| |
|
Deutscher Schmerzkongress 2001
03. - 07. Oktober in Berlin |
Pressemitteilung Nr. 13 5. Oktober 2001 |
Kopfschmerz täglich: kann es Migräne sein?
|
|
(Berlin) Was steckt dahinter, wenn Migränepatienten täglich unter
Kopfschmerzen leiden? Neue Erkenntnisse, die auf dem Deutschen Schmerzkongress
präsentiert werden, heizen die Diskussion unter Experten an, ob es eine "tägliche
Migräne" gibt. Entschieden ist dieser Streit noch nicht. Darum lautet vorläufige
Fazit für Patienten: Wenn Kopfschmerzen täglich auftreten, sollten sie unbedingt von
einem Spezialisten abgeklärt werden.
|
Diagnosekriterien schließen bei täglichen Attacken Migräne aus.
|
Gibt es Patienten, die täglich oder fast täglich unter Migräne-Attacken leiden? Darüber streitet die
Fachwelt. Den diagnostischen Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft zufolge
treten die Attacken zumeist einseitiger, pulsierend-pochender Schmerz, begleitet von
Übelkeit und Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit üblicherweise an weniger als
15 Tagen pro Monat auf. |
Ausnahmen kommen immer wieder vor.
|
"Klagen Patienten über tägliche oder fast tägliche
Kopfschmerzen", so der Münchener Neurologe Dr. Volker Pfaffenrath, "handelt es
sich in den meisten Fällen entweder um einen chronischen Spannungskopfschmerz oder um
einen Schmerzmittelkopfschmerz, der durch Fehlgebrauch von Schmerz- und Migränemitteln
entsteht." Gleichwohl räumt der Vizepräsident der Deutschen Migäne- und
Kopfschmerzgesellschaft ein, dass Kopfschmerz-Spezialisten immer wieder einzelne
Migränepatienten betreuen, die fast täglich unter Kopfschmerzen leiden, ohne dass ein
Schmerzmittel-Missbrauch vorliegt. Bekannt ist auch eine sehr seltene Migräne-Form, die
so genannte zyklische Migräne, bei der die Attacken täglich in Episoden auftreten, die
Wochen bis Monate dauern können. |
Diskussion um spezielle Migräneformen.
|
Ebenso diskutieren Experten schon seit längerer Zeit, ob es zwei Formen
von Spannungskopfschmerzen gibt, den "reinen" Spannungskopfschmerz und einen
anderen, unter dem nur Migränepatienten leiden. Die Symptome dieser beiden theoretisch
möglichen Formen dumpf-drückend, zumeist den ganzen Kopf betreffend würden sich
zwar nicht unterscheiden, jedoch wären die biologischen Ursachen jeweils unterschiedlich.
|
Neue Studien
|
Neue Nahrung erhält der Expertenstreit nun durch zwei aktuelle Studien
amerikanischer Forscher, wie Pfaffenrath berichtet. |
Sumatriptane wirkt bei bestimmten Spannungskopfschmerzen.
|
Triptane, moderne Migränemittel, sind nur bei Migräne, nicht aber bei
Spannungskopfschmerzen wirksam. Bei einer Untersuchung fanden britische Wissenschaftler
nun jedoch heraus, dass die Spannungskopfschmerzen von Migränepatienten sehr wohl durch
eine Behandlung mit Sumatriptan, dem ersten Vertreter dieser Substanzgruppe, gelindert
werden. Auch migräneähnliche Beschwerden der Patienten in dieser Studie sprachen auf
diese Behandlung an. Dieser Befund stützt die Annahme, dass der Spannungskopfschmerz von
Migräne-Patienten möglicherweise doch ein eigenständiges Krankheitsbild darstellt, der
mit dem klassischen Spannungskopfschmerz nur die Symptome gemeinsam hat. |
Migräne kann mit Spannungskopfschmerz verwechselt werden.
|
Auch eine andere Studie mit Migränepatientinnen stärkt diese Vermutung:
Bekannt ist schon lange, dass Migräne-Attacken bei manchen Frauen gehäuft zum Zeitpunkt
der Menstruation auftreten. Wenn diese Frauen zusätzlich noch unter
Spannungskopfschmerzen leiden, ist auffallend, dass auch diese zum Zeitpunkt der
Monatsblutung gehäuft auftreten. So stützt dieser Befund ebenfalls die Hypothese, dass
Migränepatienten auch sehr leichte Attacken haben können, die Spannungskopfschmerzen
ähneln. |
Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um eine endgültige
Beurteilung möglich zu machen.
|
Gibt es sie also doch, die tägliche Migräne? "Um dies endgültig
beurteilen zu können, sind noch weitere wissenschaftliche Studien erforderlich",
betont Pfaffenrath, der vor "diagnostischen Fallen" und "vorschnellen
Schlussfolgerungen" warnt. Aufgrund ihrer Symptomatik können beispielsweise die sehr
seltenen, aber täglich auftretenden "cervikogenen Kopfschmerzen", die von der
Halswirbelsäule ausgehen, mit einer Migräne verwechselt werden. Ebenso ist bekannt, dass
bei zehn Prozent der Patienten mit Spannungskopfschmerzen, die Beschwerden auf eine
Kopfseite beschränkt sind und mit sehr leichten Formen von Übelkeit und
Lichtempfindlichkeit einhergehen können, die normalerweise für die Migräne typisch
sind, die Patienten jedoch nie arbeitsunfähig machen. "Darum sollten tägliche
Kopfschmerzen", rät Pfaffenrath, "stets von einem Kopfschmerz-Spezialisten
abgeklärt werden, damit eine korrekte Diagnose gestellt und eine sachgerechte Therapie
eingeleitet werden kann." |
|
Rückfragen an:
Dr. Volker Pfaffenrath
Vizepräsident der DMKG
Leopoldstr. 59 80802 München
Tel.: 089-389977-0
Fax: 089-389977-22
e-mail: Vpfa@aol.com
|
| |
|