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Ohrakupunktur
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Ohrakupunktur nach Nogier
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Die Ohrakupunktur ist eine neue Entdeckung
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Ohrakupunktur wird auch Auricolotherapie genannt. Sie
ist kein eigenständiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin.
Auf dem Ohr befinden sich mindestens 20 klassische Akupunkturpunkte, die bei
der Ohrakupunktur mit berücksichtigt werden. Ein französischer
Physiker und Arzt, Dr. Paul Nogier, hat sich in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts eingehend mit dem Ohr beschäftigt und seit den späten 50er Jahren
begonnen, seine gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse weiterzugeben. Seitdem
hat die Ohrakupunktur vor allem in Europa viele Interessierte gefunden, die sich
über Reflexzonentherapie oder Akupunktur mit der Auricolotherapie tiefer
auseinandergesetzt und in ihre Praxis integriert haben. |
Unterschiede zur TCM
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In der klassischen chinesischen Medizin wird das Ohr als Abbild
der Niere interpretiert. Die Meridiane des Meridiansystems laufen tatsächlich
alle im Ohr zusammen. Das deutet auf eine zentrale Bedeutung dieses Körperteils
hin. Die Ohrakupunktur nach Nogier macht sich das zunutze, geht aber noch
einen Schritt weiter. Im Unterschied zur Akupunktur in der chinesischen Medizin
sollen hier nicht primär die Energieflüsse unseres Körpers beeinflusst oder
reguliert, sondern Schmerzen lokalisiert und die Zusammenhänge zwischen den
Beschwerden und den betroffenen Organsystemen behandelt werden.
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Hintergrund
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Die Ohrmuschel ist eine Reflexzone
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Aus medizinischer Sicht stellt das Ohr eine Reflexzone dar.
Andere Reflexzonen im Körper sind zum Beispiel die Füße und die Hände. Eine
solche Region zeichnet sich dadurch aus, dass sie mit einem korrespondierenden
Organ oder Funktionseinheit im Körper in direkter Verbindung steht und
kommuniziert. Die Kommunikation findet über das Nervensystem statt. Im
Unterschied dazu vollzieht sich in der
klassischen Akupunktur die Kommunikation auf mehr energetischem Niveau über das
Meridiansystem.
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Nerven übertragen Informationen
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In unserem Körper werden Informationen über das Nervensystem übertragen. Das Ohr ist durch seine Lage in der Nähe des Gehirns mit drei
wichtigen Hirnnerven verbunden, dem Trigeminusnerv (V. Gehirnnerv ), dem Vagusnerv (X.
Gehirnnerv und Hauptnerv des parasympathischen Systems) und dem Plexus cervicalis
supervicialis (oberes Halsgeflecht). Die Informationsübertragung vom Ohr zu
einem gestörten Organ oder Organsystem läuft über die Formatio reticularis
(Schaltstelle zwischen Gehirn und Körper im Hirnstamm). Hier findet über
neurophysiologische Mechanismen eine Übersetzung eines Akupunktursignals
statt. So werden die Signale dann nach der Umschaltung über die Nervenbahnen zum
Zielort weiter geleitet.
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Das Ohr als Schaltzentrale
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Die Funktion des Ohr als Reflexzone könnte man sich analog einer
komplexen Schaltzentrale für alle Ampelschaltungen in einer Großstadt
vorstellen. Gibt es irgendwo an einer Kreuzung eine Störung, so wird diese
sofort an die Schaltzentrale weiter geleitet - in unserem Fall an das Ohr
als Reflexzone für Störungen im Körper. Die so
weitergeleiteten Informationen können tatsächlich an der Ohroberfläche mit elektronischen
Messgeräten nachgewiesen werden. Es ist auch genau feststellbar, an welcher
Stelle eine Störung besteht: bei der Schaltzentrale für Ampelschaltungen
wird die Straßenkreuzung lokalisiert, weil entsprechende Stellen auf einem
Schaltbrett ihr zugeordnet werden. Am Ohr wird analog eine bestimmte
Oberflächen einem konkreten Körperorgan zugeordnet.
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Diagnose und Therapie
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Das Ohr ist aber nicht nur die
Sammelstelle für Funktionsstörungen im Körper. Ein Therapeut kann mit gezielten
Reizen am Ohr Reaktionen im Körper auslösen und somit Einfluss auf die Störung
nehmen. Die "Schaltzentrale" Ohr kann so gleichzeitig zur Diagnose und zur
Therapie verwendet werden.
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Körperabbildungen im Ohr
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Abbildungen nach Nogier
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Wie die Darstellung des Hintergrundes oben verdeutlicht wird bei
der Ohrakupunktur davon ausgegangen, dass im Ohr der gesamte menschliche
Körper in Form einer Reflexzone abgebildet ist. Es gibt verschiedene
Sichtweisen, wie ein Körper in der Ohrmuschel abgebildet wird. Nogier
unterscheidet zwischen folgenden Abbildungen:
- Reale Abbildung: Der Körper wird um die Ohrmuschel
herum und auf dem Kopf stehend auf dem Ohr abbildet. Diese Abbildung ist die
Grundlage für eine Behandlung und daher die wichtigste.
- Nervale Abbildung: Der Körper wird aufrecht am Ohr
abgebildet. Diese Abbildung gibt Informationen über die Wirkung einer Behandlung.
- Horizontale Abbildung: Hier werden die Organe und
Organsysteme gemäß ihrer Keimblattzuordnung in der embryonalen Entwicklung in
Gruppen angeordnet auf dem Ohr zugeordnet.
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Anwendungsbereiche und Kontraindikationen
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Indikationen
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Ohrakupunktur wird nach Literaturberichten vor allem in folgenden Bereichen
erfolgreich eingesetzt:
- zur Schmerztherapie
- bei neuropsychologischen Behandlungen von z.B. Angstzuständen
- bei Stoffwechselerkrankungen
- in der Suchtbehandlung
- und in Notfallsituationen zur Bewältigung akuter Traumen oder zur
Entkrampfung
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Kontraindikationen
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Nicht angewandt werden sollte eine Ohrakupunktur, wenn sich am Ohr ein
Entzündungsherd befindet. Die Entzündung sollte zuerst abheilen. Auch Narbengewebe
am Ohr kann eine Behandlung beeinflussen.
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Unterstützung bei Operationen
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Eine notwendige Operation kann durch
eine Ohrakupunktur niemals ersetzt werden, sondern sie allenfalls begleiten. Das
hängt immer von der individuellen Situation des Einzelnen ab und sollte in jedem
Fall mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten eingehend besprochen werden.
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Anwendung in der Schwangerschaft
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In
der Schwangerschaft dürfen eine Anzahl bestimmter Punkte nicht behandelt werden,
da ein Risiko besteht, eine Fehl- oder Frühgeburt auszulösen. Wird dies
beherzigt, kann eine Behandlung während der Schwangerschaft problemlos
durchgeführt werden.
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Kostenübernahme
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Ohrakupunktur ist keine anerkannte Kassenleistung und wird nur
in Einzelfällen von den privaten Krankenversicherern übernommen.
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Behandlungsablauf
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Zuerst die Diagnose
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In der modernen Ohrakupunktur kann ein Therapeut mittels eines
kleinen Gerätes genau die Punkte auf dem Ohr lokalisieren, die akupunktiert
werden können. Genauso gut können die empfindlichen Punkte durch Ertasten des
Ohres gefunden werden.
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Punkte werden gezielt aufgesucht
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Es sind über 200 Punkte beschrieben worden, über die es
möglich ist, diverse Funktionen im Körper zu beeinflussen. Beim Messen der
elektrischen Spannung weisen die aktiven Punkte eine abweichende Temperatur und
einen veränderten Spannungszustand auf. Aus der Lage der Punkte und ihrer
Kombination soll ein Therapeut dann herauslesen können, welches Organ oder
welche Körperregion eine Störung aufweist und kann dementsprechend seine
Akupunkturnadeln setzen. Ebenso gut können die Reize manuell durch Massage, mit
Laserlicht oder Reizstrom gegeben werden.
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Wirkungen
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Wie bei der herkömmlichen Akupunktur
ruht der Patient nach dem Setzen der Nadeln, hier allerdings nur 20 Minuten.
Erfahrungsgemäß sollen die Reaktionen denen von Medikamenten ähnlich sein. So
soll eine Ohrakupunktur entzündungshemmend, stoffwechselanregend, beruhigend und
schmerzlindernd wirken, sowohl in akuten wie auch in chronischen Zuständen. Eine
Behandlung umfasst normalerweise 8-12 Sitzungen.
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Schlussbetrachtung
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Unterschiede werden immer wieder diskutiert
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Nogiers Sichtweise unterscheidet sich an mehreren Punkten von
der der Chinesen. Das bedeutet nicht, dass eine Sichtweise besser oder richtiger
wäre. Die Ohrakupunktur nach Nogier bezieht alle Informationen mit ein und nutzt
die traditionell unterschiedlichen Betrachtungsweisen.
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Akute Behandlung
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In der Ohrakupunktur wird
immer nur die akute Ebene der Krankheit abgedeckt. Es wird nicht, wie in der
Akupunktur der körpereigene, individuelle Energiekreislauf beeinflusst, sondern
die Zusammenhänge einer körperlichen Störung behandelt. Vorteilhaft kann eine
Behandlung für Menschen sein, die allergisch auf Medikamente reagieren.
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Qualität des Therapeuten
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Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit der Ohrakupunktur im
Speziellen liegen bisher nicht vor, aber es sei auf die Studien zur Akupunktur
hingewiesen.
Wie bei jeder Therapie ist es auch hier wichtig zu verstehen,
dass sie nur so gut wirksam sein kann, wie der Therapeut sie verstanden hat und
darüber hinaus in der Lage ist, sein Wissen und seine Erfahrungen umzusetzen.
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Ausbildung
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Ausbildungsmöglichkeiten
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Quellen
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Quellen:
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Manfred Angermaier, Leitfaden Ohrakupunktur: Mit allen
französischen und chinesischen Punkten Ohrakupunktur für Praktiker, H. P. Ogal,
Bernhard Kolster, Hippokrates Verlag, Auflage: 2., unveränderte Auflage 2011, ISBN-13: 978-3830474135
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Online-Quellen:
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