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Formen bipolarer Störungen
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Der Begriff "Bipolare Erkrankungen" zeigt schon, dass es sich
dabei nicht um ein einheitliches Krankheitsbild handelt. Die Erkrankung kann individuell
sehr unterschiedlich sein und verschiedene Verläufe annehmen. Immer aber verläuft die
Erkrankung in Phasen oder Episoden, in der eine bestimmte Stimmungslage vorherrscht. Es
werden zwei unterschiedliche Krankheitsepisoden unterschieden, die manische Episode oder
Hochphase und die depressive Episode oder Tiefphase. |
Bipolare Erkrankungen können individuell sehr unterschiedlich
verlaufen.
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Die einzelnen Phasen dauern unterschiedlich lange an. Sie kommen und gehen
oft in unregelmäßig. Bei manchen dauert eine Episode einige Tage, bei anderen mehrere
Monate und in seltenen Fällen auch Jahre. Im Durchschnitt aber hält eine
Krankheitsepisode bei Betroffenen ohne Behandlung etwa vier bis zwölf Monate an. In
dieser Zeit können manische oder depressive Episoden ineinander übergehen. Sie können
aber auch einzeln vorkommen und gelegentlich sogar gleichzeitig auftreten. 
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Gesunde Phasen können mehrere Monate andauern.
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Zwischen den akuten Krankheitsepisoden gibt es oft mehr oder weniger lange
Zeitabschnitte, in denen die Betroffenen keinerlei Beschwerden haben und sich überwiegend
gesund fühlen. Diese gesunden Phasen können mehrere Monate oder sogar Jahre andauern.
Durchschnittlich sind die Phasen mit einer stabilen Stimmungslage etwa zwei bis drei Jahre
lang. In dieser Zeit können die Betroffenen die Anforderungen des täglichen Lebens
erfüllen und sind voll leistungsfähig. |
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Je nach Art und Schwere der Bipolaren Erkrankung werden verschiedene
Formen unterschieden. Diese Einteilung hat vor allem für die Behandlung der Betroffenen
eine wichtige Bedeutung. Sowohl die Behandlungsstrategie, als auch die Wahl eines
geeigneten Medikamentes hängen davon ab, unter welcher Form der Bipolaren Störung ein
Mensch leidet. Außerdem muss in einigen Fällen nur dann eine medikamentöse Behandlung
erfolgen, wenn der individuelle Leidensdruck entsprechend stark ausgeprägt ist. |
Bipolar-I-Störung:
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Bei der Bipolar-I-Störung treten sowohl manische, als auch
depressive Episoden auf. Die manische Episode muss mindestens 14 Tage anhalten und ist
häufig stark ausgeprägt. Von dieser Form der Bipolaren Erkrankung sind Frauen und
Männer gleich häufig betroffen. Sie kommt schätzungsweise bei ein bis zwei Prozent der
Bevölkerung vor. |
Bipolar-II-Störung:
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Die Bipolar-II-Störung ist gekennzeichnet durch depressive
Episoden und mindestens eine manische Phase. Die Manie ist hierbei aber weniger stark
ausgeprägt. Diese leichte Form der Manie wird auch Hypomanie genannt. Mit einem Vorkommen
von 4 Prozent in der Bevölkerung tritt die Bipolar-II-Störung recht häufig auf. |
Rapid Cycling:
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Rapid Cycling bedeute schneller Wechsel der Episoden. Bei dieser
speziellen Form der Bipolaren Erkrankung treten innerhalb von 12 Monaten mindestens vier
(oder mehr) Episoden der Manie, der Hypomanie oder der Depression auf. Es kann auch zu
gemischten Episoden kommen. Von Ultra Rapid Cycling spricht man, wenn der Phasenwechsel
innerhalb von Tagen stattfindet. Wechseln die Phasen innerhalb von Stunden, so spricht man
von Rapid Rapid Cycling. Immer ist Rapid Cycling eine komplizierte Form der Erkrankung,
weil die klassischen Medikamente durch den schnellen Wechsel der Episoden nicht
ausreichend wirken können. Deshalb werden Betroffene, die unter dieser Form der Bipolaren
Erkrankung leiden, häufig in einer Klinik behandelt. Insgesamt weisen 15 bis 20 Prozent
der Bipolaren Erkrankungen ein Rapid Cycling auf. Frauen sind häufiger betroffen als
Männer. |
Mischzuständen:
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Von Mischzuständen spricht man, wenn ein Betroffener gleichzeitig
Symptome einer manischen und einer depressiven Phase zeigt oder wenn die einzelnen
Episoden in rascher Folge auftreten, z. B. zeigen sich häufig die in einer manischen
Phase typische Beschleunigung von Denken, Sprache und Motorik obwohl die Betroffenen
gleichzeitig unter einer niedergerückten Stimmungslage leiden und Selbstmordgedanken
hegen. Diese Form der Bipolaren Erkrankung tritt häufig auf und ist schwierig zu
behandeln. Die Selbstmordgefahr ist gerade wegen der Depression bei gleichzeitiger
gesteigerter Aktivität besonders hoch. |
Zyklothymia:
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Der Begriff Zyklothymia oder zyklothyme Störung wurde früher allgemein für die
manisch-depressive Erkrankung verwendet. Heute bedeutet Zyklothymia eine bipolare
Erkrankung, bei der über mindestens zwei Jahre Phasen leichter Depression und leichter
Manie (Hypomanie) chronisch und häufig wechselnd auftreten. Der Leidensdruck der
Betroffenen ist oft so gering, dass sie nur selten einen Arzt aufsuchen. Betroffen von
dieser Form der bipolaren Störung sind bis zu 5 Prozent der Bevölkerung.
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