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Reizmagen

Funktionelle Magenbeschwerden

Reizmagen, nervöser Magen, funktionelle Dyspepsie


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Reizmagen oder funktionelle Dyspepsie
Inhaltsübersicht:
Beschwerden
+ Refluxtyp
+ Ulkustyp
+ Dysmotilitätstyp
+ Aerophagietyp
+ Idiopathische Form
Erkrankungsursachen
Diagnostik
Therapie
Vorbeugung
 
 

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Beschwerden

Beschwerden vielfältig und oft diffus

Der Reizmagen wird in der Fachsprache funktionelle Dyspepsie genannt. Er äußert sich in verschiedenartigen, diffusen Beschwerden des Verdauungssystems. Es können folgende Beschwerden auftreten:
  • Brennende, krampfartige oder dumpfe Schmerzen im Oberbauch
  • Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl, Blähungen
  • Unverträglichkeiten bei bestimmten Nahrungsmitteln, Sodbrennen, Aufstoßen
  • Appetitlosigkeit
  • Schluckbeschwerden, trockener Mund, Brennen der Zunge

 

Beschwerden treten über Jahre immer wieder auf

Die Beschwerden können schon Jahre oder Monate bestehen und treten in unterschiedlichen Abständen immer wieder auf. Bei manchen treten die Beschwerden einzeln auf, etwa ausschließlich Schmerzen im Oberbauch. Es können aber auch verschiedene Beschwerden zusammen auftreten. Häufigster Zeitpunkt ist beim oder nach dem Essen.

 

Die Psyche ist oft beteiligt

Möglich ist eine Kombination der typischen Beschwerden mit psychischen Komponenten wie depressiven Verstimmungen, Angst, Gefühle der Überforderung, Atem- und Herzbeschwerden, Schlaflosigkeit, Unruhe.

 

Organische Ursache ausgeschlossen

Ist eine organische Ursache für diese Symptome durch eine ärztliche Untersuchung ausgeschlossen worden, wird dieses Krankheitsbild als "funktionell", im Sinne von "nicht-organisch", bezeichnet. Es besteht kein ernster organischer Hintergrund, der Auslöser für die Beschwerden wäre.

 

Jeder dritte Erwachsene betroffen

Trotzdem sind die Symptome der funktionellen Dyspepsie real,unangenehm und lästig und können das Lebensgefühl erheblich beeinträchtigen. Etwa jeder dritte Erwachsene, die meisten unter 50 Jahren, klagt über gelegentlich auftretende dyspeptische Beschwerden. Charakteristisch ist dabei das unregelmäßige Auftreten. Die Beschwerden erscheinen und verschwinden wieder, ohne dass ein bestimmter zeitlicher Rhythmus zu erkennen wäre.

 

Bei Reizmagenmeistens keine Entzündung

Der Reizmagen ist eine Form der funktionellen Dyspepsie, unter der viele Menschen leiden. Er kommt viel öfter vor als die akute oder chronische Gastritis (Magenschleimhautentzündung). Die Symptome sind in beiden Fällen aber fast identisch. Eine Entzündung, wie bei der Gastritis, fehlt jedoch in den meisten Fällen beim Reizmagen. Die Bauchschmerzen, die der Reizmagen verursacht, besitzen typischerweise immer eine wechselnde Qualität. Sie sind manchmal stärker ausgeprägt und ein anderes Mal nur schwach wahrzunehmen. Sie dauern mal länger und mal kürzer an. Auch kann der Betroffene die Schmerzen oft nicht richtig lokalisieren. Er kann nicht sagen, an welcher Stelle es genau weh tut. Zu verschwommen breiten sich die Schmerzen aus.

 

Anhand der vorwiegend wahrgenommenen Symptome kann der Reizmagen in 5 Typen eingeteilt werden.

 

Refluxtyp

Die Beschwerden beim Refluxtyp ähneln stark denen der richtigen Refluxkrankheit. Die Symptome werden hierbei regelrecht imitiert. Im Unterschied zur eigentlichen Refluxkrankheit entwickelt sich beim Reizmagen vom "Refluxtyp" im Laufe der Zeit jedoch keine Refluxösophagitis. Somit kommt es auch nicht zu den damit verbundenen Komplikationen. Typische Symptome des Reizmagens vom Refluxtyp sind neben Sodbrennen und saurem Aufstoßen auch Schmerzen beim Schlucken und schmerzhafte Beschwerden hinter dem Brustbein (retrosternale Schmerzen). Säurehemmende Medikamente (Antazida) schaffen hier schnell Linderung.

 

Ulkustyp

Der Reizmagen beim Ulkustyp täuscht die Beschwerden eine Ulkuskrankheit vor, einer Krankheit, die mit einer Geschwürbildung im Magen-Darm-Trakt verbunden ist. Wie auch bei einer Ulkuskrankheit lassen die Beschwerden nach dem Essen nach. Nachts treten die Schmerzen häufig wieder auf. Denn im nüchternen Zustand ist der Magen wieder saurer als nach der Nahrungsaufnahme und die überempfindliche Magenschleimhaut reagiert darauf mit entsprechenden Beschwerden. Medikamente, die den Säurezustand des Magens beeinflussen, indem sie die Säure abschwächen (Antazida), verschaffen dem Betroffenen sofort Erleichterung.

 

Dysmotilitätstyp

Das Beweglichkeitsvermögen des Verdauungstraktes ist hier etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Es kann zu einer verstärkten oder verminderten Funktion der Muskulatur des Magen-Darm-Kanals kommen. Die Beschwerden äußern sich in einem Druckgefühl im Oberbauch, das sich nur sehr schwer lokalisieren lässt. Zusätzlich empfindet der Betroffene während der Mahlzeit ein vorzeitiges Sättigungsgefühl. Auch Überempfindlichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln, die sonst gut vertragen wurden, machen sich hierbei öfter bemerkbar. Sie äußern sich dann in verstärkten Blähungen und Übelkeit. Nachts sind die meisten Menschen aber frei von Beschwerden. Krampflösende Arzneimittel können hier gute Wirkungen erzielen. Auch Medikamente, die die Bewegung des Magens beeinflussen, werden hierbei öfter eingesetzt. Sie werden als "Prokinetika" bezeichnet und regen die Vorwärtsbewegung des Speisebreis durch die Wandmuskulatur des Verdauungskanals an. Zu diesen Arzneimitteln gehören z.B. Metoclopramid und Domperidon.

 

Aerophagietyp

Einige Menschen neigen dazu, während des Essens auch unbewusst viel Luft zu schlucken. Besonders wenn sich der Betroffene in einer Lebensphase mit ungelösten Konflikten befindet oder in akuten Stresssituationen, ist dieses Phänomen häufig zu beobachten. Es wird dann hektisch gegessen und zudem auch zu wenig gekaut. Die dabei hastig mit hinunter geschluckte Luft führt hierbei oft zu Beschwerden. Da die Aerophagie meistens auf psychischen Ursachen beruht, kann neben einer Psychotherapie auch der Einsatz von Beruhigungsmitteln hilfreich sein.

 

Idiopathische (essentielle) Form

Die Beschwerden lassen sich keiner bestimmten Ursache zuordnen, sie sind idiopathisch. Zudem äußern sie sich auch nicht eindeutig. Das Beschwerdemuster der idiopathischen Form des Reizmagens kann deswegen keinem der anderen "Reizmagen-Typen" zugeordnet werden. Zu allgemein machen sich die Beschwerden bemerkbar. Es tritt kein charakteristisches Symptom auf. Die Betroffenen leiden an allen Beschwerden, wie z.B. Völlegefühl, Blähungen oder Magendruck, in etwa gleichem Maße.

 

Zu wenig Magensäure - Untersäuerung

Verdauungsbeschwerden können auch auftreten, wenn zu wenig Magensäure produziert wird. Wenn im Magen zu wenig Magensäure produziert wird, dann wird die Nahrung nicht ausreichend genug in kleinere Bestandteile zerlegt. Der Speisebrei, der in den Darm gelangt, ist viel gröber. Dadurch kann es zu Verdauungsbeschwerden wie saures Aufstoßen, Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen oder brennende, krampfartige oder dumpfe Schmerzen im Oberbauch kommen. Häufig betroffen von dieser Form des Reizmagens sind ältere Menschen, bzw. Menschen, die unter Autoimmunerkrankungen, Gelenkbeschwerden, Asthma, Diabetes oder Ekzemen leiden. Auch Raucher sind häufiger betroffen.

Wichtig ist deshalb die Abklärung, ob die Beschwerden von zu viel Magensäure oder von einem Magensäuremangel begleitet werden. Das ist für die Therapie entscheidend, denn die häufig verordneten Magensäurehemmer helfen bei zu wenig Magensäure nicht.

Schlüsselenzym für die Verdauung ist das Enzym Gastrin, das die Ausschüttung der Magensäure anregt. Wie das genau abläuft, können Sie hier nachlesen.

 

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Erkrankungsursachen

Eigentliche Ursache unbekannt

Die eigentliche Entstehungsursache des Reizmagens ist unklar. Diskutiert werden als mögliche Ursachen z. B. eine Übersäuerung, aber auch eine Helicobacter pylori Infektion, bei der es begleitend zu Magensäuremangel kommt. Außerdem stehen Speisenunverträglichkeiten, Beweglichkeitsstörungen des Darms, gestörte Darmsensibilität und psychische Probleme als Auslöser in der Diskussion.

 

Vieles kann auf den Magen schlagen

Häufig nehmen die Beschwerden in Stresssituationen zu. Im Urlaub sind sie dafür geringer. In Krisensituationen treten die Beschwerden häufiger auf, z. B. bei Konflikten in Beruf oder/und Familie, oder bei der Verarbeitung von Todesfällen. Auch hektisches Essen und unregelmäßige Mahlzeiten können Auslöser sein.

 

Medikamente und Vorerkrankungen

Die regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente kann Beschwerden verursachen, z. B. NSAR wie Azetylsalicylsäure. Bei früheren Erkrankungen des Verdauungssystems kommen funktionelle Magenbeschwerden häufiger vor.

 

 

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Diagnostik
 

Organische Ursachen ausschließen

Bei den typischen Beschwerden müssen in Frage kommende ernstere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Zu diesen Erkrankungen gehören, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür, Refluxösophagitis, Gallensteine und Tumore im oberen Magen-Darm-Trakt. Dazu sind u.a. eine Ultraschalluntersuchung und eine Endoskopie erforderlich.

 

Magensäure abklären

Wichtig ist außerdem die Abklärung, ob die Beschwerden von zu viel Magensäure oder von einem Magensäuremangel begleitet werden. Das ist für die Therapie entscheidend, denn die häufig verordneten Magensäurehemmer helfen bei zu wenig Magensäure nicht.

 

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Therapie

Entspannung und Vermeidung von Auslösern hilft fast immer

Eine wichtige Maßnahme ist die Aufklärung des Betroffenen über das Krankheitsbild. Das bedeutet, dass bei entsprechendem Umgang, die Beschwerden in der Regel stark abnehmen oder gar ganz ausbleiben. Belastende Situationen, Stress und andere mögliche auslösende Faktoren sollten geklärt und nach Möglichkeit verändert werden. Das Erlernen von Entspannungstechniken ist sehr wichtig. Außerdem sollten Betroffene das Rauchen aufgeben und Alkohol nur in geringen Mengen zu sich nehmen.

 

Symptomtagebuch schafft Klarheit

Hilfreich ist es, ein Symptomtagebuch zu führen. Dort werden sowohl Beschwerden und Empfindungen, als auch die Situation mit Datum, Uhrzeit und Ort eingetragen. Das hilft, auslösende Gegebenheiten zu erkennen. So kann ein Arzt leichter eine gezielte Diagnose stellen und die für Sie richtige Behandlung durchführen.

 

Medikamente können Symptome lindern

Eine medikamentöse Behandlung ist meistens nicht erforderlich. Wenn dennoch medikamentös eingegriffen wird, so werden in der Regel nur die Symptome bekämpft. Die Ursachen der Erkrankung werden durch die Medikamente in der Regel nicht beseitigt. Dies gilt auch und insbesondere für Beruhigungsmittel. Weitere Wirkstoffgruppen sind Prokinetika (regen die Darmbeweglichkeit an) und Protonenpumpen-Hemmer (hemmen die Produktion von Magensäure).

 

  Insbesondere die Protonenpumpen-Hemmer dürfen nicht eingesetzt werden, wenn die Ursache der Beschwerden ein Mangel an Magensäure ist. Hier helfen Medikamente, die die Magensäureproduktion anregen.

 

Beschwerden lindern durch pflanzliche Arzneimittel

Bei chronischen funktionellen Magen- Darm- Beschwerden wird die längerfristige Einnahme pflanzlicher Arzneimittel mit gutem Erfolg eingesetzt, auch wenn sie, wie jedes andere Medikament, nur in bestimmten Fällen zur Dauereinnahme geeignet sind. Pflanzliche Arzneimittel haben auf natürliche Weise eine regulierende und normalisierende Wirkung auf die Magen- Darm- Funktion. Aus diesem Grund können sie eine Funktionsstörung beseitigen helfen und wirken so nicht nur im akuten Fall lindernd, sondern auch ursächlich heilend.

Bei vielen Erkrankungen haben die verordneten Medikamente Nebenwirkungen, die "auf den Magen schlagen". Das kann z. B. bei Schmerzmedikamenten, Rheumamitteln und Antibiotika der Fall sein. In diesen Fällen kann die zusätzliche Einnahme von pflanzlichen Arzneimittel die unangenehmen Nebenwirkungen lindern. Wenn Sie solche Beschwerden plagen, sollten Sie Ihren Arzt nach dieser Möglichkeit fragen.

 

Studien belegen die Wirksamkeit von Phytotherapeutika

Die Wirksamkeit von Phytotherapeutika ist inzwischen durch wissenschaftliche Studien belegt. Sie besitzen einen ausgeprägten positiven Effekt auf Erkrankungen des Verdauungssystems verschiedener Art, wie z.B. Reizmagen, Reizdarm oder dyspeptische Symptome wie Blähungen und Völlegefühl.

 

Psychotherapie kann sinnvoll sein

Um den Ursachen immer wiederkehrender Beschwerden auf den Grund zu gehen, ist möglicherweise eine Behandlung beim Psychiater und/oder Psychotherapeuten sinnvoll.

 

 

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Vorbeugung

Vieles können Sie selbst tun, um Magenbeschwerden zu vermeiden

Hier ein paar Tipps zur Vorbeugung nervöser Magenbeschwerden:
  • Versuchen Sie, Stress zu vermeiden.
  • Lernen Sie, mit Ihrem Stress umzugehen, indem Sie bewusste Entspannungstechniken erlernen. Das ist gar nicht so schwer und es gibt so viele Möglichkeiten, dass jeder etwas für sich finden kann.
  • Gewöhnen Sie sich das Rauchen ab.
  • Lernen Sie, schöne Stunden bewusst zu genießen. Lassen Sie auch mal "die Seele baumeln".
  • Treiben Sie Sport.
  • Bewegen Sie sich so oft wie möglich unter freiem Himmel.

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