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Kongressbericht: Deutscher Schmerzkongress 1998 |
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Kopfschmerz |
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Kopfschmerzen: unterschätzt, unterdiagnostiziert, unterbehandelt
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In
Deutschland leiden etwa zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung an Migräne und 20 bis 30 Prozent einmal pro Monat an Spannungskopfschmerzen. Das Gewitter im Kopf beeinträchtigt das
Leben der Patienten erheblich und belastet die Volkswirtschaft. Doch nur ein Bruchteil der
Patienten konsultiert deswegen ihren Arzt. Darüber hinaus kritisieren die Experten, daß
moderne Therapieempfehlungen im ärztlichen Alltag zu selten beachtet werden.. |
Familien
belastet
-
hoher wirtschaftlicher Schaden |
Kopfschmerzen"
sagt Dr. Volker Pfaffenrath, Präsident der Deutschen Migräne und Kopfschmerzgesellschaft
(DMKG) ,,sind nicht lebensbedrohlich und werden in ihrer Bedeutung wohl deshalb
unterschätzt." Weltweit haben zehn bis 15 Prozent der Erwachsenen eine Migräne.
Alleine in Deutschland leiden etwa 3,7 Millionen Frauen und 1,7 Millionen Männer unter
den meist einseitigen, pochenden und pulsierenden Schmerzen. Die Hälfte der Patienten hat
pro Monat eine Attacke, jeder zehnte Migräniker sogar vier und mehr Attacken. Etwa die
Hälfte der Migränikerinen und mehr als ein Drittel der betroffenen Männer können an
sechs Tagen pro Jahr nicht zur Arbeit gehen, wie eine amerikanische Studie belegt. Fast alle Patienten klagen darüber, daß die Attacken ihr
tägliches Leben beeinträchtigen, 30 Prozent berichten, daß sie ihre
Familienverpflichtungen vernachlässigen und daß es häusliche Probleme gibt. Dies zeigt
die internationale ADITU-Studie, bei der Experten aus sieben Nationen den Einfluß von
Migräne auf das Leben der Patienten und ihrer Familien untersuchten.
Rund 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung haben einmal pro
Monat Spannungskopfschmerzen, bei etwa drei Pozent sind die
dumpf-drückenden Beschwerden chronisch, sie leiden darunter an mehr als 180 Tagen pro
Jahr. Dies belegen dänische Untersuchungen. Auch hier sind Frauen deutlich häufiger
betroffen als Männer. Patienten mit Spannungskopfschmerzen sind im Schnitt zwischen einem
und sieben Tagen pro Jahr arbeitsunfähig. Pfaffenrath: ,,Bezogen auf alle Erkrankungen
geht jeder fünfte verlorene Arbeitstag auf Kopfschmerzen zurück.". |
Trotz
Beschwerden
nicht zum Arzt |
Die
Patienten rechnen jedoch offensichtlich nicht damit, daß ihnen der Arzt effektiv helfen
kann", folgert der Münchener Neurologe aus der nationalen PCAOM-Studie (Primary Care
of Migraine), initiiert und durchgeführt vom Pharma-Unternehmen MSD Sharp und Dohme GmbH,
Haar. Etwa die Hälfte der Migräne-Patienten (49 Prozent der Frauen und 63 Prozent der
Männer) befinden sich trotz ihrer Beschwerden nicht in hausärztucher Betreuung.
Ähnliche Beobachtungen machen die Experten auch bei Patienten mit Spannungskopfschmerz.
Pfaffenrath: ,,Mehr als 80 Prozent der Betroffenen gehen trotz ihrer Beschwerden nicht zum
Arzt." |
Therapie-Empfehlungen
der Experten werden
kaum umgesetzt |
Im
Rahmen der PCAOM-Studie wurde von den Wissenschaftlern auch erstmals untersucht, ob Ärzte
bei ihrem Verordnungsverhalten den Therapie-Empfehlungen der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft folgen. Resultat: In 75 Prozent der Fälle verordnen die Ärzte
Therapien, die von den Experten nicht empfohlen werden. Mehr als die Hälfte aller Verordnungen entfielen auf sogenannte
Mischpräparate, die mehrere Wirkstoffe enthalten. Hochgerechnet gaben die Krankenkassen
im Jahr 1994 - dem ersten Jahr der Untersuchung - für hausärztliche Verordnungen 49
Millionen Mark aus.
Dies beunruhigt die Experten, die seit mehr als einem
Jahrzehnt vor Präparaten warnen, die neben einem Analgetikum oder einem
Mutterkornalkaloid zusätzlich Koffein oder andere Substanzen enthalten. ,,Diese
Präparate", sagt Pfaffenrath, ,,wirken nicht besser als Medikamente mit nur einem
Wirkstoff, rufen dafür aber mehr unerwünschte Nebenwirkungen hervor und können zu
Dauerkopfschmerz und Abhängigkeit führen."
Am ehesten scheinen jüngere Ärzte die Empfehlungen der
Experten zu beachten. Auch jüngere Patienten erhalten häufiger Monopräparate und
Patienten, bei denen eine Migräne erstmals diagnostiziert wird. Doch je älter die
Patienten werden, desto seltener erhalten sie die empfohlene Behandlung. Ebenso steigt bei
diesen Patienten im Alter die Verordnungshäufigkeit, d.h. ihnen werden öfter
Schmerzmittel verordnet. Pfaffenrath: ,,Möglicherweise spielen dabei auch über Jahre
entstandende Dauerkopfschmerzen durch Schmerzmittelabhängigkeit
in diesen von Migräne eigentlich weniger betroffenen Altersgruppen eine Rolle."
Deutlich unterversorgt sind die Patienten mit
Medikamenten, die der Häufigkeit und Schwere von Attacken vorbeugen können. Dabei
handelt es sich nicht um Schmerzmittel, sondern um andere Substanzen, etwa bestimmte
Betablocker. ,,Migräne", resümiert Volker Pfaffenrath alle Studienergebnisse,
,,wird in Deutschland trotz etablierter nationaler Empfehlungen der Fachgesellschaften
immer noch unzureichend und unzweckmäßig behandelt." |
Kontakt: |
Dr.
med. Volker Pfaffenrath, Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft,
Leopoldstraße 59/11, 80802 München Tel.: 089-334003 Fax: 089-332942 e-mail: Vpfa@aol.com
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