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Angst bei Zwangserkrankungen
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Zwänge können qualvolle Ängste verursachen.
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Heute scheinen Zwangsneurosen eine wachende Rolle zu spielen. Zwänge sind
alles beherrschende Erlebnisse. Sie werden zwar als unsinnig oder zumindest unangemessen
erkannt - aber man ist machtlos gegen sie. Zwänge drängen sich auf beim Denken,
Vorstellen, Fragen, Sprechen, Zählen, beim Handeln und Vermeiden. Sie müssen nicht immer
unsinnig sein. Nur ihre hartnäckige Aufdringlichkeit, vor allem die Unfähigkeit, sie zu
steuern oder zu unterdrücken, macht das Krankhafte aus. Leichtere Kontrollzwänge (Wasch-
oder Putzzwang, die zwanghafte Frage: Habe ich das Licht/Bügeleisen ausgeschaltet, die
Haustür wirklich abgeschlossen?) sind auch bei Gesunden anzutreffen. Die Grenze zum
Krankhaften ist oft fließend. Im Extremfall können Zwänge jedoch so groteske Formen
annehmen, dass sie das Leben des Betroffenen ruinieren. Denn wenn sie den Zwängen
entrinnen wollen, packen sie vielfältige körperliche Reaktionen (z. b. Schweißausbruch,
Zittern) - vor allem Angstzustände. |
Zwangsgedanken und Zwangsvorstellungen sind die häufigste Form und
können bedrohliche Formen annehmen.
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Am häufigsten finden sich Zwangsgedanken und Zwangsvorstellungen. Sie
drehen sich meist um Unfälle, Erkrankungen, Katastrophen oder Gewalttaten, die
nahestehende Personen bedrohen sollen. Die zwanghaften Befürchtungen werden fast
bildhaft-realistisch durchlitten. Gelegentlich drängen sich auch immer wieder auftretende
Sätze, Verse, Melodien oder die Vorstellung auf: "Was wäre, wenn dieses oder jenes
jetzt eintritt?" Das fragen sich auch viele Gesunde, aber nicht unter quälendem
Wiederholungszwang. Manchmal zeigen die Zwangsvorstellungen auch aggressive Züge. Das
äußert sich beispielsweise in dem Zwang, Unanständiges auszusprechen oder auszuführen
oder jemanden zu beschimpfen, ja zu verletzen oder gar zu töten, auch sich selber.
Allerdings kommt es so gut wie nie zur Tat, nicht zur Beschimpfung, schon gar nicht zu
aggressiven Handlungen. Zwangskranke sind Täter ohne Tat. Dafür leiden die
Betroffenen fruchtbar unter diesen ihnen wesensfremden Zwängen und entwickeln schwere
Schuldgefühle - und Angstzustände. |
Am Ende werden sinnlose Zwangshandlungen ausgeführt, die
vorübergehend Erleichterung verschaffen.
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Im Endzustand kommt es zu sinnlosen Zwangshandlungen. Sie sollen die
Zwangsvorstellungen neutralisieren. Nach außen fallen sie durch ihren fast automatischen
Ablauf auf - und weil sie der jeweiligen Situation völlig unangemessen sind. Dazu
gehören unsinnige Wiederholungszwänge (z. B. Treppe rauf, Treppe runter),
Kontrollzwänge (Wohnungstür, Licht, Geräte), Reinigungszwänge (sowohl realistisch, als
auch symbolisch, z. B. Versündigungsangst, beim Händewaschen bis zur Hautschädigung),
ferner Vermeidungszwänge (mit umständlichen Entlastungsritualen) usw. auch gibt es eine
zwanghafte Verlangsamung mit zeitlupenhaftem Verhalten oder Ordnungs- und anderen
Zwängen, die nur unterbrochen werden können, indem man z. B. bestimmte Zahlenabfolgen
durchrechnet und sich dadurch kurzfristig befreit - bis der Zwang von neuem auftritt. |
Zwänge können durchbrochen werden.
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Zwangskranken kann durch psychotherapeutische Behandlung (z. B.
Verhaltenstherapie), aber auch durch bestimmte Antidepressiva
geholfen werden.
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