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Erkrankungsrisiko
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Diabetes
während der Schwangerschaft kommt häufig vor |
Gestatio
ist das lateinische Wort für Schwangerschaft. Gestationsdiabetes ist eine besondere Form
des Diabetes, die während der Schwangerschaft zum ersten Mal auftritt. Nach der WHO-Klassifikation wird der
Gestationsdiabetes (GDM) auch als Typ-4-Diabetes bezeichnet. Der GDM kommt recht häufig
vor. In Deutschland betrifft er ungefähr 20.000 bis 40.000 schwangere Frauen. Das sind
bis zu fünf Prozent der Schwangeren. |
Schwangere
brauchen mehr Insulin |
Bei
der Entwicklung eines Gestationsdiabetes spielt das Insulin
eine entscheidende Rolle. Es ist dafür verantwortlich, dass
Glukose vom Blut in die
Zellen gelangt und sorgt so für eine Senkung des Blutzuckerspiegels. Während der
Schwangerschaft braucht die Mutter mehr Insulin. Das liegt an den Veränderungen des
Stoffwechsels, die unter dem Einfluss von Schwangerschaftshormonen stattfinden. Kann die
Bauchspeicheldrüse diesen erhöhten Bedarf an Insulin nicht liefern, so entsteht ein
Diabetes. |
Nach
der Geburt verschwindet der GDM fast immer |
Nach
der Geburt braucht die Mutter wieder weniger Insulin. Das ist der Grund dafür, dass in
fast allen Fällen der Gestationsdiabetes (GDM) nach der Schwangerschaft wieder verschwindet.
Nur bei ungefähr vier Prozent der Betroffenen bleibt der Diabetes auch nach der
Schwangerschaft bestehen. Das Risiko, später an Diabetes zu erkranken, bleibt aber in
jedem Fall erhöht. |
Das
Risikofaktoren für einen später
auftretenden Diabetes |
Das
Risiko, später an einem Diabetes zu erkranken, wird durch folgende Faktoren erhöht:
- während der Schwangerschaft Blutzuckerspiegel im Nüchternzustand von
über 95 mg/dl (bei Untersuchung von Blut aus dem Ohrläppchen oder der
Fingerbeere) bzw. von über 105 mg/dl (bei Untersuchung von Blut, das aus einer
Vene entnommen wurde)
- Notwendigkeit einer Insulintherapie während der Schwangerschaft
- Feststellung des Gestationsdiabetes vor der 24. Schwangerschaftswoche
- Auftreten eines Gestationsdiabetes in einer vorangegangenen Schwangerschaft
- nach der Entbindung erhöhte Werte beim Glukosetoleranztest
und Übergewicht
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Risikofaktoren |
Zwar
benötigt jede Frau während der Schwangerschaft mehr Insulin, aber nicht jede Frau
entwickelt deshalb einen Diabetes. Besonders aufpassen sollten schwangere Frauen, wenn
eine oder mehrere der folgenden Aspekte zutreffen:
- Sie haben schon ein Kind mit einem Geburtsgewicht von mehr
als 4000 Gramm geboren.
- Sie haben bei einer vorherigen Schwangerschaft schon
einmal einen Gestationsdiabetes entwickelt.
- Sie sind übergewichtig.
- In Ihrer Familie gibt es Diabetiker.
- Sie sind über 35 Jahre alt.
- Bei Ihnen wird Zucker im Urin festgestellt.
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Folgen für Mutter und Kind
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Die
Kinder sind oft viel zu groß und zu schwer |
Bei
einem Gestationsdiabetes kann es zu den selben Folgen bei Mutter
und Kind kommen wie sie auch bei schlecht eingestellten
schwangeren Diabetikerinnen möglich sind. Besonders die Kinder sind gefährdet. Sie
entwickeln sich meistens zu schnell und sind zu groß. Dadurch kommt es zu ungünstigen
Platzverhältnissen im Bauch der Mutter, die für das Kind belastend sind. |
Nach
der Geburt können Atemprobleme beim Kind auftreten |
Durch
die erhöhte Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse
des Kindes kann es zu einer Fehlentwicklung in den Lungen kommen. Dadurch kann das Kind
nach der Geburt unter Atemproblemen leiden. Außerdem gewöhnt sich die kindlichen
Bauchspeicheldrüse an die Überproduktion von Insulin. Bleibt nach der Geburt der dauernd
überhöhte Nachschub von Glukose aus dem Blut der Mutter aus, kann dies beim Kind zu
einer Unterzuckerung führen. Die
größte Gefahr besteht in einer seltenen Fehlentwicklung der Plazenta. Dann wird das Kind
nicht mehr ausreichend versorgt und kann sogar sterben. |
Infektionen,
Bluthochdruck und Gestosen treten vermehrt auf |
Frauen
mit Gestationsdiabetes sind anfälliger für Infektionen. Am häufigsten von Infektionen
betroffen sind die Harnwege. Außerdem kommt es öfter zu
Gestosen
und
Bluthochdruck. Wegen des oft hohen
Geburtsgewichts der Kinder ist die Rate der Kaiserschnittgeburten bei Frauen mit
Gestationsdiabetes ebenfalls höher als bei gesunden Frauen. |
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Früherkennung und Behandlung
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90
Prozent bleiben unerkannt |
Ein
Gestationsdiabetes wird sehr häufig nicht erkannt. Manche Untersuchungen belegen eine
Zahl von 90 Prozent. Die Zahl ist deshalb so hoch, weil der Gestationsdiabetes den
Schwangeren selten auffällige Probleme bereitet. Oft wird er deshalb erst erkannt, wenn
es beim Kind zu dem beschriebenen gesteigerten Wachstum kommt. |
Bei
erhöhtem Risiko sollten die Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft befolgt
werden
Deutsche
Diabetes-Gesellschaft |
Wird
ein Gestationsdiabetes rechtzeitig erkannt, so kann er gut behandelt werden. Dann sind
alle Folgen, die durch einen
Gestationsdiabetes entstehen, zu vermeiden. Bei
Frauen, die ein erhöhtes Risiko haben, einen Gestationsdiabetes zu
entwickeln, empfiehlt die Deutsche Diabetes-Gesellschaft folgende Tests zur
Früherkennung:
- Im ersten Drittel der Schwangerschaft Feststellung, ob die
Blutzuckerwerte nach dem Essen bei unter 120 mg/dl liegen. Bei Unsicherheit sollte ein Glukosetoleranztest durchgeführt werden.
- In der 24. bis 28. und in der 32. bis 34.
Schwangerschaftswoche Durchführung eines Glukosetoleranztests.
- Bei erhöhten Werten sofort Therapie beginnen.
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Unterlassung
des oGTT in den USA ein Kunstfehler - hier nicht einmal Standard |
Ein
Problem besteht darin, dass der Glukosetoleranztest,
der einen versteckten Diabetes erkennen kann, in Deutschland nicht in den
Mutterschaftsrichtlinien für die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft
enthalten ist. Ein allgemeines Screening auf Gestationsdiabetes wird schon lange
gefordert. In den USA gehört der Test zum Standard. Dort gilt es sogar als
ärztlicher Kunstfehler, wenn der Glukosetoleranztest bei Schwangeren nicht durchgeführt
wird. |
Der
oGTT sollte durchgeführt werden, wenn das Risiko für einen Gestationsdiabetes erhöht
ist |
Ein
Glukosetoleranztest sollte insbesondere dann durchgeführt werden, wenn einer oder mehrere
der folgenden Punkte zutreffen:
- Übergewicht der Schwangeren (Body Mass Index von
über 27 kg/m2)
- Vorkommen eines Diabetes in der Familie der Schwangeren
- Auftreten eines Gestationsdiabetes bei einer vorangegangenen Schwangerschaft
- vorangegangene Geburt eines besonders schweren Kindes mit einem Geburtsgewicht von mehr
als 4500 g
- vorangegangene Geburt eines toten Kindes
- vorangegangene Schwangerschaft mit einem Kind mit ausgeprägten Fehlbildungen
- 3 oder mehr vorangegangene Fehlgeburten
Alle diese Faktoren weisen darauf hin, dass das Risiko für einen Gestationsdiabetes
erhöht ist, weshalb die Durchführung des Glukosetoleranztests von großer Bedeutung ist.
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Die
Behandlung muss sofort und konsequent durchgeführt werden |
Wird
ein Gestationsdiabetes festgestellt, so muss die Ernährung sofort umgestellt werden, um
eine weitere Entgleisung des Stoffwechsels zu vermeiden. Oft ist diese Maßnahme
ausreichend, wenn sie konsequent angewandt wird (vgl.
hier). Antidiabetika, die den
Blutzuckerspiegel senken, dürfen bei Schwangeren nicht angewandt werden. Sie können zu
schweren Entwicklungsstörungen des Kindes führen. |
Eine
Insulintherapie ist sehr effektiv |
Ungefähr
20 bis 30 Prozent der Betroffenen brauchen eine
Insulintherapie.
Diese Therapie sollte möglichst bald einsetzen, wenn zu erkennen ist, dass andere
Maßnahmen nicht ausreichend wirksam sind. Meistens werden schnell und langsam wirkendes
Insulin kombiniert. Wie das funktioniert, lesen Sie hier. Top |
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