|
Anatomie und Physiologie der Nebennieren
|
|
|
|
Aufbau der Nebennieren
|
|
Eigentlich
haben Nieren und Nebennieren nichts miteinander zu tun. Sie haben völlig verschiedene
Aufgaben. Die Nebennieren haben ihren Namen nur deshalb, weil sie wie kleine Hütchen auf
den oberen Polen der Nieren sitzen. Die Nebennieren sind lebenswichtig. Es sind zwei
kleine, pyramidenförmige Hormondrüsen, die zusammen ungefähr 10g wiegen und jeweils ca.
3 cm lang und 1,5 cm breit sind. Jede Nebenniere
besteht aus dem Nebennierenmark (Medulla) und der Nebennierenrinde (Cortex). Diese beiden
Teile haben völlig unterschiedliche Funktionen und werden oft auch als zwei
verschiedene Organe angesehen.
|
|
Nebennierenmark
|
Das
Mark ist ein Teil des vegetativen Nervensystems
|
Das Nebennierenmark ist ein Teil des vegetativen
(unwillkürlichen) Nervensystems.
Deshalb sind dort auch spezielle Nervenenden des Sympathikusnervs zu finden. Schaut man
sich das Gewebe unter dem Mikroskop an, so findet man würfelförmige Zellen, die
eng mit kleinen Bläschen angefüllt sind. Diese Bläschen nennt man auch Vesikel. Die
Vesikel haben die Fähigkeit, mit chromhaltigen Farbstoffen eine Verbindung einzugehen.
Sie bilden dann eine dunkelbraune Färbung. Aus diesem Grunde heißen die Zellen des
Nebennierenmarks chromaffine Zellen.
|
Chromaffine Vesikel speichern Hormone
|
Das
Nebennierenmark bildet zwei Hormone, das Adrenalin und das Noradrenalin. Gespeichert
werden sie in den chromaffinen Vesikeln. Bei einer entsprechenden Stimulation durch
vegetative Nervenzellen des ZNS werden diese Hormone in das Blut ausgeschüttet. |
Die
Hormone Adrenalin und Noradrenalin werden in Stresssituationen in großen Mengen
ausgeschüttet
|
Adrenalin
und Noradrenalin gehören zu den Katecholaminen und sind Nervenbotenstoffe
(Neurotransmitter), die auf den Sympathikus (Teil des
vegetativen Nervensystems) erregend wirken. Sie beschleunigen kurzfristig die
Energiebereitstellung. Das zeigt sich in einer beschleunigten Herztätigkeit, Erhöhung des Blutdrucks, Freisetzung von
Glukose und verstärkten Durchblutung der
Muskulatur. Normalerweise werden Adrenalin und Noradrenalin fortlaufend in kleinen Dosen
in das Blut abgegeben. In Stresssituationen allerdings kommt es zu einer hochdosierten
Ausschüttung. Die wichtigste Aufgabe der in einer Alarmsituation freigesetzten Hormone
Adrenalin und Noradrenalin besteht darin, gespeicherte chemische Energie wie Fett oder
Glykogen
zu mobilisieren und die Glukoseaufnahme in die Körperzellen zu unterstützen, um der
vermehrten Muskeltätigkeit ausreichend Energie zur Verfügung zu stellen. Denkvorgänge
werden unterdrückt bzw. blockiert. Das ist der Grund, warum es in Prüfungssituationen
bei einigen Menschen zu einem Wissensloch kommen kann, bei dem auch sicheres Wissen
plötzlich wie weggeblasen ist.
|
|
Stressreaktion
|
Es
gibt körperlichen und psychischen Stress
|
Viele
Situationen können Stressreaktionen auslösen. Körperliche Stresssituationen sind z. B.
Verletzungen, Operationen, Verbrennungen,
Kälte, Schmerzen, Sauerstoffmangel, niedriger
Blutzucker. Psychische Stressreaktionen sind u.a.
Ärger, Angst, Leistungsdruck, Freude.
Näheres zum Thema Stress finden Sie hier. |
Stressreaktionen
werden über das Hypothalamus- Hypophysen- System reguliert
|
Der
Körper unterscheidet nicht, ob es sich um positiven Stress (Eustress), z. B. Freude, oder
negativen Stress (Dysstress), z. B. Schmerzen,
handelt. Die Reaktionskette ist immer dieselbe. Sie gliedert sich in zwei gleichzeitig
verlaufende Reaktionen:
- Der Hypothalamus reagiert auf
Stress auslösende Situationen mit der Ausschüttung von CRH (Corticotropin-
Releasinghormon). CRH stimuliert die Hypophyse zur
Ausschüttung von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon). ACTH wiederum regt die
Nebennierenrinde zur Ausschüttung von Glukokortikoiden an.
- In der zweiten Reaktionskette wird über den Sympathikus
das Nebennierenmark aktiviert. Das schüttet dann innerhalb von Sekunden eine Mischung von
80 Prozent Adrenalin und 20 Prozent Noradrenalin aus.
|
Langfristig
schädigt Stress die Gesundheit
|
Die
zweite Reaktionskette wirkt kurzfristig. Bei langfristigem Stress überwiegt die erste
Reaktionskette. Das kann nachhaltige Wirkungen auf die Gesundheit haben, z. B. Spannungskopfschmerz, Schlafstörungen, Infektanfälligkeit, Lern- und
Konzentrationsstörungen.
|
|
Nebennierenrinde
|
|
Mit
75 Prozent ist der Substanzanteil der Nebennierenrinde an der Nebennieren recht groß. Das
liegt daran, dass in der Nebennierenrinde eine Vielzahl von Hormonen hergestellt wird. Die
Nebennierenrinde gliedert sich in drei Schichten:
- Die äußere Schicht ist die Zona Glomerulosa, in der die Mineralokortikoide produziert werden. Zu diesen Hormonen
gehört z. B. auch das Aldosteron.
- Die mittlere Zona fasciculata ist verantwortlich für die
Bildung der Glukokortikoide, z. B. Kortisol und Kortison.
- In der inneren Zona reticularis werden die Sexualhormone
gebildet. Dies sind vorwiegend männliche Sexualhormone
(Androgene).
|
|
Mineralokortikoide
|
Aldosteron
ist das wichtigste Mineralokortikoid mit weit reichenden Wirkungen
|
Das wichtigste Mineralokortikoid ist das Aldosteron. Aldosteron
wirkt vor allem auf die Niere. Es reguliert den Elektrolyt- und Wasserhaushalt im Körper.
Es erhöht die Resorption von Natriumionen aus den Nieren, wodurch der Natriumspiegel im
Blut erhöht wird. Die Ausscheidung von Kalium- und Wasserstoffionen wird gefördert.
Dadurch sinkt der Kaliumspiegel im Blut. Gleichzeitig wird Wasser zurückgehalten. So hat
Aldosteron auch Einfluss auf die Regulation des Blutvolumens und des Blutdrucks. Ähnlich wirkt Aldosteron auf den Wasser-
und Ionentransport im Darm sowie in Schweiß- und Speicheldrüsen.
|
Die
Regulation erfolgt über den Renin- Angiotensin- Aldosteron- Mechanismus
|
Die
Steuerung der Aldosteronausschüttung unterliegt nicht dem Hypothalamus-Hypophysen-System,
sondern dem Renin- Angiotensin- Aldosteron- Mechanismus. Dieser Mechanismus reguliert den
Natriumhaushalt, die Nierendurchblutung und dient der Erhaltung des Blutdruck. |
|
In den Nieren messen spezielle Zellen die Natriumkonzentration
in der Tubulusflüssigkeit, einer "Vorstufe" des Urins. Ist die Konzentration
von Natrium zu gering, dann wird das Renin aktiviert. Renin wird in den Zellen des
Juxtaglomerulären Apparates in den Nieren gebildet. Auch ein zu niedriger Blutdruck und
die Hormone Adrenalin und Noradrenalin aus dem Nebennierenmark aktivieren das Renin. Renin
bewirkt eine vermehrte Bildung von Angiotensin-II. Angiotensin-II wieder um bewirkt:
- Engstellung der Blutgefäße.
- vermehrter Durst.
- vermehrte Ausschüttung von Aldosteron und Katecholaminen.
- Ausschüttung des Hypothalamushormons Adiuretin (ADH) aus dem Hypophysenhinterlappen.
Durch diese Kombination steigt der Blutdruck, die
Natriumkonzentration des Blutes und das Blutvolumen. Die Kaliumkonzentration des Blutes
sinkt.
|
|
Glukokortikoide
|
Glukokortikoide
werden auch oft Stresshormone genannt
|
Die
wichtigsten Vertreter der Glukokortikoide sind Kortisol und Kortison. Diese wirken
regulierend auf den Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel. Diese Reaktion ist bei
der Bewältigung von Stresssituationen besonders wichtig. Deshalb werden Glukokortikoide
auch oft Stresshormone genannt. |
Glukokortikoide
sind für den Körper unerlässlich
|
Fasst
man die Wirkung der Glukokortikoide zusammen, so ergibt sich:
- Abbau von Eiweißen in der Muskulatur, in der Haut und im Fettgewebe.
Dieser Mechanismus nennt sich auch kataboler Effekt.
- Abbau von Fett aus den peripheren Fettdepots (Lipolyse).
Dadurch gelangen freie Fettsäuren ins Blut.
- Förderung der Gykogensynthese in der Leber. Erhöhung der
Glukosekonzentration im Blut.
- Antientzündlicher Effekt bei Verletzungen.
- Immunsuppressiver
Effekt durch Hemmung der Abwehrzellen.
- Antiallergischer Effekt durch die Hemmung der
Entzündungsreaktionen, die bei einer Allergie
auftreten.
|
Die
Wirkung kann therapeutisch genutzt werden
|
Weil
Glukokortikoide
entzündungshemmend wirken, setzt man Kortisol oder seine Derivate auch bei rheumatischen Erkrankungen und allergischen Reaktionen ein. |
|
Die Hormonkonzentration der Glukokortikoide unterliegt der
Kontrolle des hypothalamisch-hypophysären Regelkreises sowie dem zirkadianen Rhythmus
(24-Stunden-Rhythmus). Nimmt die Konzentration des freien Kortisols ab, wird im Hypothalamus das Corticotropin-Realising-Hormon (CRH) ausgeschüttet,
welches über das Blut (Pfortadersystem) zum Hypophysenvorderlappen
transportiert wird. Im Hypophysenvorderlappen bewirkt das CRH die Freisetzung des
adrenocorticotropen Hormons (ACTH), welches in den Nebennieren die Ausschüttung der
Glukokortikoide bewirkt. Die Ausschüttung dieser
beiden Hormone, CRH und ACTH, erfolgt nicht kontinuierlich, sondern episodenhaft. Die
Glukokortikoide besitzen ihren maximalen Blutspiegel zwischen 6 und 9 Uhr und ihren
Minimalspiegel gegen Mitternacht (zirkadianer Rhythmus). Auch durch Stress steigt der Glukokortikoidspiegel
an.
|
|
Sexualhormone
|
Wichtigstes
Androgen ist das Testosteron
|
Männliche
Sexualhormone, die Androgene, werden ebenfalls in der Nebennierenrinde, in der inneren
Zona reticularis, gebildet. Genauer gesagt produziert die Zona reticularis die
Hormone Dehydroepiandrosteron (DHEA) und Androstendion. Diese beiden Hormone beschleunigen
den Aufbau von körpereigenem Eiweiß. Sie wirken ebenfalls als schwach wirksame
männliche Sexualhormone. Der Grund dafür ist, dass sie in einem chemischen
Prozess
sowohl in Testosteron, als auch in Östron und Östradiol (Vorstufen von Östrogen)
umgewandelt werden. Beide Hormone kommen sowohl beim Mann als auch bei der Frau vor. Das
wichtigste Androgen ist das Testosteron.
|
Die
Einflüsse sind vielfältig
|
Die
Androgene sind geschlechtsspezifisch wirksam, indem sie die Geschlechtsdifferenzierung der
männlichen Fortpflanzungsorgane fördern. Sie sind auch für die Ausbildung der
sekundären Geschlechtsmerkmale wir z. B. den Bartwuchs, Körperbehaarung und Stimmbruch
verantwortlich. Androgene sind anabol wirksam, d. h. sie fördern das Knochen- und
Muskelwachstum.
|
|
|