Chronische Schmerzen

 

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Kongressbericht: Deutscher Schmerzkongress 1998
Jeder Arzt muß in Schmerztherapie ausgebildet werden
Mindestens fünf Millionen Menschen leiden an schweren Dauerschmerzen
Grundzüge der Schmerztherapie müssen zu einer Pflichtvorlesung im Medizinstudium und zum Bestandteil der Facharzt-Weiterbildung werden1 fordern Experten der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes auf dem Deutschen Schmerzkongreß. Nur so kann die Lage der mehr als fünf Millionen Menschen mit schweren Dauerschmerzen langfristig verbessert werden..
Mindestens fünf Millionen Menschen leiden in Deutschland an schweren Dauerschmerzen. Der Schmerz sitzt im Rücken, in den Gelenken oder im Kopf, ist die Folge von Tumorerkrankungen, Rheuma oder Amputationen. Das Leben dieser Patienten ist stark beeinträchtigt und sie benötigen eine dauernde ärztliche Versorgung.

Rund zwölf Prozent der Schmerzkranken, also etwa 600.000 Menschen, leiden an sogenannten ,,problematischen" Schmerzzuständen: Normale Ärzte stufen die Leiden dieser Patienten nicht selten als ,,therapieresistent" ein, obwohl auch ihre Qualen durch eine moderne Behandlung zumindest gelindert werden könnten. Nur für die flächendeckende Versorgung allein dieser besonders schwer betroffenen Kranken wären in Deutschland schätzungsweise tausend schmerztherapeutische Einrichtungen notwendig. Doch die Realität sieht anders aus: Für die Betreuung dieser 600.000 Patienten stehen nur 220 Einrichtungen - Schwerpunktpraxen, Schmerzambulanzen und spezielle Abteilungen an Kliniken - zur Verfügung.

Die Mehrzahl der Patienten mit chronischen Schmerzen könnte weitestgehend vom bestehenden ärztlichen System versorgt werden, wenn Ärzte ein ausreichendes Wissen über Schmerzbehandlung hätten. Vor allem könnte eine frühzeitige effiziente Behandlung akuter Schmerzen einer Chronifizierung der Leiden vorbeugen. Doch wegen der zum Teil erheblichen Kenntnislücken, die der Organisation des Medizinstudiums und der Weiterbildung anzulasten sind, können viele niedergelassene Ärzte ihre Rolle bei der Versorgung chronischer Schmerzpatienten noch nicht ausreichend ausfüllen.

Schmerztherapie muß
Pflichtvorlesung werden
Zwar werden auch heute schon Medizinstudenten schmerztherpeutische Vorlesungen angeboten. ,,Doch es ist erforderlich", fordert Professor Klaus Lehmann, Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes, ,,daß diese Vorlesungen zur Pflicht werden." Ebenso gehört die Schmerzbehandlung in die Weiterbildung zum Facharzt ,gleich welcher Richtung. Lehmann: ,,Schmerztherapie braucht jeder Arzt, nur so wird sich langfristig die flächendeckende Versorgung der Patienten verbessern."
Zwar ist in das ärztliche Standessystem in den letzten Jahren Bewegung gekommen: Speziell ausgebildete Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen können beispielsweise die Zusatzbezeichnung ,,spezielle Schmerztherapie'1 erwerben. Doch die Anforderungen an die betreffenden Mediziner sind extrem hoch. Lehmann: ,,Diese Anforderungen können mehr oder weniger nur von jenen Ärzten erfüllt werden, die auch heute schon über eine große Erfahrung auf dem Gebiet der Schmerztherapie verfügen." Darum sind diese Bemühungen nach Meinung des Kölner Schmerzexperten allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn es um die breite Versorgung der Schmerzpatienten geht. Gleichwohl wächst das Interesse vieler Ärzte an der Schmerztherapie, was sich im Interesse an Fortbildungsveranstaltungen und der wachsenden Mitgliederzahl der Fachgesellschaft (zur Zeit 2210) spiegelt.

,,Das Fortbildungsangebot",  so Lehmann, ,,ist zufriedenstellend." Daran haben Kurrikula der DGSS erheblichen Anteil. Zusammen mit der Deutschen Psychologen Akademie hat die DGSS auch Kurse für die Zusatzweiterbildung von Psychologen auf dem Gebiet der psychologischen Schmerztherapie entwickelt. Ebenso gibt es Angebote für Pflegepersonal.

Kontakt: Prof. Dr. Dr. Klaus A. Lehmann, Präsident der DGSS Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Universität Köln, Joseph-Stelzmann-Straße 9, 50924 Köln Tel.: 0221-478-6686, Fax: 0221-478-6688
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