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Arzneimittelklassen
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Parasympathomimetika:
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Parasympathomimetika ahmen die Wirkung des Parasympathikus nach. Der
Parasympathikus ist wie der Sympathikus Teil des vegetativen Nervensystems mit Acetylcholin als
Botenstoff. Sie Teil des vegetativen Nervensystems, das wir mit unserem Willen nicht
beeinflussen können. Es funktioniert selbstständig, weshalb man es auch als autonomes
Nervensystem bezeichnet (vgl. Aufbau des Nervensystems).
Wesentliche Bestandteile des vegetativen Nervensystems befinden sich im Hypothalamus,
Hirnstamm und Rückenmark. Von dort aus reguliert es die Abläufe im Inneren des Körpers. |
Der Parasympathikus
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Sympathikus und Parasympathikus sind als Gegenspieler zu betrachten.
Während der Sympathikus dem Menschen zur Flucht "verhilft" (vgl. Sympathomimetika), stellt der Parasympathikus den
Körper auf Ruhe und Nahrungsaufnahme um. Er wird aktiv, wenn der Mensch sich in
ausgeglichener Stimmung befindet. Alle Körperfunktionen sind jetzt auf
"Gemütlichkeit" eingestellt. |
Alle Funktionen des Körpers sind auf Ruhe eingestellt
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Um sich die Funktionen des Parasympathikus besser vorstellen zu können,
kann man sich einen Menschen beim Verzehr einer leckeren Mahlzeit vorstellen. Hierbei ist
es nicht notwendig, dass er weit blicken kann. Es reicht, das Essen vor sich auf dem
Teller zu erkennen. Bei Erregung des Parasympathikus verengen sich deshalb die Pupillen.
Der Speichelfluss wird gesteigert beim Anblick und Geruch des Essens. Zusätzlich steigert
sich die Produktion der Verdauungssäfte. Auch bleibt dem zur Ruhe kommenden Menschen
jetzt die Zeit, seinen Stuhlgang zu verrichten oder seine Blase zu entleeren. Dabei ist in
diesem Fall wichtig, dass z. B. die Schließmuskelaktivität verringert ist. |
Die nebenstehende Tabelle zeigt eine Übersicht über die
Körperreaktionen bei Aktivierung des Parasympathikus:
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ZNS |
- Antrieb sinkt
- Aufmerksamkeit sinkt
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Augen |
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Speichel |
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Bronchien |
- Konstriktion (Engstellung)
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Herz |
- Frequenz sinkt
- Kraft sinkt
- Blutdruck sinkt
- Koronargefäße verengt
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Magen-Darm |
- Peristaltik erhöht
- Sphinktertonus sinkt
- Durchblutung erhöht
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Blase |
- Sphinktertonus sinkt
- Wandmuskeltonus erhöht
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Haut-/Schleimhaut |
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Gefäße |
- Dilatation (Weitstellung)
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Schilddrüse |
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Schweiß |
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Galle |
- Konstriktion (Engstellung)
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Bauchspeicheldrüse |
- Insulinproduktion erhöht
- Pankreassaftproduktion erhöht
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Nebennierenrinde |
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Nierengefäße |
- Dilatation (Weitstellung)
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Überwiegen die Einflüsse des Parasympathikus auf den Körper, so sinkt die
Körpertemperatur (Fieber), ebenso der Blutzuckerspiegel, der Stoffwechsel und der
Eiweißabbau.
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Parasympathomimetika, die die Funktionen des Parasympathikus
nachahmen, werden sowohl in der Therapie als auch in der Diagnosestellung von Erkrankungen
angewendet. Unterschieden wird zwischen direkt und indirekt wirkenden
Parasympathomimetika. |
Direkte Parasympathomimetika:
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Die direkten Parasympathomimetika greifen unmittelbar an den
Acetylcholinrezeptoren an. Pilocarpin und Carbachol gehören in diese Gruppe.
- Anhand von Pilocarpin kann man feststellen, ob ein Mensch an einer Mukoviszidose erkrankt ist.
Betroffene, die an dieser Krankheit leiden, besitzen eine außergewöhnlich hohe
NaCl-Konzentration in ihrem Schweiß. Indem man Pilocarpin auf die Haut aufträgt, werden
die Schweißdrüsen zur Produktion angeregt und der Salzgehalt kann gemessen werden.
Pilocarpin kann auch lokal in Form von Augentropfen bei einem Glaukom wirkungsvoll eingesetzt werden.
Es steigert den Abfluss des Kammerwassers, so dass sich kein erhöhter Kammerinnendruck
aufbauen kann (vgl. Wie entsteht ein
Glaukom?).
- Carbachol ist ein Parasympathomimetikum, das lokal und systemisch angewendet werden
kann. Lokal wirkt es gegen ein Glaukom und systemisch gegen Darm- und Blasenatonie. Atonie
ist eine Erschlaffung der Gewebsmuskulatur. Betroffene haben große Probleme beim
Stuhlgang und Wasserlassen, weil die Muskelkraft von Darm und Blase nicht für eine
normale Entleerung ausreicht.
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Indirekte Parasympathomimetika:
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Die indirekten Parasympathomimetika hemmen den Abbau von Acetylcholin.
- Bei Alzheimer hat sich u.a.
Rivastigmin als wirkungsvoll erwiesen. Bei Alzheimer sind die Nervenzellen im Gehirn
zugrunde gegangen, die Acetylcholin produzieren. Acetylcholin ist ein Neurotransmitter,
der sich an allen parasympathischen Nervenendigungen befindet und dort für die
Informationsübertragung zwischen den Nerven sorgt. (vgl. Was sind Neurotransmitter?)
Rivastigmin,Tacrin und Donezepil hemmen den Abbau dieses Botenstoffes. Allerdings darf die
Krankheit nicht zu weit fortgeschritten sein.
- Neostigmin wird lokal als Glaukomtherapeutikum eingesetzt und systemisch bei Blasen- und
Darmatonie.
- Physostigmin hat, im Gegensatz zu Neostigmin, Wirkungen auf das ZNS. Es kann daher als
Antidot (Gegengift) bei einer Atropinvergiftung verabreicht werden. Atropin ist ein Parasympatholytikum, das ähnliche Symptome hervorruft
wie eine Sympathikuserregung. Vergiftungen mit
Atropin können z.B. durch das Verzehren von Früchten der Tollkirsche ausgelöst werden.
Besonders Kinder unterliegen der Gefahr, ihnen unbekannte Beeren aus Neugier
auszuprobieren. Aber auch verschiedene Arzneimittel besitzen atropinartige Nebenwirkungen,
wie z.B. trizyklische
Antidepressiva, Neuroleptika
oder Antiparkinsonmittel. Sie
äußern sich u.a. in Form von Mundtrockenheit oder erhöhtem Blutdruck. Die Gefahr von
Vergiftungserscheinungen ist bei diesen Medikamenten besonders bei älteren Menschen gegeben. Sie entwickeln eine
erhöhte Empfindlichkeit gegenüber diesen Nebenwirkungen. In beiden Fällen stellt die
Verabreichung von Physostigmin eine wichtige Entgiftungsmaßnahme dar.
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