Da
nur bei Früherkennung eine erfolgreiche Behandlung dieser Infektionskrankheit durch
Antibiotika gewährleistet ist und abgesehen von der Akutphasemanifestation (Erythema
migrans) die Diagnose oftmals schwierig ist, werden weltweit große Anstrengungen
unternommen, einen geeigneten Impfstoff zu entwickeln. Zwei unterschiedliche Ansätze wurden bereits klinisch geprüft:
in dem einen wurde ein Impfstoff auf Basis des bakteriellen Oberflächenproteins OspA
(outer surface protein A) entwickelt der andere Ansatz basiert auf dem Einsatz des
Oberflächenproteins OspC.
Bei beiden Proteinen lassen sich mehrere Subtypen
erkennen, wobei die verschiedenen Borrelienspezies hinsichtlich dieser
Oberflächenproteine variieren. Der Impfstoff basierend auf OspA beinhaltet nur einen
Subtyp (monovalent) und ist daher auch nur für den US-amerikanischen Markt zugelassen
worden.
Für Europa, wo sich im Gegensatz zu den USA alle
drei humanpatogenen Borrelienspezies nachweisen lassen, ist ein breiteres Spektrum von
Subtypen unerlässlich. Der Impfstoff basierend auf OspC ist hingegen multivalent. Seine
Zusammensetzung basiert auf Analyse der OspC-Gensequenzen von 249 verschiedenen
Borrelien-Humanisolaten und der serologischen Untersuchung von über 4000 Patienten in 18
europäischen Ländern.
Auch die Wirkungsweise der beiden Impfstoffe ist
grundsätzlich verschieden. Das Oberflächenprotein OspA ist nur auf Borrelia burgdorferi
nachweisbar, solange sich das Bakterium im Zeckendarm befindet. Sobald sich der Zeckendarm
mit dem Blut des befallenen Opfers füllt, ändert das Bakterium seine Proteine an der
Oberfläche. Statt OspA lässt sich dann nur mehr OspC auf der Bakterienhülle nachweisen.
Wenn das Bakterium in den menschlichen Körper gelangt, finden gegen OspA gerichtete
Antikörper keine Ziele mehr, der Schutzmechanismus hat daher dort keine Wirkung.
Die durch Impfung mit OspA hervorgerufene Immunantwort
kann daher nur im Zeckendarm wirksam sein - ist also im wahrsten Sinn des Wortes eine
"Zeckenimpfung". Dies ist so bedeutend, weil dadurch ein effizienter Schutz nur
dann gewährleistet ist, wenn die Antikörperkonzentration im Blut des Opfers sehr hoch
ist.
Der durch Impfung mit OspC erreichte Immunschutz wirkt
hingegen doppelt - nicht nur im Zeckendarm (nach der Umschaltung von OspA auf OspC),
sondern auch im Körper des Zeckenopfers. Dieses Wirkungsprinzip ermöglicht einen
optimalen Schutz.
Verschiedene Versuche in Tiermodellen zeigten eine hohe
Wirksamkeit dieser Vakzine.
Der auf OspC-basierende Impfstoff wurde bereits in einer kleineren Studie getestet:
Die zu Finnland gehörenden Åland Inseln sind in Bezug auf die Lyme Borreliose
hochendemisch und waren daher ein optimales Testgebiet, um die Wirksamkeit des Impfstoffes
am Menschen zu prüfen. Dazu wurde eine Vakzine mit einer Kombination von fünf
verschiedenen OspC Subtypen entwickelt, wobei die Auswahl dieser Subtypen die am
häufigsten vorkommenden Borrelienvertreter dieser geographischen Region repräsentierte.
Der in dieser Studie getestete Impfstoff erwies sich dabei als sicher und immunogen.
Nach diesem erfolgreichen Vorversuch wird der
paneuropäische Impfstoff in seiner endgültigen Zusammensetzung in mehreren europäischen
Regionen gleichzeitig ausgetestet. Die Vorbereitungen der Phasen I und II der klinischen
Studie stehen kurz vor dem Abschluss. Die paneuropäische Studie wird noch im ersten
Halbjahr 2000 beginnen. |