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Deutscher Schmerzkongress 2003
08. - 12. Oktober in Münster |
DGSS Presseinformation Nr. 19/2003 |
Hypnose lindert Angst und Schmerzen
Alternative zur Vollnarkose
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Ob es der Weisheitszahn ist, der entfernt werden muss, oder eine
Gesichtsverletzung durch einen Hundebiss: Viele kieferchirurgische Eingriffe sind
prinzipiell mit lokaler Betäubung möglich. Trotzdem werden sie häufig unter Vollnarkose
durchgeführt, denn die Operation bewusst zu erleben scheint dem Patienten nicht zumutbar.
Eine Alternative stellen Forscher der Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie des
Universitätsklinikums Schleswig-Holstein / Campus Lübeck beim Deutschen Schmerzkongress
2003 vor: Sie führen - als einzige in Deutschland - jährlich ca. 200 chirurgische
Eingriffe unter Hypnose durch. Eine Studie belegte nun, dass über 90 Prozent der so
behandelten Patienten ihre Operation als wesentlich weniger lang und unangenehm empfanden
und weniger Angst und Schmerzen hatten. "Die medizinische Hypnose eignet sich auch
für andere Eingriffe, die unter lokaler Betäubung möglich sind, z. B. beim Hautarzt
oder Chirurgen", so Dr. Dr. Dirk Hermes, der die Studie leitete. |
Nichts geschieht gegen den Willen des Patienten
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Wenn die Angst vor der Operation dem Patienten den letzten Nerv raubt,
dann haben es auch die Ärzte schwer. Letzter Ausweg scheint dann die Beruhigungsspritze
oder die Vollnarkose, die allerdings mit einigem Aufwand für die Mediziner und mit
Risiken für den Patienten verbunden sind. Die Lübecker Studie zeigt, dass es auch anders
geht. Nach einem Vorgespräch werden die Patienten mit Musik und beruhigenden Worten in
Trance versetzt, eine Bewusstseinslage, in der durch aktive Bündelung der Aufmerksamkeit
unangenehme Reize ausgeblendet werden. Die gefürchtete Behandlung rückt dabei in den
Hintergrund. "Das funktioniert nur, wenn der Patient es selbst möchte. Man kann
niemanden gegen seinen Willen hypnotisieren", erklärt Dr. Dr. Dirk Hermes. Der
hypnotisierte Patient kann aus der Trance heraus außerdem jederzeit auftauchen. Er bleibt
die ganze Zeit über ansprechbar. Der Gesamtzeitaufwand für eine OP-begleitende Hypnose
beträgt zwischen 15 und 20 Minuten. |
Bohrgeräusche klingen angenehm
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Ganz nach Wunsch vor oder nach Beginn der Hypnose verabreichten die Ärzte
den Patienten dann die örtliche Betäubung. Sobald sie wirkt, kann die Behandlung
beginnen. Nach getaner Arbeit orientieren sich die Patienten in die Behandlungssituation
zurück. Für die Studie wurden sie zu diesem Zeitpunkt nach ihrem Erleben befragt. 93,7
Prozent der Probanden hatten während der Behandlung deutlich weniger Angst verspürt als
sonst beim Zahnarzt, sich entspannt gefühlt und die Behandlungsdauer kürzer empfunden
als sie war. Einige Patienten berichteten sogar, sie hätten das Geräusch des Bohrers und
das OP-Licht angenehm gefunden. Unangenehme Empfindungen wie Schmerz und Würgreiz kamen
bei den hypnotisierten Patienten wesentlich seltener vor als bei Kieferoperationen ohne
Hypnose. "Viele Patienten berichteten auch, dass ihre Wunden besser verheilt seien
und sie in der Zeit nach der Operation weniger Schmerz gehabt hätten", so Dr. Dr.
Hermes. |
Ausbildung für Ärzte
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Die Ausbildung für Ärzte umfasst acht Wochenenden und eine bestimmte
Anzahl Stunden in Supervision. Kurse werden z. B. von der Deutschen Gesellschaft für
zahnärztliche Hypnose und von der Milton Erickson Gesellschaft für klinische Hypnose
angeboten. "Dieser einmalige Aufwand zahlt sich für Patienten und Ärzte aus",
zieht Dr. Dr. Hermes Bilanz. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Hypnose
jedoch in der Regel nicht. |
Ansprechpartner
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Dr. Dr. Dirk Hermes, Prof. Dr. Dr. Peter Sieg, Klinik für Kiefer- und
Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein / Campus Lübeck,
Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck, E-Mail: hermesddd@aol
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