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Deutscher Schmerzkongress 2001
03. - 07. Oktober in Berlin |
Pressemitteilung Nr. 6 2. Oktober 2001 |
Kopfschmerzpatienten unzureichend versorgt
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(Berlin) Kopfschmerzpatienten sind in Deutschland immer noch nicht
angemessen versorgt. Therapie-Empfehlungen werden nur ungenügend umgesetzt, kritisieren
Experten auf dem Deutschen Schmerzkongress in Berlin.
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Kopfschmerzen stehen auf Rang 3 der Beschwerdeliste.
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Kopfschmerzen führen seit den 90er Jahren die Liste der "häufigsten
Beschwerden" in der Bevölkerung an. 1975 rangierten sie noch auf Rang 3 nach
"Müdigkeit" und "Rückenschmerzen". Mittlerweile geben 67,3 Prozent
der Bevölkerung an, dass sie Kopfschmerzen haben, jeder Zehnte berichtet, dass er unter
"erheblichen" oder "starken" Schmerzen leidet. Die Häufigkeit von
Rückenschmerzen ist hingegen mit 61,9 Prozent nahezu unverändert. |
Viele Ärzte nehmen Kopfschmerzen nicht ernst genug.
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"Diese Ergebnisse zeigen", erklärt Professor Gunther Haag,
Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, "dass Kopfschmerzen
ein großes gesundheitspolitisches und vor allem auch volkswirtschaftliches Problem
darstellen. Die Kosten durch Fehltage am Arbeitsplatz und eingeschränkte Produktivität
betragen zusammen über acht Milliarden Mark. "Ein erheblicher Teil dieser indirekten
Kosten wird durch unzureichende und falsche Therapien verursacht", so Haag weiter.
Kopfschmerzen würden von vielen Ärzten, aber auch in der Öffentlichkeit nicht ernst
genommen. So stimmen etwa drei Viertel der ärztlichen Verordnungen nicht mit den
Therapie-Empfehlungen der Experten überein. Dies belegt eine Untersuchung der DMKG im
Jahr 1999. |
Migränepatienten selten fachgerecht behandelt.
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Dass sich daran nur wenig geändert hat, bestätigen aktuelle Daten aus
diesem Jahr: Die Hälfte der Migränepatienten, die sich in ärztlicher Behandlung
befinden, erhalten freiverkäufliche Analgetika, die allerdings nur bei leichten Attacken
wirksam sind. Nur 14 Prozent bekommen Triptane verordnet. Demgegenüber nehmen 36 Prozent
der Betroffenen nach wie vor so genannte Ergotamine, ältere Migräne-Mittel, die aufgrund
ihres Wirkungs- und Nebenwirkungsprofils von der DMKG nur noch in bestimmten Fällen
empfohlen werden. Damit sind Migräne-Patienten in Deutschland deutlich schlechter
versorgt als ihre Leidensgenossen in anderen EU-Ländern. Skandinavische Ärzte verordnen
sechs mal mehr Triptane als ihre deutschen Kollegen. |
Therapieempfehlungen werden nicht beachtet.
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Da ohnehin nur die Hälfte der Migräne-Patienten zum Arzt geht, bedeutet
dies, bezogen auf die Gesamtzahl aller Betroffenen, dass schätzungsweise 75 Prozent
freiverkäufliche Analgetika nehmen, 18 Prozent werden mit Ergotaminen und nur sieben
Prozent mit Triptanen behandelt. Die DMKG geht jedoch davon aus, dass mindestens zehn
Prozent aller Migränepatienten, also rund eine Million in Deutschland, aufgrund der
Schwere ihrer Erkrankung zwingend mit Triptanen behandelt werden müssten. "Leider
werden unsere Therapie-Empfehlungen von den Ärzten jedoch nur ungenügend
umgesetzt", klagt Haag. |
Gesundheitspolitik ist ungenügend.
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Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der Gesundheitspolitik. Zwar wurde
der Kollektivregress für Ärzte bei Überschreitung des Arzneimittelbudgets abgeschafft.
Erhalten blieben jedoch die individuellen Budgets, die sich an "Richtgrößen"
für einzelne Fachgruppen orientieren. "Darum dürfte sich an der Zurückhaltung der
Ärzte bei der Triptan-Verordnung auch kaum etwas ändern", fürchtet Haag. Seine
Prognose: "Auch weiterhin werden Patienten vermutlich an Stelle einer Therapie mit
innovativen, hochwirksamen Präparaten weniger wirksame und zum Teil auch stärker mit
Nebenwirkungen behaftete Präparate verodnet bekommen. |
Bei Triptane sind derzeit keine Generika verfügbar.
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Für den Kopfschmerzbereich sieht Haag auch keine Einsparungen durch die
Bestrebungen des Gesundheitsministeriums, dass Apotheker künftig das jeweils
preisgünstigste Präparat eines Wirkstoffes aushändigen sollen. Bei den Triptanen werden
ohnehin erst in drei bis vier Jahren Generika zur Verfügung stehen. Und wenn es um
einfache Analgetika und andere Migränemittel geht, verordnen die Ärzte bereits heute
schon billigere Nachahmerpräparate. |
Neue Medikamente in der Forschung.
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Hinzu kommt, dass sich zahlreiche neue Migränemedikamente in der
"Forschungspipeline" befinden. "Neue Erkenntnisse über die grundlegenden
Mechanismen dieser komplizierten Kopfschmerzart", so Haag, "eröffnen neue
Ansatzpunkte für die Behandlung." So gäbe es zur Zeit neun mögliche Angriffspunkte
zur Beeinflussung der Attacken, an denen Forscher intensiv arbeiten. Dazu gehören
beispielsweise Versuche, bestimmte "Tore" zu Nervenzellen, so genannte
Ionenkanäle, zu beeinflussen. Erforscht wird auch, ob es möglich ist, über eine
Modulation von Bindungsstellen für verschiedene Hirnbotenstoffe auf Neuronen, die Stärke
und Frequenz der Attacken zu beeinflussen. |
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Rückfragen an:
Prof. Dr. Gunther Haag
Chefarzt der Elztal Klinik GmbH
Pfauenstraße 6, 79215 Elzach-Oberprechtal
Tel.: 07682-805-113
Handy: 0172-8484817
Fax: 07682-805-135
e-mail: haagelztalklinik@t-online.de
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