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Epilepsie: Fokale Anfälle

Der fokale Anfall geht von einem Krankheitsherd aus.

Bei fokalen Anfällen ist nur eine Hirnregion in einer Gehirnhälfte betroffen. Das bedeutet, die Erkrankung geht von einem einzigen "Krankheitsherd" im Gehirn aus ("Fokus" ist der lateinische Begriff für "Herd"). Die Krankheitssymptome können sehr unterschiedlich sein - je nachdem, welche Aufgabe die betroffenen Nervenzellen des Gehirns normalerweise übernehmen. Es ist möglich, dass im Verlauf eines Anfalls benachbarte Nervenzellregionen in das Geschehen mit einbezogen werden. Wenn das geschieht, dann weiten sich auch die Symptome entsprechend aus. Das kann so weit gehen, dass sich ein generalisierter Anfall entwickelt, wenn schließlich beide Gehirnhälften betroffen sind (s. Abschnitt "Generalisierte Anfälle"). Bei fokalen Anfällen kann das Bewusstsein voll erhalten oder aber leicht getrübt sein.

 

Motorische Störungen:

Je nach ausgelöster Symptomatik unterschiedet man bei den fokalen Anfällen zwischen:
  • fokalen Anfällen mit motorischen (die Bewegung betreffenden) Symptomen: Muskelzuckungen z. B. des Gesichts, einer Hand oder eines Fußes (diese fokalen Anfälle mit motorischen Symptomen können sich auf eine gesamte Körperhälfte ausdehnen, man spricht dann von einem Jackson-Anfall).

Empfindungsstörungen:

  • fokalen Anfällen mit sensiblen (die Sinneseindrücke betreffenden) Symptomen: Empfindungen von z. B. Gefühllosigkeit, Kribbeln, Brennen, Schmerzen, "Ameisenlaufen", Wärme oder Kälte im Gesicht, einer Hand oder einem Fuß - auch können bildliche, gehörte, gerochene oder geschmackliche Halluzinationen oder solche mit Schwindelgefühlen auftreten.

Störungen der Körperfunktion:

  • fokalen Anfällen mit autonomen (nicht die bewusst steuerbaren Körperfunktionen betreffenden) Symptomen: breit gefächerte Skala von Empfindungen, z. B. "komisches Gefühl im Bauch", "Frösteln" oder "Herzklopfen".

Psychische Symptome:

  • fokalen Anfällen mit psychischen Symptomen: Auftreten psychischer Symptome (z. B. "Traumzustand", Unwirklichkeitsgefühl, Déjà-vu-Erlebnisse), meist mit Einschränkung des Bewusstseins.

Spezielle Krankheitsbilder:

Die fokalen Anfälle können sehr unterschiedliche Merkmale aufweisen, es lassen sich darunter jedoch auch einige spezifische Krankheitsbilder abgrenzen, z. B.:

Myoklonische Frühenzephalopathie

  • Myoklonische Frühenzephalopathie (früh auftretende, mit Muskelzuckungen einhergehende Gehirnerkrankung): Es handelt sich um das Auftreten von auf einzelne Körperregionen begrenzten Muskelzuckungen, die Erkrankung beginnt in den ersten 3 Lebensmonaten.

Ohtahara- Syndrom

  • Ohtahara-Syndrom: Bei diesem Krankheitsbild treten Muskelzuckungen in verschiedenen Körperregionen auf. Die Erkrankung beginnt im Kindesalter, es liegt eine Schädigung des Hirngewebes zugrunde.

West- Syndrom

  • West-Syndrom: Beim West-Syndrom kommt es zu einer einzigen heftigen Muskelzuckung in Form des so genannten Blitzkrampfes mit Kopf- und Rumpfbeugung, Abspreizen und Beugen der Arme, Faustschluss sowie Beugung der Beine. Dieser Blitzkrampf tritt häufig mehrmals in Folge auf (mit Pausen von jeweils etwa 3-10 Sekunden), man spricht dann von einer Serie.

Lennox-Gastaut- Syndrom

  • Lennox-Gastaut-Syndrom: Diese fokalen Anfälle sind durch eine bunte Palette möglicher Krankheitszeichen geprägt. Es kann zu Muskelzuckungen, aber auch zu Muskelerschlaffung, Absencen und tonisch-klonischen Anfällen (s. Abschnitt "Generalisierte Anfälle") kommen. Dabei ist es möglich, dass bei einem einzelnen Patienten mehrere dieser Symptome im Wechsel auftreten.

Schläfenlappenepilepsie

  • Schläfenlappenepilepsie: Der Schläfenlappenepilepsie liegt eine Schädigung des Schläfenlappens des Gehirns zugrunde. Entsprechend kommt es zu Symptomen im Bereich von Funktionen, welche normalerweise von dieser Gehirnregion reguliert werden. Es lassen sich Symptome wie Riecheindrücke, Hörempfindungen oder psychische Störungen beobachten.

Stirnlappenepilepsie

  • Stirnlappenepilepsie: Die Krankheitszeichen bei Stirnlappenepilepsie lassen sich auf die von diesem Gehirnbereich koordinierten Funktionen zurückführen. Es kommt vor allem zu Auffälligkeiten im psychischen Bereich, z. B. Umstellungsschwierigkeiten in neuen Situationen, Wiederholen immer gleicher Inhalte, Enthemmung. Aber auch Muskelzuckungen können auftreten.

Scheitellappenepilepsie

  • Scheitellappenepilepsie: Hier ist die Gehirnregion des Scheitellappens betroffen. Da dieser normalerweise für sensible Empfindungen verantwortlich ist, äußern sich fokale epileptische Symptome in diesem Bereich vor allem in Form von Missempfindungen wie Kribbeln oder Prickeln in einzelnen Körperregionen.

Hinterhauptlappenepilepsie

  • Hinterhauptlappenepilepsie: Der Hinterhauptlappen ist für die Verarbeitung von Seheindrücken zuständig. Epilepsiesyndrome dieser Hirnregion können sich entsprechend in Sehstörungen oder halluzinierten Seheindrücken äußern.

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