HNO - Erkrankungen der Ohren

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Beidseitiger peripherer Ausfall des Gleichgewichtsorgans - Vestibularisausfall

 

Inhaltsübersicht:
Ursachen
Symptome
Diagnostik
Therapie

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Ursachen
 

Beide Gleichgewichtsorgane sind gestört

Das Gleichgewichtsorgan wird auch Vestibularorgan genannt und liegt zusammen mit der für das Hören wichtigen Schnecke (Cochlea) im Innenohr (vgl. Anatomie des Ohrs). Im Gegensatz zum akuten einseitigen Vestibularisausfall sind beim beidseitigen peripheren Vestibularisausfall beide Vestibularapparate von einem plötzlichen Funktionsverlust betroffen.

 

Es gibt vielfältige mögliche Ursachen

Verantwortlich dafür kann ein auf beiden Seiten gleichzeitig auftretender akuter einseitiger Vestibularisausfall sein. Es kann aber auch einige andere Ursachen für einen beiseitigen Ausfall geben. Dazu gehören:

 

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Symptome
 

Gleichgewichtsstörungen

Bei einem beidseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans leiden die Betroffenen Patienten unter Gleichgewichtsstörungen. Die Gleichgewichtsstörungen verstärken sich im Dunkeln, weil die optischen Informationen über die Umgebung, die von den Augen an das Gehirn weitergegeben werden, fehlen. Einige Patienten geben an, dass sie sich "wie betrunken" fühlen.

 

Sehstörungen

Außerdem können Sehstörungen auftreten. Dabei scheinen mit den Augen fixierte Objekte zu zittern oder zu schwanken. Das äußert sich beispielsweise darin, dass beim Gehen keine Schilder gelesen werden können und Schwierigkeiten bestehen, andere Menschen anhand ihrer Gesichter zu identifizieren. Die Sehstörungen sind ein äußert charakteristisches Zeichen des beidseitigen peripheren Vestibularisausfalls. Sie entstehen, weil beide Gleichgewichtsorgane nicht mehr in der Lage sind, Informationen über Lageänderungen des Kopfes an das Gehirn weiterzugeben. Das Gehirn kann deshalb die Augenmuskeln nicht mehr so koordinieren, dass sich die Augenstellung einer Veränderung der Kopfposition anpasst. Das Auge kann dann einen fixierten Gegenstand bei Kopfbewegung nicht mehr im zentralen Blickfeld behalten. Das können so kleine Kopfbewegungen sein, wie sie beim normalen Gehen entstehen. Auch größere Kopfbewegungen beim Bücken oder Springen werden durch die Augenmuskeln nicht mehr nachvollzogen.

 

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Diagnostik
 

Beschwerdebild ist typisch

Die Verdachtsdiagnose eines beidseitigen peripheren Vestibularisausfalls ergibt sich in der Regel durch die Beschwerdeschilderung des betroffenen Patienten, insbesondere durch die Angabe des Zitterns oder Schwankens fixierter Gegenstände.

 

Kopf-Impuls-Test

Zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose wird der sogenannte Kopf-Impuls-Test durchgeführt. Dabei sitzen sich Patient und Untersucher in einem Abstand von ungefähr einem Meter gegenüber. Der Patient soll dabei mit seinen Augen die Nasenspitze des Untersuchers fixieren. Nun dreht der Untersucher den Kopf des Patienten rasch um etwa dreißig Grad zur Seite. Ein Gesunder würde die Nasenspitze des Untersuchers weiterhin mit den Augen fixieren können. Bei einem Patienten mit beidseitigem peripheren Vestibularisausfall gelangt die Nasenspitze jedoch aus dem Blickfeld, und es sind rasche Korrekturbewegungen der Augen zu erkennen, die dazu dienen, das anvisierte Blickziel rasch wieder zu fixieren.

 

Thermische Prüfung

Eine weitere diagnostische Bestätigung lässt sich durch eine thermische Prüfung herbeiführen, bei der der Gehörgang mit kaltem (30°C) oder warmem (44°C) Wasser gespült wird. Bei Patienten mit beidseitigem peripheren Vestibularisausfall lässt sich bei Spülung des Gehörgangs mit kaltem oder warmem Wasser in der Regel kein oder nur ein abgeschwächtes Augenzittern (Nystagmus) auslösen.

 

Rotatorische Prüfung

Ähnlich verhält es sich bei der sogenannten rotatorischen Prüfung. Dabei wird der Kopf im Dunkeln in verschiedene Richtungen gedreht, wobei eine Infrarotkamera oder spezielle Elektroden, die direkt auf die Augäpfel geklebt werden können, die Augenbewegungen registrieren. Der Untersucher kann auf diese Weise beim Gesunden erkennen, dass während der Drehung des Kopfes ein Nystagmus in Richtung der Drehung besteht, der sich nach Abschluss der Drehung in die Gegenrichtung wendet. Bei einem Patienten mit beidseitigem peripheren Vestibularisausfall sind diese typischen Augenbewegungen sehr stark abgeschwächt oder fehlen komplett. Der Grund dafür ist, dass die ausgefallenen Vestibularapparate keine Informationen mehr an das Gehirn weiterleiten. Wegen der fehlenden Informationen kann das Gehirn die Stellung der Augen nicht mehr der Position des Kopfes anpassen. Die Augen sind so  nicht in der Lage, ein fixiertes Objekt im Blick zu behalten.

 

Hörprüfung

In der Regel wird auch eine Hörprüfung durchgeführt, welche häufig einen Hörverlust bei den hohen Frequenzen offenbart.

 

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Therapie
 

 

Eine ursächliche Therapie des beidseitigen peripheren Vestibularisausfalls ist nicht möglich.

 

Physiotherapie

Hilfreich sind jedoch krankengymnastische Übungen mit gezieltem Gleichgewichtstraining, um die Nutzung anderer Systeme zum Gleichgewichtserhalt zu nutzen (beispielsweise optische Informationen über die Stellung des Kopfes im Raum, welche von den Augen an das Gehirn weitergegeben werden).

 

Restbeschwerden

Allerdings lassen sich die Gleichgewichtsstörungen auf diese Weise nicht vollständig beheben, sodass trotz der krankengymnastischen Behandlung meist Restbeschwerden bestehen bleiben.

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