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Grundlagen und Philosophie der Osteopathie
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Alle Systeme sind verbunden
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Die Grundannahme des osteopathischen Ansatzes ist die funktionelle Einheit
des menschlichen Körpers. Das bedeutet, das alle Systeme - der Bewegungsapparat
(Knochen, Muskeln), das viszerale System (Organe und Eingeweide) und das craniosacrale
System (ZNS und Hormone) - unzertrennlich miteinander verbunden und in
ständigem, wechselseitigem Informationsaustausch sind, um die Körperfunktionen
in einem beständigen Rhythmus immer wieder aufeinander abzustimmen.
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Gleichgewicht aller Systeme
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Gesundheit definiert sich in der Osteopathie über das harmonische
Gleichgewicht, in dem sich alle körperlichen Systeme inklusive der Psyche
zueinander befinden. Gibt es in einem der Systeme eine Störung, so wird sich
das, laut der Osteopathie, in allen anderen Systemen mit auswirken.
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Leben ist Bewegung im Gleichgewicht
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Es wird oft in der Osteopathie davon gesprochen, das Bewegung Leben ist. Eine
Art von rhythmischer Bewegung im Wandel des Entstehens und Vergehens aller
irdischen Erscheinungen. Der Osteopathie ist es daher ein Anliegen, nicht nur die Beweglichkeit von
Körperteilen, sondern sämtlicher lebensnotwendiger physiologischer Vorgänge im
Körper lebendig, das heißt, in ihrer eigenen rhythmischen Bewegungsform zu
erhalten. Jede Blockade wird der Körper auf eine für ihn sinnvolle Weise
versuchen zu kompensieren.
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Eine Bewegung findet niemals isoliert statt
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Es spielt dabei auch eine wichtige Rolle zu begreifen, dass keine Bewegung
eines unserer Körperteile isoliert von nur einem Muskel ausgeführt wird. Für das
Anheben einer Einkaufstüte, die jemand in eine Hand nimmt, werden eine Vielzahl von Muskel
benötigt bis hin zum kleinen Zeh. Nervensignale koordinieren dabei das richtige
Zusammenspiel der Muskulatur. Bewusst wahrgenommen wird diese komplexe Kette von
Signalen und Muskelkontraktionen nicht. Idee und Ausführung sind eins.
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Alles wirkt sich aus
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Konkret bedeutet das z. B. wenn sich ein Muskel unseres Körpers anspannt
und dadurch verkürzt, entsteht ein Zug, der sich in dem Moment über die
Sehnen, Bänder, Knochen und das Bindegewebe in alle Richtungen im Körper
ausdehnen kann und selbst die Gewebe der Organe und des Nervensystems dabei
sprichwörtlich miteinbezogen werden.
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Selbstheilung ist naturgegeben
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In der Osteopathie wird davon ausgegangen, das ein gesunder Körper in der
Lage ist, ausreichend Selbstheilungskräfte zu aktivieren, um auftretende
funktionale Störungen selbst heilen oder ausgleichen zu können. Ziel der
osteopathischen Therapie ist die Schaffung bzw. die Wiederherstellung der
Selbstheilungskräfte. Nur, wenn alle Widerstände, die auf körperlicher und
seelischer Ebene auftreten, gefunden und gelöst sind, können alle Teile der
Funktionseinheit Mensch wieder effektiv miteinander kommunizieren und alle
notwendigen Ver- und Entsorgungsaufgaben erledigt werden. Nur unter diesen
Bedingungen kann sich die innere
Heilkraft auch vollständig wirksam entfalten.
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Aufgabe des Osteopathen
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Im übertragenen Sinn ist dies ein Vorgang, bei dem einem erstarrten,
bewegungslosen Teil dazu verholfen wird, zurück in seine Bewegungsfähigkeit zu
gehen. Das kann z. B. eine konkrete muskuläre Verspannung (Widerstand) sein.
Dabei stimmen der Ort der Entstehung und der Ort der Beschwerden nicht immer
überein. Die Aufgabe des
Osteopathen ist es, genau diese Zusammenhänge im Körper aufzuspüren und mit
Feingefühl eine Manipulation oder eine Mobilisation durchzuführen, die eine
Blockade an dieser Stelle erfolgreich löst.
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Heilung durch aufmerksame Hände
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Vielfach wird davon gesprochen, das die Empfindungen von Tasten und Berührung die am stärksten ausgeprägteste Sinneswahrnehmungen seien. Die Hände sind das einzige
Behandlungswerkzeug der Osteopathen. Sie behandeln Funktionsstörungen ausschließlich mittels tiefenwirksamer, überwiegend sanfter manueller
Manipulationstechniken. Ihre Schulung ist ein wichtiger Aspekt,
insbesondere die Entwicklung der Feinfühligkeit. Die Hände sollen über den
Tastsinn in der Lage sein, schon kleinste Bewegungen in Geweben wahrzunehmen,
die Aufschluss über eine Unregelmäßigkeit bzw. für die Ursache einer
funktionalen, körperlichen Störung geben können. In der Osteopathie wird davon
ausgegangen, das jedes Gewebe eines Individuums eine charakteristische
Grundspannung hat. Somit beurteilt der Osteopath bei seiner Befunderhebung mit
seinen Händen die Stellung, Mobilität und Qualität der Gewebe.
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