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Verrenkung /Auskugelung / Luxation
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Kurzinfo:
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Verrenkung /Auskugelung / Luxation
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Symptome
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Heftige Schmerzen bei Bewegung und Druck, Schwellung, Bluterguss,
abnorme Gelenkstellung und Beweglichkeit.
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Wann zum Arzt?
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Bei Verdacht sofort.
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Therapie
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Sofortmaßnahmen: Kühlen und ruhigstellen. Reposition unter lokaler
Betäubung oder Vollnarkose. Danach 8-10 Tage Ruhigstellung. Vorsichtige Mobilisation.
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Achtung:
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Ausgekugelte, verrenkte Gelenke dürfen nur von einem Arzt eingerenkt
werden.
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Unfallursachen
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Die Gelenkflächen bleiben nach der Gewalteinwirkung in einer abnormen
Stellung stehen.
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Als Folge einer direkten oder indirekten Gewalteinwirkungen auf ein Gelenk
kann es zu Verrenkung oder Luxationen kommen. Häufig wird diese Verletzung auch
Auskugelung genannt. Durch die Gewalteinwirkung trennen sich die Gelenkflächen
voneinander. Sie werden gegeneinander verschoben und bleiben in dieser abnormen Stellen
auch nach Beendigung der Gewalteinwirkung. Dabei kommt es häufig zu Rissen in der
Gelenkkapsel und zu Bänderrissen. |
Fallbeispiel:
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Der kugelige Kopf des Oberarmknochens liegt in einer relativ kleinen
Gelenkpfanne am Schulterblatt. Das hat den Vorteil eines großen Bewegungsumfangs des
Oberarms. Dieser Vorteil wird abgeschwächt durch die hohe Verletzungsanfälligkeit der
Schultergelenks. Während eines Handballspieles blockiert ein Spieler der gegnerischen
Mannschaft den Wurfarm des Angreifers beim Sprungfallwurf derart, dass der Angreifer sich
eine Schultergelenksluxation zuzieht. |
Eine Subluxation in eine unvollständige Luxation.
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Eine unvollständige Luxation bezeichnet man als Subluxation. Hier bleibt
ein Teil der Gelenkflächen in Kontakt. Allerdings können auch bei Subluxationen Kapsel,
Knorpel und Bänder beschädigt sein. |
Beim Sport gibt es viele "Gelegenheiten" für eine
Gelenkauskugelung.
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Vollständige Luxationen finden sich in der Sportmedizin häufig im
Bereich von Schulter, Ellenbogen, Finger und Kniescheibe.
- Schultergelenksluxationen treten häufig durch direkte Gewalteinwirkung z. B. durch
Stürze, Zusammenstöße o. ä. auf. Zusätzlich kann eine hebelnde Gewalt über den
Arm oder den Körper, z. B. eine Dreh-Zug-Belastung des Armes bei fixiertem Körper beim
Judo, eine Schultergelenksluxation auslösen.
- Ein Sturz auf den ausgestrechten Arm oder die Einwirkung hebelnder Gewalt auf den
Wurfarm beim Handball oder durch gewaltsames Drehen, Ziehen oder Hebeln des Unterarms bei
fixiertem Oberarm beim Judo oder Ringen ziehen eine Ellenbogengelenksluxation nach sich.
- Technische Fehler bei der Ballannahme oder Ballabwehr beispielsweise beim Basketball
oder Volleyball sowie Stürze auf ausgestreckte oder abgespreizte Finger führen zu
Fingergelenksverrenkungen.
- Ein seitliches Austreten der Kniescheibe aus dem Gelenkverband des Knies ist die
häufige Folge von Absprüngen oder beim Landen bei Sprungübungen.
Subluxationen betreffen gewöhnlich das Kniegelenk, das Sprunggelenk oder das Gelenk
(Acromicoclaviculagelenk) zwischen dem äußeren Ende des Schulterblatts (Acromion) und
dem Schlüsselbein (Clavicula).
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"Schlottergelenk" - schon ein Händeschütteln führt zur
Luxation.
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Bei Schultergelenk- und Kniegelenkverrenkungen kommt es häufig zu
wiederauftretenden Verrenkungen. Diese sogenannten habituellen Luxationen entstehen bei
jungen Sportlern, deren Gelenk durch Vererbung so verändert ist, dass es leicht
auskugelt, oder eine vorherige Luxation wurde nicht ausreichend behandelt, oder die
Bänder oder der Kapselapparat sind durch Überbeanspruchung "ausgeleiert".
Umgangssprachlich wird das deshalb auch oft als "Schlottergelenk" bezeichnet.
Bei diesen Menschen können schon leichte Bewegungen, z. B. Händeschütteln, zu einer
erneuten Auskugelung führen. Sie sind deshalb in ihrer Leistungsfähigkeit
eingeschränkt. |
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Symptome und Diagnostik
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Die Beweglichkeit eines Gelenkes wird in Winkelgrade eingeteilt.
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Die normale Beweglichkeit ist für jedes Gelenk anders. Die körperliche
Untersuchung stellt fest, ob diese Beweglichkeit eingeschränkt ist, oder über das
normale Maß hinaus geht. Zunächst muss der Betroffene die Bewegung selbst ausführen.
Das nennt sich aktive Beweglichkeit. Bei der passiven Beweglichkeit führt der Arzt die
Bewegung. Gemessen werden die Winkelgrade des Gelenks mit der Neutral-Null-Methode. Die
0-Stellung entspricht der Mittel- bzw. Ausgangsposition der jeweiligen Bewegungsrichtung.
Beispielsweise entspricht das Ellenbogengelenk beim waagerecht nach vorn ausgestreckten
Oberarm einer Nullstellung. Beugt man den Unterarm rechtwinklig zum Oberarm, so entspricht
dies einer Beugung (Flexion) von 90 Grad. Diese Beugung ist bis ca. 150 Grad in Richtung
Oberkörper möglich. Eine Überstreckung des Unterarms zum Oberarm erfolgt durch eine
Überdehnung des Ellenbogengelenks um 10 Grad entgegen dem Oberarm nach unten. Solche
"Kennwerte" gibt es für jedes Gelenk, so dass Vergleichsmöglichkeiten für den
Arzt bestehen. |
Die körperliche Untersuchung erfasst den Schaden.
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Bewegungseinschränkungen sind genau so wichtig, wie eventuell auftretende
Geräusche oder abnorme Tastbefunde bei der Bewegung. Auftretende Ungleichmäßigkeiten,
wie stockende Bewegungen, oder Veränderungen von Hautfarbe und Temperatur sowie Auftreten
von Schwellungen und das Auslösen von Schmerzen bei Druck und Bewegung werden ebenfalls
erfasst. |
Ein Röntgenbild macht die leere Gelenkpfanne sichtbar.
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Heftige Schmerzen, Fehlstellungen, federnde Fixation sowie Blockierung der
normalen Beweglichkeit des Gelenks deuten auf eine Luxation hin. Eine Bestätigung der
Diagnose liefert eine tastbare leere Gelenkspfanne. Das wird durch eine Röntgenaufnahme
sichtbar bemacht. |
Typische Fehlstellungen sind ein eindeutiger Hinweis auf eine
Luxation.
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Bei Schultergelenksverrenkungen befindet sich der Arm zusätzlich in einer
leichten Abspreizstellung und lässt sich nicht an den Körper heranführen. Eine
Daumengrundgelenkluxation ist durch die Z-Stellung des Daumens charakterisiert, während
bei einer Kniescheibenluxation die Kniescheibe seitlich aus dem Gelenkverband heraustritt.
Durch Röntgenaufnahmen lassen sich zusätzlich Knochenverletzungen ausschließen. |
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Therapie
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Achtung: Ausgekugelte, verrenkte Gelenke dürfen nur
von einem Arzt eingerenkt werden.
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Ausgekugelte Gelenke sofort kühlen und möglichst schmerzfrei
ruhigstellen.
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Die Erste-Hilfe-Maßnahmen beschränken sich bei einer Luxation auf eine
möglichst schmerzfreie Ruhigstellung bzw. Lagerung des betroffenen Gelenks. Das Gelenk
sollte gekühlt werden. Das reduziert die Schmerzen und die Schwellung. Eine geringere
Schwellung erleichtert das spätere Einrenken. Eine Hochlagerung des betroffenen
Körperteils kann sinnvoll sein. Beispiel: Soll eine Schultergelenksverrenkung
ruhiggestellt werden, so trägt das eine Dreieckstuch als Tragetasche den betroffenen Arm,
während ein zweites Dreieckstuch den Arm am Körper fixiert. Auf diese Weise wird ein
unbeabsichtigtes, schmerzhaftes seitliches Abheben des Arms verhindert.
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Die Reposition erfolgt unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose.
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Bevor das ausgekugelte Gelenk wieder eingerenkt werden kann, muss eine
Röntgenaufnahme gemacht werden, um mögliche Zusatzschäden festzustellen. Die
Wiedereinrenkung (Reposition) sollte möglichst innerhalb weniger Stunden nach
Verletzungseintritt erfolgen. Sie wird bei kleineren Verrenkungen, beispielsweise an
Fingergelenken, unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Bei Schultergelenksverrenkungen
wird dagegen eine Vollnarkose gewählt. Nach der Einrenkung wird wieder eine
Röntgenaufnahme gemacht, um die richtige Stellung der Gelenkflächen zueinander zu
kontrollieren. |
Nach der Ruhigstellung vorsichtige Mobilisierung.
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Danach erfolgt eine Ruhigstellung für 8 bis 10 Tage mittels elastischen
Bandagen, Schienen oder Gipsverband. Das ist, je nach Gelenk und Verletzungsgrad
unterschiedlich. Danach erfolgt eine Mobilisierungsphase. Bei längerer Ruhigstellung kann
es zu einer Kapselschrumpfung kommen. Deshalb ist eine vorsichtige Mobilisierung
notwendig, um erneute Verletzungen zu vermeiden.
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