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zum Thema Rolfing |
Diese Sonderform der manuellen Bindegewebsbehandlung, die man auch
als "strukturelle Integration" bezeichnet, wurde in den 40er Jahren von der
amerikanischen Biochemikerin Ida Rolf begründet. Sie wandte sich gegen die simple
Vorstellung, dass die Wirbelsäule wie eine Zeltstange allein für die aufrechte Haltung
verantwortlich sein soll. So wie die Zeltstange ringsum durch Schnüre und Heringe
abgesichert wird, kann auch die Wirbelsäule ihre Funktionen nur mit Hilfe der umgebenden
Muskulatur und des Bindegewebes erfüllen. Aus dieser Überlegung entstand eine
Manipulationstherapie, die diese "Strukturelemente" gezielt beeinflußt. Es
dauerte aber noch bis zur Mitte der 60er Jahre, ehe Ida Rolf die heute übliche
10stündige Therapie ausgearbeitet hatte. Zunächst lehrte sie Rolfing selbst, später
wurde dann das Rolf Institute of Structural Integration gegründet, wo bis heute die
künftigen Rolfing-Therapeuten (kurz Rolfer genannt) ausgebildet werden. Im Auftrag dieses
Instituts wurden mittlerweile auch wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, mit
denen die Wirksamkeit der Behandlung bestätigt wurde. Rolfing vergleicht die Struktur des
Körpers und die Haltung der Wirbelsäule sehr anschaulich mit einem Turm aus Bauklötzen.
Solange die Klötze (die man als Körpersegmente verstehen kann) ordentlich übereinander
gestapelt wird, ist der Turm stabil. Wenn die Klötze aber durch falsche Gewohnheiten,
Verletzungen oder seelische Einflüsse "verschoben" werden, wackelt der Turm und
droht einzustürzen. Im Körper versucht die Muskulatur da,, durch ständige Anspannung
die Stabilität zu erhöhen und verhärtet sich dabei. Auch im Bindegewebe kommt es zu
Verhärtungen. dadurch wird unnötig viel Energie allein für die Aufrechthaltung des
Körpers blockiert, die für andere Aufgaben fehlt, und es kann zu zahlreichen unklaren
Allgemeinbeschwerden, funktionellen Organstörungen, Krankheiten und seelischen Reaktionen
kommen. Rolfing versucht nun, die Symmetrie des Bindegewebes wieder herzustellen, damit
der Körper in die richtige Idealhaltung zurückfindet, in der die "Klötze"
korrekt übereinander angeordnet werden. Diese natürliche Haltung verschwendet keine
Energie, sondern sorgt dafür, dass sich der ganze Organismus in optimaler Balance
befindet, in der die Energie ungestört strömen kann, und Geist und Seelenleben
harmonisch und ausgeglichen arbeiten. Oft werden beim Rolfing auch seelischen Schmerzen
und Verletzungen, die lange verdrängt und symbolisch in Muskelspannungen
"eingefroren" waren, wieder bewußt und können endgültig verarbeitet werden.
Rolfing bedeutet deshalb nicht nur Arbeit am Körper, sondern auch Psychotherapie. Die
Behandlung, die im allgemeinen 10 Wochen mit wöchentlich je einer einstündigen Sitzung
dauert, beginnt mit Fotografien des Körpers von allen Seiten. Auf den Fotos erkennt der
Patient bewußt seine Körperhaltung, außerdem wird damit der Zustand am Anfang der
Therapie zum späteren Vergleich dokumentiert. Die Bearbeitung des Bindegewebes, die einer
Massage ähnelt, erfolgt mit den Fingern, Knöcheln, manchmal auch mit den Ellbogen des
Therapeuten. Sie beginnt am Hals und wird allmählich in genau festgelegter Reihenfolge
über den ganzen Körper ausgedehnt. Dabei streckt und mobilisiert der Therapeut das
Bindegewebe. Der Patient empfindet die Rolfing Massage oft als angenehm. Im Einzelfall
kann es aber auch zum heftigen Schmerz kommen, der jedoch schnell abklingt. Auch seelische
Reaktionen beobachtet man häufig. Grundsätzlich eignet sich Rolfing für alle Menschen,
auch wenn sie sich überhaupt nicht krank fühlen. Die bewußte Erfahrung des Körpers und
die Harmonisierung der körperlichen und seelisch-geistigen Funktionen verbessert
allgemein die Gesundheit und fördert die Widerstandskraft. Man lernt, wieder im Einklang
mit sich selbst zu leben. Auch bei vielen Krankheiten kann Rolfing ergänzend angezeigt
sein, insbesondere natürlich bei den vielfältigen Beschwerden, die durch falsche
Körperhaltungen auftreten. Wegen der Wirkungen auf das Seelenleben sprechen auch
psychische und psychosomatische Störungen oft gut auf Rolfing an. Selbständige
Behandlung ist nicht möglich, aber die durch die Therapie in Gang gesetzten körperliche
und seelisch-geistigen Entwicklungen setzen sich auch nach der 10stündigen Behandlung
eigendynamisch fort. Inzwischen gibt es 2 weiter Varianten der Original-Rolfing-Therapie.
bei der neuromuskulären Integration (Soma-Therapie) wird die ursprüngliche Technik der
Bindegewebsbehandlung abgewandelt. Die posturale Integration betont neben der
Körperarbeit stärker die Psychotherapie und kommt deshalb vor allem bei psychischen
Ursachen von Fehlhaltungen in Frage.
Anwendung:
Bei psychovegetativen Störungen, Nervosität und Stress, Angst- und Spannungszuständen,
funktionellen Störungen von Herz und Kreislauf, Atmung und Magen-Darm, sowie Tinnitus.
*Quelle: Psychotherapeutisches
Institut Bergerhausen (http://www.pib-zentrum.de/therapie/rolfing.htm) |