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Was ist ein Pneumothorax?
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Eingedrungene Luft hebt den Unterdruck im Pleuraspalt auf
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Gelangt Luft in den Pleuraspalt, so
kommt es zum Krankheitsbild des Pneumothorax. Die Luft, die entweder über eine Verletzung
der Brustwand (äußerer Pneumothorax) oder von innen über die Atemwege, z. B. durch
geplatzte Lungenbläschen, in den Pleuraspalt eindringt (innerer Pneumothorax), hebt den
Unterdruck im Pleuraspalt auf. Dadurch folgt die Lunge nicht mehr den Atembewegungen und
ist in ihrer Ausdehnung behindert. Das kann auf einen Lungenflügel begrenzt sein, oder
auch beide Lungenflügel betreffen. Die Menge der Luft kann gering sein, so dass der
Betroffene kaum eine Beeinträchtigung verspürt. Die Luftmenge kann aber auch so groß
sein, dass es zu einem Kollaps (Zusammenfallen) eines Lungenflügels kommt. |
Schwere Fälle sind lebensbedrohlich
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In jedem Fall bedeutet ein Pneumothorax, das die Lungenfläche, die für
die Atmung zur Verfügung steht, eingeschränkt wird. Dadurch gelangt weniger Sauerstoff
in das Blut und es kann zu einer Unterversorgung kommen. Bei schwereren Fällen kommt es
zu einseitigen stechenden Schmerzen der Brust, zunehmende Atemnot, Herzklopfen und
Herzrasen. In seltenen Fällen tritt auch Husten auf. |
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Welche Formen des Pneumothorax gibt es?
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Die Ursache ist entscheidend
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Je nachdem, aus welchem Grund ein Pneumothorax entstanden ist, werden vier
verschiedene Formen des Pneumothorax unterschieden.
- Idiopathischer Spontanpneumothorax
- Symptomatischer Spontanpneumothorax
- Traumatischer Pneumothorax
- Spannungs- oder Ventilpneumothorax
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idiopathischer Spontan- Pneumothorax
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Der idiopatische Spontanpneumothorax ist die häufigste Form eines
Pneumothorax. Idiopatisch bedeutet "ohne erkennbare Ursache". Der idiopatische
Spontanpneumothorax betrifft etwa 5 von 100.000 Einwohnern jährlich. Männer sind 3 mal
häufiger betroffen, als Frauen. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 15. und 35.
Lebensjahr. In seltenen Fällen ist diese Variante vererbbar, d. h., sie kann familiär
gehäuft vorkommen. Betroffen sind vorwiegend schlanke Männer. Bei Frauen ab dem, 25.
Lebensjahr tritt ein idiopathischer Spontanpneumothorax in seltenen Fällen in den ersten
beiden Tagen der Menstruation auf. Man spricht dann von einem katamenialen Pneumothorax.
Über 90 Prozent der Betroffenen sind Raucher. |
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Beim idiopatischen Spontanpneumothorax kommt es zu einem Riss
(medizinisch: Ruptur) im Lungengewebe der Lungenspitze, an der sich kleine
Emphysembläschen befinden, die den Betroffenen bisher keinerlei Beschwerden bereitet
haben. |
Symptomatischer Spontan- Pneumothorax
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Der symptomatische Spontanpneumothorax entsteht ebenfalls ohne äußere
Ursache, allerdings bei Menschen, die bereits an einer Lungenerkrankung leiden. Verursacht
wird der Pneumothorax in diesen Fällen durch die Vorschädigung der Bronchien bzw. des
Lungengewebes. Dazu gehören z. B. Pleuraschäden durch Narbenbildung, bullöses Lungenemphysem, Tuberkulose, Asthma bronchiale, Bronchialkarzinom, Lungenfibrose,
Mukoviszidose (zystische Fibrose), COPD. Der symptomatische Spontanpneumothorax tritt
vorwiegend im Alter zwischen 55 und 65 Jahren auf. Dabei kommt es zu einem Riss im
Lungenfell (Pleura visceralis), so dass Luft aus
der Lunge in den Pleuraspalt eindringt und einen Pneumothorax hervorruft. |
Die Luft kommt von innen
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Der idiopathische und der symptomatische Spontanpneumothorax werden auch
oft als "geschlossener oder innerer Pneumothorax" bezeichnet, weil die Luft, die
in den Pleuraspalt eindringt, aus der Lunge kommt. |
Bei Verletzungen dringt die Luft von außen ein
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Bei einem offenen oder äußerer Pneumothorax dagegen dringt die
Luft über eine Öffnung in der Brustwand in den Pleuraspalt ein. Ursache ist hier eine
Verletzung, weshalb diese Form des Pneumothorax auch traumatischer Pneumothorax genannt
wird. Ursache der Verletzung kann z. B. ein Messerstich, ein Rippenbruch, bei der ein
Bruchende in die Lunge eindringt, oder eine Operation sein. Es gibt aber auch stumpfe
Thoraxverletzungen, die zu einem Pneumothorax führen, z. B. bei einem Autounfall, wenn
der Oberkörper gegen das Lenkrad geschleudert wird. Schall durch tiefe Bassfrequenzen und
Druckveränderungen beim Tauchen oder Fliegen können ebenfalls zu einem traumatischen
Pneumothorax führen. |
Gefährlich ist der Spannungs- Pneumothorax, bei dem die Luft nicht
mehr entweicht und verstärkten Druck auf die gesunde Seite und das Herz ausübt
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Der Spannungs- oder Ventilpneumothorax ist eine äußerst gefährliche
Sonderform des Pneumothorax. Wie bei einem Ventil kann die Luft hier nur in einer Richtung
strömen. Der Rückweg ist verschlossen. Dadurch gelangt Luft in den Pleuraspalt, die
nicht wieder ausströmt. Dadurch erhöht sich der Druck auf die betroffene Lunge immer
mehr. Der zunehmende Überdruck führt zu einem vollständigen Zusammenfallen (Kollaps)
des Lungenflügels. Der Mediastinalraum, in dem sich das Herz befindet, wird
zusammengedrückt und verlagert sich hin zur gesunden Seite. Dadurch kommt es ebenfalls zu
Druck auf den gesunden Lungenflügel. Das Zwerchfell wird ebenfalls ständig nach unten
gedrängt. Auch die Blutzirkulation wird durch den Druckanstieg behindert, so dass es
durch mangelnden venösen Rückfluss zu einem Blutdruckabfall kommt. Ein Spannungs- oder
Ventilpneumothorax ist ein lebensbedrohlicher Zustand.
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Symptome
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Stechende Schmerzen und Atemnot treten auf
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Kennzeichen eines Pneumothorax sind plötzliches Auftreten eines
einseitigen stechenden Schmerzes im Brustraum, begleitet von ebenso plötzlicher Atemnot.
Dazu kann ein trockener Reizhusten kommen. Das Ausmaß dieser Beschwerden ist abhängig
vom Ausmaß des Pneumothorax, sie können bei einem gering ausgeprägten
Spontanpneumothorax sogar so diskret sein, dass sie zunächst wenig, beachtet werden. |
Die Haut färbt sich blau
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Liegt ein Spannungspneumothorax vor, nimmt die Atemnot rasch fortlaufend
zu, es kommt zu Blauverfärbung der Haut und Schleimhäute infolge starken
Sauerstoffmangels, die Halsvenen sind gestaut, bis es schließlich zu einem schweren
Schockzustand kommt. |
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Ein weiteres Symptom ist die asymmetrische Atmung. Die erkrankte Seite
führt kleinere Atembewegungen aus, die zudem zeitlich verzögert sind. |
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Diagnostik
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Einseitig veränderte Atemgeräusche und Klopfschall
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Bei der körperlichen Untersuchung stellt der Arzt beim Abklopfen wegen
des erhöhten Luftgehaltes auf der betroffenen Seite einen besonders lauten und hohl
klingenden Klopfschall fest (hypersonorer Klopfschall). Das Atemgeräusch ist beim
Abhören abgeschwächt oder ganz aufgehoben. Das Zwerchfell steht auf der betroffenen
Seite tief. Bei einem Spannungspneumothorax zeigen sich deutliche Schocksymptome,
insbesondere Zeichen der mangelnden Sauerstoffversorgung (Zyanose) mit Blauverfärbung der
Haut und Schleimhäute und gestauten Halsvenen. Der Pulsschlag ist stark erhöht, der
Blutdruck verringert. |
Röntgen
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Durch eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Thoraxröntgen) kann ein
Pneumothorax eindeutig nachgewiesen werden, über die Ausdehnung gibt ein CT am genauesten
Auskunft. Im Labor können die Blutgaswerte bestimmt werden. |
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Therapie und Vorbeugung
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Erste Hilfe kann Leben retten
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Ein Pneumothorax wird stationär behandelt. Vor der Aufnahme in ein
Krankenhaus können Erste Hilfe Maßnahmen lebensrettend sein. Natürlich muss zunächst
ein Notruf durchgeführt werden. Dann erfolgt die Versorgung des Betroffenen.
Eingedrungene Gegenstände sollen in der Wunde bleiben. Man kann sie gegebenenfalls
abpolstern. Bei intakter Atmung sollte der Betroffene auf der kranken Seite gelagert
werden, damit die gesunde Lunge besser beweglich ist. Ist der Betroffene bewusstlos und
ohne Atmung, so muss eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt werden. Im Krankenhaus
findet dann die weitere Behandlung statt. |
Sauerstoffgabe und Pleurodese
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Bei einem kleinen idiopathischen Spontanpneumothorax resorbiert sich die
Luft im Pleuraraum meistens von selbst. Hier ist meistens Bettruhe, unterstützt durch die
Gabe von Sauerstoff über eine Nasensonde ausreichend. Die Veränderungen müssen dabei
aber in kurzen Abständen immer wieder kontrolliert werden. Die Wiederholungsrate des
idiopathischen Spontanpneumothorax ist mit 30 Prozent sehr hoch. Häufen sich solche
Vorkommnisse, so können bei dem Betroffenen die beiden Pleurablätter durch Einspritzung
eines Medikaments miteinander verklebt werden, so dass keine Luft mehr in den Pleuraspalt
eindringen kann (Pleurodese). |
Eine Drainage saugt die Luft aus dem Pleuraspalt
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Bei einem größeren Pneumothorax, z. B. bei symptomatischem
Spontanpneumothorax oder bei einem traumatischen Pneumothorax, wird eine
Pleurasaugdrainage angelegt, die durch kontinuierlichen Sog die Luft aus dem Pleuraspalt
abzieht. Durch diese Maßnahme entsteht wieder ein Unterdruck und die Lunge kann sich
wieder entfalten. Dieser Vorgang wird mit Hilfe des Ultraschalls kontrolliert. Der Sog
wird so lange aufrecht erhalten, bis sich die Lunge voll entfaltet hat. Danach wird die
Drainage abgeklemmt, bleibt aber noch für mindestens 24 Stunden an Ort und Stelle. Erst,
wenn es in dieser Zeit nicht wieder zu einem Rückfall kommt, wird die Drainage
vollständig entfernt. Die Rückfallquote (Rezidiv) liegt beim symptomatischen
Spannungspneumothorax bei 40 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs ist in den
ersten 3 Monaten nach dem ersten Ereignis am höchsten und nimmt mit fortschreitender Zeit
immer mehr ab. |
Luft wird direkt mit der Nadel abgesaugt
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Der Spannungspneumothorax ist ein lebensbedrohender Zustand. Hier muss
aufgrund der Notfallsituation eine sofortige Entlastung des Überdrucks erfolgen. Das
geschieht durch eine Punktion mit einer großen Kanüle durch die die Luft entweichen
kann. |
Die Prognose hängt von der Schwere ab
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Die Prognose eines Pneumothorax ist von der Schwere der Erkrankung und der
Begleitumstände abhängig. Leidet ein Betroffenen unter einer schweren Grunderkrankung,
z. B. einem schweren Lungenemphysem oder zystische Fibrose, so beträgt die
Sterblichkeit zwischen 10 und 50 Prozent. |
Körperliche Schonung und Rauchstopp
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Nach einem Spontanpneumothorax wird zur Vermeidung eines erneuten
Pneumothorax eine körperliche Schonung über mehrere Monate und Aufgabe des Rauchens
empfohlen. Fliegen ohne Druckausgleich und Gerätetauchen sollte für ca. 6 Monate
unterlassen werden, da dies eine Wiederholung auslösen könnte. |
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Um einen traumatischen Pneumothorax nach ärztlichen Eingriffen sofort
erkennen und behandeln zu können, wird nach manchen Eingriffen zur Kontrolle eine
Röntgenaufnahme gemacht.
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