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Behandlung bei Depressionen
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Ziele der Therapie
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Ziele bei der Behandlung einer Depression sind insbesondere, die depressiven
Symptome zu verringern bzw. letztendlich vollständig zu beseitigen. Außer sollte
die Gefahr durch Selbstmord reduziert werden. Ebenso als Ziel gilt die
Wiederherstellung der beruflichen, psychosozialen Leistungsfähigkeit und des
seelischen Gleichgewichts. Die Rückfallgefahr sollte außerdem gesenkt werden.
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Strategien
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Diese Ziele können auf verschiedene Weise verfolgt werden. Je nach Schwere
der Symptome und nach dem Verlauf der Erkrankung stehen verschiedene
Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Allgemein gibt es vier
Behandlungsstrategien:
- aktiv-abwartende Begleitung (watchful waiting)
- medikamentöse Behandlung
- psychotherapeutische Behandlung
- Kombinationstherapie
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Weitere Therapieformen
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Diese Behandlungsstrategien werden durch verschiedene andere Therapieoptionen
ergänzt, wie etwa Lichttherapie, Wachtherapie. Sport- und Bewegungstherapie,
Ergotherapie, Elektrokrampftherapie oder künstlerische Therapieverfahren.
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Die medikamentöse Therapie gilt heute als ebenso unverzichtbares
Heilverfahren, wie die psychotherapeutischen Therapien. Häufig ist eine
Kombination beider Verfahren erfolgreich.
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Therapiephasen
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Eine Therapie verläuft üblicherweise in drei Phasen:
- Akuttherapie
- Erhaltungstherapie
- bei alleiniger medikamentöser Behandlung 4 bis 9 Monate nach
Abklingen der Symptome
- bei alleiniger Psychotherapie 8 bis 12 Monate nach Abklingen der
Symptome
- Langszeit- bzw. Rückfallvorbeugung
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Therapie bei leichten Depressionen
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Bei leichten depressiven Episoden und wenn der Patient eine Behandlung
ablehnt, kann zu Beginn der Therapie zunächst einmal abgewartet werden, wie sich
die Erkrankung entwickelt. Die sogenannte aktiv-abwartende Behandlung sollte
aber nur erfolgen, wenn die Annahme auf eine Rückbildung der Symptome berechtigt
ist. Nach zwei Wochen sollte spätestens eine Überprüfung der Symptomatik
erfolgen. Sind diese nicht abgeklungen oder haben sich sogar verschlechtert,
sollte eine fachgerechte Therapie begonnen werden.
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Pflanzliche Alternativen
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Eine Therapie mit Antidepressiva sollte bei leichten depressiven Episoden nur
in Ausnahmefällen nach sehr kritischer Nutzen-Risiko-Abwägung angewandt werden.
Hier kommen bei Bedarf und Wunsch des Betroffenen häufiger pflanzliche
Medikamente zum Einsatz, die leichte depressive Verstimmungszustände aufhellen
können.
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Therapie mittlerer und schwerer Depressionen
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Bei mittleren und schweren Depressionen ist eine Therapie mit Antidepressiva
unverzichtbar. Es gibt eine Vielzahl möglicher Wirkstoffe, die alle darauf
ausgerichtet sind, den Stoffwechsel des Gehirn, der bei einer Depression
verändert ist, zu beeinflussen. Alle zugelassenen chemischen Antidepressiva
haben eine vergleichbare antidepressive Wirksamkeit. Sie unterscheiden sich aber
deutlich im Hinblick auf Nebenwirkungen und Interaktionen mit anderen
Medikamenten.
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Empfehlungen der Leitlinien
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In den
Leitlinien werden folgende Empfehlungen zur Behandlung gegeben:
- Wenn bei leichten oder mittelgradigen depressiven Episoden eine
Pharmakotherapie erwogen wird, kann bei Beachtung der spezifischen
Nebenwirkungen und Interaktionen ein erster Therapieversuch auch mit
Johanniskraut unternommen werden.
- Patienten, die Johanniskraut einnehmen, sollten über die
unterschiedliche Wirkstärke der verfügbaren Zubereitungen und die sich
daraus ergebenden Unsicherheiten informiert werden. Sie sollten ebenfalls
aufgeklärt werden über mögliche schwere Wechselwirkungen von Johanniskraut
mit anderen Medikamenten (einschließlich
Verhütungsmitteln,
Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung und
Antiepileptika).
- Zur Behandlung einer akuten mittelgradigen depressiven Episode soll
Patienten eine medikamentöse Therapie mit einem Antidepressivum angeboten
werden.
- Bei akuten schweren depressiven Episoden soll eine
Kombinationsbehandlung mit medikamentöser Therapie und Psychotherapie
angeboten werden.
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Dauer der Einnahme von Antidepressiva
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Die Dauer der Einnahme von Antidepressiva ist unterschiedlich, weil die
Betroffenen individuell unterschiedlich auf die Medikamente reagieren. Außerdem
spielt natürlich auch die Schwere der Erkrankung eine Rolle. Kommt es dann aber
zu einer Rückbildung der Beschwerden, so sollten die Medikamente nicht einfach
abgesetzt werden. Das ist ganz wichtig, weil sonst die Depression wahrscheinlich
sofort wiederkehren wird. Aus diesem Grund wird der Arzt die medikamentöse
Behandlung noch für 4 bis 9 Monate weiter fortführen und danach auch noch
weiterhin die Medikamente so dosieren, dass ein Rückfalls verhindert wird. Diese
Behandlung ist langfristig ausgelegt und kann bei vielen Patienten ein
Wiederauftreten der Erkrankung jahrelang verhindern. |
Ängsten wirkungsvoll begegnen
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Viele Betroffene haben Angst, Antidepressiva einzunehmen. Der Befürchtungen sind
aber oft nicht begründet. Natürlich haben diese Medikamente auch Nebenwirkungen,
so wie andere Medikamente auch. Diese sind aber oft beherrschbar. Der Nutzen der
Medikamente wiegt die Nebenwirkung deutlich auf. Die Angst vor einer
Abhängigkeit ist ebenfalls unbegründet. Antidepressiva machen, im Gegensatz zu
Schlaf- und Beruhigungsmitteln, nicht abhängig. Auch verändern sie nicht die
Persönlichkeit des Betroffenen. Im Gegenteil: Die Persönlichkeit wird durch die
Depression verändert, die Medikamente helfen dem Betroffenen, wieder zu sich
selbst zu finden. Natürlich können Medikamente sich Spannungen in Partnerschaft,
Beruf oder andere Probleme lösen. Aber durch ihre Wirkung und ein Abklingen der
Depression verringern sich diese Probleme häufig wieder auf ein "normales Maß",
mit dem die Betroffenen dann viel leichter umgehen können.
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