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Bei der Diagnostik des Steinleidens müssen verschiedene Situationen
berücksichtigt werden
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Die Diagnostik des Harnsteinleidens sollte drei Schritte beinhalten:
- die Diagnose des Steinleidens selbst,
- die Steinanalyse und
- die Feststellung der Grunderkrankung.
Dabei müssen außerdem unterschiedliche Situationen berücksichtigt werden. Es ist ein
Unterschied, ob jemand im Rahmen einer akuten Steinkolik behandelt werden muss, oder ob
eine Steinentfernung geplant ist. Die allgemeinen Maßnahmen des Arztes sind die Anamnese,
Untersuchung des Patienten, Laboruntersuchung des Urins und des Blutes, Sonographie sowie Röntgenaufnahme
und ein Ausscheidungsurogramm.
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Anamnese und Vorerkrankungen können Hinweise auf die Ursachen geben
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Bei der Anamnese sind alle Fakten von Bedeutung, die auf ein Steinleiden
hinweisen könnten. Bei familiärer Veranlagung zu Steinleiden, früheren Steinabgängen
oder ESWL-Behandlungen (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie =
Zertrümmerung von Steinen) des Betroffenen kann ein direkter Zusammenhang leicht
hergestellt werden. Doch auch Operationen, nicht nur an der Niere selbst, sondern
allgemein im Bauchraum können zu einem späteren Steinleiden führen, wenn durch den
Eingriff der Harnleiter zufällig eingeklemmt oder verengt wurde. Auch
Stoffwechselstörungen wie die Gicht, Zystinurie, Hyperparathyroidismus
oder eine Behandlung mit Vitamin-D-Präparaten können wichtige Hinweise liefern (vgl. Hintergründe der Steinentstehung). |
Die Urindiagnostik gehört zum "Standardprogramm"
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Grundlegend ist die Untersuchung des Harns (vgl. Urindiagnostik). Sie gibt z.B. Aufschluss
über das Ausmaß einer möglichen Blutung (Mikro/Makrohämaturie). Sie
liefert Anhaltspunkte über die Art des Steines, denn der ermittelte Harnstoffwert lässt
Rückschlüsse zu auf die Proteineinnahme und damit auf die Ernährungsgewohnheiten.Sie
zeigt, ob eine begleitende Harnwegsinfektion besteht, wenn eine erhebliche Menge an
weißen Blutkörperchen (Leukozyturie)
feststellbar ist. |
Bildgebende Verfahren sind zur Feststellung von Lage, Größe und Zahl
der Steine unerlässlich
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Eine Ultraschalluntersuchung
kann zeigen, ob eine Harnstauung vorliegt, ob zusätzlich eine Entzündung des
Nierengewebes vorliegt und sie kann den Stein lokalisieren. Auf dem Röntgenbild lassen
sich die Steine ebenfalls sichtbar machen. Nur Harnsäuresteine sind nicht schattengebend
und können auf einem Röntgenbild nicht dargestellt werden. Mit Hilfe eines Urogramms, einer
Kontrastmitteluntersuchung der Niere, können die Größe und Funktion der Niere, sowie
auch Größe, Zahl und Lage der Nieren- bzw. der
Harnleitersteine bestimmt werden. Diese Untersuchung sollte allerdings nicht während
einer Kolik durchgeführt werden, weil
das Kontrastmittel zu einem verstärkten Harndrang und damit zu Verstärkung der
Beschwerden führen kann. |
Kolikartige Schmerzen treten nicht nur bei Harnsteinen auf - die
Differentialdiagnose kann schwierig sein
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Das Beschwerdebild des Steinleidens kann mit verschiedenen anderen
Erkrankungen verwechselt werden. Deshalb muss ein Arzt diese Erkrankungen bei seiner
Diagnose ausschließen. Solche Erkrankungen werden unter dem Begriff Differentialdiagnose
zusammengefasst. Zu diesen Erkrankungen gehören u.a.:
- Gallensteinkolik und akute Gallenblasenentzündung. Hier treten die
Schmerzen aber meistens höher unter dem rechten Rippenbogen auf und können in die
Schulter ausstrahlen.
- gynäkologische Erkrankungen wie Eierstockzysten, Eileiterschwangerschaften oder
Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter (Extrauterinschwangerschaft), stielgedrehte
Myome etc. können ebenfalls heftige Schmerzen verursachen. Die Schmerzen sind meistens
tiefer gelegen und haben nicht den periodisch wiederkehrenden (wehenartigen) Charakter
einer Harnsteinkolik.
- verschiedene akute Baucherkrankungen wie Sigmadivertikulose, Divertikulitis (Schmerzen im linken
Unterbauch) oder akute Blinddarmentzündung
(Schmerzen im rechten Unterbauch) oder ein Darmverschluss,
äußern sich ähnlich. Beim Darmverschluss ist die Erbrechenssymptomatik jedoch
verschieden: Kolikpatienten erbrechen auf der Höhe des Schmerzes, Patienten mit
Darmverschluss nach dem Schmerzanfall. Die Röntgenaufnahme des Bauches gibt dann
letztendlich die Aufklärung.
- Gürtelrose (Herpes
zoster), wenn sie in der Flankengegend auftritt, kann einer Kolik täuschen ähnlich sein,
wenn ziehende Flankenschmerzen vorkommen. Allerdings ist der Urinbefund dann unauffällig
und der Zoster erscheint dann einige Tage später.
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Für eine Steinentfernung sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich
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Ist eine Steinentfernung geplant, so muss die Lage
des Steins genau festgestellt werden. Auch seine Größe ist sehr wichtig. Die
individuellen Gegebenheiten des Harnstraktes und die Funktionsfähigkeit müssen ebenfalls
überprüft werden. Besteht eine Niereninsuffizienz oder fehlt die Ausscheidung der Niere
oder besteht eine Kontrastmittelallergie, so wird eine retrograde Pyelografie notwendig.
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