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Deutscher Schmerzkongress 2001
03. - 07. Oktober in Berlin |
Pressemitteilung Nr. 4 2. Oktober 2001 |
Botulinum Toxin gegen Kopfschmerzen: Noch keine gesicherte Therapie
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(Berlin) Ob das Bakteriengift Botulinum-Toxin demnächst das
therapeutische Arsenal gegen chronische Spannungskopfschmerzen und Migräne erweitern
wird, ist unklar. Noch fehlen gesicherte Daten aus klinischen Studien, betonen Experten
auf dem Deutschen Schmerzkongress in Berlin.
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Botulinum Toxin hemmt übermäßige Muskelanspannung.
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Eine exakt plazierte, geringe Dosis des Bakteriengiftes Botulinum Toxin
kann tiefe Mimikfalten glätten. Der Grund: Die Substanz hemmt eine übermäßige
Muskelanspannung. Darum beobachteten zunächst Schönheitschirurgen, dass eine Injektion
des Bakteriengiftes nicht nur Falten im Gesicht verschwinden lässt, sondern auch
Kopfschmerzen bessern kann. |
Beobachtungen genügen nicht.
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"Solche Beobachtungen genügen jedoch nicht, um Botulinum Toxin eine
grundsätzliche Wirksamkeit gegen Kopfschmerzen zu bescheinigen", warnt Professor
Andreas Straube, Neurologe und Kopfschmerzexperte am Universitätsklinikum Großhadern in
München. |
Wirkung indirekt?
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So müsse man etwa bedenken, dass eine effektive Faltenbehandlung das
allgemeine Wohlbefinden steigert und dass dieses wiederum die Auslöser von Kopfschmerzen
beeinflusst. "Dann", so Straube, "wäre die Wirkung von Botulinum Toxin auf
Kopfschmerzen keine direkte, sondern eine indirekte." |
Kontrollierte Studien liefern bisher keine stichhaltigen Beweise.
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Bislang veröffentlichte Studien über die Wirksamkeit von Botulinum Toxin
legen zwar eine mögliche Wirksamkeit bei Migräne nahe: Positive Ergebnisse beobachteten
die Ärzte in einer kleinen kontrollierten Studie und in einer von zwei Subgruppen einer
kontrollierten grösseren Studie. Bei Spannungskopfschmerz sind die Studienergebnisse
bislang jedoch widersprüchlich. "Zu anderen Kopfschmerzformen liegen entweder nur
Mitteilungen über Einzelfälle oder nur wenige, kleine und unkontrollierte Studien
vor", so Straube. Ähnliche Aussagen lassen sich auch für den Einsatz von Botulinum
Toxin bei muskuloskelettalen Schmerzen machen. |
Aussagekräftige Studien sind notwendig.
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Vor einer breiten Anwendung des Bakterientoxins in der täglichen Praxis
muss dessen Wirksamkeit daher zunächst in aussagekräftigen wissenschaftlichen
Untersuchungen belegt werden. Dazu sind Studien erforderlich, bei denen an einer
größeren Zahl von Patienten an mehreren Zentren die Wirkung des Bakteriengiftes mit der
einer Scheinbehandlung (Placebo) verglichen wird und weder Arzt noch Patient wissen, ob
Placebo oder die Substanz injiziert wird. |
Offene Fragen klären.
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Diese Untersuchungen müssen darüber hinaus nicht nur die Ergebnisse der
bisherigen Fallberichte und Studien bestätigen, sondern auch die vielen offenen Fragen
zur Dosis, Injektionsstelle und der Wirkung bei den unterschiedlichen Kopfschmerzformen
klären. |
Wo wirkt das Toxis eigentlich?
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"Wissenschaftlich interessant", so Straube, "ist auch die
Frage nach dem Wirkungsort von Botulinum Toxin." Zunächst führten die Forscher die
Wirkung der Substanz ausschließlich auf die Reduktion der Muskelanspannung zurück.
Aufgrund neuerer Untersuchungen vermuten sie inzwischen, dass Botulinum Toxin auch eine
Wirkung auf bestimmte Hirnbotenstoffe, etwa auf die Substanz P, hat und möglicherweise
sogar direkt im Zentralnervensystem wirkt. |
Gute Verträglichkeit spricht für die Anwendung.
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"Sind die offenen Fragen geklärt, spricht für die Anwendung von
Botulinum Toxin, dass es bei sachkundiger Anwendung sehr gut verträglich ist und kaum
Nebenwirkungen hat", betont Straube. Von Vorteil ist auch, dass eine einmaligen
Behandlung über Wochen wirkt ein wesentlicher Grund für eine gute Akzeptanz bei den
Patienten. |
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Rückfragen an:
Prof. Dr. med. Andreas Straube (DMKG)
Neurologische Universitätsklinik Klinikum Großhadern, LMU
Marchioninistraße 15 81377 München
Tel.: 089-7095-3900
Fax: 089-7095-3677
e-mail: sstraube@brain.nefo.uni-muenchen.de
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