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Inhaltsübersicht:
Schnellere oder langsamere Resorption durch Essen
Kohlenhydrate, Eiweiß, Fette
Einnahmezeit und Mahlzeiten
Milchprodukte
Getränke
MAO-Hemmer

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Schnellere oder langsamere Resorption durch Essen

Oft verringert sich die Wirksamkeit

Nicht nur Medikamente sind in der Lage, sich gegenseitig in ihrer Wirkung zu beeinflussen (vgl. Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln). Auch Nahrungsmittel haben häufig einen Einfluss auf Arzneimittel. Diese Einflüsse fallen aber im Gegensatz zu den Wechselwirkungen zwischen Arzneistoffen nicht so sehr auf. In den meisten Fällen kommt es zu einer verminderten Wirksamkeit, die von den Betroffenen kaum wahrgenommen wird, aber doch gesundheitliche Folgen haben kann.

 

Das Tempo der Magenentleerung ist wichtig

Bei der Beeinflussung eines Arzneistoffes durch die Nahrung spielt zunächst die Geschwindigkeit, mit der der Magen entleert wird, eine wichtige Rolle. Sie bestimmt, wann das Medikament den Dünndarm erreicht, von wo es dann resorbiert werden kann. Der Darm stellt wegen seiner großen Resorptionsfläche den Hauptaufnahmeort für Arzneistoffe dar.

 

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Medikamente verweilen länger im Magen, wenn sie zusammen mit der Nahrung eingenommen werden. Der Nahrungsbrei verändert die Motorik des Magens von Grund auf. Während der Magen sich im nüchternen Zustand unregelmäßig zusammenzieht, treten in gefülltem Zustand etwa drei wiederkehrende Kontraktionen in der Minute auf. Die Kontraktionen leiten den Mageninhalt wellenförmig in Richtung Dünndarm. Auf diesem Wege wird der Mageninhalt im unteren Bereich des Magens, dem Antrum, zerkleinert. Man spricht auch von der so genannten "Antrummühle" (vgl. Anatomie des Magens). Hier wird dann auch gleichzeitig sortiert, welche Bestandteile sofort in den Darm entlassen werden können und welche sich vorher noch einer eingehenderen Zerkleinerung unterziehen müssen. Erst, wenn die Partikel klein genug sind, werden sie in den Darm transportiert. Der Magenausgang oder Magenpförtner (Pylorus) kann sich maximal bis zu einem Durchmesser von 12 bis 14 mm erweitern. Aus diesen Gründen hängt die Magenentleerung in hohem Maße von der Zusammensetzung der Nahrung ab. Je größer z. B eine Tablette ist, desto weniger wahrscheinlich ist seine Entleerung zusammen mit dem Nahrungsbrei in den Darm.

 

Der pH-Wert ist bei der Resorption von Medikamenten wichtig

Aber auch der pH-Wert ist für die Resorption von vielen Arzneimitteln von Bedeutung. Besonders saure oder basische Arzneistoffe sind in ihrem Lösungsverhalten sehr vom jeweiligen Milieu abhängig. Nachdem man eine Mahlzeit zu sich genommen hat, erhöht sich der pH-Wert des Magensaftes, der normalerweise bei 1,8 liegt. Es herrscht ein annähernd neutrales Milieu von etwa 7,0. Deshalb hilft bei leichteren Magenschmerzen auch oft schon ein kleiner, leichter Imbiss, um die Magensäure zu neutralisieren. Diese Wirkung hält dann für ca. 1-2 Stunden an. Mittel gegen Magenschmerzen werden aus diesem Grund auch erst 1 bis 2 Std. nach dem Essen eingenommen, weil vorher noch die neutralisierende Wirkung durch die Nahrung besteht.

 

Fetthaltiges Essen, heiße Mahlzeiten und eiskalte Getränke halten Medikamente lange im Magen

Sehr fetthaltiges Essen, heiße Mahlzeiten und eiskalte Getränke bewirken, dass der Speisebrei sich lange im Magen aufhält bevor er in den Darm entlassen wird. Die Magenbewegung wird erheblich verlangsamt durch fette Mahlzeiten. Gleichzeitig eingenommene Arzneistoffe gelangen dann erst später in den Darm und die Wirkung setzt entsprechend verspätet ein. Viele Antibiotika, z.B. Penicilline und Cephalosporine werden deswegen nüchtern eingenommen, damit sie auf schnellstem Wege in den Darm gelangen und wirken können. Neuere Antibiotika, wie z.B. Pivampicillin oder Bacampicillin können auch mit dem Essen eingenommen werden, ohne dass ihr Wirkungseintritt verzögert würde. Dies hat den Vorteil, dass mögliche Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt, wie z.B. Durchfall oder Übelkeit, reduziert oder sogar vermieden werden. Das Antibiotikum Erythromycin hat durch eine neuartige Verbindung, dem Erythromycin ethylsuccinat, eine Form erhalten, die mit gleichzeitiger Nahrungsaufnahme sogar noch besser wirksam wird. Hierdurch werden beide Bedingungen erfüllt: sowohl der schnelle Wirkungseintritt ist gegeben als auch die Schonung des Magen-Darm-Traktes. Eine gute Mahlzeit kann also auch förderlich sein für die Wirkung eines Medikamentes. So weisen einige Betablocker wie z.B. Metoprolol oder Propranolol höhere Blutspiegel auf, wenn sie zusätzlich zum Essen eingenommen werden. Durch die Nahrung wird der First-Pass-Effekt abgemildert, so dass der Arzneistoff nicht so schnell durch die Leber verstoffwechselt und wieder ausgeschieden werden kann.

 

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Kohlenhydrate, Eiweiß, Fette

Medikamente werden durch einzelne Bestandteile in der Nahrung beeinflusst

Aber nicht nur allein die Nahrungsaufnahme an sich beeinflusst die Arzneistoffwirkung. Auch die einzelnen Nahrungsbestandteile müssen hierbei berücksichtigt werden. Dazu einige Beispiele:
  • Kohlenhydratreiches Essen, führt zu einer Erhöhung der Blutspiegel von Theophyllin, einem bronchienerweiternden Mittel, das bei Asthma und Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt wird.
  • Eiweißhaltige Nahrung führt zu einer Senkung der Blutspiegel. Das Schmerzmittel Indometacin wird bei kohlenhydratreicher Ernährung schlechter resorbiert als bei einer eiweißreichen Ernährung.
  • Lipophile, "fettfreundliche" Arzneimittel wie Griseofulvin, ein Arzneistoff gegen Pilzinfektionen, werden besonders leicht resorbiert, wenn sie zusammen mit fetthaltigem Essen eingenommen werden. Durch die nun verlangsamte Magenbewegung hat die Substanz Zeit genug, sich im fetthaltigen Speisebrei gut zu lösen. Je mehr gelöst wird, desto mehr kann auch resorbiert werden und in den Blutkreislauf gelangen. Im nüchternen Zustand dagegen wird Griseofulvin nur unvollständig resorbiert.

 

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Einnahmezeit und Mahlzeiten

Vor - nach - oder zum Essen

Durch die geeignete Auswahl der Nahrungsmittel und der Festlegung der richtigen Einnahmezeit eines Arzneistoffes kann die Aufnahme und Wirkung von Medikamenten positiv beeinflusst werden. Zu welcher Zeit ein Arzneimittel eingenommen werden soll, ist sehr wichtig. Ob vor oder nach dem Frühstück, während des Mittagessens oder nach dem Abendessen, all dies kann hinsichtlich der Wirkung von Bedeutung sein.

 

Nüchtern sein kann Vorteile haben

Die nüchterne Einnahme, d.h. mindestens 1 Stunde, besser sogar 2 Stunden, vor dem Essen ist von Vorteil bei:
  • magensaftresistenten Tabletten: Sie werden aufgrund ihrer oft erheblichen Größe erst in den Darm entlassen, wenn der Magen leer ist. Große Partikel werden immer zuletzt, wenn der übrige Nahrungsbrei den Magen schon verlassen hat, in den Darm gepresst. Daher ist die Einnahme auf nüchternen Magen wichtig, damit die Tablette direkt an den Resorptionsort Darm gelangt und wirken kann.
  • Schmerzmitteln: Wenn eine schnelle Linderung der Schmerzen eintreten soll und es nüchtern gut vertragen wird. Wer allerdings zu einem empfindlichen Magen neigt, sollte doch besser vorher eine Kleinigkeit essen. Wenn die Nahrungszufuhr nur gering ist, ist die Verweilzeit im Magen auch entsprechend kurz. Die Wirkung kann also auch dann schnell einsetzen.

 

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Milchprodukte

Kalzium kann die Wirkung beeinträchtigen

Viele Nahrungsmittel enthalten Kalzium. Kalzium bindet sich an einige Arzneistoffe, so dass deren Wirkung beeinträchtigt wird. Deshalb sollte möglichst auf Milchprodukte wie z.B. Käse, Yoghurt oder Quark verzichtet werden, wenn man z.B. die folgenden Arzneimittel einnimmt:

 

Magnesium, Eisen

Diese Arzneimittel können nicht nur durch Milchprodukte, sondern auch durch Magnesium oder Eisen in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden, weil diese die Resorptionsfähigkeit (Aufnahme in den Körper) vermindern.

 

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Getränke

Alkohol macht die Wirkung unkontrolliert

Nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Genussmittel können unerwünschte Wirkungen bei der Einnahme bestimmter Medikamente verursachen. Besonders in Kombination mit Alkohol kann die Wirkung manchmal in unkontrollierter Weise verstärkt werden oder vermindert. In vielen Fällen erhöht er auch das Auftreten von Nebenwirkungen.

 

Grapefruitsaft verändert die Enzymtätigkeit der Leber

Unter den alkoholfreien Getränken ist der ansonsten sehr gesunde Grapefruitsaft zu beachten, wenn man ihn gleichzeitig mit Medikamenten zu sich nimmt. Grapefruitsaft verstärkt die Wirkung von bestimmten Medikamenten durch eine Hemmung von Enzymen, die in der Leber Arzneistoffe abbauen (vgl. Biliäre Ausscheidung). Dadurch wird weniger Arzneistoff als normalerweise ausgeschieden. Der Arzneistoff reichert sich daraufhin an, so dass eine Erhöhung des Blutspiegels um bis zu 30 Prozent entstehen kann. Welcher Inhaltsstoff im Grapefruitsaft letztendlich dafür verantwortlich ist, konnte bis heute nicht eindeutig nachgewiesen werden. Sicher ist jedoch, dass das enthaltene Naringin eines der Stoffe ist, das die Enzymtätigkeit der Leber hemmt. Während der Medikamenteneinnahme sollte aus diesem Grund möglichst auf Grapefruitsaft verzichtet werden - nicht nur zum Zeitpunkt der Einnahme, sondern besser den ganzen Tag über. Der Beipackzettel macht aber auf diese Wechselwirkung aufmerksam.

 

Verstärkte Wirkung von Medikamenten durch Grapefruitsaft

Die folgende Übersicht zeigt einige Arzneistoffe, deren Wirkung durch Grapefruitsaft verstärkt wird:

 

Gerbstoffe, z. B. in Tee verringert die Wirksamkeit bestimmter Arzneimittel

Arzneimittel sollten möglichst nicht zusammen mit gerbstoffhaltigen Getränken eingenommen werden. Gerbstoffe (Tannine) sind enthalten, z.B. in schwarzem Tee und grünem Tee. Der Pflanze dienen sie als Abwehrstoff gegen Tierfraß. Die Tannine behindern die Resorption von Arzneistoffen, z.B. von Digitalis, weil sie die Schleimhäute abdichten. Der Weg in die Blutbahn wird dadurch erschwert und die Wirkung des Arzneistoffes entfaltet sich später als erwünscht oder nur mit abgeschwächtem Effekt. Hier einige Gerbstoffdrogen, auf deren Genuss man während der Arzneimitteleinnahme verzichten sollte: Odermennigkraut, Frauenmantelkraut, Gänsefingerkraut, Eichenrinde, Hamamelisrinde, Brombeerblätter und Walnussblätter.

 

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MAO-Hemmer

Biogene Amine werden beeinflusst

Nichtselektive Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer), wie z.B. das Antidepressivum Tranylcypromin, erfordern das Einhalten einer bestimmten Diät. MAO-Hemmer wirken dem Abbau von biogenen Aminen entgegen, die Einfluss auf den Blutdruck besitzen. Biogen bedeutet, dass diese Amine vom Körper selbst hergestellt werden, wie z.B. Adrenalin, Dopamin oder Histamin. Diese Amine werden alle aus der gleichen chemischen Vorstufe, dem Tyramin, gebildet. Man nennt diese Gruppe der biogenen Amine auch Katecholamine.

 

Käse, Rotwein, Leber und Avocados enthalten Tyramin

Werden jetzt mit der Nahrung zusätzlich Amine wie z.B. das Tyramin, zugeführt, kommt es zu einem Überangebot. Dieses Überangebot wird noch verstärkt, weil auch der Abbau der Vorstufen durch das Antidepressivum gehemmt wird. So kommt es zu einer vermehrten Bildung von biogenen Aminen, die alle Einfluss auf den Blutdruck besitzen. Tyramin ist u.a. in Käse, Rotwein, Leber und Avocados enthalten.

 

Es kommt zu Schwankungen im Blutdruck

Werden während einer Therapie mit MAO-Hemmern zusätzlich tyraminhaltige Nahrungsmittel verzehrt, kann es zu erheblichen Blutdruckschwankungen kommen, aufgrund des Überangebotes an Katecholaminvorstufen. Der Blutdruck kann dabei sowohl stark ansteigen, als auch abfallen.

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Pharmakokinetik - Einfluss des Organismus auf Arzneistoffe

 


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