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Bösartiger Pleuraerguss in der Palliativmedizin
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Definition
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Flüssigkeit im Pleuraspalt
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Bei einem Pleuraerguss handelt es
sich um eine Flüssigkeitsansammlung zwischen den beiden Blättern des Brustfells.
Dieser Raum wird auch Pleuraspalt genannt (vgl.
Anatomie und Physiologie
der Pleura).
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Ursache sind bösartige Tumore
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Bei einem bösartigen (malignen) Pleuraerguss ist die
Flüssigkeitsansammlung durch das Wachstum von Tumoren im Bereich des Brustfells
bedingt. Aber auch am Brustfell wachsende Tochtergeschwülste (Metastasen) von
Tumoren anderer Organe können einen Pleuraerguss herbeiführen. Die Tumoren oder
Tochtergeschwülste bilden Flüssigkeit und geben diese in den Pleuraspalt ab. Da
viele Palliativpatienten unter einer bösartigen Tumorerkrankung leiden, sind Pleuraergüsse bei ihnen nicht selten und müssen bei Auftreten von
Luftnot immer als Ursache in Erwägung gezogen werden.
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Symptome
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Schnelle Entwicklung
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Ein bösartiger Pleuraerguss kann sich bei einem
Palliativpatienten unter Umständen sehr schnell entwickeln. Dadurch hat der
Körper nicht genügend Zeit, sich an den Erguss zu "gewöhnen" und sich - in
gewissen Maßen - daran anzupassen.
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Luftnot
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Bei einer größeren Flüssigkeitsansammlung im Pleuraspalt kann sich die Lunge bei der Einatmung nicht mehr ausreichend weit
ausdehnen. Dadurch ist auch die Menge an Atemluft, die bei der Einatmung in die
Lunge aufgenommen werden kann, begrenzt. Dadurch wird dann der Körper nicht mehr
ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Der Patient empfindet diesen
Sauerstoffmangel als Luftnot.
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Geringere Belastbarkeit
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Eine weitere Folge der
unzureichenden Sauerstoffversorgung ist eine unter Umständen deutliche Abnahme
der körperlichen Belastbarkeit. Grund dafür ist, dass bei körperlicher
Anstrengung der Körper mehr Sauerstoff braucht. Weil aber ohnehin schon weniger
Sauerstoff zur Verfügung steht, kann ein Betroffener nur geringen körperlichen
Belastungen standhalten.
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Diagnostik und Therapie
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Pleurapunktion
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Ergibt sich aufgrund der Luftnot und der eingeschränkten
körperlichen Belastbarkeit eines Palliativpatienten der Verdacht auf einen
(bösartigen) Pleuraerguss, muss unverzüglich eine entsprechende Diagnostik
eingeleitet werden (vgl.
Pleuraerguss
- Diagnostik). Wird ein bösartiger Pleuraergusses festgestellt, so wird in der Regel unmittelbar eine Pleurapunktion
durchgeführt. Durch die Punktion lässt sich die Flüssigkeitsmenge im Pleuraspalt erheblich
reduzieren und die Lunge des Patienten kann sich wieder besser ausdehnen.
Viele Patienten empfinden bereits während oder aber unmittelbar nach der
Punktion eine deutliche Linderung der Luftnot.
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Untersuchung der Ergussflüssigkeit nach einer Pleurapunktion
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Die Flüssigkeit, die während einer Pleurapunktion aus dem
Pleuraspalt entfernt wird, sollte auf jeden Fall gründlich untersucht werden
(vgl. Pleuraerguss
- Diagnostik). Zwar ist ein Pleuraerguss bei einem
Palliativpatienten mit einer bösartigen Tumorerkrankung sehr wahrscheinlich auf
das Wachstum von Tumoren oder Tochtergeschwülsten im Bereich des Brustfells
zurückzuführen. Allerdings kann ein Pleuraerguss noch viele weitere Ursachen
haben (vgl. Pleuraerguss
- Ursachen). Die Untersuchung der
Ergussflüssigkeit kann wertvolle Hinweise auf entsprechende Ursachen geben.
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Ursächliche Erkrankung abklären
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Je nach Ergebnis muss dann eventuell eine weiterführende Diagnostik zur Sicherung weiterer
Ursachen in Betracht gezogen werden. Das ist für eine mögliche Behandlung
wichtig. Dabei ist
insbesondere an folgende weitere Ursachen eines Pleuraergusses zu denken:
- Erkrankungen von Bauchorganen, beispielsweise
Leberzirrhose oder
Nierenerkrankungen
- Infektionserkrankungen, zum Beispiel
Lungenentzündung
oder Tuberkulose
- Herzschwäche
- verminderter Eiweißgehalt des Blutes bei allgemeiner Auszehrung. Die im
Blut befindlichen Eiweiße binden unter anderem Flüssigkeit. Bei einem zu
geringen Eiweißgehalt des Blutes wird entsprechend weniger Flüssigkeit an
die Bluteiweiße gebunden. Das hat zur Folge, dass Flüssigkeit aus den
Blutgefäßen austritt und sich unter anderem im Pleuraspalt ansammelt, wo
sich auf diese Weise ein Pleuraerguss bildet.
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Gelingt es, eine solche Ursache zu identifizieren und
bestmöglich zu behandeln, bildet
sich der Pleuraerguss nach der ersten Punktion häufig kein weiteres Mal, und die
Beschwerden des Patienten sind langfristig gelindert. Entsprechend sind dann auch
keine weiteren Pleurapunktionen mehr erforderlich.
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Schnelles Wiederauftreten des Pleuraergusses
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Bei vielen Palliativpatienten mit einer bösartigen
Tumorerkrankung ist ein Pleuraerguss durch das Wachstum von Tumoren oder
Tochtergeschwülsten im Bereich des Brustfells bedingt. In solchen Fällen lässt
sich die Ursache des Pleuraergusses nicht
beseitigen. Nach einer Pleurapunktion zur Entlastung geben Tumore oder
Metastasen erneut sehr schnell wieder große Mengen Flüssigkeit in den
Pleuraspalt ab, sodass ein erneuter Pleuraerguss entsteht.
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Pleurodese
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Solche schnell hintereinander auftretenden Pleuraergüsse kann man immer wieder
aufs Neue punktieren. Dies ist für den Patienten jedoch unter Umständen sehr
belastend. Daher wird in dieser Situation häufig eine sogenannte
Pleurodese in Erwägung gezogen,
bei der durch das Einbringen von Medikamenten in den Pleuraspalt die beiden Blätter des Brustfells (Pleura) miteinander verklebt werden.
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Therapiekomplikationen
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Komplikationen müssen mit dem Patienten besprochen werden
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Durch eine Pleurapunktion
bei einem Palliativpatienten mit Pleuraerguss lässt sich zwar in der Regel rasch
eine Besserung der Beschwerden erreichen, jedoch kann es durch die Punktion auch
zu Komplikationen kommen. Sofern die Luftnot nicht so stark ist, dass kein
Gespräch mit dem Patienten möglich ist, müssen diese möglichen Komplikationen
vor Durchführung der Pleurapunktion eingehend mit dem Patienten besprochen
werden. Insbesondere in der Palliativmedizin stehen die Linderung von
Beschwerden und das allgemeine Wohlbefinden des Patienten im Mittelpunkt aller
Handlungen. Daher muss der Arzt dem Patienten sowohl den zu erwartenden Nutzen
der Punktion als auch die möglichen Komplikationen erläutern. Nur auf diese
Weise wird der Patient in die Lage versetzt, sich für oder gegen eine
Pleurapunktion zu entscheiden. Natürlich kann er seine Entscheidung jederzeit
ändern, beispielsweise wenn eine anfänglich noch erträgliche Luftnot zu
belastend wird.
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Lungenödem als Komplikation der Pleurapunktion
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Viele
Patienten verspüren bereits während der Pleurapunktion oder zumindest
unmittelbar danach eine deutliche Besserung der Luftnot. Allerdings kann es
mitunter auch zu einer ungünstigen Reaktion des Lungengewebes auf die
Pleurapunktion kommen. Dann lagert das Lungengewebe als Reaktion auf die
Punktion Flüssigkeit ein, die später auch in das Innere der Lunge übertreten
kann. Man nennt dieses Krankheitsbild auch Lungenödem oder umgangssprachlich
"Wasserlunge". Ein Lungenödem führt zu Luftnot und Husten. Während die Luftnot
und Husten vor der Punktion auf den Pleuraerguss
zurückzuführen waren, sind sie in einem solchen Fall nach der Punktion durch das Lungenödem bedingt.
Patienten mit einer solchen Reaktion des Lungengewebes bemerken meist erst nach
einigen Stunden eine Linderung der Luftnot, und zwar dann, wenn sich das
Lungenödem wieder zurückgebildet hat.
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Pneumothorax als Komplikation der Pleurapunktion
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Durch die
Pleurapunktion kann Luft in den Pleuraspalt gelangen. Ein solcher Vorgang
nennt sich Pneumothorax.
Ein Pneumothorax verhindert - wie
zuvor der Pleuraerguss - die ausreichende Ausdehnung der Lunge während der
Einatmung. Ein Pneumothorax, der als Folge einer Pleurapunktion
entstanden ist, muss unverzüglich therapiert werden, um dem Patienten eine freie Atmung zu ermöglichen. Die dabei
gelegentlich erforderliche
Pleurasaugdrainage wird
von vielen Patienten jedoch als unangenehm empfunden. Daher ist diese eventuell
erforderliche Therapiemaßnahme für den Fall, dass sich als Komplikation einer
Pleurapunktion ein Pneumothorax entwickelt, bei der Besprechung der Punktion mit
dem Patienten unbedingt ausführlich zu erläutern.
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Komplikationen der Pleurodese
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Auch nach einer
Pleurodese,
bei der die beiden Pleurablätter medikamentös miteinander verklebt werden, sind bei
einem Palliativpatienten mit Pleuraerguss Komplikationen möglich. Diese Komplikationen
müssen vor Durchführung der Pleurodese ausführlich mit dem Patienten
besprochen werden. Nur auf diese Weise ist der Patient in der Lage, sich
für oder gegen die Pleurodese zu entscheiden. Nur der Patient kann letztendlich
beurteilen, ob er zur Linderung seiner Beschwerden das Risiko des Auftretens
einer oder mehrerer Komplikationen der Pleurodese in Kauf nehmen möchte.
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Unwirksamkeit der Pleurodese und Verschlechterung der Situation
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Es ist möglich, dass eine Pleurodese nicht
den erhofften Erfolg hat. In diesem Fall sammelt sich weiterhin Flüssigkeit im
Pleuraspalt an. Durch die Pleurodese kleben die beiden Blätter des Brustfells
jedoch teilweise aneinander. Dadurch wird der weiterhin bestehende Erguss in
mehrere, unterschiedlich große Kammern geleitet. Das erschwert die weitere
Therapie. Allerdings lassen sich die Erfolgswahrscheinlichkeit einer
Pleurodese vorab recht gut abschätzen. Zu diesem Zweck wird zunächst für mehrere
Tage eine
Pleurasaugdrainage angelegt und jeden Tag die Flüssigkeitsmenge des Ergusses bestimmt. Beträgt die tägliche
Flüssigkeitsmenge mehr als 200 Milliliter, hat eine Pleurodese nur geringe
Aussichten auf Erfolg. In diesem Fall wird man von einer Pleurodese eher Abstand
nehmen. Bei geringeren Flüssigkeitsmengen kann eine Pleurodese jedoch mit
guten Erfolgaussichten durchgeführt werden. Nach Einbringen der "Verklebesubstanzen" für
die Pleurodese wird die Pleurasaugdrainage noch für ungefähr 24 Stunden
belassen, um die bis zur endgültigen Verklebung der Brustfellblätter noch in den
Pleuraspalt fließende Ergussflüssigkeit abzusaugen.
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Beschwerden nach Pleurodese
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Nach einer Pleurodese sind die beiden Blätter des Brustfells teilweise
miteinander verklebt. Durch diese Verklebung kann die Beweglichkeit des
Brustkorbs teilweise erheblich eingeschränkt sein. Das kann eine tiefe Atmung
erschweren oder sogar unmöglich machen. Eine solche Einschränkung empfinden
manche Patienten als sehr unangenehm. Auch kann sich ein Gefühl der Luftnot
einstellen. Die Patienten haben unter Umständen das Gefühl,
dass ihr Brustkorb "wie gefesselt" ist. Deshalb gilt auch hier, dass vor der
Durchführung Nutzen und Risiken ausführlich besprochen und genau abgewogen
werden sollten.
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