triptan einnehmen, der dumpf-drückende
Schmerzmittel-Kopfschmerz jedoch bleibt. |
Entzug
ist die Voraussetzung für eine wirksame Behandlung bei Schmerzmittel- Kopfschmerzen. |
Der Schmerzmittel-Kopfschmerz kann aufgrund seiner Symptome indes
nicht von chronischen Spannungskopfschmerzen oder posttraumatischen Kopfschmerzen
unterschieden werden. Dies ist erst nach einem Entzug der Medikamente möglich. Sechs
Monate nach dieser Behandlung - die nur in komplizierteren Fällen stationär erfolgen
muss - haben sich bei mehr als 70 Prozent der Patienten die Kopfschmerztage pro Monat um
mindestens die Hälfte reduziert. Schon während der Entzugsbehandlung leiten die Experten
eine gezielte medikamentöse und nicht- medikamentöse Prophylaxe des ursprünglichen
Kopfschmerzes ein. |
Chronische Spannungskopfschmerzen: nicht mit Schmerzmitteln
behandeln. |
Etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung, in Deutschland also
bis zu 1,8 Millionen Menschen, leiden unter den dumpf-drückenden chronischen
Spannungskopfschmerzen. Diese beginnen zunächst mit gelegentlichen Beschwerden, die im
Laufe der Zeit häufiger auftreten. ,,Etwa 30 Prozent dieser Patienten haben einen
zusätzlichen Schmerzmittel-Kopfschmerz", weiß Dr. Volker Pfaffenrath, Präsident
der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Denn viele versuchen ihre Pein
ausschließlich mit Schmerzmitteln zu lindern. ,,Dabei sollten Schmerzmittel höchstens an
10 Tagen pro Monat und nicht länger als drei Tage hintereinander eingenommen
werden", warnt Pfaffenrath. |
Trizyklische
Antidepressiva und nicht- medikamentöse Maßnahmen bei chronischem Spannungskopfschmerz. |
Darum verordnen Experten bei chronischen Spannungskopfschmerzen
zur Vorbeugung so genannte trizyklische Antidepressiva, die die Schmerzverarbeitung im
Gehirn beeinflussen. Interessant ist dabei, dass moderne Antidepressiva, die so genannten
Serotonin- Wiederaufnahmehemmer, schmerz- therapeutisch nicht wirksam sind. Wichtig sind
vor allem auch nicht- medikamentöse Maßnahmen. ,,Drei mal dreißig Minuten leichte
Ausdauersportarten pro Woche wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren, dazu die progressive
Muskelentspannung nach Jakobson", lautet das Rezept der Spezialisten. |
Dauerkopfschmerz bei jungen Patienten. |
Wenn Kopfschmerzen abrupt einsetzen und nicht mehr weichen wollen
und die Patienten weder an Migräne noch an Spannungskopfschmerz leiden, sind die Experten
indes noch wenig trittsicher. Auffallend ist, dass zumeist jüngere Patienten betroffen
sind, die den genauen Zeitpunkt und die Umstände des Beginns ihrer Schmerzen sehr genau
wiedergeben können. Ob es sich dabei um eine eigene Kopfschmerzform handelt, ist noch
unklar. Diener rät in diesem Fall zu einer Therapie mit trizyklischen Antidepressiva.
,,Allerdings ist diese Behandlung weniger wirksam als bei chronischen
Spannungskopfschmerzen", räumt er ein. |
Halbseitenkopfschmerz ist extrem selten. |
Die Hemicrania continua ist ein extrem seltenes
Kopfschmerzsyndrom. Die Patienten leiden unter einem andauernden einseitigen Kopfschmerz
von mittlerer bis hoher Intensität. Migräneähnliche Begleiterscheinungen wie Übelkeit,
Licht- und Lärmempfindlichkeit, können gelegentlich hinzukommen. ,,Bei etwa der Hälfte
der Patienten können die Schmerzen durch eine Behandlung mit Indometacin, einem nichtsteroidalen Antirheumatikum gelindert
werden", stellt Pfaffenrath fest. Einem Teil der Patienten könne auch mit
retardierten Opioiden geholfen werden. |
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Rückfragen an:
Prof. Dr. Hans-Christoph Diener
Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Essen
Hufelandstraße 55
45122 Essen
Tel.: 0201-723-2460/61
Fax: 0201-723-5901Dr. Volker Pfaffenrath
Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft
Neurologische Praxis
Leopoldstraße 59/11
80802 München
Tel.: 089-33 40 03
Fax: 089 - 33 29 42
e-mail: vpfa@aol.com
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