|
Diagnostik und Formen der Depression
|
|
|
|
Schweregrad
|
Art und Schwere der Erkrankung sind sehr unterschiedlich
|
Nicht jeder, der niedergeschlagen oder bedrückt ist, leidet an einer
Depression. Auch entwickelt nicht jeder, der unter einer Depression leidet, die
gleichen Symptome. Die Unterschiede in Art und Ausprägung können von Mensch zu
Mensch sehr unterschiedlich sein. In der Praxis ist aber vor allem für die
Behandlung eine Unterscheidung in Art und Schwere der Erkrankung notwendig.
|
Drei Schweregrade
|
Nach dem Schweregrad werden unterschieden:
- leichte Depression
- mittelschwere Depression
- schwere Depression
|
|
Verlauf
|
Depressionen verlaufen in Phasen
|
Depressive Erkrankungen verlaufen in der Regel in Phasen. Je nach ihrem
Verlauf wird unterschieden:
|
Depressive Episode
|
Eine depressive Episode beschreibt einen Zustand mehr oder weniger stark
ausgeprägter depressiver Symptomatik. Die Symptome halten mindestens zwei Wochen
an.
|
Rezidivierenden depressiven Störung
|
Bei wiederkehrenden depressiven Phasen spricht man von einer rezidivierenden
depressiven Störung. Dabei können die einzelnen Phasen zwischen 3 und 12 Monaten
anhalten. Zwischen den Episoden kommt es oft zu einer vollständigen Besserung
der depressiven Symptomatik.
|
Dysthymia
|
Bei der Dysthymia leidet der Betroffene unter einer leichten, aber
anhaltenden depressiven Verstimmung, die weder so schwerwiegende noch anhaltend
genug sind, dass sie als depressive Episode leichten, mittleren oder schweren
Grades definiert werden könnten. Dysthymia beschreibt einen chronischer Zustand
der über Jahre anhalten kann.
|
Bipolaren affektiven Störung
|
Bei der bipolaren affektiven Störung treten depressive Phasen und euphorische
(manische) Phasen auf. Die manischen Phasen können gekennzeichnet sein durch
deutlich gehobene Stimmung, Tatendrang, Größenideen, fehlendes Schlafbedürfnis,
Kaufrausch etc. Ausführliche Informationen zu diesem Krankheitsbild finden Sie
bei MedizInfo®Bipolare
Erkrankung.
|
|
ICD 10
|
Internationaler Diagnoseschlüssel
|
Im Diagnoseschlüssel der "International Classification of Diseases",
ICD 10 werden verschiedenen Formen der Depression aufgeführt. Dieser
Diagnoseschlüssel ist auch in Deutschland gültig. Danach gilt:
-
Depressive Episode (F 32)
-
Rezidivierende depressive Störung (F 33)
-
Dysthymia (F 34.1)
-
Postpartum-Depression
("Wochenbettdepression" F 53.0)
-
Organische affektive Störungen (F 06.3)
-
Anpassungsstörungen (F 43.2)
- Sonstige Affektive Störungen
(F 38)
|
Unterscheidung der Schweregrade
|
Einige dieser Diagnosen sind noch einmal in Schweregrade unterteilt, z. B.:
- F 32.0 leichte depressive Episode
- F 32.1 mittelgradige depressive Episode
- F 32.2 schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
- F 32.3 schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
|
|
Diagnostik
|
Zwei Schlüsselfragen
|
Im Gespräch zwischen Arzt und Patient sind oft zu Beginn zwei Fragen
wegweisend. Mit diesen beiden Fragen werden Depressionen mit einer
Wahrscheinlichkeit von 96 Prozent erfasst. Die Fragen sind:
- Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig,
bedrückt oder hoffnungslos?
- Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen,
die Sie sonst gerne tun?
|
WHO Fragebogen zum Wohlbefinden
|
Eine weitere Möglichkeit, eine Depression zu erkennen, ist der WHO-Fragebogen
zum Wohlbefinden (WHO Info Package, Mastering depression in Primary Care.
Frederiksborg: World Health Organization, Regional Office for Europe,
Psychiatirc Research Unit, 1998). Der Verdacht auf eine Depression besteht, wenn
der Patient weniger als 13 Punkte erhält. Der Fragebogen sieht folgendermaßen
aus:
WHO-Fragebogen zum Wohlbefinden
|
In den letzten beiden Wochen
|
die ganze Zeit
|
meistens
|
über die Hälfte
der Zeit
|
weniger als die
Hälfte der Zeit
|
ab und zu
|
zu keinem
Zeitpunkt
|
1. ... war ich froh und guter Laune
|
5
|
4
|
3
|
2
|
1
|
0
|
2. ... habe ich mich ruhig und entspannt gefühlt
|
5
|
4
|
3
|
2
|
1
|
0
|
3. ... habe ich mich aktiv und voller Energie gefühlt
|
5
|
4
|
3
|
2
|
1
|
0
|
4. ... habe ich mich beim Aufwachen frisch und ausgeruht gefühlt
|
5
|
4
|
3
|
2
|
1
|
0
|
5. ... war mein Alltag voller Dinge, die mich interessieren
|
5
|
4
|
3
|
2
|
1
|
0
|
|
Hauptsymptome nach ICD 10
|
Nach dem Diagnoseschlüssel ICD 10 wird eine Diagnose dann nach formalen
Kriterien gestellt. Entscheidend dafür sind Einteilung in Hauptsymptome und
Zusatzsymptome und die Zeitspanne der Beschwerden.
Hauptsymptome der Depression sind:
- Gedrückte Stimmung
- Interessenverlust /Freudlosigkeit
- Erhöhte Ermüdbarkeit
|
Zusatzsymptome nach ICD 10
|
Zusatzsymptome der Depression sind:
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
- Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
- Suizidgedanken, Selbstverletzung oder Suizidhandlung
- Schlafstörungen
- Verminderter Appetit
|
Diagnosekriterien
|
Nach diesen Kriterien wird die Diagnose Depression unter folgenden
Bedingungen gestellt:
- Leichte Depression: 2 Hauptsymptome und 2 Zusatzsymptome über 2 Wochen
- Mittelgradige Depression: 2 Hauptsymptome und 3 bis 4 Zusatzsymptome
über 2 Wochen
- Schwere Depression: 3 Hauptsymptome und mindestens 4 Zusatzsymptome über
2 Wochen
|
|
|