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Pressemitteilung
Die ältere Frau - das unerforschte Wesen
Über Sexualstörungen von älteren Männern ist viel bekannt, von Frauen fast nichts
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(Hamburg, 3.12.2002) Sexuelle Störungen haben eindeutig eine
Altersproblematik zumindest bei Männern. Wie der amerikanische Professor Irwin
Goldstein auf dem Europäischen Kongress über Sexual- und Impotenzforschung (ESSIR) in
Hamburg berichtete, nehmen Erektionsstörungen mit dem Lebensalter zu. Risikofaktoren wie
Diabetes und Herzkrankheit können eindeutig identifiziert werden. Weitaus vielschichtiger
sind die sexuellen Störungen bei älteren Frauen. Hier gibt es nur wenige Studien, erst
seit Kurzem wissenschaftliche Standards, keine Korrelation mit dem Alter und keine
eindeutigen Risikofaktoren.
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Im Alter von 70 Jahren ist die Hälfte der Männer nur noch gelegentlich
bis gar nicht mehr in der Lage, eine Erektion zu erreichen. Bei 40-Jährigen hingegen
haben "nur" 22 Prozent Probleme in dieser Hinsicht, unter 40-Jährige sind nur
zu fünf bis zehn Prozent von Störungen betroffen. "Auch wenn Erektionsstörungen
bei älteren Männern nichts Außergewöhnliches sind, zeigen diverse Studien, dass
dennoch der Gemütszustand, die Beziehungen zu anderen Menschen und die Lebensqualität
erheblich darunter leiden", betonte Irwin Goldstein von der Boston University auf dem
Europäischen Kongress über Sexual- und Impotenzforschung. |
Krankheiten und Medikamente haben Einfluss
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Auch die physischen Risikofaktoren wie Diabetes, Herzerkrankungen und
Bluthochdruck nehmen im Alter zu; zudem können Medikamente, mit denen diese Krankheiten
behandelt werden, ihrerseits die Erektionsfähigkeit beeinflussen. In einer amerikanischen
Studie hatten zum Beispiel 64 Prozent der untersuchten Männer nach einem Herzinfarkt und
57 Prozent nach dem Legen eines Bypasses Erektionsstörungen. Bei Erkrankungen der
Herzkranzgefäße wird die Rate auf sogar 80 Prozent geschätzt, Diabetiker sind, je nach
Studie, zu 35 bis 75 Prozent betroffen. Jahrelanger Nikotin- und Alkoholmissbrauch sowie
Bewegungsmangel wirken sich mit fortschreitendem Lebensalter ebenfalls negativ aus,
wohingegen das altersbedingte Nachlassen der Hormonproduktion in weniger als fünf Prozent
für Erektionsstörungen verantwortlich ist und in der Fachwelt nach wie vor kontrovers
diskutiert wird. Weiter spielen Operationen und Verletzungen im Beckenbereich eine nicht
zu unterschätzende Rolle; bei jüngeren Männern kamen Fahrradunfälle
überdurchschnittlich oft als Ursache vor. |
Wenig Studien bei Frauen
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Unter welchen Störungen ältere Frauen überhaupt leiden, darüber liegen
keinerlei Daten vor, während in der Altersgruppe von 18 bis 59 Jahren wenigstens zwischen
Libidoverlust (22 Prozent), Frigidität (14 Prozent), Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (7
Prozent) und Trockenheit der Scheide (21 Prozent) unterschieden wird. Außer bei dem
letztgenannten Störungsbild waren eher jüngere Frauen betroffen. Interessanterweise
gaben in einer anderen Studie aus Großbritannien allerdings nur zehn Prozent der
Befragten an, unter einer sexuellen Störung zu leiden. |
Großer Forschungsbedarf
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Auch die Ursachen und Risikofaktoren sind nur sehr vage erforscht. Stress
und der emotionale Zustand scheinen eine Rolle zu spielen, auch das Rauchen und vor allem
die Wechseljahre. "Die Libido nimmt während der Menopause stark ab", so Prof.
Goldstein. "Auch Depressionen bzw. die Einnahme von Antidepressiva wirken sich
offenbar dämpfend auf die Libido aus. Ansonsten spielen krankheitsbedingte Ursachen wie
Diabetes, die für Männer so entscheidend sind, bei Frauen offenbar nur eine
untergeordnete Rolle. Hier besteht noch erheblicher Forschungsbedarf."
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