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Antidepressiva als Schmerzmittel
Inhaltsübersicht
Antidepressiva als Schmerzmittel?
Antidepressiva und Schmerzübertragung
Indikationen
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Antidepressiva als Schmerzmittel?
Unterstützende Therapie hat sich bewährt. Die Antidepressiva - hier vor allem die Trizyklika - sind seit langem ein Bestandteil des WHO-Stufenschemas zur Behandlung von Patienten mit dauerhaften Schmerzzuständen. Besonders bei Krebspatienten haben sich die Antidepressiva als wichtige Hilfsstoffe in der Schmerztherapie bewährt.

 

Antidepressiva bieten viele Möglichkeiten. Dauerhafter Schmerz kann depressiv machen. Umgekehrt können Depressionen jedoch auch Schmerzen verursachen. In beiden Fällen können Antidepressiva eingesetzt werden. Auch bei rein organischen Schmerzen können sie eine Hilfe sein.

 

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Antidepressiva und Schmerzübertragung
Die schmerzstillende Wirkung wurde schon früh entdeckt. Bereits in den 60-iger Jahren sind hierüber erste Publikationen erschienen, in denen vom erfolgreichen Einsatz der Antidepressiva bei chronischen Schmerzen berichtet wurde.

 

Komplexe chemische Vorgänge verändern die Schmerzempfindlichkeit der Nervenfasern. Die schmerzstillende Wirkung entsteht vermutlich durch eine Veränderung bei der Übertragung der Schmerzimpulse auf der Ebene des Rückenmarks. So wird die Übertragung von Schmerzreizen entweder durch eine Blockade der Botenstoffe oder durch die Hemmung ihres Abbaus gestört. Durch diesen Vorgang erhöht sich die Konzentration des Stoffes Monoamin. Monoamin aktiviert die Adreno- und Serotoninrezeptoren (Fühler) an den Nervenenden der schmerzleitenden Nervenfasern A-Delta und C-Fasern und die im Hinterhorn des Rückenmarks. Hierdurch wird die Ausschüttung körpereigenen Substanzen, die die Schmerzempfindlichkeit der Nozizeptoren steigern, z. B. von Substanz P oder Glutamat , gehemmt und die Aktivierung der spezifischen Nervenfasern blockiert. Die Mechanismen bei der Entstehung und Weiterleitung von Schmerzen werden im Bereich Schmerzentstehung ausführlich und verständlich beschrieben.

 

Die Schmerz- "Nachrichten" werden gestört. Ein weiterer Wirkmechanismus von Antidepressiva ist möglicherweise die Hemmung von Übertragungsvorgängen an den Umschaltstationen des Rückenmarks.

 

Klinisch wirksam sind offensichtlich die unspezifischen Wiederaufnahmehemmer, die trizyklischen Antidepressiva.

 

Schon eine geringe Dosis kann erfolgreich sein. Schon niedrige Dosierungen von Antidepressiva haben einen analgetischen (schmerzstillenden) Effekt. Gerade für den Wirkstoff Amitriptylin wird als Grund für eine relevante analgetische Wirkung die Beeinflussung der Reizweiterleitung angenommen. In der Praxis beobachtet man eine deutliche analgetische Wirkung mit Dosierungen, die weit unter denen liegen, die man für eine rein antidepressive Indikation benötigt.

 

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Indikationen
Einsatz bei neuropathischen Schmerzen: Eine wichtige Indikation für eine unterstützende Behandlung mit Antidepressiva sind insbesondere neuropathische Schmerzen, bei denen nervale Strukturen beeinträchtigt sind. Hierzu gehören u.a. Dysästhesien, bei denen schon leichte Berührungen zu Schmerzen führen, oder Schmerzen mit einschießender Komponente. Diese Schmerzen treten sehr häufig bei Patienten mit fortgeschrittenen malignen Tumoren auf, wenn der Tumor in das Nervengewebe hineingewachsen ist oder Druck auf das Nervengewebe ausübt. Die manchmal nicht ausreichende Wirkung der Opioide in diesem Zusammenhang kann mit Antidepressiva wirksam ergänzt werden.

 

Einsatz bei schmerzbedingten Schlafstörungen: Leidet ein Schmerzpatient unter Schlafstörungen, so können auch hier Antidepressiva zum Einsatz kommen. Hier wählt man in der Regel ein beruhigendes Antidepressivum mit Wirkstoffen wie Amitriptylin oder Doxepin.

 

Einsatz bei schmerzbedingten Angstzuständen: Bei Tumorpatienten kommt es oft phasenweise zu ausgeprägten Angstzuständen, besonders in der Nacht. Hier kann die angsthemmende und schlaffördernde Wirkung von beruhigenden Antidepressiva gut genutzt werden.

 

Steigerung des Antriebs. Ist ein antriebssteigernder Effekt gewünscht, werden bevorzugt die Wirkstoffe Imipramin oder Clomipramin eingesetzt. Manchmal kombiniert man ein antriebsteigernden Antidepressivum für den Tag mit einem sedierenden für die Nacht.

 

Häufig kommt es vor, daß Patienten mit chronischen Schmerzen ausgeprägte depressive Symptome zeigen, so daß man die Dosierung entsprechend der Indikation erhöhen sollte.

 

Antidepressiva schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Kommen als Folge chronischer Schmerzen die hier beschriebenen Symptome hinzu, so spricht man von einem "Alogenen Psychosyndrom". Bei diesen Menschen schaukeln sich die Schmerzen und die psychischen Folgen der Schmerzen gegenseitig hoch, so daß die unterstützende Therapie mit Antidepressiva einen hohen Stellenwert gegenüber dem Einsatz von Schmerzmitteln und nichtmedikamentösen Maßnahmen bekommt. Mit Antidepressiva kann ein zweifacher Erfolg erzielt werden. Das alogene Psychosyndrom wird behandelt und der organische Schmerz ebenfalls.

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