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Deutscher Schmerzkongress 2001
03. - 07. Oktober in Berlin |
Pressemitteilung Nr. 18 5. Oktober 2001 |
Intensive Schmerztherapie nach Operationen gefährdet
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(Berlin) Umfragen zeigen, das 85 Prozent der Patienten eine
intensivierte Schmerztherapie durch so genannte Akutschmerzdienste nach chirurgischen
Eingriffen positiv beurteilen. Deren zukünftige Existenz ist jedoch gefährdet, erklären
Experten auf dem Deutschen Schmerzkongress in Berlin.
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Schmerzen nach Operationen werden immer noch unzureichend versorgt.
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Viele Patienten müssen nach Operationen unnötigerweise Schmerzen
aushalten, obwohl es Hilfe gibt. "Die postoperative Schmerztherapie ist weitgehend
unstrukturiert und insuffizient", bedauert Dr. Andreas Kopf, Anästhesist am
Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Berlin. Für leichte und mittelstarke Schmerzen
stehen gut verträgliche Medikamente zur Verfügung. Meist kommen peripher wirkende
Schmerzmittel, etwa Diclofenac, oder schwach wirksame Opioide zum Einsatz. |
Es gibt auch für starke Schmerzen ausreichende Möglichkeiten.
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"Bei starken Schmerzen greifen diese Therapien jedoch nicht
mehr", erklärt Kopf. Besonders nach "großen" Operationen, etwa
herzchirurgischen Eingriffen, großen Bauchoperationen sowie Eingriffen an Blase oder
Gebärmutter ist eine intensivierte Schmerztherapie nötig. "Bewährt haben sich in
diesem Bereich die patientenkontrollierte Schmerztherapie und die rückenmarknahe
Regionalanästhesie", so der Arzt. Bei der patientenkontrollierten Schmerztherapie
(PCA) können die Patienten im Rahmen vorgegebener Sicherheitsgrenzen sich selbst
ein Schmerzmittel nach Bedarf verabreichen. Eine elektronische Pumpe spritzt die
gewünschte Dosis in eine Venenverweilkanüle. Bei der rückenmarksnahen Anästhesie
erhalten die Kranken einen Schmerzkatheter zur örtlichen Betäubung des
Operationsgebietes. Bekannt ist dieses Verfahren etwa aus der Geburtshilfe. |
Akutschmerzdienst des Uniklinikums Benjamin Franklin.
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Um diese intensivierte Therapie anbieten zu können, haben die
Schmerzspezialisten am Universitätsklinikum Benjamin Franklin im Jahr 1998 einen
"Akutschmerzdienst" für die postoperative Schmerztherapie gegründet. Durch
eine interne Qualitätskontrolle wird dieser Dienst fortlaufend überprüft. Fast 3.000
Patienten wurden seitdem ohne ernsthafte Komplikationen versorgt. Umfragen bei diesen
Patienten belegen die hohe Akzeptanz dieser Behandlung: 85 Prozent der Patienten waren
damit zufrieden oder sehr zufrieden. |
Ärzte müssen zusammen arbeiten.
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Wichtig ist, dass die Therapie in Absprache zwischen Anästhesisten und
Chirurgen erfolgt. "Die persönliche Betreuung schafft für den Patienten ein Gefühl
der Sicherheit in der ersten Phase nach der Operation", berichtet Kopf. Die
Betroffenen, besonders Menschen, die bereits eine OP erlebt haben, nehmen das Angebot
gerne an. "Wenn die Patienten ihre Schmerzen im Griff haben, bauen sie den Schrecken
der Operation besser ab", so der Experte. |
Schnellere Genesung und Rehabilitation bei schmerzfreien Patienten.
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Die vielfältigen positiven Auswirkungen der intensivierten
Schmerztherapie sind bereits nachgewiesen. Wenn die Patienten weitgehend schmerzfrei sind,
können sie früher mobilisiert werden. Das senkt das Risiko einer Thrombose. Gerade nach
Brust- oder Bauchoperationen ist das Atmen schmerzhaft. Der Einsatz von Schmerzmitteln
hilft den Patienten, besser durchzuatmen eine wichtige Prophylaxe gegen die
gefürchtete Lungenentzündung. Durch die Stressreduzierung erholt sich der Organismus
insgesamt schneller und die Patienten können auch dies belegen Untersuchungen die
Intensivstation früher verlassen. "Durch die postoperative Schmerztherapie können
die Behandlungskosten der Intensivtherapie darüber hinaus erheblich gesenkt werden",
betont Kopf. Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich die Zahl tödlicher
Komplikationen nach Operationen durch eine ausreichende Schmerzbehandlung um mindestens
ein Drittel senken lassen kann. |
Risiken abwägen.
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Zwar hat auch eine Schmerztherapie bestimmte Risiken, die abgewogen werden
müssen. So können bei der rückenmarksnahen Regionalanästhesie etwa Taubheitsgefühle,
Muskelkraftminderung, Juckreiz, Blutungen, Infektionen und Nervenverletzungen auftreten.
"Diese Störungen sind jedoch sehr selten und vorübergehend", beruhigt Kopf. |
Vorteile patientenkontrollierter Schmerztherapie nachgewiesen.
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Die patientenkontrollierte Schmerztherapie ist weit weniger belastend als
die konventionelle. Nebenwirkungen wie Atemstörungen, Übelkeit und Müdigkeit nehmen
eher ab. "Die überwiegende Anzahl der bisherigen Untersuchungen belegen die vielen
Vorteile und geringen Nachteile einer angemessenen postoperativen Schmerztherapie",
resümiert der Anästhesist. |
Abrechnung problematisch.
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Doch dem Ausbau der postoperativen Schmerztherapie steht das neue
Abrechnungssytem (Fallpauschalen) in deutschen Krankenhäusern entgegen. In diesen wurde
bislang die intensivierte Schmerztherapie durch Akutschmerzdienste nach chirurgischen
Eingriffen nicht berücksichtigt. "Nach dem bisherigen Stand der Ausarbeitung ist
diese Form der Schmerztherapie praktisch nicht vorgesehen mit allen negativen
Konsequenzen für die Patienten ", unterstreicht Kopf. |
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Rückfragen an:
Dr. med. Andreas Kopf
Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin,
Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin
Hindenburgdamm 30. 12200 Berlin
Tel.: 030-8445-2731,
Fax: 030-8445-4469
e-mail: kopf@zop-admin.ukbf.fu-berlin.de
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