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Medizinische Problembereich im Alter
Multimorbidität: Gleichzeitiges Bestehen mehrerer Erkrankungen
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Bei alten Menschen kann ein Symptom oft nicht eindeutig einer
Erkrankung zugeordnet werden.
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Eine Erkrankung kann vom Arzt in der Regel durch eine umfassende Anamnese
(Krankengeschichte), eine körperliche Untersuchung, Laboruntersuchungen, bildgebende oder
andere Untersuchungsverfahren sicher diagnostiziert werden. Das ist aber bei alternden
Menschen oft nicht so einfach. Mit steigendem Alter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit,
an einer oder auch an mehreren Erkrankungen gleichzeitig zu leiden. Diese Multimorbidität
betrifft fast ausnahmslos alle Menschen in höherem Lebensalter. Dann sind die Symptome
oft nicht mehr so eindeutig ausgeprägt und die eindeutige Zuordnung eines Symptoms zu
einer bestimmten Erkrankung kann schwierig sein. |
Eine Erkrankung kann das Risiko für weitere Krankheiten erhöhen.
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Besteht eine Erkrankung, so kann das die Entstehung einer weiteren
Krankheit begünstigen. So ist beispielsweise bei Menschen mit Diabetes das Risiko erhöht, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden oder eine Nierenerkrankung zu entwickeln. Ein weiteres
Beispiel ist die Arthrose. Weil die
Gelenke bei Bewegung schmerzen neigen die Betroffenen dazu, sich wenig zu bewegen.
Bewegungsmangel aber erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
und Diabetes. Mangelnde körperliche Bewegung, ganz
besonders aber Bettruhe, erhöht auch das Risiko für Atemwegsinfektionen. Sehr
gefährlich ist in diesem Zusammenhang die Lungenentzündung, die entsteht, weil
bei Bettruhe die Atmung flacher ist, als normalerweise. Dadurch werden die Randbereiche
der Lunge nur unzureichend belüftet und in geringem Umfang "gereinigt". |
Die Anforderungen an die Behandlung und Pflege verändern sich.
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Diese Zusammenhänge zwischen "Erst-" und
"Zweiterkrankungen" sind allgemein bekannt. Deshalb ist ein wesentlicher Bereich
der ärztlichen und pflegerischen Aufgaben die Vermeidung von Folgeerkrankungen. Das kann
durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden, z. B.durch Impfungen, physikalische Therapie oder auch
die Umstellung alter Lebensgewohnheiten und/oder der Ernährung. Das Auftreten mehrerer
gleichzeitig bestehender Erkrankungen ist jedoch auch trotz Vorsorgemaßnahmen und guter
Pflege nicht immer zu verhindern. Patienten in der Geriatrie neigen aufgrund der
altersbedingten Funktionseinschränkungen zur Multimorbidität. Bei multimorbiden Menschen
stehen dann die optimale Therapie der verschiedenen Krankheiten sowie das Verhindern
körperlicher Einschränkungen und weiterer Folgeerkrankungen im Vordergrund. |
Alte Menschen sollten auch selbst aktiv werden.
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Dies ist in der Regel am besten mit einer Kombination aus medikamentöser
Therapie, physikalischer Therapie und - falls notwendig - pflegerischen Maßnahmen zu
erreichen. Oft ist auch eine psychosoziale Betreuung sinnvoll. Der positive Effekt so
genannter "Lebensstilveränderungen" ist auch im höheren Alter nicht zu
unterschätzen. So lassen sich viele wichtige und häufig auftretende Erkrankungen durch
Verhaltensänderungen positiv beeinflussen. Ein zu hoher Blutdruck oder erhöhte Blutzuckerwerte können durch Erreichen
eines normalen Körpergewichts, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung
verbessert werden. Regelmäßige Bewegung beugt der Entstehung einer Osteoporose vor. Ein normales
Körpergewicht reduziert das Risiko für eine Arthrose.
Weil es häufig nicht leicht fällt, liebgewonnene Gewohnheiten aufzugeben oder zu
verändern, ist z.B. Sport in der Gruppe oder eine auf die individuellen Gegebenheiten
ausgerichtete Ernährungsberatung hilfreich. |
Medikamente müssen überlegt angewandt werden.
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Weil bei Multimorbidität meistens mehrere Medikamente parallel
eingenommen werden müssen, muss auf mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen dieser
Medikamente geachtet werden. Außerdem sollten altersbedingte Besonderheiten bei der
Medikamententherapie berücksichtigt werden (vgl. "Medikamententherapie"). In
jedem Fall sollte jeder Arzt, der ein Medikament verordnet, über alle anderen
Medikamente, die der Patient einnimmt, informiert sein - auch über rezeptfreie, frei
verkäufliche Präparate, Vitamintabletten sowie pflanzliche Produkte.
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