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Vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung einer Krankenhausinfektion
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Händedesinfektion
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Nach Meinung von Experten könnten etwa ein Drittel aller Krankenhausinfektionen
vermieden werden. Um das zu erreichen, gibt es eine Reihe vorbeugender
Maßnahmen. Richtig und konsequent durchgeführt kommt diesen Maßnahmen eine
Schlüsselrolle zu, um das Problem Krankenhausinfektionen nachhaltig zu
verbessern.
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Grundlegendste Regeln werden immer wieder vernachlässigt
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Das Händewaschen bzw. die Händedesinfektion mit einem
alkoholischen Desinfektionsmittel (Minimum 30 Sekunden Dauer) ist die wichtigste Einzelmaßnahme
zur Prävention von Krankenhausinfektionen. Sie sollte angewandt werden:
- zwischen der Versorgung verschiedener Patienten, um eine
Erregerübertragungen auf andere Patienten zu vermeiden
- zwischen verschiedenen Tätigkeiten bei
demselben Patienten um eine
Erregerübertragungen von einer Körperstelle auf eine andere zu verhindern
- vor Tätigkeiten, die keimfreies Arbeiten erfordern
(Bereitstellung von
Infusionen, Herstellung von Mischinfusionen, Aufziehen von
Medikamenten)
- vor medizinischen Maßnahmen, auch wenn dabei Handschuhe
getragen
werden (Anlage von Venen- und Blasenkatheter, Punktionen,
Endoskopie)
- nach Kontakt mit Blut, Stuhl oder Eiter wird zunächst
Händewaschen
empfohlen, danach die Händedesinfektion
- nach dem Ausziehen von Einmal-Handschuhen
Bei der Anwendung verschiedener Produkte sollten die Angaben des
Herstellers beachtet werden.
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Einmal-Handschuhe
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Schutz von Personal und Patienten
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Einmal-Handschuhe dienen einerseits dem Schutz des Personals vor
dem Kontakt mit Blut und Körperflüssigkeiten eines Patienten.
Andererseits sind sie aber auch ein Schutz des Patienten vor der
Verunreinigung mit infektiösem Material. Sie senken - vorausgesetzt
sie werden richtig angewandt - das Übertragungsrisiko. Dabei sollten
unbedingt die je nach verwendetem Produkt unterschiedlichen
Mikroperforationsraten beachtet werden.
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Danach Hände desinfizieren
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Beim Umgang mit Einmal-Handschuhen sollte auf folgendes geachtet werden
- Vor dem Anziehen der Handschuhe sollen die Hände desinfiziert
werden.
- Einmal-Handschuhe zwischen der Versorgung verschiedener Patienten und
auch nach einem Wechsel unterschiedlicher Tätigkeiten bei demselben
Patienten wechseln.
- Vor anderen Tätigkeiten (z.B.
Telefonieren, Eintragung ins Krankenblatt) Einmal-Handschuhe
ausziehen.
- Nach dem Ausziehen der Handschuhe sollen die Hände desinfiziert
werden.
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Arbeitskleidung
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Eine wichtige vorbeugende Maßnahme vor Infektionen ist die richtige Verwendung
von geeigneter Arbeitskleidung, Bereichskleidung (z. B. OP) und
Schutzkleidung. |
Arbeitskleidung
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Arbeitskleidung wird anstelle von
Privatkleidung oder über
der Privatkleidung getragen.
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Schutzkleidung
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Schutzkleidung wird über der Arbeitskleidung
getragen, wenn es zu
einer Verunreinigung mit infektiösem Material kommen kann. Sie soll
nach dem Gebrauch vernichtet oder im Patientenzimmer aufbewahrt werden.
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Bereichskleidung
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Bereichskleidung soll bei Betreten eines bestimmten Krankenhausbereichs (Operationsbereich)
angezogen und vor ihrem Verlassen wieder abgelegt werden. In anderen
Krankenhausbereichen (z.B. Intensivstation, Endoskopie, Bronchoskopie) ist
Bereichskleidung nicht erforderlich, weil dies die Vorbeugung vor
Infektionen
nicht erhöhen würde.
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Schutzmasken
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Chirurgische Mund-Nasen-Schutzmasken
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Chirurgische Mund-Nasen-Schutzmasken
verhindern die Freisetzung
großer Tröpfchen aus dem Nasen-Rachen-Raum, über die eine
Ansteckung stattfinden könnte. Sie werden
hauptsächlich bei Operationen verwendet, um das Operationsgebiet vor
Keimen zu schützen. Bei anderen medizinischen Tätigkeiten wie z. B. Herzkatheterisierung
oder Anlage zentraler Venenkatheter ist das Tragen von
Mund-Nasen-Schutzmasken
nicht zwingend erforderlich, wird aber meistens empfohlen. Bei Erkältungskrankheiten des Personals stellen die Masken einen sinnvollen Schutz für
abwehrgeschwächte und alte Patienten sowie für Säuglinge dar. Sie
werden häufig auch bei Kontakt mit MRSA-Patienten empfohlen um
die Besiedlung der Nase mit MRSA-Keimen zu verhindern.
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Atemschutzmasken
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Atemschutzmasken bieten Schutz vor der
Inhalation von Aerosolen
und filtern kleinste Partikel (<0,6 µm) aus der Atemluft. Zum Schutz des Personals
ist
die Verwendung erforderlich bei medizinischen Verrichtungen an
Patienten mit offener Tuberkulose. Für Patienten ist die Verwendung
notwendig als Schutz vor Inhalation von Schimmelpilzsporen.
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Desinfektion und Sterilisation von Instrumenten
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Reinigung, Desinfektion und Sterilisation von Instrumenten, Geräten und
der Umgebung der Patienten gehören zu den grundlegendsten hygienischen
Regeln in einem Krankenhaus. |
Reinigung
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Reinigung ist die Beseitigung sichtbarer
Verunreinigungen mittels Reinigungsmitteln. Sie stellt den ersten und
wichtigsten Schritt bei der Beseitigung infektiösen Materials dar, weil
für eine evt. anschließende Desinfektion und Sterilisation eine
vorherige gründliche Reinigung unabdingbar ist.
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Desinfektion
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Desinfektion hat zum Ziel, die Zahl an
Infektionserregern auf einer Fläche oder einem Gegenstand so weit zu
verringern, dass keine Infektion mehr davon ausgehen kann. Davon
ausgenommen sind bakterielle Sporen.
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Sterilisation
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Sterilisation dient der vollständigen
Ausschaltung aller potentieller Krankheitserreger. Je nach
Hitzeverträglichkeit des Gegenstands unterscheidet man die thermostabile
Sterilisation (Dampfsterilisation und Heißluftsterilisation), die
thermolabile Sterilisation (Plasma-Formaldehyd und
Ethylenoxid-Sterilisation) und die Kalt-Sterilisation (chemische
Desinfektionsmittel unter genau kontrollierten Bedingungen).
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Hygieneregeln bei invasiven Maßnahmen
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Maßnahmen, die in den Körper eingreifen
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In der medizinischen Diagnostik oder in der Therapie
werden solche Methoden als "invasiv" bezeichnet, die in den Körper des
Patienten eindringen. Die Einhaltung hygienischer Regeln bei verschiedenen invasiven medizinischen
Maßnahmen (Beatmung, Injektionen und Punktionen, Katheterisierung) sind
unabdingbar. |
Beatmung
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Patienten, die beatmet werden haben ein hohes Risiko, eine
Lungenentzündung zu entwickeln.
Um das Infektionsrisiko zu verringern, sollte das Beatmungsschlauchsystem wöchentlich ausgewechselt
werden. Auch beim Absaugen von Schleimansammlungen oder dem Umgang
mit Ultraschallverneblern ist besondere hygienische Sorgfalt notwendig. |
Injektionen und Punktionen
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Vor Injektionen und Punktionen ist Händedesinfektion des Personals
selbstverständlich. Die Desinfektion der Haut des Patienten mit Alkohol oder
alkoholischer Lösung richtet sich nach der Art und dem Ort der Punktion (15
Sekunden bis 1 Minute Dauer). Insbesondere bei der Punktion von Gelenken, bei der
Punktion des Rückenmarkkanals für die Untersuchung des Nervenwassers und für
die Punktion von Körperhöhlen und Organen ist sorgfältige Händedesinfektion,
das Tragen steriler Handschuhe und großflächige Hautdesinfektion von mindestens
1 Minute Dauer erforderlich. Das Tragen von Masken und sterilen Kitteln ist
nicht dagegen zwingend notwendig.
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Blasenkatheter
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Bei der Anlage von Blasenkathetern kommt es häufig zu
Harnwegsinfektionen.
Die Katheterisierung der Harnblase wie eine offene Wunde zu
betrachten. Durch konsequente Einhaltung der hygienischen Regeln lässt sich
das Risiko einer Infektion erheblich reduzieren.
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Isolierung von Patienten
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Unterbrechung der Übertragungswege
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Unter Isolierung ist zunächst einmal jede Maßnahme zu
verstehen, mit der Übertragungswege unterbrochen werden. Dazu zählt nicht nur
die Unterbringung des infektiösen Patienten in einem Einzelzimmer,
sondern auch die unbedingte Einhaltung der Standard-
Hygienevorschriften.
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Kohorten-Isolierung
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Stehen nicht genügend Einzelzimmer zur Verfügung, können Patienten mit gleichen Erregern zusammengelegt werden (so
genannte Kohorten-Isolierung).
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Wasser- und Luftversorgungssysteme
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Bakterien in der Wasserleitung
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Insbesondere der Warmwasserbereich eines
Krankenhauses muss einer ständigen Kontrolle unterliegen, um eine
Infektion mit Legionellen, den Erregern der
Legionärskrankheit zu
verhindern. Legionellen vermehren sich besonders dort, wo Warmwasser
lange Stehzeiten aufweist. Bei der Bildung von Aerosolen vor allem beim
Duschen könnten u. U. Erreger eingeatmet werden. Klimaanlagen müssen
kontrolliert werden, ob die Strömungsverhältnisse korrekt sind, da
andernfalls eine Übertragung von Erregern über die Luft stattfinden kann.
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Überwachung der Hygienemaßnahmen
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Fachärzte für Hygiene selten
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Eine regelmäßige Überwachung der Hygienemaßnahmen
durch einen Hygienefachmann/frau an der Klinik ist für die Vorbeugung
von Krankenhausinfektionen äußerst wichtig. Bislang gibt es diese
leider nur in 60 Prozent der deutschen Krankenhäuser, lediglich fünf
Prozent der Kliniken beschäftigen einen Facharzt für Hygiene.
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