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Pressemitteilung

Wenn der Hormonspiegel sinkt
Auch bei Frauen spielt Testosteron eine wichtige Rolle

(Hamburg, 3.12.2002) Mit dem Älterwerden ändern sich auch die Bedingungen für eine erfüllte Sexualität. Bei Frauen werden nach der Menopause weniger Sexualhormone produziert, aber auch bei Männern sinken die Testosteronwerte im Alter ab. Dies kann einen negativen Einfluss auf die Sexualität haben und eine Mitursache sexueller Funktionsstörungen sein.

 

Sexuelle Störungen bei Frauen können verschiedene Ursachen haben, von negativen sexuellen Erfahrungen in der Vergangenheit über psychische Schwierigkeiten oder Beziehungsprobleme bis zu Störungen des allgemeinen Gesundheitszustands oder der Einnahme von Medikamenten. Auch hormonelle Aspekte können eine wichtige Rolle spielen. Bei Frauen kann ein Östrogenmangel in der Menopause bewirken, dass die Scheide trockener und damit auch bei sexuellen Aktivitäten nicht mehr ausreichend feucht wird. Man schätzt, dass etwa 30 bis 50 Prozent aller Frauen von sexuellen Störungen betroffen sind, jüngere ebenso wie ältere. "In vielen Fällen genügt schon eine Hormonersatztherapie, um die bestehenden Schwierigkeiten zu beheben", so die Gynäkologin Dr. Anneliese Schwenkhagen auf dem Europäischen Kongress für Sexual- und Impotenzforschung (ESSIR) in Hamburg. "Es gibt jedoch auch viele Frauen, die trotz einer adäquaten Hormonersatztherapie über eine verminderte Libido klagen."

 

Androgenmangel bei Frauen

In den letzten Jahren mehren sich Hinweise darauf, dass auch bei Frauen ein Androgenmangel, also ein Mangel an männlichen Hormonen wie Testosteron, zu einer verminderten Libido und weiteren Beschwerden wie ständiger Müdigkeit, Unwohlsein und einer schlechten Lebensqualität führen kann. "Bei vielen Frauen treten diese Beschwerden zu einem Zeitpunkt auf, an dem die Produktion von Androgenen abnimmt, zum Beispiel nach einer operativen Entfernung der Eierstöcke oder zu Beginn einer Antiandrogentherapie", so Dr. Schwenkhagen. "Internationale Studien haben gezeigt, dass eine Androgensubstitutionstherapie in diesen Fällen die sexuellen Funktionen der Frauen zum Teil deutlich verbessern kann. Doch in Deutschland gibt es dafür noch kein zugelassenes Medikament." Neben den hormonellen Veränderungen in der Menopause kann jedoch auch eine Erektionsstörung des Partners zu einer sexuellen Funktionsstörung der Frau führen. Oft wird dann jeder sexuelle Kontakt nur noch darauf ausgerichtet, dass der Mann eine Erektion erreicht – mit der Folge, dass die Frau nicht mehr ausreichend stimuliert wird und den Geschlechtsverkehr unangenehm oder sogar schmerzhaft empfindet.

 

Testosteronwerte sind wenig aussagekräftig

Bei Männern kann ein Testosteronmangel zu Erektionsstörungen führen, doch oft spielen noch andere Faktoren hinein. Nur bei einem Drittel bis zu einer Hälfte der Patienten mit einem niedrigen Testosteronspiegel und Erektionsstörungen stellt eine Hormontherapie die Erektionsfähigkeit wieder vollständig her. Verschiedene Studien, die jetzt auf dem Europäischen Kongress über Sexual- und Impotenzforschung (ESSIR) in Hamburg vorgestellt wurden, haben die Gründe dafür untersucht. Dabei wurde nicht nur die Gesamtmenge des im Blut zirkulierenden Testosterons, sondern auch der Anteil an bioverfügbarem Testosteron gemessen. "Weniger als 50 Prozent des im Blut zirkulierenden Testosterons kann tatsächlich von den Zellen verwendet werden. Der Rest ist fest an Protein gebunden und damit nicht bioverfügbar", so Dr. Jacques Buvat von der Association pour L‘étude de la Pathologie de l‘Appareil Reproducteur et de la Psychosomatique (EPARP) auf dem Kongress. "Dieser Anteil ist jedoch bei jedem Patienten unterschiedlich." Man hoffte, dass dieser Parameter eine besseres Maß für Androgenität sein würde, als das Gesamttestosteron. Es zeigte sich allerdings, dass die Hormontherapie gerade bei den Patienten kaum anschlägt, die einen geringen Anteil an bioverfügbarem Testosteron aber einen normalen Wert beim Gesamttestosteron haben. "Während den Studien zufolge etwa 35-50 Prozent der Patienten mit einem insgesamt niedrigen Testosteronspiegel nach einer Hormontherapie ihre Erektionsfähigkeit wieder erlangten, waren es bei den Patienten mit einem geringen Anteil an bioverfügbarem Testosteron und normalem Gesamttestosteron nur etwa 13 Prozent", so Dr. Buvat. "Dies wirft die Frage auf, ob Testosteronmangel in diesen Fällen überhaupt die Ursache für Erektionsstörungen ist."

 

Ursache oder Folge?

Erektionsstörungen, denn das Hormon wird hauptsächlich bei sexueller Aktivität ausgeschüttet – und auch diese geht durch Erektionsstörungen zurück. Außerdem führen Stress und Depressionen – eine häufige Folge bei Erektionsstörungen – ebenfalls zu einem Absinken der Testosteronwerte. "Umgekehrt haben neuere Studien festgestellt, dass der Testosteronspiegel nach einer erfolgreichen Sexualtherapie von allein wieder steigt, selbst wenn keine Hormone eingesetzt wurden", so Dr. Buvat. "Auch die Bioverfügbarkeit von LH, dem Hormon der Hirnanhangdrüse, das die Ausschüttung von Testosteron reguliert, verbesserte sich durch eine erfolgreiche nicht-hormonelle Therapie." Trotz dieser Unsicherheiten ist die Hormontherapie in anderen Fällen die einzig bekannte Therapie, die die natürliche Erektionsfähigkeit wieder herstellen kann und sich auch positiv auf sexuelles Verlangen und sexuelle Erregbarkeit sowie auf grundlegende Körperfunktionen auswirkt. "Ärzte sollten daher viel öfter als bisher den Testosteronspiegel ihrer Patienten bestimmen und eine Therapie einleiten", so Dr. Buvat.

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