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Entzündung der Halslymphknoten - Lymphadenitis colli
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Einführung
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Dauer ist entscheidend
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Unter einer Lymphadenitis colli versteht man eine Entzündung der
Lymphknoten (Lymphadenitis) im Bereich des Halses (Collum). Man unterscheidet
eine akute, weniger als vier Wochen andauernde Form, von einer chronischen Lymphadenitis colli,
die mehr als vier Wochen anhält.
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Ursachen für eine Schwellung der Lymphknoten
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Im Bereich des Halses kommt es relativ häufig zu
Lymphknotenentzündungen. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich in der
Kopfregion relativ häufig Entzündungen abspielen, beispielsweise Erkältungen mit
Rhinitis, Entzündung der Nasennebenhöhlen
(Sinusitis), grippale
Infekte, Ohrenentzündung, Rachenentzündung (Pharyngitis),
Mandelentzündung,
Speicheldrüsenentzündung oder
Entzündungen der Zähne und/oder des Zahnfleisches. Die für diese Infektionen
verantwortlichen Erreger gelangen über die Lymphgefäße bis in die im Halsbereich
gelegenen Lymphknoten, wo sie eine Entzündung verursachen. Diese
Lymphknotenentzündungen sind im Halsbereich sehr gut diagnostizierbar, da sie an
dieser anatomisch sehr gut zugänglichen Region sehr viel leichter auffallen als
in tiefer gelegenen Körperbereichen.
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Häufigste Symptome
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Eine Lymphknotenentzündung macht sich immer durch eine
Schwellung der betroffenen Lymphknoten bemerkbar. Gesunde Lymphknoten sind so
klein, dass sie nicht tastbar sind. Zudem bestehen häufig Schmerzen (ständig
oder nur bei Druck auf die entzündeten Lymphknoten). Eventuelle
Begleiterscheinungen machen in der Regel auf die Ursache der Lymphadenitis
aufmerksam, beispielsweise:
- Halsschmerzen
- Zahnschmerzen
- Ohrenschmerzen
- Fieber
- Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens
- Speicheldrüsenschwellung
- Hautveränderungen
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Akute Lymphadenitis colli
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Akute Entzündung meistens begleitend mit anderen Infektionen
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Eine akute Lymphadenitis colli tritt in der Regel in
Zusammenhang mit einem Infekt im Kopf-Hals-Bereich auf und ist diesem
entsprechend diagnostisch gut zuzuordnen. Bei Kindern liegt häufig eine
Mandelentzündung zugrunde, die auf einen Infekt mit Streptokokken zurückzuführen ist. Auch
Infektionen mit Röteln- oder
Zytomegalieviren oder sogenannten atypischen Mykobakterien können
ursächlich sein. Atypische Mykobakterien sind Bakterien aus der Gruppe der
Mykobakterien, die im Gegensatz zu dem "typischen" Mykobakterium "Mycobacterium
tuberculosis" keine Tuberkulose verursachen, sondern andere Infektionen. Eine
Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus führt zur
infektiösen Mononukleose
(Pfeiffersches Drüsenfieber). Auch
bei einer HIV-Infektion kommt es etwa eine bis drei Wochen nach der Ansteckung
neben grippalen Symptomen zu Lymphknotenschwellungen, die neben der Halsregion
auch in anderen Bereichen des Körpers vorkommen können; zudem ist das Auftreten
eines juckenden Hautausschlags möglich.
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Symptome
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Bei einer akuten Lymphadenitis colli bestehen neben der (unter
Umständen schmerzhaften) Lymphknotenschwellung und den meist parallel zu
beobachtenden Begleiterscheinungen häufig Fieber und ein allgemeines
Krankheitsgefühl. Die vergrößerten Lymphknoten sind als weiche Verdickungen im
Halsbereich gut tastbar. Je nach der zugrunde liegenden Infektion ist die akute
Lymphknotenentzündung an beiden Halsseiten oder nur einseitig lokalisiert.
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Verwachsungen
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Kommt es wiederholt zu einer akuten Lymphadenitis colli, können
sich Verwachsungen innerhalb der Lymphknoten entwickeln. Dies führt dazu, dass diese
Lymphknoten auch nach Abklingen der Entzündung dauerhaft vergrößert und damit
tastbar sind, ohne dass in ihnen noch ein entzündliches Geschehen abläuft.
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Diagnostik
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Ist die Ursache der akuten Lymphadenitis colli nicht
offensichtlich (beispielsweise akuter grippaler Infekt oder akute
Mittelohrentzündung), muss nach einem Entzündungsherd im Kopf-Hals-Bereich
gesucht werden. Dies erfolgt im Rahmen einer gründlichen
Hals-Nasen-Ohren-ärztlichen Untersuchung, die unter anderem eine Nasen-, Ohren-
und Kehlkopfspiegelung sowie eine sorgfältige Untersuchung des
Mund-Rachen-Raumes umfasst. Zudem kann es sinnvoll sein, von einem Zahnarzt das
Vorliegen von Entzündungen im Zahn- und/oder Zahnfleischbereich abklären zu
lassen. Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung ist es möglich, die Ausdehnung
der Lymphadenitis festzustellen sowie eventuelle Eiteransammlungen in den
Lymphknoten (Lymphknotenabszesse) zu diagnostizieren.
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Therapie bei akuten Entzündungen
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Die Therapie einer akuten Lymphadenitis colli besteht in der
Behandlung des zugrunde liegenden Infekts. Mit dem Verschwinden der akuten
auslösenden Entzündung im Kopf-Hals-Bereich bilden sich auf die
Lymphknotenentzündungen und die damit einhergehenden Lymphknotenvergrößerungen
im Halsbereich zurück.
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Chronische Lymphadenitis colli
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Ähnliche Ursachen
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Eine chronische Lymphadenitis colli kann auf dieselben
Ursachen bzw. Erkrankungen zurückzuführen sein wie eine akute Lymphknotenentzündung.
Wird die auslösende Erkrankung chronisch, so wird auch die Lymphknotenentzündung
chronisch.
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Medikamente als Auslöser
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Aber auch verschiedene Medikamente können
zu einer chronischen Lymphknotenvergrößerung führen. Zu diesen Medikamenten
gehören unter anderem:
- Medikamente gegen epileptische Anfälle (Antiepileptika)
- Antibiotika zur Behandlung einer Tuberkulose und andere Antibiotika zur
Bekämpfung bakterieller Infektionen
- Heparin, welches zur Hemmung der Blutgerinnung eingesetzt wird,
beispielsweise zur Vorbeugung einer Thrombose nach einer Operation
- Azetylsalizylsäure und andere sogenannte
Salizylate, die unter anderem gegen Fieber, Schmerzen und
Erkältungsbeschwerden eingesetzt werden
- sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika, die der Bekämpfung von Schmerzen
und Entzündungen dienen
- Allopurinol, welches zur Senkung des Harnsäurespiegels bei Gicht
eingesetzt wird
- Gold, welches im Rahmen der Therapie rheumatischer Erkrankungen
Anwendung findet
- Methyldopa (ein Medikament zur Senkung eines erhöhten Blutdrucks,
welches insbesondere während der Schwangerschaft zum Einsatz kommt)
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In diesen Fällen kann es unter Umständen sinnvoll sein, unter ärztlicher
Kontrolle eine
medikamentöse Therapie - wenn möglich - zu beenden oder einen anderen Wirkstoff
einzusetzen.
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Metastasen als Auslöser
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Zudem ist es möglich, dass eine chronische
Halslymphknotenschwellung durch eine Tochtergeschwulst (Metastase) eines
bösartigen Tumors im Kopf-Hals-Bereich bedingt ist. Unter Umständen tritt die
Halslymphknotenschwellung noch vor der Feststellung des eigentlichen Tumors in
Erscheinung. Diagnostik und Therapie orientieren sich in diesen Fällen am
Vorgehen bei der zugrunde liegenden Tumorerkrankung.
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Diagnostik bei unbekannten Auslöser
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Findet sich zunächst keine konkrete Ursache als Auslöser für die
chronische Lymphadenitis colli (beispielsweise chronische Mittelohrentzündung),
richtet sich das diagnostische Vorgehen unter anderem nach folgenden Faktoren:
- Geschwindigkeit der Lymphknotenvergrößerung (langsame oder schnelle
Größenzunahme)
- Alter des Patienten
- Vorliegen von Risikofaktoren für das Auftreten bösartiger Tumoren im
Kopf-Hals-Bereich (beispielsweise Rauchen und starker Alkoholkonsum)
- Begleitsymptome als Hinweise auf eine chronische entzündliche Erkrankung
oder als Zeichen für eine Tumorerkrankung (die sogenannten B-Symptome von
Tumorerkrankungen: Fieber, Nachtschweiß, unbeabsichtigter Gewichtsverlust)
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Anamnese
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An erster Stelle der Diagnostik steht die sorgfältige Erhebung
der Krankengeschichte. Dabei werden in Hinblick auf mögliche Ursachen der
chronischen Lymphadenitis colli insbesondere Fragen nach folgenden Aspekten
gestellt:
- Haltung von Haustieren (als mögliche Überträger von
Infektionskrankheiten)
- beruflicher Kontakt mit Tieren oder Tierprodukten (beispielsweise
Metzger, Tierpfleger, Gärtner, Arbeiter in der Käseherstellung,
Schlachthofmitarbeiter, Fleischereiverkäufer, Käseverkäufer, Landwirte)
- Ernährungsgewohnheiten (Verzehr von rohem Fleisch und/oder von
Rohmilchkäse, die Quellen für bakterielle Infektionen darstellen können)
- vorangegangene Fernreisen in Gebiete mit erhöhtem Risiko für die
Übertragung von beispielsweise Tropenerkrankungen
- Erkrankungen im sozialen oder beruflichen Umfeld (zum Beispiel
Krankenhaus, Kindergarten, Schule, Altenheim)
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Körperliche Untersuchung
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Weitere Hinweise liefert eine orientierende körperliche
Untersuchung. Dabei werden zunächst die Halslymphknoten selbst untersucht, wobei
auf Aspekte wie Größe, Festigkeit, Schmerzhaftigkeit und Verschieblichkeit zu
achten ist. Beispielsweise sind harte, nicht verschiebliche Lymphknoten
verdächtig auf eine Lymphknotenmetastase eines bösartigen Tumors im
Kopf-Hals-Bereich. Eine Hals-Nasen-Ohren-ärztliche Untersuchung sowie eine
zahnärztliche Begutachtung können dazu beitragen, eventuelle chronische
Entzündungen im Kopf-Hals-Bereich als Ursache der chronischen
Lymphknotenschwellung festzustellen beziehungsweise auszuschließen. Ergänzend
wird in der Regel eine Ultraschalluntersuchung des Halses durchgeführt, um die
Ausdehnung der vergrößerten Lymphknoten sowie ihre Binnenstruktur und den
Kontakt mit dem umgebenden Gewebe darzustellen.
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Blutuntersuchung
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Bei Verdacht auf eine infektiöse Erkrankung können
Blutuntersuchungen hilfreich sein, beispielsweise um das Vorhandensein
bestimmter, sehr spezifischer Eiweißstoffe (Antikörper) nachzuweisen, die das
Immunsystem als Reaktion auf die Entzündung bildet.
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Gewebeprobe
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Diagnostische Sicherheit
erbringt die feingewebliche Untersuchung eines Lymphknotens, der zu diesem Zweck
im Rahmen eines kleinen operativen Eingriffs chirurgisch entfernt wird. Eine
solche diagnostische Lymphknotenentfernung ist ohne Vollnarkose unter örtlicher
Betäubung möglich.
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Therapie mit Antibiotika
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Bei Feststellung einer konkreten Erkrankung besteht die Therapie
in der Behandlung der zugrunde liegenden Krankheit. Findet sich kein konkreter
Hinweis auf eine solche ursächliche Erkrankung, kann ein sogenannter
probatorischer Therapieversuch erfolgen. Dabei macht man sich die Tatsache
zunutze, dass die meisten chronischen Halslymphknotenentzündungen auf
bakterielle Infekte zurückzuführen sind und beginnt eine Therapie mit
Antibiotika, welche sich gegen die wahrscheinlichsten Bakterien richten und
diese abtöten.
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