| |
|
Kongressbericht: Deutscher Schmerzkongress 1998 |
|
Kopfschmerzen |
|
Neue
Therapie-Empfehlungen gegen den Spannungskopfschmerz |
|
Bei
gelegentlichen Spannungskopfschmerzen ist gegen ein
Schmerzmittel nichts einzuwenden. Wird der dumpf-drückende Schmerz unter der
Schädeldecke jedoch chronisch, muß der Pein durch eine vorbeugende Behandlung mit
anderen Medikamenten und durch psychologisch-verhaltensmedizinische
Strategien Paroli geboten werden. Das raten Experten der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft in ihren neuen Therapie-Fmpfehlungen, die auf dem Deutschen
Schmerzkongress präsentiert wurden. |
|
Der
Schmerz drückt dumpf im ganzen Schädel oder legt sich wie eine stählernes Band um die
Stirn: Etwa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung leiden unter gelegentlichen
Spannungskopfschmerzen, Frauen geringfügig häufiger als Männer. Gelegentlich: das
bedeutet an höchstens 14 Tagen pro Monat, zumeist jedoch deutlich weniger. Rund drei
Prozent der Menschen haben einen chronischen Spannungskopfschmerz. Sie haben ihre
Beschwerden an mehr als 14 Tagen pro Monat oder an mehr als 180 Tagen jährlich. Der
Schmerz ist nicht so stark wie bei einer Migräne. Ebenso fehlen zumeist die
Migräne-typischen Begleitsymptome, Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Gleichwohl
sagt mehr als die Hälfte der Betroffenen, daß ihre Schmerzen Arbeitsleistung und soziale
Akfivitäten beeinträchtige. Dennoch konsultieren 80 Prozent der Patienten keinen Arzt:
viele behelfen sich mit freiverkäuflichen Medikamenten, 15 Prozent kommen ohne Arzneien
aus. Über die Ursachen dieser Kopfschmerzart können Experten bislang nur Vermutungen
anstellen: Streß, Angstgefühle oder Muskelverspannungen stehen am Anfang. Diese können
jedoch langfristig die Verarbeitung von Schmerzreizen in Rückenmark und Gehirn
verändern. ,,Wird dieser Kreislauf nicht durchbrochen", erläutert Dr. Volker
Pfaffenrath1 Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, ,,werden
Nervenzellen, die Schmerzreize produzieren, überaktiv und schmerzlindernde Impulse
blockiert: Der gelegenliche Kopfschmerz wird dann chronisch." |
Medikamente
nur bei gelegentlichen Beschwerden |
Treten
Spannungskopfschmerzen nur gelegentlich auf, können sie mit einfachen Schmerzmittel, etwa
der Acetylsalicvlsäure, Paracetamol oder sogenannten nichtsteroidalen Schmerzmitteln wie
Ibuprofen oder Naproxen, behandelt werden. Allerdings", betont Pfaffenrath,
,,sollten Schmerzmittel nicht häufiger als zehn Mal pro Monat eingenommen werden."
Wenn Patienten länger als drei Monate jeden zweiten Tag oder sogar täglich unter
Spannungskopfschmerzen leiden, sind andere Strategien erforderlich. Denn wenn
Schmerzmittel zu häufig genommen werden, droht die Gefahr eines sogenannten Medikamenten-induzierten Kopfschmerzes. In solchen Fällen
empfehlen die Experten eine vorbeugende Behandlung mit Medikamenten, die normalerweise zur
Behandlung von Depressionen
eingesetzt werden. Denn diese Medikamente beeinflussen auch die Verarbeitung von
Schmerzreizen im Gehirn und können so den Teufelskreis durchbrechen. Diese Medikamente -
nicht zu verwechseln mit den Benzodiazepinen, die eine Suchtpotenz haben - machen nicht
abhängig. Allerdings müssen sie über längere Zeit - sechs Monate mindestens -
eingenommen werden, um ihre Wirkung zu entfalten. Auch dauert es mehrere Wochen, bis die
Patienten bemerken, daß ihre Kopfschmerzen auf die Behandlung reagieren. |
Psychologisch-
verhaltensmedizinische Verfahren müssen die Therapie ergänzen |
Vor
allem bei chronischen Spannungskopfschmerzen müssen
nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden die Therapie ergänzen: Die progressive
Muskelentspannung nach Jacobson, Streßbewältigungstraining, Biofeedback und andere psychologische Strategien helfen den Patienten dabei, sich gegen
die inneren und äußeren Belastungsfaktoren zu ,,immunisieren". Ebenso raten
die Experten zu sportlicher Betätigung, Krankengymnastik und Wasseranwendungen. |
Kontakt: |
Dr.
med. Volker Pfaffenrath, Präsident der DNIKG, Neurologische Praxis, Leopoldstraße 59/11,
80802 München Tel.: 089-334003 Fax: 089-332942 e-mail: Vpfa@aol.com
Dr. med. Holger Kaube Neurologische Universitätsklinik Hufelandstraße 55 45147 Essen
Tel.: 0201-723-2492 Fax: 0201-723-5709 |
zurück zur Übersicht der Kongressberichte |
|
| |
|