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Toleranz und Tachyphylaxie
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Toleranz
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Der Körper gewöhnt sich an manche Arzneimittel
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Der Organismus kann sich an bestimmte Arzneimittel gewöhnen. Man spricht
dann auch von einer Toleranz oder Toleranzentwicklung. Die Toleranz ist etwas völlig
anderes, als eine Arzneimittelabhängigkeit.
Gewöhnung tritt nach wiederholter Zufuhr von Arzneistoffen auf, so dass die Dosis
gesteigert werden muss, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Dieser Effekt kann bei
Arzneimitteln der unterschiedlichsten Klassen auftreten, also nicht nur bei Substanzen,
die auf die Psyche wirken. |
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Eine Toleranzentwicklung basiert auf rein körperlichen Vorgängen und
kann verschiedene Gründe haben: |
Bei schneller Ausscheidung muss die Dosis erhöht werden
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- Eine beschleunigte Ausscheidung aus dem Körper
kann dafür verantwortlich sein, dass die Wirkung zu rasch nachlässt. Dies kann z.B.
durch eine Enzyminduktion passieren. Bei einer Enzyminduktion werden vermehrt Enzyme
gebildet. Ist das z. B. bei den arzneistoffabbauenden Enzymen in der Leber der Fall, so
werden Arzneistoffe vermehrt ausgeschieden. Dann muss für eine entsprechende Wirkung eine
erhöhte Dosis eingenommen werden, damit genügend Wirkstoff die Leber passieren kann.
Diese Zusammenhänge werden auch im Text "Biliäre Ausscheidung von Arzneistoffen"
ausführlicher beschrieben. Eine Induktion kann durch bestimmte Medikamente ausgelöst
werden, wie z.B. Phenobarbital (Beruhigungsmittel mit langer Wirkungsdauer, wird bei Epilepsie angewandt), Carbamazepin (Antiepileptikum) oder Diphenhydramin (Antihistaminikum). Bei
wiederholter Zufuhr kommt es dann zur Gewöhnung oder Toleranz.
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Weniger Rezeptoren verringern die Wirkung
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- Die Anzahl der Rezeptoren, an die sich der Arzneistoff knüpft, um zu wirken, verringert
sich. Je weniger Rezeptoren vorhanden sind, desto weniger Angriffsorte findet der
Arzneistoff. Er kann seine Wirkung nicht vollständig entfalten.
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Tachyphylaxie
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Schnelle Gewöhnung und Regeneration
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Medizinisch spricht man von einer Tachyphylaxie (griech. tachys = schnell),
wenn es innerhalb kürzester Zeit zu einer Toleranzentwicklung kommt. Das kann schon
Stunden oder sogar Minuten nach der Einnahme des Medikamentes geschehen. Die
Empfindlichkeit des Körpers gegenüber dem Arzneimittel nimmt in einem solchen Fall
rapide ab. Wird die Einnahme des Medikamentes gestoppt, regeneriert sich der Stoffwechsel
in der Regel innerhalb kürzester Zeit. Wird dann das Medikament erneut eingenommen, so
kann es wieder seine normale Wirkung entfalten. |
Beispiel indirekte Sympathomimetika
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Bei indirekten
Sympathomimetika kommt es schnell zu einer Tachyphylaxie. Indirekte Sympathomimetika
regen die Freisetzung von Noradrenalin an. Noradrenalin ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird.
Es bewirkt eine Erhöhung des Blutdrucks und senkt die Herzschlagfrequenz und steigert die
Stoffwechselaktivität. Folgt die Gabe von indirekten Sympathomimetika in kurzen
Abständen aufeinander, so werden die Noradrenalinspeicher entsprechend zügig geleert.
Die Speicher können aber nicht so schnell wieder gefüllt werden. Nach erneuter
Medikamenteneinnahme steht dann nicht mehr der volle Noradrenalinspeicher zur Verfügung,
sondern nur noch ein wenig gefüllter Speicher. Und auch nur diese geringe Menge
Noradrenalin, die nun ausgeschüttet wird, ist für eine sympathomimetische Wirkung
verantwortlich. Die Wirkung des Medikamentes lässt deshalb mit der Zeit sehr schnell
nach. Setzt man das Medikament aber ab, so füllen sich die Speicher innerhalb kurzer Zeit
wieder, so dass bei erneuter Gabe die gewünschte volle Wirkung erhalten wird. |
Beispiel Nitrate
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Auch bei einer Nitrat-Therapie (z. B. bei Stabiler Angina pectoris) stellt sich eine
Tachyphylaxie ein. Nitrate sind Prodrugs, die erst durch Umwandlung im Körper in ihre
eigentliche Wirkform Stickstoffmonoxid (NO) übergehen. Diese Umwandlung von einem
"inaktiven" in einen "aktiven" Wirkstoff verlangsamt sich bei einer
Dauergabe durch Infusion oder bei hohen Nitratdosen. Durch die langsame Umwandlung wirkt
das Medikament entsprechend schwächer. Eine Nitrattoleranz hat sich eingestellt. Nach
einer kurzen Einnahmepause von ca. 6 bis 8 Stunden spricht der Körper aber wieder normal
auf die Nitrate an. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer intermittierenden,
oder zeitweilig aussetzenden Einnahme. Das Umwandlungssystem oder Biotransformationssystem
des Körpers hat sich in dieser Zeit wieder erholt.
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