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Besondere Aspekte im Alter:
Medikamententherapie
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Nebenwirkungen
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Multimorbidität führt zu einem erhöhten Bedarf an
Medikamenten
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Im Alter nimmt die Häufigkeit von Erkrankungen zu und viele ältere
Menschen leiden außerdem gleichzeitig an mehreren Erkrankungen. Man nennt das in der
Fachsprache Multimorbidität. Deshalb nehmen ältere Menschen in der Regel mehr
Medikamente ein, als jüngere Menschen. Weil viele Medikamente im Alter außerdem anders
wirken, kommt es häufiger zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen. Zwei Drittel aller
berichteten Nebenwirkungen betreffen Menschen, die älter als 60 Jahre sind. Fasst man die
Gründe für das gehäufte Auftreten von Nebenwirkungen im höheren Alter zusammen, so
ergeben sich vier wesentliche Aspekte:
- erhöhter Medikamentenbedarf durch Vorliegen mehrerer Erkrankungen
- veränderte Verstoffwechselung des Medikaments (bzw. der Medikamente) im Körper
- veränderte Medikamentenwirksamkeit
- praktische Probleme
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Nebenwirkungen treten häufiger auf
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Die häufigsten Nebenwirkungen sind:
- durch niedrigen Blutdruck ausgelöste Kreislaufprobleme
- langsamer und unregelmäßiger Herzschlag, Verwirrtheitszustände
- Verringerung der geistigen Leistungsfähigkeit
- Abnahme der Nierenfunktion
- Stürze
- Bewegungsstörungen
- trockener Mund
- Verstopfung
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Die Beurteilung ist oft schwierig
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Alle diese Beschwerden können allerdings auch im Rahmen von Krankheiten
auftreten. Deshalb ist es für den Arzt oft schwer zu entscheiden, ob es sich bei diesen
Beschwerden um eine Folge von Alterungsvorgängen, um Krankheitszeichen oder um
Nebenwirkungen einer Medikamententherapie handelt. |
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Erhöhter Medikamentenbedarf
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Oft werden jeden Tag mehrere Medikamente eingenommen
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Der erhöhte Medikamentenbedarf ergibt sich daraus, dass viele ältere
Menschen häufiger krank werden und auch oft an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden
z.B. Diabetes, Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion
oder Schilddrüsenunterfunktion.
So wurde festgestellt, dass mehr als 60 Prozent der über 60-jährigen Menschen
Medikamente in Form einer regelmäßigen, lang andauernden Therapie einnehmen. Häufig
werden täglich mehrere verschiedene Medikamente eingenommen. Gelegentlich müssen auch
Medikamente eingenommen werden, um Nebenwirkungen anderer Medikamente zu verhindern oder
zu lindern. |
Jedes Medikament kann Nebenwirkungen haben
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Jedes Medikament kann potentiell auch Nebenwirkungen mit sich bringen,
auch wenn diese individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können. Nehmen ältere
Menschen mehrere Medikamente ein, so können sich die Nebenwirkungen addieren. Es ist auch
möglich, dass es zu Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Substanzen kommt. Deshalb
sollte ein Patient seinem Arzt immer alle Medikamente, egal ob verschreibungspflichtig
oder frei verkäuflich, angeben. Dazu gehören auch Naturheilmittel,
Nahrungsergänzungsmittel und sogenannte "Stärkungsmittel". So kann der Arzt
besser überblicken, welche Substanzen sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit beeinflussen. |
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Stoffwechselveränderungen
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Aufnahme und Wirkung eines Medikaments können sich
ändern
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Die Wirksamkeit jedes Medikaments ist von seiner Pharmakokinetik
abhängig. Mit diesem Begriff wird die Dauer der Aufnahme, die Verteilung und Wirkung im
Körper und der Abbau eines Wirkstoffes beschrieben. In höherem Alter verändert sich zum
einen die Verteilung verschiedener Arzneimittel im Körper. Zum anderen aber ist häufig
die Ausscheidung aus dem Körper verändert. |
Muskel- und Fettgewebe und der Anteil an Körperwasser
verändern sich
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Die veränderte Verteilung ergibt sich aus einer
"Umstrukturierung" des Körpers mit zunehmendem Lebensalter - die Muskelmasse
ist verringert, das Fettgewebe im Verhältnis dazu relativ vermehrt. Auch der Anteil des
Körperwassers ist niedriger, als bei jüngeren Menschen. Bei einem Säugling beträgt der
gesamte Wassergehalt des Körpers noch etwa 75 Prozent, bei einer sehr alten Frau liegt er
bei durchschnittlich 46 Prozent. Weil Frauen mehr Fettgewebe besitzen, als Männer, ist
ihr Wassergehalt niedriger. |
Medikamente können schwächer oder stärker wirken
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Medikamente sind entweder wasserlöslich, oder fettlöslich. Durch die
Umstrukturierung des Körpers kommt es deshalb zu einer anderen Verteilung der Medikamente
im Körper. Sie können sowohl schwächer, als auch stärker wirksam sein. Das hängt
davon ab, ob sie fettlöslich oder wasserlöslich sind. |
Medikamente können verzögert wirken
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Andere Medikamente sind darauf angewiesen, dass sie im Blut an einen
Eiweißstoff gebunden werden. Dadurch verzögert sich ihre Wirkung. Im Alter kommt es zu
einer Verminderung der Eiweiße im Blut. Werden viele Medikamente gleichzeitig
eingenommen, sind weniger dieser Medikamente an Eiweiße gebunden und die Wirkung des
Medikamentes ist verstärkt. |
Ausscheidung und Verarbeitung kann verlangsamt sein
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Zu einer Verringerung der Medikamentenausscheidung kommt es bei Herzschwäche durch die
eingeschränkte Durchblutung der verschiedenen Gewebe. Nieren und Leber
arbeiten nicht mehr so gut. Auch das führt zu einer verringerten Medikamentenausscheidung.
Weil die Medikamente nicht mehr so gut ausgeschieden werden, können sie
länger und auch stärker im Körper wirken. |
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Veränderte Medikamentenwirksamkeit
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Beruhigungsmittel können anregend wirken
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Bei einigen Medikamenten kommt es auch zu einer Veränderung in der
Wirksamkeit. Man vermutet, dass sich im Gehirn das Zusammenwirken bestimmter Rezeptoren
ändert. Diese Beobachtung scheint bei Beruhigungsmittel zuzutreffen. Es kommt durchaus
vor, dass Beruhigungs- bzw. Schlafmittel nicht zum Einschlafen führen, sondern wie ein
"Aufputschmittel" wirken. Andererseits kann es sein, dass bei älteren Menschen
eine Tasse Kaffee (Koffein) das Einschlafen erleichtert. |
Der Körper reagiert oft verlangsamt und schwächer
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Auch die Reaktion des Körpers auf Nebenwirkungen kann verändert sein.
Ein Beispiel: Kommt es aufgrund der Einnahme von Medikamenten zu einem
niedrigen Blutdruck, so ist im höheren Alter der Körper nicht
mehr so gut in der Lage, den Kreislauf selbständig auszugleichen. Die Folge
davon ist, dass der Betroffene eher unter
Schwindel und Kreislaufprobleme leidet. |
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Anwendungsprobleme
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Komplizierte Einnahmeschemata, Sehstörungen und
Vergesslichkeit können zu Einnahmefehlern führen
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Nebenwirkungen können auch dadurch auftreten, dass die Medikamente nicht
vorschriftsmäßig eingenommen werden können. Das kann auch durch praktische Probleme
begründet sein, die sich aus der Menge der Medikamente, schwierigen oder unzureichenden
Einnahmeanweisungen oder gesundheitlichen Problemen ergeben können, z. B.:
- Vergessen der Medikamenteneinnahme
- Verwechslung von Medikamenten
- Einnahmeprobleme durch Sehstörungen
- Einnahmeprobleme durch komplizierte Dosierungsanweisungen, z.B. Einnahme eines
Medikaments an mehreren Zeitpunkten des Tages in jeweils unterschiedlicher Dosierung.
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Medikamentenausscheidung
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Die medikamentöse Therapie muss bei älteren Menschen
sorgfältig geplant und überwacht werden
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Auch bei älteren Patienten ist eine wirkungsvolle und nebenwirkungsarme
Arzneimitteltherapie möglich. Dabei sollten einige wichtige Punkte beachtet werden:
- eine wohlüberlegte Verordnung von Seiten des Arztes. Besonders bei länger andauernden
Therapien sollte immer wieder die Notwendigkeit der Gabe von Medikamente hinterfragt
werden. Die Dosis sollte regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Das
gilt besonders für Medikamente mit verzögerter Ausscheidung. Hier sollte regelmäßig
der Blutspiegel der Medikamente überprüft werden.
- eine möglichst geringe Medikamentenanzahl. Möglich ist dies unter Umständen durch die
Verwendung von Medikamentenkombinationen, die mehrere Wirkstoffe enthalten.
- die nur einmal täglich notwendige Einnahme, z. B. durch Verwendung lange wirksamer
Substanzen, so genannter Retard-Präparate.
- die Berücksichtigung möglicher Neben- und Wechselwirkungen.
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Viele Wirkstoffe werden über die Nieren ausgeschieden
und müssen in ihrer Dosis häufiger angepasst werden
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Speziell bei eingeschränkter Nierenleistung muss bei einigen Medikamenten
die Dosis angepasst, das heißt reduziert werden. Einige häufig verordnete Substanzen,
bei denen die Nierenleistung berücksichtigt werden muss, sind:
- Amoxicillin (Antibiotikum)
- Atenolol (Betablocker:
Herz- und Blutdruckmedikament)
- Captopril (ACE-Hemmer:
Herz- und Blutdruckmedikament)
- Digoxin (Herzglykosid aus
Digitalis gegen Herzschwäche)
- Insulin (Wirkstoff zur Senkung des
Blutzuckerspiegels bei Zuckerkrankheit)
- Lithium (Wirkstoff, der bei einigen psychiatrischen Krankheiten eingesetzt wird)
- Metformin (Insulinsensitizer: Wirkstoff zur
Senkung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes)
- Metolazon (Diuretikum: zum
Ausschwemmen von Flüssigkeit, z.B. wenn sich aufgrund einer Herzschwäche Wasser in der
Lunge angesammelt hat)
- Sulpirid (substituiertes Benzamid: Wirkstoff, welches bei einigen psychiatrischen
Krankheiten eingesetzt wird)
- Trimethoprim (Antibiotikum)
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