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DGSS Münster, Deutscher Schmerzkongress, 9.
Oktober 2003 |
Deutscher Schmerzkongress 2003
08. - 12. Oktober in Münster |
Pressemitteilung |
Cervikogener Kopfschmerz
PD Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers
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Der Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen
und Veränderungen der Halswirbelsäule
(HWS) ist in den vergangenen Jahrzehnten häufig vor dem Hintergrund starrer Meinungen
innerhalb der akademischen Medizin betrachtet worden. Dabei hat die Neurologie häufig
negiert, dass Veränderungen des Bewegungsapparates an der HWS zu Kopfschmerzen führen
können, die Orthopädie hat den Zusammenhang dagegen häufig überschätzt. Der
cervikogene Kopfschmerz im engeren Sinne stellt ein Syndrom von gleichartigen
Reaktionsmustern auf funktionelle oder strukturelle Störungen der oberen HWS dar, er
tritt bei ca. 2,5 Prozent der Bevölkerung auf, Frauen sind dreimal häufiger betroffen.
Inzwischen liegen operationalisierte Kriterien der International Headache Society zur
Diagnostik dieser Kopfschmerzform vor, die sich ausschließlich auf die Symptome
(Semiologie) der Kopfschmerzen stützen. Danach ist der cervikogene Kopfschmerz
halbseitig, kann wie die Migräne auch leichtgradige vegetative Begleitsymptome aufweisen
und wird typischerweise ausgelöst durch bestimmte Manipulationen an den oberen Segmenten
der HWS. Für Diagnosen in wissenschaftlichen Untersuchungen wird zusätzlich noch die
Wirksamkeit einer Blockade des N. occipitalis major gefordert. |
Manuelle Therapie, Krankengymnastik, Massage
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Pathoanatomische Grundlage des cervikogenen Kopfschmerzes ist das sog.
Konvergenzprinzip. Danach kommt es im oberen Rückenmark und im unteren Hirnstamm zu einer
Konvergenz von sensiblen Afferenzen der Wurzeln C1 bis C3 mit Afferenzen des N.
trigeminus. Somit kann bei Reizung der oberen Segmente der HWS ein Schmerz ausgelöst
werden, der in das Versorgungsgebiet des N. trigeminus projiziert wird. Die Behandlung des
cervikogen Kopfschmerzes erfolgt in erster Linie durch die manuelle Therapie mit Elementen
von Krankengymnastik, Massage und evtl. Chirotherapie. Eine medikamentöse Therapie ist
häufig nicht notwendig. An maximal zehn Tagen im Monat können einfache Analgetika zur
Behandlung des cervikogenen Kopfschmerzes eingenommen werden. Bei häufigen cervikogenen
Kopfschmerzen kann die Einnahme eines Antidepressivums zur Vorbeugung der Kopfschmerzen
sinnvoll sein. Operative Maßnahmen oder Injektionsbehandlungen sind kontraindiziert, da
sie häufig zu einer mittelfristigen Schmerzverstärkung führen. |
Ansprechpartner
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PD Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers, Vizepräsident der Deutschen Migräne-
und Kopfschmerzgesellschaft, Co-Kongresspräsident des Deutschen Schmerzkongresses 2003,
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Münster,
Albert-Schweitzer-Str. 33, 48129 Münster, Fax 0251/8348181, E-Mail everss@uni-muenster.de
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