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Stand: 11.10.2013 Auf dem Weg zu einem europäischen Lyme-Borreliose-Impfstoff
Genetische Vielfalt der Erregerfamilien erschwert Suche nach Vakzine

 

Antikörper schützen nicht vor Reinfektion. Wer eine manifeste oder auch klinisch stumme Lyme-Borreliose überstanden hat, verfügt zwar jahrelang über hohe Titer spezifischer Antikörper im Blut. Ein Schutz vor Reinfektionen mit der von Zecken übertragenen Erkrankung besteht damit aber nicht.

 

Genetische Vielfalt verhinderte bisher schnelle Impfstoffentwicklung. Grund dafür ist, dass in Mitteleuropa Borrelia burgdorferi mit vielen Serotypen einer ausreichenden natürlich erworbenen Immunität entgegen steht. Professor Peter Herzer aus München prognostizierte deshalb auf einem arbeits- und umweltmedizinischen Kolloquium in München, dass angesichts dieser genetischen Vielfalt innerhalb der Borrelienfamilie, auf absehbare Zeit auch die Entwicklung eines zuverlässigen, breit wirkenden Impfstoffes für Mitteleuropa kaum gelingen würde. 

Aktuelle Forschungen entschlüsseln allerdings immer weitere Subtypen, und kommen damit auch der Entwicklung eines breitbandigen Impfstoffes näher.

In Nordamerika hingegen ist bisher nur ein Serotyp aufgetreten, gegen den bereits ein Impfstoff entwickelt wurde.

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Anlass zur Hoffnung

 

 

Oberflächenproteine

OspA und OspC

Da nur bei Früherkennung eine erfolgreiche Behandlung dieser Infektionskrankheit durch Antibiotika gewährleistet ist und abgesehen von der Akutphasemanifestation (Erythema migrans) die Diagnose oftmals schwierig ist, werden weltweit große Anstrengungen unternommen, einen geeigneten Impfstoff zu entwickeln.

Zwei unterschiedliche Ansätze wurden bereits klinisch geprüft: in dem einen wurde ein Impfstoff auf Basis des bakteriellen Oberflächenproteins OspA (outer surface protein A) entwickelt der andere Ansatz basiert auf dem Einsatz des Oberflächenproteins OspC.

Bei beiden Proteinen lassen sich mehrere Subtypen erkennen, wobei die verschiedenen Borrelienspezies hinsichtlich dieser Oberflächenproteine variieren. Der Impfstoff basierend auf OspA beinhaltet nur einen Subtyp (monovalent) und ist daher auch nur für den US-amerikanischen Markt zugelassen worden.

Für Europa, wo sich im Gegensatz zu den USA  alle drei humanpatogenen Borrelienspezies nachweisen lassen, ist ein breiteres Spektrum von Subtypen unerlässlich. Der Impfstoff basierend auf OspC ist hingegen multivalent. Seine Zusammensetzung basiert auf Analyse der OspC-Gensequenzen von 249 verschiedenen Borrelien-Humanisolaten und der serologischen Untersuchung von über 4000 Patienten in 18 europäischen Ländern.

Auch die Wirkungsweise der beiden Impfstoffe ist grundsätzlich verschieden. Das Oberflächenprotein OspA ist nur auf Borrelia burgdorferi nachweisbar, solange sich das Bakterium im Zeckendarm befindet. Sobald sich der Zeckendarm mit dem Blut des befallenen Opfers füllt, ändert das Bakterium seine Proteine an der Oberfläche. Statt OspA lässt sich dann nur mehr OspC auf der Bakterienhülle nachweisen. Wenn das Bakterium in den menschlichen Körper gelangt, finden gegen OspA gerichtete Antikörper keine Ziele mehr, der Schutzmechanismus hat daher dort keine Wirkung.

Die durch Impfung mit OspA hervorgerufene Immunantwort kann daher nur im Zeckendarm wirksam sein - ist also im wahrsten Sinn des Wortes eine "Zeckenimpfung". Dies ist so bedeutend, weil dadurch ein effizienter Schutz nur dann gewährleistet ist, wenn die Antikörperkonzentration im Blut des Opfers sehr hoch ist.

Der durch Impfung mit OspC erreichte Immunschutz wirkt hingegen doppelt - nicht nur im Zeckendarm (nach der Umschaltung von OspA auf OspC), sondern auch im Körper des Zeckenopfers. Dieses Wirkungsprinzip ermöglicht einen optimalen Schutz.

Verschiedene Versuche in Tiermodellen zeigten eine hohe Wirksamkeit dieser Vakzine.
Der auf OspC-basierende Impfstoff wurde bereits in einer kleineren Studie getestet:
Die zu Finnland gehörenden Åland Inseln sind in Bezug auf die Lyme Borreliose hochendemisch und waren daher ein optimales Testgebiet, um die Wirksamkeit des Impfstoffes am Menschen zu prüfen. Dazu wurde eine Vakzine mit einer Kombination von fünf verschiedenen OspC Subtypen entwickelt, wobei die Auswahl dieser Subtypen die am häufigsten vorkommenden Borrelienvertreter dieser geographischen Region repräsentierte. Der in dieser Studie getestete Impfstoff erwies sich dabei als sicher und immunogen.

Nach diesem erfolgreichen Vorversuch wird der paneuropäische Impfstoff in seiner endgültigen Zusammensetzung in mehreren europäischen Regionen gleichzeitig ausgetestet. Die Vorbereitungen der Phasen I und II der klinischen Studie stehen kurz vor dem Abschluss. Die paneuropäische Studie wird noch im ersten Halbjahr 2000 beginnen.

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