| |
|
Ösophagitis, Speiseröhrenentzündung, Refluxösophagitis,
Refluxkrankheit
|
|
|
|
|
|
Beschwerden
|
Magensaft fließt in die Speiseröhre zurück
|
Fließt Magensaft in die Speiseröhre zurück (Reflux), greift die
aggressive Magensäure die Schleimhaut der Speiseröhre an. Entzündungen entstehen, die
sich ausschließlich auf den unteren Teil der Speiseröhre erstrecken, da dieser direkt an
den Magen mündet. |
Entzündungen und Schluckbeschwerden treten auf
|
Die Entzündungen können u.a. zu Schluckbeschwerden (Dysphagien) führen. Bei der Speiseröhrenentzündung kann die
normale Motilität (Beweglichkeit) in manchen Fällen beeinträchtigt sein. Die
Vorwärtsbewegung (Peristaltik) des Nahrungsbreis ist dann erheblich abgeschwächt. Um die
Speise dennoch in den Magen zu transportieren, versucht die Speiseröhre nun, durch
krampfartiges Zusammenziehen, die schwache Peristaltik zu ersetzen. Dies führt zu
Schluckbeschwerden, die aber in den meisten Fällen nicht sehr schmerzhaft sind. |
Es bilden sich Geschwüre
|
Als Folge der Schädigung der Speiseröhrenschleimhaut durch die
Magensäure können sich mit der Zeit auch Geschwüre (Ulzera) bilden, besonders wenn
tiefere Schichten der Schleimhaut betroffen sind. Die Gefahr einer nachfolgenden
bösartigen Tumorbildung ist dann erhöht. |
Nicht immer ist ein Reflux krankhaft
|
Aber nicht jeder Reflux ist krankhaft bedingt. Etwa bei jedem 5. Menschen
machen sich von Zeit zu Zeit Refluxsymptome bemerkbar. Ein geringes Zurückfließen von
Mageninhalt ist durchaus normal. Viele kennen diese unangenehme Begleiterscheinung,
besonders nach fetten Speisen. Saures Aufstoßen kann auch vorkommen, wenn man sich direkt
nach dem Essen hinlegt. Auch zu enge Kleidung oder gekrümmtes Sitzen nach einer Mahlzeit
können dazu führen, dass etwas Mageninhalt wieder in die Speiseröhre gepresst wird. |
Die häufigsten Symptome
|
Weitere Beschwerden der Refluxösophagitis sind:
- Sodbrennen
- Schmerz in der oberen Magengrube oder hinter dem Brustbein.
- Saures Aufstoßen
- Schluckbeschwerden
- Erbrechen
- Schmerzen beim Essen
Es werden auch vermeintlich untypische Symptome beobachtet, die aber immer wieder auch
mit der Refluxösophagitis einhergehen. Dazu gehören Verdauungsstörungen, Übelkeit und
Schlafprobleme.
|
Beschwerden tagsüber besser
|
Die Beschwerden bessern sich typischerweise tagsüber, verstärken sich
aber im Liegen oder beim Bücken. |
Das Barrett-Syndrom ist eine Folge der
Refluxösophagitis
|
Nach einer abgeheilten Ösophagitis können Schäden zurückbleiben. Es
kann vorkommen, dass an den betroffenen Stellen eine Striktur entsteht. Eine Striktur ist
eine starke Verengung eines Hohlorgans. In diesem Fall entsteht sie, wenn die
Speiseröhrenwand narbig abheilt. In schwereren Fällen der Ösophagitis entsteht bei etwa
10 bis 20 Prozent der Betroffenen ein Barrett-Syndrom oder Barett-Ösophagus (benannt nach
dem englischen Chirurgen) als bleibender Schaden entstehen. Im unteren Teil der
Speiseröhre hat sich das normalerweise vorhandene flache Plattenepithel in ein
Drüsenepithel mit Becherzellen (Zylinderepithel) umgewandelt. Die Auskleidung des
Ösophagus ähnelt nach dieser Epithelumwandlung jetzt der des Magens. Die Speiseröhre
ist dadurch enger geworden. Das führt zu Problemen beim Schlucken. Die Zellfehlbildungen
beim Barett-Ösophagus sind häufig Vorstufen einer Krebserkrankung. Etwa ein Drittel der
Betroffenen entwickeln ein Karzinom. Deshalb sind regelmäßige
Krebsvorsorgeuntersuchungen dringend wahrzunehmen. Dabei sollten unbedingt endoskopische
Kontrollen durchgeführt werden. Beim Barettsyndrom muss eine konsequente
Antirefluxtherapie durchgeführt werden. Unter Umständen ist eine Schleimhautentfernung
oder sogar die Entfernung von Teilen der Speiseröhre sinnvoll. |
|
|
|
Erkrankungsursachen
|
Schwäche des Muskels Kardia
|
Allgemein werden zwei Formen der Refluxösophagitis unterschieden:
- primäre Refluxkrankheit: Dabei ist der untere Speiseröhrenschließmuskel
(Ösophagussphinkter) zu schwach, um den Rückfluss von Mageninhalt zu verhindern.
- sekundäre Refluxkrankheit: Durch eine Grunderkrankung kommt es zu anatomischen
Veränderungen am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen.
Ausgelöst wird die Refluxösophagitis durch eine Schwäche des Schließmuskels
zwischen Speiseröhre und Magen. Dieser Muskel heißt Kardia. Die Schwäche dieses Muskels
wird Kardiainsuffizienz genannt.
|
Falsche Ernährung ist die häufigste Ursache
|
Die Kardiainsuffizienz wird häufig durch einen zu hohen Druck auf diesen
Muskel hervorgerufen, der entstehen kann bei:
|
Medikamente können in der Speiseröhre stecken bleiben
|
Außerdem kann es zu einer Reizung der Speiseröhre durch Medikamente
kommen, die mit zu wenig Wasser genommen an der Schleimhaut "kleben bleiben".
Vielfach werden Tabletten sogar ganz ohne Wasser heruntergeschluckt. Die Gefahr des
Steckenbleibens in der Speiseröhre ist besonders hoch, wenn man sich unmittelbar nach der
Einnahme hinlegt. Es ist daher besser, wenn man noch mindestens 30 Minuten aufrecht sitzen
bleibt. Das Phänomen, dass eine Tablette an der Speiseröhrenschleimhaut haften bleibt,
wird besonders bei Tetrazyklinen und anderen Antibiotika
beobachtet. Die gegen Osteoporose
eingesetzten Bisphosphonate,
wie z.B. Risedronat, sollten möglichst nur dann eingenommen werden, wenn die Betroffenen
auch gesundheitlich in der Lage sind, mindestens 30 Minuten in aufrechter Lage zu
verweilen. Ansonsten können auch hier schwere Reizungen der Speiseröhrenschleimhaut
auftreten. Es handelt sich dabei meistens um lokale, kreisförmige Entzündungen, oft
nicht viel größer, als die Tablette selber. Weitere Medikamente, die eine
"Pillenösophagitis" auslösen können, sind: Kalium- und Eisenpräparate, Steroide und nichtsteroidale Antirheumatika. |
Es treten plötzlich Schluckbeschwerden auf
|
Charakteristisch für auf diese Weise entstandene
Speiseröhrenentzündungen ist das plötzliche Autreten von Schmerzen im Brustraum und
schwere Schluckbeschwerden, die auch durch das Trinken von Flüssigkeiten hervorgerufen
werden. Die Symptome treten mehrere Stunden nach der Tabletteneinnahme auf. Nach einigen
Tagen kommt es zu einer Spontanheilung. |
Pilzinfektionen häufig Ursache bei Immunschwäche und alten Menschen
|
Ähnliche Beschwerden wie bei der Refluxösophagitis treten z. B. bei
einer Pilzinfektion auf. Der dadurch häufiger vorkommenden infektiösen Ösophagitis
liegt eine Candidiasis zugrunde. Die Candidiasis wird auch als Soor bezeichnet und wird durch eine bestimmte
Pilzart, meistens Candida albicans, hervorgerufen. Der Pilz liegt als gelblich-weißer
Belag auf der Schleimhaut. Gehäuft tritt die infektiöse Soor-Ösophagitis bei älteren
oder immungeschwächten Menschen auf. Besonders auch während einer Cortison- oder Antibiotika-Therapie
oder einer Behandlung mit Immunsuppressiva.
|
Verletzungen und Verätzungen
|
Das Schlucken ätzender Substanzen, wie z.B. Haushaltsreinigern, in
suizidaler Absicht oder aus Versehen, führt zu einer Entzündung der
Speiseröhrenschleimhaut. Auch Verletzungen durch Fremdkörper, wie z.B. Fischgräten,
lösen eine Entzündung aus. Durch alle diese verschiedenen Ursachen entstehen die
gleichen Symptome wie bei einer Refluxösophagitis. |
Hiatushernie
|
Eine Hiatushernie,
bei der Teile des Magens durch das Zwerchfell hindurch in den Brustraum gedrückt werden,
kann ebenfalls einen Reflux auslösen. |
Überdehnung oder Durchtrennung des Kardiamuskels
|
Der Kardiamuskel, der auch Ösophagussphinkter genannt wird, kann infolge
einer Muskeldurchtrennung (Myotomie) oder Dehnung zerstört worden sein. Eine Myotomie
kann z.B. zur Behandlung eines Tumors oder der Ösophagusachalasie vorgenommen werden. Bei
einer Achalasie handelt es sich um eine neuromuskuläre Störung von Hohlorganen, die sich
in einer fehlenden Erschlaffung der Sphinktermuskulatur bemerkbar macht. |
|
Eine Teilentfernung des Magens (Magenresektion) mit gleichzeitiger
Entfernung der Kardia kann ebenfalls zu einer Refluxkrankheit führen. |
Sklerodermie kann von einer Ösophagitis begleitet sein
|
Auch neuromuskuläre Erkrankungen wie die Sklerodermie
oder Muskeldystrophie zählen zu den Ursachen eines Refluxes. Bei einer Sklerodermie
handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit der Gefäße und des Bindegewebes.
Muskeldystrophien gehen mit einem krankhaften Umbau des Gewebes und nachfolgender
Funktionsstörung einher. |
Gestörte Magenentleerung führt zu Reflux
|
Eine weitere Ursache liegt in einer gestörten Magenentleerung, z.B. einer
Magenatonie. Es liegt eine Lähmung des Magens vor, so dass die Entleerung der Nahrung in
den Dünndarm gestört ist. Der Nahrungsbrei verweilt zu lange im Magen, häuft sich an
und führt zu einem Reflux. |
|
|
|
Therapie
|
Säurebindende Medikamente
|
Eine Speiseröhrenentzündung wird meistens mit säurebindenden
Medikamenten, den sogenannten Antazida, oder mit Protonenpumpenhemmern,
die die Bildung der Magensäure vermindern, behandelt. Das hilft insbesondere gegen die
brennenden Schmerzen. |
Selten ist eine Operation notwendig.
|
Eine Operation ist nur in den seltensten Fällen notwendig. Es wird in der
Regel eine medikamentöse Behandlung von 6 Monaten Dauer abgewartet. Nur bei eintretenden
Komplikationen ist eine Operation früher indiziert. Dazu stehen zwei endoskopische
Verfahren zur Verfügung:
- Radiofrequenz-Therapie: Im Verlaufe der Radiofrequenz-Therapie werden in kürzeren,
regelmäßigen Abständen Reize auf das Gewebe ausgelöst. Diese Reize werden über
Elektroden in Form von Hitze ausgesendet. Durch die lokale Erhöhung der Temperatur auf
ca. 85° C wird das Wachstum von kollagenem Gewebe angeregt. Es kommt so zu einer
Verdickung der Speiseröhrenwand oder der Wand der Kardia, dem muskulären
Übergangsabschnitt zwischen Speiseröhre und Magen. So wird durch die gewonnene
Stabilität ein Reflux verhindert.
- endoskopische Nahttechniken: Ein mit einer Saugkammer versehenes Endoskop wird in den
Magen eingeführt. Die Magenwand, die sich unmittelbar unter der Kardia befindet, wird in
die Kammer eingezogen. Durch dann erfolgende Nahtsetzung wird die Kardia eingeengt. Das
Gewebe wird sozusagen in Falten gelegt und vernäht, um die Öffnung zwischen Speiseröhre
und Magen zu verkleinern. Ein Durchtritt von Mageninhalt zurück in die Speiseröhre wird
dadurch verhindert oder zumindest erheblich erschwert.
Die Verkleinerung durch Nähte ist jederzeit wieder rückgängig zu machen.
|
|
|
|
Vorbeugung
|
Das können Sie selber tun.
|
Diese Regeln sollten Sie nicht nur anwenden, wenn Sie von einer
Ösophagitis betroffen sind, sondern auch zur Vorbeugung.
10 Patienten-Regeln bei Refluxösophagitis
(Quelle: Schäffer, Renz: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin)
Gewichtsreduktion "senkt den Druck von unten" (70 % der unter
Relfuxsymptomen leidenden Patienten sind übergewichtig!)
Schlafen mit erhöhtem Oberkörper ("bergauf kann der Magensaft nicht
fließen"), z. B. Kopfkeil ins Bett
3 Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr essen
Häufige kleine Mahlzeiten
Nikotinabstinenz
Wenig bzw. möglichst keinen Alkohol, insbesondere keine harten alkoholischen
Getränke
Kostumstellung: Fett- und kohlenhydratarm (betrifft insbesondere Zucker),
eiweißreich. Keine säurehaltigen Getränke!
Keine einschnürende Kleidung
Vermeiden von Stress
Behandlung einer möglichen Verstopfung
|
|
|
| |
|