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Deutscher
Schmerzkongress2000
25. - 29. Oktober 2000, Hamburg
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Pressemitteilung |
Schmerz hat ein Gedächtnis Schmerzchronifizierung
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Rund
elf Millionen Menschen in Deutschland leben mit chronischen Schmerzen - das sind mehr als
13 Prozent der Bevölkerung. Die Bedingungsfaktoren, die Schmerz zur ständigen Geißel
werden lassen, sind auf allen Ebenen des Nervensystems zu suchen. |
Die
Nervenzellen lernen den Dauerschmerz. Schmerzgedächtnis: siehe auch |
Rückenmark und Gehirn besitzen zahlreiche Leitungen, die nur im
Falle eines Schmerzreizes aktiviert werden, sonst aber ruhen. Durch häufig wiederkehrende
Reize werden sie sensibilisiert und dauerhaft aktiv. Sie geben das Schmerzsignal auch dann
noch weiter, wenn kein organischer Befund mehr vorliegt. Die Ursachen für diese so
genannte Neuroplastizität liegen im molekularen Bereich. Bei anhaltendem Schmerzreiz
lagern sich vermehrt spezielle Eiweißmoleküle in die Wände der Nervenzellen ein und
bilden Poren" oder Kanäle" für zusätzliche Schmerzbahnen und
Botenstoffe, die Langzeitprozesse wie Lernen und Gedächtnis beeinflussen. Die
Nervenbahnen erlernen" so regelrecht den Dauerschmerz. An sich sind
neuroplastische Veränderungen ein völlig normaler Prozess. Der Organismus ändert
ständig seine nervlichen Verschaltungen, um auf wechselnde Informationen und Einflüsse
von außen zu reagieren. Doch das Gehirn entscheidet immer mit. Es kann neuroplastische
Veränderungen zulassen, steuern oder hemmen, je nachdem wieviel Aufmerksamkeit wir einer
Sache zuwenden. |
Schmerz als eigenständige Krankheit |
Ziel
jeder Schmerztherapie ist es, die organischen Ursachen zu finden und die Schädigung zu
beheben. Prof. Dr. Burkhard Bromm, Leiter des Instituts für Physiologie am
Universitätsklinikum Hamburg: Bei chronischen Schmerzen ist jedoch solch eine
kausale Therapie oft nicht möglich - etwa bei den meisten Kopf- und Rückenschmerzen,
ebenso bei Tumorschmerz. Die moderne Therapie chronischer Schmerzen behandelt das
Phänomen Schmerz als eigenständige Krankheit." Ziel ist es, die
irrtümlichen" neuroplastischen Veränderungen zu beeinflussen oder gar wieder
umzukehren. Dabei kommt nicht-medikamentösen Verfahren wie psychosomatischen Ansätzen,
Bewegungstherapie, sozialtherapeutischen Maßnahmen und kognitiven Bewältigungsstrategien
eine immer größere Bedeutung zu. Top |
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