Multiple
Sklerose ist, nach der Epilepsie, die zweithäufigste neurologische Erkrankung. Die Zahlen
über die Häufigkeit sind, je nach Untersuchung, sehr unterschiedlich. In Deutschland
sind, nach Untersuchungen, zwischen 60 und 150 Menschen pro 100.000 Einwohner betroffen.
Direkte Nachfragen bei Ärzten verschiedener Fachrichtungen haben
ergeben, dass in Deutschland zusammengenommen etwa 120.000 Menschen an Multipler Sklerose
leiden. Insgesamt ist ein Anstieg der Erkrankungshäufigkeit zu beobachten.
Bei
der Verteilung der Erkrankungen nach Altersgruppen zeigt sich, dass rund die Hälfte aller
Betroffenen vor dem 30. Lebensjahr an Multipler Sklerose erkranken. 25 Prozent der
Erkrankungen beginnen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Die restlichen 25 Prozent der
Erkrankungen stellen sich zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr ein. Bei 0,2 bis 0,5 Prozent
der Betroffenen kann die Erkrankung vor dem 10. Lebensjahr auftreten. Kleinkinder und
Säuglinge sind nur selten betroffen. Ebenfalls sehr selten ist das Auftreten der
Krankheit nach dem 60. Lebensjahr. Grundsätzlich vorkommen aber kann Multiple Sklerose
bis in die 8. Lebensdekade.
Multiple
Sklerose tritt familiär gehäuft auf.
Multiple
Sklerose kann familiär gehäuft auftreten. Eine Erbkrankheit, bei der der Ausbruch der
Erkrankung als zwangsläufige Folge angesehen werden muss, ist Multiple Sklerose jedoch
nicht. Allerdings steigt das Risiko einer Erkrankung um ungefähr das 15fache an, wenn in
der nächsten Verwandtschaft ein Krankheitsfall vorkommt. Aber selbst dann ist das Risiko
mit 1 bis 2 Prozent immer noch als eher gering anzusehen. Für die Annahme, dass Multiple
Sklerose ansteckend sein könnte, gibt es keinerlei Beweise. Vielmehr geht man heute davon
aus, dass die Betroffenen eine Veranlagung für die Erkrankung aufweisen. Diese
Veranlagung bewirkt dann bei Kontakt mit einem bisher noch ungekannten Umweltfaktor den
Ausbruch der Krankheit.
Frauen
sind zweimal häufiger von Multipler Sklerose betroffen als Männer. Dieser Unterschied
wird insbesondere bei sehr frühem (vor dem 16. Lebensjahr) oder spätem Krankheitsbeginn
(nach dem 45. Lebensjahr) beobachtet.
Warum das so
ist, ist bis heute nicht bekannt. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit der Ursache
von Multipler Sklerose, die bis heute nicht eindeutig geklärt ist. Eine Beteiligung des Immunsystems an der Erkrankung wird
vermutet. Auch bei anderen Erkrankungen, bei denen eine Störung des Immunsystem eine
Rolle spielt, sind Frauen häufiger betroffen. Mittlerweile wird auch diskutiert, ob
Sexualhormone eine Rolle spielen.
Ein
deutlicher Unterschied ist bei der geographischen Verteilung der Multiple Sklerose
Erkrankungen festzustellen. Multiple Sklerose tritt vorwiegend in gemäßigten Klimazonen
auf und ist besonders häufig zwischen dem 40. und 60. Breitengrad in der nördlichen
Hemisphäre zu finden.
Skandinavien
ist besonders betroffen.
Tropische
und subtropische Regionen sind kaum betroffen. In Äquatornähe oder in Japan kommt
Multiple Sklerose vergleichsweise selten vor, während Skandinavien und Großbritannien
besonders häufig betroffen sind.
Beispiel:
Faröer-Inseln.
Interessant
ist der Fall der Faröer-Inseln. Dort wurde bis 1939 kein Fall von Multipler Sklerose
bekannt. Nach dem Einmarsch britischer Truppen im 2. Weltkrieg wurden zwischen 1943 und
1960 24 Erkrankungen registriert.