Neurologie - Erkrankungen des Nervensystems

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Essentieller Tremor - ET

 

Inhaltsübersicht:
Definition
Ursachen
Häufigkeit
Symptome und soziale Auswirkungen
Diagnose
Therapie

Was versteht man unter "essentiellem Tremor"?

Krankheit besteht aus sich selbst

"Essentiell" bedeutet, dass dieser Tremor eine Bewegungsstörung ist, die mit keiner anderen Krankheit oder einer Medikamenteneinnahme in Verbindung steht. Es besteht auch keinerlei Zusammenhang mit der Parkinsonschen Krankheit, wie häufig befürchtet.

 

Ursache

Häufig besteht ein familiärer Zusammenhang

Die Ursache des essentiellen Tremors ist bisher noch nicht bekannt, eine Schädigung des Kleinhirns steht möglicherweise im Hintergrund. Männer und Frauen sind gleichermaßen vom essentiellen Tremor betroffen. Bei 60 Prozent der Betroffenen besteht ein familiärer Zusammenhang, wobei die Vererbung unabhängig vom Geschlecht erfolgt. Für die Nachkommen eines Betroffenen besteht ein Risiko von 50 Prozent ebenfalls an essentiellem Tremor zu erkranken.

 

Häufigkeit

Meistens sind ältere Menschen betroffen

Essentieller Tremor zählt zu den häufigsten Bewegungsstörungen. Durchschnittlich 3 Prozent der Bevölkerung erkranken an dieser Form des Tremor. Betroffen sind etwa 0,5 bis 4 Prozent der Menschen unter 65 Jahren und 5 Prozent der über 65- Jährigen. Zwar tritt der essentielle Tremor am häufigsten bei älteren Menschen auf, er kann aber auch bei Kindern und Jugendlichen vorkommen.

 

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Symptome und soziale Auswirkungen

Haltetremor

Der essentielle Tremor tritt in der Regel als Haltetremor auf. Am häufigsten betroffen sind

  • beide Hände (94 Prozent)
  • der Kopf (33 Prozent)
  • die Stimme (16 Prozent)
  • die Beine (12 Prozent)

 

Beginn in der dominanten Hand

Bei ungefähr 10-15 Prozent der Betroffenen beginnt der Tremor zuerst in der dominierenden Hand. Tritt der Tremor am Kopf auf, kann man einen Ja-Sage- Tremor (Nicken) von einem Nein-Sage-Tremor (Kopfschütteln) unterscheiden.

 

Frequenz

Die Frequenz des essentiellen Tremors ist etwas niedriger als beim verstärkten physiologischen Tremor und liegt zwischen 4 und 8 Hz. Charakteristisch ist, dass bei 50-70 Prozent der Betroffenen sich die Symptome unter Alkoholeinfluss bessern, andererseits verschlechtern sie sich meist unter Stress und Aufregung.

 

Ausmaß und Schwere unterschiedlich

Die Betroffenen sind in unterschiedlichem Ausmaß von der Bewegungsstörung betroffen. Bei manchen ist das Zittern so ausgeprägt, dass ein Glas Wasser nicht sicher zum Mund geführt werden kann, ein Hemdenknopf nicht mehr zugeknöpft werden kann und schreiben stark behindert ist. Bei anderen ist der Tremor nicht stark ausgeprägt und bleibt nahezu unverändert. In der Regel ist aber ein langsames Fortschreiten der Erkrankung festzustellen.

 

Soziale Auswirkungen

Viele Betroffene sind in ihren Aktivitäten erheblich eingeschränkt und ziehen sich sozial zurück, da das Zittern ihnen peinlich ist. Bis zu 25 Prozent der Betroffenen müssen wegen des Tremor ihren Beruf wechseln oder sich frühzeitig berenten lassen.

 

Vorsicht bei Alkohol

Da sich das Zittern unter Alkoholeinfluss häufig bessert, ist besondere Vorsicht vor geboten, dass die Betroffenen nicht in eine Alkoholabhängigkeit geraten.

 

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Diagnose

Die Untersuchungen und Test können sehr umfangreich sein

Um die Diagnose eines essentiellen Tremors stellen zu können, nimmt der Neurologe folgende Untersuchungen vor:

  • Eine Befragung des Betroffenen, wie lange der Tremor besteht, ob andere Familienangehörige davon betroffen sind oder betroffen waren und ob und welche Medikamente eingenommen werden.
  • Eine neurologische Untersuchung bei der die Nervenfunktionen, die Sinnesorgane, die Reflexe und die Koordinationsfähigkeit überprüft werden. Es zeigt sich, dass beim essentiellen Tremor der übrige neurologische Befund normal ist.
  • Eine EMG- Ableitung zur Bestimmung der Tremorfrequenz.
  • Laboruntersuchungen: Blutuntersuchung der Leberwerte, Nierenwerte, der Schilddrüsenfunktionen TSH, T3, T4 und der Elektrolyte
  • Kupfer-Bestimmung im 24-Stunden-Urin

 

Nicht immer notwendig

In Einzelfällen sind zur Abgrenzung gegenüber anderen Tremorursachen noch weitere Untersuchungen zur Diagnosestellung erforderlich:

 

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Therapie

Therapie bei starken Beschwerden

Grundsätzlich sollte eine Therapie erst erfolgen, wenn der Betroffene aufgrund des Tremors Einschränkungen im Alltag verspürt. Wenn dies der Fall ist kommen folgende Behandlungsmöglichkeiten in Frage:

 

Medikamente

Der Betablocker Propanolol ist das Mittel der ersten Wahl. Allerdings ist er bei Menschen mit niedrigem Blutdruck, vorgeschädigtem Herzen sowie Asthma bronchiale nicht anwendbar. In diesen Fällen können andere Wirkstoffe versucht werden, etwa die normalerweise gegen Krampfanfälle bei Epilepsie eingesetzten Wirkstoffe Primidon und Gabapentin und Clonazepam.

 

Hirnschrittmacher

Wenn mit diesen Medikamenten keine Besserung des Tremors zu erreichen ist, bleibt bei starker Beeinträchtigung des Betroffenen noch die Möglichkeit der tiefen Hirnstimulation, der so genannte "Hirnschrittmacher". Bei dieser Therapiemethode werden bestimmte Gebiete im Gehirn - in diesem Fall ein Areal des Thalamus - durch Elektrostimulation mithilfe implantierter Elektroden reversibel ausgeschaltet. Damit kann meist eine Reduzierung des Tremor bis zu 80 Prozent erreicht werden, was den Betroffenen wieder eine höhere Lebensqualität mit allgemein verbesserten sozialen Kontakten ermöglicht.

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weiter mit: Was bedeutet Tremor?  -  Arten des Tremors  -  Mögliche Ursachen von Tremor  -  Essentieller Tremor  -  Praktische Tipps bei Tremor  -  Quellen

 

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