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Pressemitteilung
"Geschlechtskrankheiten" sind kein Tabuthema mehr
Bakterielle Infektionen heute beherrschbar größere Gefahr durch Viren
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(Hamburg, 4.12.2002) Wer sich früher eine
"Geschlechtskrankheit" zuzog, war in doppelter Hinsicht todgeweiht. Erstens
konnte die Medizin Syphilis, Tripper & Co. noch nicht beherrschen. Zweitens kam es oft
erst gar nicht zu einer Untersuchung und Behandlung, weil die Infizierten aus Angst vor
Diskriminierung die Krankheit verschleppten. Wie auf dem 5. Europäischen Kongress über
Sexual- und Impotenzforschung in Hamburg betont wurde, hat die neue Offenheit durch AIDS
große Fortschritte in der Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten gebracht.
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Von "Geschlechtskrankheiten" spricht heute keiner mehr.
"Sexuell übertragbare Krankheiten haben dennoch nichts von ihrer Brisanz
verloren", so Prof. Dr. Walter Krause von der Philipps-Universität Marburg.
"Über 125 Millionen Menschen infizieren sich weltweit pro Jahr neu." Dazu
gehören insbesondere die "klassischen" bakteriellen Infektionskrankheiten
Syphilis und Gonorrhoe. Da sie sich mit Antibiotika gut behandeln lassen, stellen sie in
der westlichen Welt keine akute Bedrohung mehr dar. In ärmeren Ländern erkrankt jedoch
immer noch eine große Anzahl Menschen - eine Herausforderung für die medizinische
Versorgungssituation in den betroffenen Ländern. |
Über sexuelle Gewohnheiten sprechen
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Eine Herausforderung für die Forschung hingegen sind heute die viralen
sexuell übertragbaren Krankheiten, in erster Linie HIV. Nach wie vor beträgt die
Gesamtsterblichkeit bei AIDS ohne Behandlung nahezu 100 Prozent. "Dennoch hat erst
die HIV-Epidemie es möglich gemacht, über sexuelle Gewohnheiten und ihre Veränderungen
zur Prophylaxe offen zu sprechen", so Prof. Krause weiter. "Damit sind
Prävention und Therapie der sexuell übertragbaren Krankheiten wesentlich erleichtert
worden." |
Syphilis: Fast zu hundert Prozent ausheilbar
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Die ehemals gefürchtete Syphilis hat ihren Schrecken verloren. Doch noch
immer infizieren sich im Jahr rund fünf von 100.000 Personen im Jahr in Deutschland. Die
überwiegende Zahl ist auf Kontakte in Osteuropa oder zum Beispiel von dort stammenden
illegalen Prostituierten in Deutschland zurückzuführen. Die Krankheit wird nur
übertragen, wenn eine Verletzung der Haut vorliegt. In etwa einem Drittel der
Sexualkontakte mit einem Kranken wird der Partner infiziert; die Infektion setzt eine
relativ hohe Zahl von Bakterien - mindestens hundert - voraus. Syphilis tritt in drei
Stadien auf; zunächst zeigt sich nur ein dunkelroter Fleck im Genitalbereich, der in ein
flaches Geschwür übergeht. Da es keine Schmerzen verursacht, erkennt es der Infizierte
oft nicht als erstes Anzeichen einer Syphilis. Bei der Hälfte der Erkrankten heilt der
Primäreffekt folgenlos ab. Kommt es jedoch zum zweiten Stadium, so treten an anderen
Stellen, oft an den Handflächen und Fußsohlen, Flecken und Knötchen auf, die jedoch
nicht jucken. Lymphknoten und Leber schwellen an, der Patient fühlt sich abgeschlagen und
ist blass. Das dritte Stadium kann schon nach einem halben Jahr, aber auch erst nach zehn
Jahren eintreten. Die Geschwüre breiten sich aus und verbinden sich, das zentrale
Nervensystem wird befallen; es kommt zu Wahnvorstellungen, Demenz, Krämpfen und Koma. Bei
Befall des Herzens entzündet sich die Aorta und kann bei Blutdruckerhöhungen einreißen
zehn Prozent der unbehandelten Erkrankten sterben an der Syphilis, 25 Prozent
weisen ihr Leben lang die typischen Krankheitserscheinungen auf. Seit der Entdeckung des
Penicillin ist die Krankheit, egal in welchem Stadium, fast zu hundert Prozent ausheilbar. |
Gonorrhö: Häufige sexuell übertragbare Krankheit
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Besonders in Entwicklungsländern, aber nach wie vor auch in den
Industrieländern ist die Gonorrhö eine häufige Infektionskrankheit - obwohl sie mit
Antibiotika gut behandelbar ist. Die Angaben aus westlichen Ländern schwanken zwischen 5
bis 20 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr. Die Krankheit verbreitet sich
deswegen so rasch, weil sie eine kurze Inkubationszeit hat und es relative viele Träger
gibt, bei denen sich keine Symptome zeigen. Beim Mann entzünden sich typischerweise die
Harnröhrenschleimhaut, die Prostata und die Nebenhoden, bei der Frau die
Scheidensekretdrüsen, der Gebärmutterhalskanal, Eileiter und Eierstöcke, in allen
Fällen oft mit eitrigem Ausfluss und starken Schmerzen verbunden. Es kann sogar zu einer
Arthritis und zu einer Blutvergiftung kommen. Je nach Sexualkontakt sind auch der Rachen
und der Mastdarm mögliche Entzündungsherde. Penicillin ist zur Bekämpfung einer
Gonorrhö nicht mehr geeignet, da sich bereits zu viele resistente Keime gebildet haben. |
HIV: Sterblichkeit immer noch 100 Prozent
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Von den rund 2000 HIV-Neuinfektionen in Deutschland pro Jahr sind nach wie
vor am häufigsten homosexuelle Männer und Prostituierte betroffen. Eine Übertragung ist
ausschließlich durch genitale Flüssigkeiten, Muttermilch, Blut und Plasma via
Hautverletzungen möglich. Infektionen durch Stichverletzungen oder Bluttransfusionen
geschehen jedoch ausgesprochen selten. Meist treten erste Krankheitszeichen in Form von
fiebrigen Allgemeinerscheinungen mit Hautausschlag nach drei bis acht Wochen auf. Danach
können die Patienten Monate oder sogar Jahre beschwerdefrei sein, bis die ersten
Erkrankungszeichen ausbrechen. Im Endstadium AIDS wird durch das HIV (human
immunodeficiency virus) AIDS die gesamte körpereigene Abwehr lahm gelegt; normalerweise
harmlose Infektionen treten gehäuft und in immer schwererer Form auf, bis der Patient an
einer nicht mehr beherrschbaren Erkrankung stirbt. An der Haut und im Genitalbereich
treten typischerweise Infektionen mit Hefepilzen, Herpes- und Papillomviren in einer
Massivität auf, wie sie bei Menschen mit gesunden Immunsystem niemals auftreten würde.
Das Kaposi-Sarkom ist in 30 bis 50 Prozent der Fälle zu beobachten. Damit werden Tumoren
in Form dunkler Flecken auf der gesamten Haut und auf Organen bezeichnet. Auch andere
Tumore, etwa Basaliome, Hepatome und Melanome können sich bilden. Für die Therapie
werden heute im Wesentlichen Nukleosidanaloga, Proteinsynthesehemmer und nichtnukleosidale
Transkriptasehemmer verwendet. Damit lässt sich das Fortschreiten der Krankheit
aufhalten, man nimmt jedoch mehr oder weniger schwere Nebenwirkungen in Kauf. Sieben bis
zehn Prozent der HIV-Infizierten entwickeln unbehandelt im Laufe eines Jahres
AIDS-Symptome, drei Viertel innerhalb von sieben Jahren. Sind die Virusträger an AIDS
erkrankt, sterben unbehandelt 80 Prozent innerhalb eines Jahres.
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