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Deutscher Schmerzkongress 2001
03. - 07. Oktober in Berlin |
Pressemitteilung Nr. 16 5. Oktober 2001 |
Cluster-Kopfschmerz: Wenn die "innere Uhr" nicht richtig
tickt
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Der besonders qualvolle Cluster-Kopfschmerz geht auf eine fehlerhafte
Regulation biologischer Rhythmen zurück. Das zeigen Untersuchungen eines
deutsch-britischen Teams um Dr. Arne May von der Universität Regensburg mit einem kurz
PET genannten Verfahren: Während der Attacken sind bestimmte Strukturen im Hypothalamus
dem Sitz der "inneren Uhr" tief im Gehirn der betroffenen Patienten
besonders aktiv.
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Der Biorhythmus ist gestört.
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Als Ursache des Cluster-Kopfschmerzes galten bis vor kurzem Entzündungen
an erweiterten Blutgefäßen im Gehirn. Doch dessen typisches gehäuftes Auftreten
englisch Cluster zu bestimmten Zeiten nährte einen anderen Verdacht: Hinter der
zyklischen Pein könnte eine Störung der "inneren Uhr" stecken. |
Hypothalamus bei Cluster- Kopfschmerz besonders aktiv.
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Mit einer Serie raffinierter Untersuchungen an Patienten und gesunden
Freiwilligen gelang es kürzlich Dr. Arne May von der Neurologischen Klinik der
Universität Regensburg zusammen mit Kollegen vom University Department of Clinical
Neurology in London, diese Vermutung zu erhärten. Die Schmerzforscher konnten mit Hilfe
der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) belegen, dass bei Cluster-Patienten während
einer Attacke bestimmte Strukturen im Hypothalamus
besonders aktiv sind. Diese Gehirnregion gilt als Sitz der "inneren Uhr", die
unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus und andere so genannte zirkadiane Rhythmen steuert.
PET, ein bildgebendes Verfahren, macht Stoffwechselvorgänge im Gehirn wacher Patienten
sichtbar. |
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Wie die Forschergruppe herausfand, sind die verdächtigen
Hypothalamus-Strukturen sowohl bei spontanen Kopfschmerz-Attacken aktiv als auch bei
Anfällen, welche die Wissenschaftler durch eine Nitroglycerin-Behandlung bei
Cluster-Patienten künstlich auslösten, die sich gerade in einer aktiven Phase befanden.
Außerhalb dieser aktiven Phase konnte die Nitroglycerin-Behandlung dagegen keine Attacke
auslösen: Der "Cluster-Motor" im Hypothalamus blieb inaktiv ebenso wie bei
gesunden Freiwilligen, bei denen das Team einen experimentellen Kopfschmerz auslöste. |
Erweiterte Blutgefäße scheinen unspezifisch zu sein.
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Bei weiteren Untersuchungen mit der so genannten
Magnet-Resonanz-Angiographie fand May heraus, dass erweiterte Blutgefäße im Gehirn
offensichtlich eine unspezifische Begleiterscheinung von Kopfschmerzen sind: Sowohl bei
Patienten mit Cluster-Attacken als auch bei gesunden Personen mit experimentellen
Kopfschmerzen erweiterten sich die Hirnarterien. Derartige Gefäßveränderungen treten
auch bei einer Migräne auf. "Deshalb gehen wir davon aus", erklärt May,
"dass der Cluster-Kopfschmerz ursächlich durch eine Fehlfunktion der ,inneren Uhr'
im Gehirn verursacht wird und die Gefäßveränderungen nur eine Folge dieser Störung
sind." |
Obwohl typische Beschwerden auftreten, wird der Cluster- Kopfschmerz
oft erst spät diagnostiziert.
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Der Cluster-Kopfschmerz trifft zwar höchstens vier von 10.000 Menschen,
gehört jedoch zu den schlimmsten Schmerzen, unter denen Menschen leiden können. "In
der Attackenphase können die Patienten keine Nacht durchschlafen", so May. Unter ihm
leiden Männer häufiger als Frauen. Für die Betroffenen scheint er hinter einem Auge zu
sitzen, zudem treten weiterere Symptomen in der betroffenen Gesichtshälfte auf. Wie sein
Name sagt, tritt er meist zeitlich gehäuft auf, vor allem im Frühjahr und Herbst.
Mehrwöchige aktive Phasen mit bis zu acht Attacken pro Tag, die jeweils eine halbe bis
zwei Stunden dauern, wechseln sich mit schmerzfreien Phasen ab. Zwar lässt sich
Cluster-Kopfschmerz vergleichsweise einfach diagnostizieren. Weil er jedoch selten
auftrittt, dauert es oft viele Jahre bis ein Arzt meist ein Kopfschmerz-Spezialist
die korrekte Diagnose stellt und eine wirksame Behandlung einleitet. |
Sumatriptan ist das Medikament der ersten Wahl.
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Herkömmliche Schmerzmittel helfen bei Cluster-Schmerz nicht, da ihre
Wirkung zu langsam eintritt. Mittel der ersten Wahl ist das Migräne-Medikament
Sumatriptan, weil der Patient es sich mit einem Autoinjektor selbst unter die Haut
spritzen kann. Etwa 70 Prozent der Patienten profitieren davon, wenn sie reinen Sauerstoff
über eine Maske einatmen. Bei länger andauernden Cluster-Phasen setzen
Kopfschmerz-Experten auch bestimmte Medikamente zur Vorbeugung ein. |
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Untersuchungen mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) belegen
darüber hinaus, dass auch bei einem Migräneanfall bestimmte Regionen im Hirnstamm und im
Mittelhirn besonders aktiv sind, der sogenannte "Migränegenerator". |
Schmerzmittel mit entzündungshemmenden Eigenschaften sind eher
wirksam.
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Die Aktivität dieser Region, so die Theorie, aktiviert bestimmte Äste
des Trigeminus-Nervs, die dann ihrerseits an Blutgefäßen der Hirnhaut und am
Nervengewebe eine schmerzhafte Entzündung verursachen. Dabei werden verschiedene
Hirnbotenstoffe (Neurotransmitter) und Entzündungs-Botenstoffe freigesetzt. Diese
Zusammenhänge können erklären, warum Schmerzmittel mit entzündungshemmenden
Eigenschaften oder die neue Gruppe der Triptane, die in den Stoffwechsel von
Neurotransmittern eingreift, einen Anfall lindern können. |
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Patienten finden aktuelle Informationen über Auslöser, Diagnostik und
Therapie von Migräne und Cluster-Kopfschmerzen auf der Homepage der Deutschen Migräne-
und Kopfschmerz-Gesellschaft (DMKG) unter www.dmkg.de |
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Rückfragen an:
Priv.-Doz. Dr. med. Arne May
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Universität Regensburg
Universitätsstraße 84 93053 Regensburg
Tel. 0941-941-0
Fax 0941-941-3005
e-mail: arne.may@klinik.uni-regensburg.de
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