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Mukoviszidose,
Zystische Fibrose (CF) |
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Kurzinfo:
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Mukoviszidose,
Zystische Fibrose (CF) |
Symptome |
Neugeborene:
Mekoniumileus
Säuglinge und Kleinkinder: Pneumonie, chronischer
Husten, Asthma, chronischer Durchfall, Verdauungsstörungen, Gedeihstörungen,
Rektrumprolaps, Refluxkrankheit,
Elektrolytstörungen
Kinder: Bronchiektasen, Asthma, Trommelschlegelfinger, Sinusitis, Nasenpolypen,
Verdauungsstörungen, Wachstumsstillstand, chronischer Durchfall, Invagination, Volvulus, Pankreatitis, Leberzirrhose
Erwachsene: verzögerte Pubertät, Diabetes, Gallensteine, Leberzirrhose, Sterilität beim Mann. |
Therapie |
Enzymsubstitution,
Vitaminsubstitution, antientzündliche Therapie, Antibiotika, kalorienreiche Ernährung,
viel Trinken, viel Kochsalz. |
Prognose |
Abhängig
von Schweregrad, früher Diagnose, Behandlung in einem CF-Zentrum: bei in den 90er Jahren
Erkrankten liegt die Lebenserwartung bei 40-45 Jahren, sonst 30 Jahre. |
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Inhaltsübersicht:
Einführung
Symptome
Therapie |
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Top
Einführung
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Zähflüssige Sekrete verstopfen die Ausführungsgänge exokriner
Drüsen. |
Mukoviszidose
ist eine Erbkrankheit, bei der durch einen genetischen Defekt die Sekrete von exokrinen
Drüsen verdickt sind. Dadurch können sie nicht abfließen und verstopfen die
Ausführungsgänge. Das ist z. B. bei dem Saft der Bauchspeicheldrüse so, oder bei der
Galle oder beim Samenleiter. Es betrifft auch die Schleimhautdrüsen der Nase, der
Luftröhre und der Bronchien. Weil die zähen Schleime nicht abfließen können, kommt es
zu Entzündungsreaktionen. Es bilden sich dann vermehrt Bindegewebe und sackartige
Erweiterungen in den Organen. Diese zystisch fibrotischen Veränderungen haben zu dem
heute verwendeten medizinischen Namen zystische Fibrose geführt. |
Das
Gen wurde erst 1989 entdeckt. |
Das
Mukoviszidose-Gen (CFTR-Gen für cystic fibrosis transmembrane
regulator) wurde 1989 entdeckt. Seit dieser Zeit ist das Verständnis
für den vielfältigen Verlauf dieser Krankheit erheblich gestiegen. Wurden vorher die
Kinder vielfach nicht alt genug, um die Schule zu besuchen, erreichen jetzt die meisten
Betroffenen das Erwachsenenalter. |
Weiße
Menschen sind besonders häufig betroffen. |
Die
zystische Fibrose ist die häufigste angeborene Stoffwechselkrankheit, die weiße Menschen
bekommen können. Einer von rund dreitausend Neugeborenen ist betroffen. Die schwarze
Bevölkerung ist mit 1:17.000 deutlich weniger betroffen, bei orientalischen Menschen
(1.90.000) tritt sie noch seltener auf. |
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Top
Symptome
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Je
nach Verlauf zeigen sich an unterschiedlichen Organen die Folgen der Krankheit. |
Mukoviszidose
ist eine Erkrankung mit sehr unterschiedlichen Verläufen. Je nachdem, welche Stelle des
Gens fehlerhaft ist, prägen sich unterschiedlicher Erscheinungsformen in
unterschiedlicher Stärke aus. Allerdings sind die Forschungen auf diesem Gebiet noch
nicht so weit fortgeschritten, eine konkrete Aussage zu treffen. Allen Verläufen
gemeinsam ist, dass sich aufgrund des defekten Gens die Sekrete der ausführenden Drüsen
verdicken. Die Folgen zeigen sich in verschiedenen Organen, u.a.
- Lunge: die Bronchien sind mit zähflüssigem Schleim
verstopft.
- Magen-Darm-Trakt: Verdickung des Darminhaltes.
- Bauchspeicheldrüse: Verstopfung der Ausführungsgänge.
- Galle: Verstopfung der Gallengänge.
- Samenleiter: Verklebung und Verödung der Samenleiter.
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Schwitzen
kann gefährlich sein. |
Bei
allen Betroffenen ist außerdem der Anteil von Elektrolyten im Körperschweiß erhöht.
Das führt bei Hitze und fieberhaften Erkrankungen zu extremen Elektrolytverlusten. |
Die
Auswirkungen auf die Lunge sind bei den meisten Betroffenen die Grund für einen
tödlichen Ausgang. |
Die
Lungenbeteiligung ist eine gefürchtete Form. Sie ist die Ursache für die hohe
Sterblichkeit der Betroffenen. Dabei ist die Lunge bei der Geburt noch gesund. Erste
Veränderungen können sich aber schon bald zeigen. Die Kinder leiden häufig an Lungenentzündungen, die von verschiedenen Erregern
hervorgerufen werden. Die Entzündungen können chronisch werden und führen dann zur
Bildung von zystischen, sackartigen Erweiterungen der Bronchien. Das nennt sich auch
Bronchiektasen. Später kommt es zu einer fortschreitenden Zerstörung der Lungenfunktion.
Die Betroffenen leiden unter chronischem Husten, Asthma. Häufig kommt es zu chronischen
Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis)
und Nasenpolypen. Es können sich Trommelschlegelfinger ausbilden. Dabei sind die
Fingerendknöchel durch Weichteilschwellungen kolbenartig verdickt. Diese Veränderung
zeigt sich häufig bei Herzerkrankungen und Lungenerkrankungen und wird verursacht durch
den chronischen Sauerstoffmangel. |
Chronischer
Durchfall und typische Fettstühle sind ein Alarmzeichen. |
Bei
den Beschwerden des Magen-Darm-Traktes kommt es zu einer Eindickung des Darminhaltes. Bei
bis zu 15 Prozent der Betroffenen Neugeborenen zeigt sich bereits ein Mekoniumileus. Deshalb muss beim auftreten
eines Mekoniumileus auch immer eine Mukoviszidose ausgeschlossen werden. Meistens wird
aber die Erkrankung erst dann festgestellt, wenn von der Muttermilch auf die Flasche
umgestellt wird. Da Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse
und der Galle fehlen, bilden sich oft große Mengen übelriechender und breiiger Stühle,
die einen hohen Fettanteil enthalten. Man nennt sie deshalb auch oft Fettstühle. Die
Nahrung ist schlecht oder sogar ganz unverdaut. Die Kinder neigen zu Blähungen. Es können sich auch
Darmeinstülpungen (Invagination)
oder Darmverdrehungen (Volvulus)
bilden. Insbesondere bei Kleinkindern kann es zu einem Vorfall der Darmschleimhaut
(Rektumprolaps) kommen, bei dem die Darmschleimhaut aus dem After austritt. Oft zeigt sich
auch ein Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre (Refluxkrankheit). |
Der
Pankreas verliert nach und nach seine Funktion. |
Die
Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist eine der
wichtigsten Verdauungsdrüsen. Nahezu alle Betroffenen entwickeln mit der Zeit eine
Insuffizienz der exokrinen Sekretion des Pankreas. Dadurch kommt es zu
Verdauungsstörungen und zur Ausbildung der schon beschriebenen Stuhlfettausscheidung. Die
Kinder zeigen eine langsamere und schlechtere Entwicklung. Auch die Bauchspeicheldrüse
wird nach und nach durch die Bildung von bindegewebigen (fibrotischen) Umwandlungen
verändert. Dabei kann auch die Funktion als endokrine
Drüse (vorwiegend Produktion von Insulin)
verloren gehen. Die Betroffenen entwickeln dann einen Diabetes
mellitus. |
Die
Galle staut sich und führt zur Leberzirrhose. |
Durch
die zunehmende Verstopfung der Gallengänge kommt es zu einer Gallenstauung. In der
weiteren Folge entwickelt sich eine Zirrhose der Leber. Vielfach zeigen sich auch Gallensteine. Eine Leberzirrhose ist, mit ihren Folgeerscheinungen die
zweithäufigste Todesursache bei Menschen, die von Mukoviszidose betroffen sind. |
Fehlende
Elektrolyte können lebensbedrohend sein. |
Beim
Schweiß führt die "Verdickung" des Sekrets zu einem erhöhten Anteil an
Natrium- und Chlorid-Ionen in der Schweißflüssigkeit. Das ist so charakteristisch, dass
dieses Merkmal als Diagnosekriterium bei Mukoviszidose genutzt wird. Insbesondere bei
Säuglingen kann durch starkes Schwitzen ein so hoher Elektrolytverlust entstehen, dass es
zu einer lebensbedrohenden Stoffwechselentgleisung kommt. Siehe dazu auch Natrium- Wasser- Haushalt, Wassermangel, Natriummangel, Kaliummangel. |
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Top
Therapie
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Die
Enzyme der Bauchspeicheldrüse müssen ersetzt werden. |
Mukoviszidose
kann auch heute noch nicht ursächlich geheilt werden. Deshalb stützt sich die
symptomatische Therapie auf drei Pfeiler:
- Enzymersatz
- Inhalations- und Physiotherapie
- Antibiotika
Die Enzyme der Bauchspeicheldrüse
werden durch Medikamente ersetzt. Dadurch wird in der Regel eine nahezu normale Verdauung
wieder hergestellt. Die Betroffenen sind meistens schlecht ernährt. Deshalb ist eine
kalorienreiche Ernährung wichtig.
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Die
Lunge ist ein lebenswichtiger Bereich der Therapie. |
Der
zweite Behandlungsschwerpunkt dient dem vermehrten Abfluss von Sekret aus den Bronchien.
Dazu wird eine gezielte Physiotherapie und eine Inhalationstherapie durchgeführt. Es gibt
verschiedene Apparate zur Atemhilfe, die je nach Bedarf eingesetzt werden können. Die
Physiotherapie ist wichtig, um so lange wie möglich eine ausreichende Lungenfunktion zu
gewährleisten. |
Die
antientzündliche Therapie erhöht die Lebenserwartung der Betroffenen entscheidend. |
Die
antientzündliche Therapie basiert auf der Gabe von Antibiotika. Die sind notwendig, um
die schädigenden Lungenentzündungen besser in den Griff zu bekommen. Das erhöht die
Lebenserwartung der Betroffenen ganz entscheidend. Die Anwendung wird vielfach kontrovers
diskutiert. Manche Mediziner glauben, eine vorbeugende Gabe von Antibiotika sein wichtig.
Andere setzen Antibiotika nur im Falle einer akuten Entzündung ein. Derzeit werden groß
angelegte Studien betrieben, die den Nutzen einer prophylaktischen Antibiotikatherapie im
Hinblick auf Vermeidung chronischer Infektionen nachweisen sollen. |
Impfstoffe
werden entwickelt. |
Eine
Lungenentzündung durch den Keim Pseudomonas aeruginose, der bei Mukoviszidose häufig
auftritt, kann nicht durch Antibiotika behandelt werden. Allerdings ist vielleicht schon
bald eine Impfung möglich. Derzeit laufen dazu verschiedene Studien. Ein breit
einsetzbarer und generell wirksamer Impfstoff ist aber bisher noch nicht verfügbar. |
Zur
Entzündungshemmung sollten keine Steroide eingesetzt werden. |
Zur
entzündungshemmenden Therapie ist eine breite Gabe von Glukokortikoiden bisher nicht
empfehlenswert. Die breite Palette der Nebenwirkungen ist bei den ohnehin schon
geschwächten Betroffenen oft nicht zu vertreten. Allerdings können entzündungshemmende
Medikamente, die keine Steroide enthalten, bei leichtem bis mittelschwerem
Krankheitsverlauf günstig wirken. Hier kommt häufig Ibuprofen zum Einsatz. Klare
Richtlinien für die Verordnung gibt es aber bisher nicht. |
Vitaminersatz
und genügende Zufuhr von Kochsalz und Flüssigkeit sind wichtige Bestandteile der
Therapie. |
Häufig
zeigt die Gabe von antioxidativ wirkenden Vitaminen
einen positiven Effekt auf die Lunge. Zu ihnen gehören Vitamin C, Vitamin E und
ß-Karotin als Provitamin für Vitamin A. Die Vitaminsubstitution ist aber auch deshalb
wichtig, weil durch die Pankreasinsuffizienz Vitaminmangelzustände herbeigeführt
werden können. Deshalb sollten, zusätzlich zu den oben angeführten Vitaminen, auch alle
fettlöslichen Vitamine (Retinol oder Vitamin
A , Calciferol oder Vitamin D, Tocopherol oder Vitamin E, Phyllochinon oder Vitamin K)
zugeführt werden. Der Verlust von Elektrolyten beim Schwitzen ist durch eine ausreichende
Zufuhr von Kochsalz zu ersetzen. Die Betroffenen sollten außerdem viel Trinken, um den
Wasserhaushalt im Gleichgewicht zu halten. |
Behandlung sollte in speziellen Zentren erfolgen. |
Die
Behandlung von Kindern mit Mukoviszidose sollte am besten in einem speziellen Zentrum
erfolgen. Es hat sich gezeigt, das sich das auf die Lebenserwartung der betroffenen Kinder
positiv auswirkt. In diesen Zentren ist am ehesten eine Behandlung gewährleistet, die den
vielfältigen interdisziplinären Erfordernissen gerecht wird. Es stehen nicht nur
Kinderärzte, sondern auch Pysiotherapeuten, Psychotherapeuten, Diätassistenten,
Sozialarbeiter, Pneumologen etc. zur Verfügung. |
Die
Lebenserwartung steigt immer weiter an. |
Je
früher mit der Behandlung begonnen wird, desto günstiger ist die Prognose. Natürlich
hängt das auch davon ab, wie der individuelle Schweregrad der Erkrankung ist. Man
schätzt allgemein die Lebenserwartung eines Mukoviszidose- Betroffenen auf 30 Jahre. Bei
Betroffenen, die in den 90er Jahren erkrankt sind, wird die Lebenserwartung schon mit 40
bis 45 Jahren angegeben. Top |
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