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Vorbemerkung |
Grundlage:
synthetisch hergestellte Arzneimittel |
Die
hier dargestellten Grundlagen der medikamentösen Therapie beziehen sich auf synthetisch
hergestellte Medikamente. Auf die Behandlung mit Phytopharmaka wird an anderer Stelle
eingegangen. |
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Medikamentöse Behandlung bei Depression
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Die
Art der Depression ist entscheidend |
Die
medikamentöse Behandlung einer Depression liegt in der Hand des Haus- oder Nervenarztes.
Sie richtet sich nicht zuletzt nach der Art der Depression: |
Behandlung bei psychogenen Depressionen |
Psychogene
Depressionen sollten überwiegend durch psychotherapeutische
und soziotherapeutische Maßnahmen behandelt werden. In Einzelfällen kann sich auch eine
zusätzliche medikamentöse Therapie als nützlich erweisen (Antidepressiva), wenngleich
in der Dosis etwas reduziert; ferner vorübergehend beruhigende und schlafanstoßende
Präparate, falls unerlässlich. Leider nehmen sich heute immer weniger Menschen die Zeit,
eine psychogene Depression in dieser Form angemessen zu behandeln. Die medikamentöse
Therapie nimmt größeren Raum ein. |
Endogene
Depressionen: |
Auch
endogene Depressionen müssen psychotherapeutisch, vor allem im Familien- und Berufsleben
gestützt werden. Daneben aber gelten die gezielt stimmungsaufhellenden Antidepressiva als
der wichtigste Behandlungsfaktor: ausreichend hoch dosiert und lange genug eingenommen. |
Körperlich
begründbare Depressionen: |
Bei
körperlich begründbaren Depressionen muss zuerst die zugrunde liegende Störung behandelt
werden; Psycho- und Soziotherapie sowie
antidepressive Medikamente können zusätzlich hilfreich sein. |
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Unterscheidung der Psychopharmaka
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Psychopharmaka
wirken auf das Seelenleben eines Menschen |
Psychopharmaka
sind Arzneimittel, die eine gezielte Wirkung auf das Seelenleben entwickeln. Dazu gehören
die erwähnten Antidepressiva, ferner Neuroleptika (Antipsychotika) sowie Beruhigungs- und
Weckmittel. Indirekt zählt man dazu auch die Lithiumsalze, Schlaf- und bestimmte Pflanzenheilmittel
usw. Nachfolgend eine kurzgefasste Übersicht: |
Antidepressiva: |
- Antidepressiva sind Arzneimittel mit direkter Wirkung auf
depressive Zustände. Sie machen nicht süchtig. (Einzelheiten)
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Tranquilizer: |
- Beruhigungsmittel vom Typ der sogenannten Benzodiazepine,
auch Tranquilizer genannt (vom Lateinischen: tranquillus = ruhig), wirken beruhigend,
angstlösend und ggf. schlaffördernd. Sie können süchtig machen (Medikamentenabhängigkeit), wenn sie
über längere Zeit eingenommen werden. Manche wirken sich noch sehr lange nach dem
Aufwachen negativ auf die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit aus. Das erhöht die
Unfallgefahr im Straßenverkehr und die Gefahr von Stürzen. Man nennt das den
Hangover-Effekt.
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Neuroleptika: |
- Neuroleptika kann man im wesentlichen in 2 Gruppen
unterscheiden: Die einen, die sogenannten hochpotenten Neuroleptika sind vor allem in der
Behandlung der Psychosen heute
nicht mehr wegzudenken. Die anderen, die sogenannten niederpotenten Neuroleptika,
bewähren sich insbesondere bei Unruhe-, Erregungs- und Angstzuständen
sowie Schlafstörungen. Neuroleptika machen nicht
süchtig.
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Weckmittel: |
- Weckmittel oder Psychostimulanzien haben heute fast keine
ärztliche Aufgabe mehr. Sie machen süchtig.
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Lithiumsalze: |
- Lithiumsalze sind jene
Medikamente, die bei immer wieder ausbrechenden depressiven Phasen einen Rückfall
verhindern helfen, sofern man sie über Monate bis Jahre hinweg regelmäßig einnimmt.
Ähnliches gilt für den Wirkstoff Carbamazepin, ein Arzneimittel, das man bisher
hauptsächlich gegen Krampfanfälle einsetzte. Das ist für die Betroffenen eine große
Beruhigung. Bei der Manie gehören Lithiumsalze zusammen mit den Neuroleptika zu den
direkt dämpfenden Medikamenten. Lithiumsalze und Carbamazepin machen nicht süchtig.
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Pflanzenheilmittel: |
- Pflanzenheilmittel (Phytopharmaka)
mit Wirkung auf das Seelenleben waren seit Jahrtausenden unersetzlich und beginnen in
letzter Zeit wieder zunehmend Beachtung zu finden. Da sie kaum Nebenwirkungen haben und
nicht süchtig machen, werden sie gerne genommen. Man sollte jedoch ihre Grenzen
respektieren. So sind alltägliche Befindungsschwankungen mit Verstimmungszuständen und
leichte Depressionen durch Pflanzenheilmittel häufig ausreichend zu behandeln, während
man ab mittelschweren Depressionen besser gleich zu den Antidepressiva greifen sollten.
Nähere Informationen zu Phytopharmaka finden Sie hier.
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Weitere Behandlungsmöglichkeiten
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Ziel
ist es, die Selbstheilungskräfte zu stärken, die in jedem Menschen vorhanden sind.
Bücherliste: Selbstheilung |
Gerade
Patienten mit einer (vor allem endogenen) Depression wirken nicht nur durch ihre - für
Außenstehende manchmal unfassbare - Entschlusslosigkeit, sondern auch durch eine tiefe
Kraftlosigkeit wie gelähmt. Deshalb glauben sie, keinen eigenen Beitrag zur Genesung
leisten zu können, insbesondere was ihren körperlichen Einsatz anbelangt. Das ist ein
Irrtum. Denn die Kraftlosigkeit ist ein Teufelskreis, der immer weiter schwächt. Hier
muss man konsequent die Selbstheilungskräfte stärken und täglich einen eigenen
therapeutischen Beitrag des Patienten verlangen. Und der besteht z. B. in kleinen, aber
nicht unwichtigen Maßnahmen, wie z. B. morgendliches Trockenbürsten, Wechselduschen (mit
kaltem Wasser abschließen) sowie täglicher körperlicher Aktivität. Das geschieht meist
durch einen "Gesundmarsch", am besten bei Tageslicht und nicht unter einer
Stunde, oder vergleichbar kreislaufanregenden Maßnahmen (Fahrradfahren, Langlauf,
Gartenarbeit usw.). |
Körperliche
Aktivität ist der Schlüssel |
Deshalb
müssen die Angehörigen unbedingt darauf achten, dass der Depressive keinen Tag ohne
körperliche Aktivität bleibt. Dies ist allerdings - zumindest am Anfang - nicht ohne
aufmunternde und konsequente Begleitung durchsetzbar. |
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Neben
diesen Therapiehilfen in eigener Initiative und den notwendigen Medikamenten gibt es
natürlich noch andere Behandlungsmöglichkeiten. Dazu gehören beispielsweise: |
Therapeutischer
Schlafentzug: |
- Der therapeutische Schlafentzug, bei dem der Depressive die
ganze oder zumindest die 2. Hälfte der Nacht wachen muss und auch am nächsten Tag bis
zum Abend nicht einnicken darf. Durch mehrere solcher Schlafentzugs-Behandlungen (meist in
der Klinik) kommt es schließlich zu einer zumindest zeitlich begrenzten
Stimmungsaufhellung.
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Lichttherapie:
Bücherliste: Lichttherapie |
- Schon im vergangenen Jahrhundert war bekannt, dass die
dunkle Jahreszeit in den nördlichen Ländern zu einer saisonal begrenzten Form der
Depression führen kann, der sogenannten "Winterdepression".
Wer es sich leisten konnte, machte deshalb einen Urlaub in den Bergen oder im Süden.
Heute behandelt man mit speziellen Lampen, die in Intensität und Zusammensetzung dem
Tageslicht angepasst sind. Dadurch lässt sich für die Dauer der Behandlung ein z. T.
erfreulicher Erfolg registrieren. Aber schon die erwähnte körperliche Aktivität bei
Tageslicht, nicht unter einer Stunde, bringt gerade bei winterlichen Stimmungseinbußen
eine erstaunliche Aufhellung. Selbst ein bedeckter Himmel entwickelt eine ausreichende
Lichtintensität und damit heilsame Wirkung.
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Therapie
mit "Elektroschocks" |
- Die Elektrokrampfbehandlung, auch als
"Elektroschocktherapie" oder positiver als "Durchflutungsbehandlung"
bezeichnet, war seit ihrer Entwicklung umstritten. Früher hatte man jedoch häufig keine
andere Wahl. Doch selbst heute noch wird die Durchflutungsbehandlung unter Vollnarkose vor
allem dort eingesetzt, wo z. B. Depressionen nicht befriedigend auf Antidepressiva
ansprechen.
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Antidepressiva:
Was sind Antidepressiva?
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Chemische Substanzen zur Stimmungsaufhellung |
Stimmungsaufhellende
Substanzen pflanzlicher Herkunft gibt es seit Menschengedenken, z. B. Johanniskraut.
Synthetische Antidepressiva auf rein chemischer Grundlage stehen jedoch erst seit rund
vier Jahrzehnten zur Verfügung. Das war ein großer medizinischer Fortschritt, da sie
auch bei schweren Fällen von Schwermut erfolgreich sind. Sie haben aber eine Reihe von
Nebenwirkungen, die der Arzt bei seiner Behandlungsstrategie in jedem Einzelfall
sorgfältig prüfen muss. |
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Pflanzenheilmittel mit stimmungsaufhellender Wirkung
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Heilpflanzen
mit "Seelenwirkung" |
Von
den zahlreichen Heilpflanzen mit Wirkung auf das Seelenleben haben sich vor allem fünf
durchgesetzt: das Johanniskraut, die Baldrianwurzel, das Passionsblumenkraut, Hopfenzapfen
und Melissenblätter mit beruhigender und einschlaffördernder Wirkung. |
Johanniskraut: |
Am
bekanntesten ist inzwischen das Johanniskraut. Es wird gegen leichtere bis mittelschwere
depressive Zustände eingesetzt. Kommen noch Angst- und innere Unruhe hinzu, kombiniert
man mit Baldrian, Hopfen, Passionsblume und Melisse. |
Wirkung
kann gelegentlich drei Wochen auf sich warten lassen |
Ernstere
Nebenwirkungen sind nicht bekannt, auch wenn man intensivere Sonnen- und UV-Bestrahlungen
(Solarien) unter Johanniskraut meiden sollte. Auch bei langfristiger Einnahme besteht wie
bei allen anderen Antidepressiva keinerlei Suchtgefahr. Die Stimmungsaufhellung von
Johanniskraut "greift" aber nicht sofort, sondern in der Regel erst nach ein bis
zwei, manchmal auch drei Wochen. Die Dosis bestimmt der Arzt, der auch berücksichtigt,
dass der Gehalt an Johanniskraut-Wirksubstanz in den verschiedenen Präparaten
unterschiedlich ist. |
Grenzen
der Naturprodukte erkennen |
Johanniskraut
ist vor allem für leichtere depressive Zustände empfehlenswert. Deshalb ist es wichtig,
auf den Schweregrad der Depression zu achten und die Grenzen der Naturprodukte zu
respektieren. |
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Antidepressive Arzneimittel
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Vielfältige
Auswahl: |
Es
gibt Dutzende von synthetischen Antidepressiva als Handelspräparate. Das scheint auf den
ersten Blick unnötig. Ein oder zwei wirkungsvolle Substanzen müssten doch eigentlich
genügen. Aber hier ist zu unterscheiden: |
Die
Wirksubstanz ist bedeutend |
- Die jeweilige Wirksubstanz bzw. der Wirkstoff. Davon gibt
es schon nicht mehr so viele, etwa 20. Einige von ihnen wirken ähnlich, aber keineswegs
alle.
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Entscheidend
ist nicht der Handelsname, sondern der Name, der den Wirkstoff bezeichnet. |
- Die Handelsnamen: Viele Wirkstoffe kommen durch mehrere
Hersteller auf den Markt, deren Produkte natürlich unterschiedliche Handelsnamen tragen.
So kommt die Vielzahl von Antidepressiva zustande. Entscheidend ist der Name, der den
Wirkstoff bezeichnet. Er ist meist viel komplizierter als der Handelsname, der ja
eingängig und gut merkbar sein sollte. Der Handelsname trägt ein sogenanntes
Markenzeichen. Das ist ein hochgestelltes ®.
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Wie unterteilt man die Antidepressiva?
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Wichtige
Einteilung der Antidepressiva: |
Am
häufigsten ist die Einteilung nach dem Wirkstoff. Verschiedene, in ihrer Wirkung
ähnliche Wirkstoffe kann man zu größeren Wirkgruppen zusammenfassen. Dies ist möglich
aufgrund ihrer chemischen Ähnlichkeit. In der Praxis unterteilt man aber auch häufig
nach dem Wirkungsschwerpunkt. So gibt es
- Antidepressiva, die weder merklich dämpfen noch
aktivieren,
- Antidepressiva, die einen antriebssteigernden Effekt
entwickeln und
- Antidepressiva, die vor allem beruhigen, entspannen und
damit schneller angstlösend wirken.
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Die
Art der Symptome entscheidet über die Art der verabreichten Antidepressiva |
Diese
Einteilung ist wichtig. Denn es gibt Depressive, die unruhig, gespannt, fahrig,
jammerig-klagsam sind und solche, die matt, kraftlos, ja wie seelisch-körperlich
blockiert wirken. Ängstlich-gespannte Depressive sollten keine aktivierenden
Antidepressiva erhalten, weil sonst die kräftezehrende Unruhe noch zunimmt, was
gefährlich werden kann (z. B. Selbsttötungsneigung). Ein besonderes Problem ist der
Umstand, dass viele Depressive nach außen eher müde oder gar energielos wirken, im
Inneren aber nervös, unruhig und gespannt sind. |
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Vorsichtsmaßnahmen
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Bei
der Verordnung von Medikamenten müssen auch immer die Nebenwirkungen bedacht werden |
Jedes
Arzneimittel hat nicht nur eine erwünschte Wirkung, sondern auch unerwünschte
Nebenwirkungen. Nicht jedes Medikament ist darum auch für jeden Patienten geeignet. Es
könnte z. B. sein, dass sich einige Nebenwirkungen mit einer bestimmten Erkrankung nicht
vereinbaren lassen, die der Patient sonst noch zu ertragen hat. Das gleiche gilt übrigens
auch für die Einnahme verschiedener Arzneimittel, die sich evtl. gegenseitig behindern
oder ihre Nebenwirkungen verstärken. Dies alles geht für den Arzt aus den sogenannten
Fachinformationen und für den Patienten aus der Packungsbeilage hervor. Dort wird unter
den Überschriften Anwendungsbeschränkungen, Vorsichtsmaßnahmen und Gegenanzeigen alles
aufgeführt, worauf zu achten ist. |
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Dosierung und Dosisverteilung
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Medikamente
wirken nur richtig, wenn sie ausreichend dosiert sind. Zu niedrig wirkt nicht und zu hoch
ist schädlich. Darum sollte man sich an die Anweisungen des Arztes halten. |
Jedes
Arzneimittel hat seinen speziellen Dosisbereich. Man darf also nur eine bestimmte Menge zu
einer bestimmten Zeit bzw. in einem bestimmten Zeitraum einnehmen. Zusätzlich sind auch
noch Alter bzw. Hinfälligkeit oder sonstige Krankheiten zu bedenken. Meist erhöht man
die Dosis langsam. Denn jeder Patient reagiert anders, und das muss erst vorsichtig
ausgelotet werden. Wird er nämlich von bestimmten Nebenwirkungen belästigt oder gar
erschreckt, die beim behutsamen "Einschleichen" der Dosis vermeidbar gewesen
wären, ist er vielleicht so verunsichert oder erbost, dass er das Medikament nur noch
unregelmäßig oder gar nicht mehr einnimmt - ohne es seinem Arzt zu gestehen. Die Folge
ist ein enttäuschendes Behandlungsergebnis, ein verlängertes Leiden und unnötige Qual. |
Das
Alter der Patienten kann eine niedrigere Dosis bedeuten |
Gerade
junge und alte Patienten reagieren häufig empfindlicher und benötigen darum niedrigere
Dosen. Allerdings wird die Behandlung dafür oft länger, zumal dann, wenn auch die Dosis
langsamer gesteigert wird. Wenn der Patient die sonst üblichen Gaben von Medikamenten
verträgt, dann sollte man das auch nutzen, um den Leidensweg nicht unnötig zu
verlängern. Dies gilt vor allem für Depressive im höheren Lebensalter. |
Das
Standardschema "3 X 1" ist out |
Das
frühere Standard-Schema "3 X 1" wird immer häufiger verlassen. Aktivierende
Antidepressiva sollen ohnehin nur vormittags, spätestens am frühen Nachmittag gegeben
werden, sonst drohen Einschlafstörungen. Bei dämpfenden Antidepressiva gibt man die
Hauptdosis am Abend oder vor dem Schlafengehen. Dadurch werden 1. die Nebenwirkungen
verschlafen und 2. durch den schlafanstoßenden Effekt Schlafmittel eingespart. Zudem wird
das gefürchtete depressive Morgentief ("Morgengrauen") abgefangen. |
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Wirkungseintritt
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Bis
die Wirkung eintritt, können schon mal bis zu drei Wochen vergehen |
Der
Wirkungseintritt aller synthetischen Antidepressiva lässt in der Regel auf sich warten:
Eine Woche, zwei Wochen, drei Wochen ohne Wirkung sind jedenfalls noch kein Beweis, dass
das Medikament n i c h t wirkt. Nebenwirkungen
synthetischen Antidepressiva treten als erstes auf. Die sehnlich erwartete
Stimmungsaufhellung kann längere Zeit auf sich warten lassen. Außerdem verläuft die
Besserung häufig wellenförmig. Kleinere "Rückschläge", insbesondere nach
entsprechenden Belastungen, sind kein Anlass zur Resignation.
Ehe man ein Antidepressivum als
wirkungslos auswechselt, sollte man mindestens drei Wochen abwarten. Sonst muss man mit
einem völlig neuen Wirkstoff zeitlich wieder ganz von vorne anfangen. |
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Vorsicht
bei Auflösung von depressiver Erstarrung |
In
diesem Zusammenhang ist noch auf ein anderes Phänomen zu achten: Manche Depressive sind
seelisch-körperlich wie eingemauert. Sie sind dann trotz tiefster Schwermut auch nicht in
der Lage, sich etwas anzutun. Diese "Versteinerung" kann durch ein
Antidepressivum schneller gelöst werden, als das Stimmungstief. Das ist mitunter
gefährlich. Denn wenn jemand von seiner depressiven Erstarrung plötzlich befreit, aber
noch immer schwermütig ist, hat er eher Gelegenheit, Hand an sich zu legen. In einer
solchen Situation ist die intensive Betreuung durch die Angehörigen und den Arzt
besonders wichtig. |
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Behandlungsdauer
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Die
Dauer einer Behandlung ist sehr unterschiedlich |
Die
Dauer einer antidepressiven Behandlung im Krankenhaus liegt zwischen vier Wochen und mehr
als drei Monaten; ein halbes Jahr ist nicht ungewöhnlich. Für eine ambulante Betreuung
durch den niedergelassenen Arzt gilt das gleiche, ggf. sogar länger. Das können
schwierige Zeiten werden. Denn selbst ein Abklingen des Beschwerdebildes bedeutet noch
keine vollständige Genesung. Dies merkt man spätestens in Krisen- oder
Überforderungssituationen, wo ein erneuter seelischer oder körperlicher Einbruch droht. |
Die
Nachbehandlung schützt vor Rückfällen |
Deshalb
sollte man die Behandlung nach Besserung bzw. völliger Beschwerdefreiheit noch eine
Weile, im allgemeinen mehrere Monate, fortsetzen. Zuerst mildert das Antidepressivum die
depressive Qual, dann baut es die seelische, geistige und körperliche Gesundheit wieder
auf, zuletzt schützt es vor einem Rückfall und hilft die Reserven aufzufüllen. |
Haben
Sie Geduld: Auch ein komplizierter Beinbruch heilt nicht von heute auf morgen |
Die
langwierige Heilung eines komplizierten Beinbruches wird meist klaglos hingenommen. Wer
sein Bein zu früh belastet, merkt rasch, dass er etwas falsch macht. Nur bei der Seele
meint man, alles übers Knie brechen zu können. Doch auch hier droht ein Rückfall, wenn
der Betreffende noch auf zu "dünnem Eis" steht. |
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Top
Absetzen der Antidepressiva
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Antidepressiva
machen NICHT süchtig |
Antidepressiva
machen nicht süchtig und verursachen deshalb auch keine Entzugssymptome. Man darf sie
trotzdem nicht schlagartig absetzen. Dann treten sog. Absetzerscheinungen auf: innere
Unruhe und Spannung, Reizbarkeit, Missgestimmtheit, Angstzustände, Kraftlosigkeit,
Schweißausbrüche, Appetitverlust, Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen, Magen-Darm-Krämpfe,
Durchfall, Schlafstörungen bzw. lebhafte bis
ängstigende Traumbilder, mitunter Kopf- und Muskelschmerzen, Schwindel, Gefühl des
Zerschlagenseins sowie Bewegungsstörungen. |
Ausschleichen
der Medikation |
Deshalb
werden die Antidepressiva langsam reduziert ("ausschleichen"), um diese Folgen
zu vermeiden. Langsame Medikamentenreduktion unterstützt auch die seelisch-körperliche
Stabilisierung. |
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Schwangerschaft und Stillzeit
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Die
Medikamente werden häufig abgesetzt |
Sind
Antidepressiva während einer Schwangerschaft notwendig, wird sich der betreuende Arzt in
der Regel mit einem Nerven- und Frauenarzt absprechen. Sofern es möglich ist, wird man
das Antidepressivum absetzen, um das Kind keinem Schädigungsrisiko auszusetzen.
Antidepressiva gehen auch in die Muttermilch über, was entweder ein Absetzen des
Medikaments oder Abstillen nahe legt. |
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Selbsttötungsgefahr
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Medikamente
dürfen nicht gehortet werden |
Ausgerechnet
Antidepressiva, die gegen depressive Zustände mit erhöhter Selbsttötungsgefahr
eingesetzt werden, sind bei bewusster Überdosierung nicht ohne Risiko. Bei lebensmüden
Patienten pflegt deshalb der Arzt nur die kleinste Packungseinheit zu verschreiben und so
gut es geht zu kontrollieren, ob sie der Patient ggf. in selbstzerstörerischer Absicht
sammelt. Hier müssen vor allem die Angehörigen wachsam bleiben. |
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Top
Suchtgefahr
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Antidepressiva
machen NICHT süchtig |
Antidepressiva
machen nicht abhängig. Das kann nicht oft genug wiederholt werden, da sie immer wieder in
diesen unsinnigen Verdacht geraten. Früher wurde allerdings häufiger die Kombination aus
einem Antidepressivum mit einem süchtig machenden Beruhigungsmittel verordnet. Heute gibt
es dagegen genügend Antidepressiva, die auch ohne Suchtgefahr eine gute
stimmungsaufhellende sowie zugleich angstlösende und beruhigende Wirkung entfalten. |
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Top
Arzneimittel-Wechselwirkungen
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Möglichkeiten
von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten: |
Werden
mehrere Präparate eingenommen, kann es zu unerwünschten Wechselwirkungen, sog.
Arzneimittel-Interaktionen, kommen. (Bitte beachten Sie, dass sich dies nicht auf
Phytopharmaka bezieht.) Dabei sind verschiedene Möglichkeiten denkbar:
- Verstärkung bzw.
- Abschwächung der erwarteten Wirkungen einer oder beider
Substanzen sowie
- Verstärkung der jeweiligen Nebenwirkungen.
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Manchmal
müssen negative Erscheinungen in Kauf genommen werden |
Der
Arzt versucht solche ungünstigen Kombinationen weitgehend zu vermeiden. Manchmal bleibt
ihm jedoch keine andere Wahl, vor allem im höheren Lebensalter, wo mehrere, für den
Patienten unersetzliche Arzneimittel auf einmal genommen werden müssen. |
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Top
Extreme Temperaturen und Lichtempfindlichkeit
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Manchmal
ist der Organismus überfordert: |
Extreme
Temperaturen, insbesondere Hitze bzw. Schwüle (z. B. Föhn, Warmfront), können vor allem
zusammen mit dämpfenden Antidepressiva den Organismus überfordern: Die Folge sind
Flimmern vor den Augen, Schwindel und Kollapsgefahr. Daher sollten Extrembelastungen
vermieden und bei starker Sonne z. B. Schatten aufgesucht werden. Auch eine erhöhte
Lichtempfindlichkeit ist nicht auszuschließen. Abhilfe bieten entsprechende Kleidung,
Hut, Sonnenschirm, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor usw. |
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Top
Alkohol und andere Genussmittel
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Vorsicht
bei Alkohol |
Die
Kombination von Alkohol mit Antidepressiva, besonders solchen mit dämpfender Wirkung,
kann zu unvorhersehbaren Konsequenzen führen: Benommenheit, Schläfrigkeit,
Blutdruckabfall und damit Flimmern vor den Augen, Schwindelneigung und Sturzgefahr.
Koffeinhaltige Getränke fördern vor allem innere Unruhe und Angstzustände. Auch die
belastende Wirkung des Nikotins oder anderer Inhaltsstoffe des Tabaks ist schwer
abschätzbar. |
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Top
Verkehr und Arbeitsplatz
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Die
Reaktion kann stark beeinträchtigt sein |
Schon
bei einer leichteren Depression ist der Betroffene nicht mehr im Vollbesitz seiner
geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit. In einer mittelschweren Depression ist er
deutlich beeinträchtigt, in einer schweren nicht mehr verkehrstüchtig. Aber auch die
Antidepressiva - insbesondere die dämpfenden - erschweren zumindest in den ersten Wochen
und Monaten die Verkehrstüchtigkeit. Zu einem späteren Behandlungszeitpunkt können Arzt
und Patient über die aktive Teilnahme am Verkehr durchaus diskutieren, aber besonders
nach Einleitung der medikamentösen Therapie bleibt sie ein Risiko. |
Auch
am Arbeitsplatz kann es gefährlich werden |
Das
gleiche gilt für gefährliche Arbeitsplätze, z. B. mit Sturzgefahr oder an Maschinen mit
beweglichen Teilen. Auch hier muss sehr genau geprüft werden, wann der Patient wieder
aktiv werden darf. |
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Top
Nebenwirkungen
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Auftretende
Nebenwirkungen hängen von vielen Faktoren ab: |
Die
Nebenwirkungen oder unerwünschten Begleiterscheinungen aller synthetischen Arzneimittel
sind nach Art und Ausprägung von vielerlei abhängig. Dazu gehören vor allem der
jeweilige Wirkstoff (jeder hat andere Begleiterscheinungen), die Dosierung (je höher,
desto mehr), der Behandlungsabschnitt (am meisten zu Beginn), die Empfindlichkeit (große
individuelle Unterschiede), ggf. zusätzliche Medikamente (Arzneimittel-Wechselwirkungen)
sowie weitere Faktoren: persönliche Einstellung, Aufklärungsstand und damit
Belastbarkeit von Patient und Familie, Einflussnahme von Bekannten, aber auch
Medienberichte usw. Beachten Sie auch unseren Hinweis zu "Beipackzetteln".
Die wichtigsten Nebenwirkungen synthetischer Arzneimittel sind: |
Herz-
und Kreislaufstörungen. |
- Herz- und
Kreislaufstörungen: z. B. Pulsbeschleunigung und Blutdrucksenkung. Deshalb abrupte
Lageänderungen meiden, vor allem morgens beim Aufstehen: langsam aufsitzen, nicht zu
schnell bücken usw. Empfehlenswert sind Bürstenmassagen (morgendliches Trockenbürsten)
und Wechselduschen (mit kalt abschließen), angepasstes körperliches Training, z.
B. der
ohnehin schon stimmungsstabilisierende "tägliche Gesundmarsch bei Tageslicht".
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Trockene
Schleimhäute: |
- Trockenheit der Schleimhäute mit Durstgefühl, Trockenheit
von Mund-, Nasen- und Rachenschleimhaut, gelegentlich Blutungen. Bei der Mundtrockenheit
hilft häufiges Mundspülen und vermehrtes Trinken (leider nur begrenzt wirksam), ferner
Kauen/Lutschen von zuckerfreien Süßigkeiten bzw. Kaugummis sowie Eisstücken, Dörrobst,
Karotten, Sellerie, Joghurt usw. Wichtig: regelmäßig und häufiger als üblich die
Zähne zu putzen und bei Langzeitbehandlung öfter den Zahnarzt aufsuchen. Auch die
medikamentöse Anregung der Speichelsekretion ist möglich: Bei der trockenen
Nasenschleimhaut spezielle Nasensalbe, bei mangelnder Tränenflüssigkeit bestimmte
Augentropen, bei trockener Schleimhaut der Luftröhre medikamentöse Anregung der
Bronchialsekretion.
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Schweißausbrüche: |
- Schweißausbrüche unabhängig von Temperatur und Tages-
bzw. Nachtzeit am ganzen Körper oder einzelnen Körperteilen. Begrenzte
Linderungsmöglichkeiten durch Wechselduschen.
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Sehstörungen: |
- Sehstörungen vor allem durch Verschwommensehen
(Randunschärfe); hinderlich für Schreibtisch-, Hand- und Werkarbeit, besonders aber beim
Lesen. Meist gehen diese Beschwerden im Lauf der Behandlung zurück. Manchmal ist es
nötig, die Dosis zu reduzieren oder das Antidepressivum auszutauschen.
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Zittern: |
- Zittern: Evtl. durch Reduzieren der Dosis oder einen
Wechsel des Präparats vermeidbar. Sonst kann der Arzt zur spezifischen, zeitlich
begrenzten Linderung spezielle Medikamente einsetzen (z. B. Beta-Rezeptorenblocker).
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Störungen
im Magen-Darm Bereich: |
- Magen-Darm-Störungen:
Vor allem Verstärkung der ohnehin depressionstypischen Stuhlverstopfung, gelegentlich auch Durchfall sowie Verminderung der
Magensaftsekretion. Bei Darmträgheit hilft ausreichend Flüssigkeit (schon morgens das
bekannte Glas Wasser), ferner ballastreiche Nahrung (Salate, Gemüse, Obst) oder
Quellmittel (ggf. Lactulose). Vorsicht mit Abführmitteln (Missbrauchgefahr).
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Störungen
bei der Blasenentleerung: |
- Blasenentleerungsstörungen vor allem bei Vergrößerung
der Vorsteherdrüse. Auch hier kann das
Reduzieren der Dosis oder der Wechsel des Präparats helfen, sonst bestimmte Arzneimittel,
die das Wasserlassen wieder normalisieren.
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Appetit-
und Gewichtszunahme: |
- Appetit- und Gewichtszunahmen, besonders durch
Süßigkeiten, bis hin zum sog. Kohlenhydrat-Heißhunger. Hier hilft nur Maßhalten und
tägliche körperliche Aktivität (Gymnastik, Sport, Turnen, Fahrrad,
"Gesundmarsch"). Vorsicht: Schlankheitskuren ohne und mit Appetitzüglern
während einer Depression können die Schwermut verstärken!
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Sexuelle
Störungen: |
- Sexuelle Störungen sind depressionstypische
Krankheitszeichen. Sie können durch manche Antidepressiva noch verstärkt werden, gehen
jedoch nach Abklingen der Depression und langsamer Dosisreduktion des Antidepressivums
wieder zurück. In seltenen Fällen kommt es zu einer schmerzhaften Dauererektion des
Penis ohne sexuelle Empfindung. Dann muss umgehend der Arzt aufgesucht werden.
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Endokrine
Störungen: |
- Weitere endokrine
Störungen sind Milchfluss und
Zyklusstörungen
bei der Frau sowie Brustbildung beim Mann. Nach Absetzen des Medikaments gehen diese
Nebenwirkungen wieder zurück. Manchmal hilft Dosisreduktion oder Wechsel des Präparats.
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Hauterscheinungen: |
- Hauterscheinungen
in jeglicher Form mit und ohne Juckreiz sind möglich. Auch gelegentlich Wasseransammlung
in den Geweben (Lider, Gesicht, Fußknöchel). Mitunter sprödes Haar oder Haarausfall
(ist aber auch ein Depressionssymptom). Alle Hauterscheinungen gehen nach Abklingen der
Depression und "Ausschleichen" des Antidepressivums zurück.
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Veränderungen
des Blutbildes: |
- Blutbildveränderungen: Es kann zu krankhaften
Veränderungen der roten und weißen Blutkörperchen kommen. Darum sollte man bei den
Warnsymptomen Fieber, Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, Zahnfleisch- und
Mundschleimhautentzündung, Schleimhautgeschwüren, eitriger Angina - kurz:
grippeähnlichen Beschwerden ohne Grippe
- umgehend den Arzt aufsuchen.
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Blutgerinnung: |
- Gerinnungssystem: Thrombosen (Blutpfropfbildung) und
Embolien (Loslösung dieses Blutpfropfes) am ehesten bei Vorschädigung, im höheren Alter
und bei ständig liegenden Patienten.
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Epileptische
Anfälle: |
Epileptische
Krampfanfälle sind möglich, besonders bei plötzlicher Erhöhung oder Reduktion der
Dosis, sehr hohen Dosen oder entsprechender Vorschädigung: Epilepsie, Alkoholismus,
Kopfunfall, sonstige schädigende Einflüsse usw. Bei Verdacht auf nächtliche
Krampfanfälle, an die sich niemand erinnern kann, auf folgendes achten: morgens Bissmale
an Zunge oder Wangenschleimhaut, ggf. blutiges Kopfkissen, Blutergüsse an Armen, Beinen
und Kopf, vielleicht sogar Urin- oder Stuhlabgang. Umgehend den Arzt informieren!
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Leberstörungen: |
- Leberfunktionsstörungen:
vor allem bei entsprechender Vorschädigung. Bei Appetitlosigkeit, Fieber,
Muskelschmerzen, Übelkeit, Juckreiz und Gelbfärbung der Haut den Arzt informieren!
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Schilddrüse: |
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Wachheit: |
- Wachheitsgrad: Einige Antidepressiva
beeinflussen die Wachheit
(Fachausdruck: Vigilanz, andere können sogar leicht aktivieren. Die
Mehrzahl der Antidepressiva aber dämpft die innere Unruhe. Damit verstärkt sich die
meist schon vorbestehende Mattigkeit und sogar die oft beklagten Merk- und
Konzentrationsstörungen. Diese Dämpfung dient der Erholung, zumal man während einer
Depression ohnehin zu keiner besonderen Leistung mehr fähig ist. Trotzdem kann diese
medikamentös bedingte Ruhigstellung lästig sein, weshalb man die Hauptdosis der
dämpfenden Antidepressiva auf Abend und Einschlafzeit legt.
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Verwirrtheit: |
- Verwirrtheitszustände drohen vor allem durch zu raschen
Dosisanstieg, hohe Dosen allgemein, die Kombination mehrerer Arzneimittel mit ähnlicher
Wirkung (z. B. Antidepressiva und dämpfende sowie antipsychotisch wirkende Neuroleptika),
vor allem aber bei Vorschädigung des Gehirns sowie im höheren Lebensalter (d. h. ab dem
50. Lebensjahr). Sie beginnen häufig mit beunruhigenden Träumen, Angst, Umtriebigkeit,
Herzrasen, schneller Atmung, Harnverhaltung, Darmträgheit, Temperaturerhöhung, mit
warmer und trockener Haut, großen Pupillen und Rötung des Gesichts. Meist sind die
Patienten ratlos, wo sie sich befinden, wie spät es ist usw. Manchmal kommt es sogar zu
Sinnestäuschungen im Bereich von Sehen, Hören, Fühlen usw. Wenn sich so etwas
abzuzeichnen beginnt, muss umgehend der Arzt aufgesucht werden.
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Keine
Panik vor Beipackzetteln |
Diese lange Liste von möglichen Nebenwirkungen, die auch auf
Beipackzetteln zu finden ist, muss noch einmal erklärt werden. Laut Gesetz
müssen a l l e jemals beobachteten Nebenwirkungen auf dem
Beipackzettel aufgelistet werden. Dabei ist es unwichtig, wie schwer und wie häufig sie
aufgetreten sind. Auch äußerst seltene Nebenwirkungen müssen auf den Beipackzettel. Das
führt dann zu dieser langen Liste und zu einer Verunsicherung der Betroffenen und der
Angehörigen. Dabei müssen die Nebenwirkungen nicht bei jedem auftreten. Die Liste hilft
aber, in einem solchen Fall sofort zu reagieren und den Arzt zu befragen. Insgesamt zeigen
die Erfahrungen vor allem der modernen Medikamente, dass Nebenwirkungen wie Übelkeit,
Mundtrockenheit oder Schwindel zwar zu Beginn einer Behandlung häufiger auftreten. Sie
sind aber meistens nicht schwer ausgeprägt und verschwinden bei der Fortsetzung der
Behandlung nach einiger Zeit. |
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Antidepressiva mit besonderen Nebenwirkungen
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MAO-Hemmer:
Mono - Amino - Oxidase - Hemmer. |
Die
bisher aufgezählten Nebenwirkungen sind bei der überwiegenden Mehrzahl der
Antidepressiva üblich. Daneben gibt es aber noch eine besondere Gruppe von
Antidepressiva, die Mono-Amino-Oxidase-Hemmer (MAO-Hemmer).
Sie haben ihre speziellen Vor- und Nachteile bzw. Gegenanzeigen. Einzelheiten dazu wird
der Arzt erläutern, wenn er sie verordnet; außerdem lassen sie sich im Beipackzettel
nachlesen. Ein besonderes Problem bei der älteren Generation dieser Antidepressiva ergibt
sich bei zusätzlichem Konsum folgender Genus- und Lebensmittel: bestimmte Käse-, Fisch-,
Wurst-, Obst- und Gemüsesorten, ferner Alkohol usw. Von den möglichen Nebenwirkungen ist
ein krisenhafter Blutdruckanstieg die schwerwiegendste Folge. Die Patienten klagen dann
über Hinterhauptkopfschmerz, Nackensteifigkeit, Herzstolpern, Herzrasen oder langsamen
Herzschlag, über Fieber, Schwitzen, Lichtscheu, Übelkeit, Brechreiz, Beklemmungsgefühl
usw. Dazu kommt es allerdings selten, besonders wenn man die erwähnten Genuss- und
Nahrungsmittel meidet. Außerdem konnte dieses Problem bei einem neuen Produkt der MAO-Hemmer deutlich entschärft werden. |
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Neue Generation von Antidepressiva
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Bessere Verträglichkeit |
Eine
neue Generation von Antidepressiva sind die "selektiven
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer" (SSRI). Sie wirken ähnlich wie die zuvor
erwähnten Antidepressiva, unterscheiden sich von ihnen aber in ihrer chemischen
Zusammensetzung und pflegen nach den bisher vorliegenden Erfahrungen besser verträglich
zu sein. So fehlen z. B. die Nebenwirkungen der älteren Antidepressiva weitgehend. Dafür
finden sich gelegentlich Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden,
Kopfschmerzen und innere Unruhe. Eine Weiterentwicklung sind die selektiven
Serotonin-Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer (SSNRI), die noch gezielter den
Botenstoffmangel bei Depressionen ausgleichen.
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