|
Thyroiditis - Entzündung der Schilddrüse
|
|
|
|
Thyroiditis
|
Der Verlauf einer Entzündung der Schilddrüse kann sehr unterschiedlich
sein
|
Eine
Entzündung der Schilddrüse wird
Thyroiditis
genannt. Dieser Begriff bezeichnet verschiedene Erkrankungen, die völlig unterschiedlich
sind. Gemeinsam ist ihnen aber außer bei der chronischen Form, dass sie oft sehr
schmerzhaft sind.
Allgemein werden drei
verschiedene Hauptgruppen unterschieden:
-
akute Thyroiditis (bakterielle
Infektionen)
-
subakute Thyroiditis oder
Thyroiditis de Quervain (nichtinfektiös)
-
chronische Thyroiditis
(Autoimmunerkrankung)
|
|
Akute Thyroiditis
|
Bakterien können eine akute Entzündung der Schilddrüse verursachen
|
Die
akute Thyroiditis wird durch Bakterien ausgelöst. Die Bakterien gelangen entweder auf
dem Blutweg oder über die Lymphe in die Schilddrüse
und führen dort zu einer bakteriellen Infektion. Charakteristisch ist eine plötzlich
einsetzende Entzündung mit stark schmerzhafter Schwellung der Schilddrüse. Die
Beschwerden können innerhalb weniger Stunden oder Tage auftreten. Mit einem Anteil von
unter einem Prozent an den Schilddrüsenerkrankungen, kann die akute
Thyroiditis als
seltene Erkrankung angesehen werden.
|
Leitsymptome sind starke Schmerzen, Schwellung, Fieber
|
Die
Betroffenen leiden unter starken Schmerzen im Bereich der Schilddrüse. Hinzu kommen
Fieber, Druckschmerz, Überwärmung und Rötung der Schilddrüse. Der Schmerz tritt akut
auf und strahlt zum Unter- oder Oberkiefer und zum Ohr aus. Es zeigen sich Schwellungen im
Bereich der Schilddrüse und der Lymphknoten. Funktionsstörungen der Schilddrüse treten
im Falle einer akuten, bakteriellen Thyroiditis nicht auf.
|
Die Untersuchung des Punktats weist die Bakterien nach
|
Wegweisend
ist die Druckschmerzhaftigkeit der Schilddrüse und die lokalen Beschwerden der
Betroffenen. Für die Diagnose wird die Schilddrüse punktiert. Das Punktat wird dann
bakteriologisch untersucht. Als Zeichen einer akuten Entzündung ist die
Blutsenkungsgeschwindigkeit ist bei einer akuten
Thyroiditis erhöht. Die Betroffene
haben auch mehr
weiße Blutkörperchen, als normalerweise. Um auszuschließen,
dass die
Beschwerden von einer Blutzyste herrühren, sollte eine Sonographie durchgeführt werden. Die häufigste
Ursache für Schmerzen im Bereich der Schilddrüse ist eine Blutung im Bereich von Zysten,
die sich bei einer Struma bilden können. Deshalb ist es bei der
Diagnose wichtig, diese Ursache auszuschließen.
|
Therapie mit Antibiotika
|
Die
akute Thyroiditis wird mit einem Breitbandantibiotikum medikamentös behandelt. Vorher
ist eine Untersuchung von Resistenzen gegen
Antibiotika sinnvoll. Eine
entzündungshemmende Medikation mit Antiphlogistika ist nur selten sinnvoll. Linderung der
Beschwerden durch kühlende Umschläge. In seltenen Fälle wird eine Punktion zur
Entlastung des Gewebes von Wasser- und Eiteransammlungen vorgenommen. In schweren Fällen
können kranke Organteile auch operativ entfernt werden.
|
|
Subakute Thyroiditis - Thyroiditis de Quervain
|
Die subakute Thyroiditis de Quervain ist die häufigste Form der
Thyroiditis
|
Fritz de
Quervain, ein Schweizer Arzt und Chirurg, beschrieb erstmals 1904 das
Krankheitsbild der subakuten Thyroiditis , das seinen Namen trägt. Die
Erkrankung wird auch Riesenzellthyroiditis genannt, weil sich Riesenzellen im Gewebe der
Schilddrüse gebildet haben. Die Ursachen der Thyroiditis de Quervain ist bis heute nicht
eindeutig geklärt. Vermutet wird, dass eine vorausgegangene Virusinfektion die
Entzündung der Schilddrüse auslöst. Bei einigen Gewebsreaktionen gilt diese Hypothese
aber als unsicher. Bezweifelt wird neuerdings auch ein Zusammenhang mit Mumps-, Grippe,-
Masern- und Coxsackieviren. Die Thyroiditis de Quervain ist die häufigste Form der
Schilddrüsenentzündung.
|
Die oft sehr starken Schmerzen strahlen in verschiedene Bereiche aus
|
Die
subakute Thyroiditis ist mit erheblichen Schmerzen verbunden, die ins Ohr, den Ober- bzw.
Unterkiefer ausstrahlen. Charakteristisch ist auch, dass der Schmerz von einer zur anderen
Halsseite wechselt und eine unterschiedliche Ausstrahlung zeigt. Die Betroffenen leiden
unter einem allgemeinen Krankheitsgefühl mit Fieber, Abgeschlagenheit und
Leistungsschwäche, so als ob sie an einem schweren viralen Infekt erkrankt seien. Einige
Wochen vorher ist meist ein viraler Atemwegsinfekt vorangegangen.
|
Vorübergehende Symptome einer Über- und Unterfunktion der Schilddrüse
können hinzukommen
|
Bei
der Untersuchung ist die Schilddrüse derb, berührungsempfindlich und
schluckverschieblich. In der Regel tritt eine Schilddrüsenfunktionsstörung auf.
Zunächst kommt es in der Anfangsphase der Erkrankung zu einer
Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
mit den entsprechenden Symptomen. Dann normalisiert sich die Drüsenfunktion bis zur
Euthyreose und geht dann häufig in eine
Unterfunktion (Hypothyreose)
über. Die Funktionsstörungen normalisieren sich meistens spontan wieder. Die subakute
Thyroiditis ist in der Regel nach 1 bis 4 Monaten abgeklungen. Die Krankheit kann aber
auch bis zu 6 Monaten andauern. Eine gezielte Therapie bringt aber schon nach wenigen
Tagen eine erhebliche Linderung der Beschwerden.
|
Eine Gewebeentnahme zeigt bei der Untersuchung typische Riesenzellen
|
Zunächst
wird die Schilddrüse äußerlich untersucht. Die Schilddrüse ist derb und teilweise
knotig. Sie ist druckempfindlich und schluckverschieblich. Die Lymphknoten sind nicht
geschwollen. Eine Sonographie
(Ultraschall) gibt weiteren
Aufschluss. Zum
Ausschluss anderer Schilddrüsenerkrankungen wird mit einer feinen Nadel etwas Gewebe
entnommen und untersucht. Typischerweise zeigen sich dann Riesenzellen bei der
Thyroiditis de Quervain. Ein Szintigramm dient ebenfalls der
Ausschlussdiagnostik. Es
kann bei Thyroiditis de Quervain eine fehlende oder stark verminderte Speicherung der
Isotope zeigen. Die
Blutsenkungsgeschwindigkeit ist typischerweise extrem beschleunigt. |
Die Therapie schafft sofortige Linderung der Beschwerden
|
Eine
Therapie, die die Ursache beseitigt, ist bei der subakuten Thyroiditis nicht möglich.
Die Therapie kann aber die Symptomatik erheblich lindern. Bei einer leichten
Thyroiditis
de Quervain ist die Gabe von nichtsteroidalen
Antirheumatika (NSAR) wie Salizylsäure oder Diclofenac ausreichend. Bei stärkeren
Beschwerden werden meistens Glukokortikoide
über einen Zeitraum von bis zu 3 Monaten verabreicht. Die Dosierung sollte
abfallend sein. Die Beschwerden nehmen durch die Medikamente schlagartig ab. |
|
Eine
Behandlung der Hyperthyreose mit speziellen Medikamenten
ist wirkungslos. Außerdem ist die Hyperthyreose vorübergehend. Die Wirkung der
Schilddrüsenhormone kann allerdings sehr stark sein. Um die Beschwerden zu lindern
können Beta-Blocker zur Hemmung der zuviel ausgeschütteten Schilddrüsenhormone gegeben
werden.
|
|
Chronische Thyroiditis
|
Die schmerzlose Entzündung der Schilddrüse verläuft über viele Jahre
|
Die chronische Thyroiditis ist eine schmerzlose Erkrankung der Schilddrüse, die über Jahre
verläuft. Das Gewebe der Schilddrüse wird dabei teilweise oder sogar vollständig
zerstört. Das Krankheitsbild ist sehr variabel. Die Größe der Schilddrüse kann langsam
abnehmen, das ist die atophische Form. Oder es bildet sich eine Struma.
Das ist die hypertrophe Form. Als Ursachen
werden eine genetische Disposition und eine
Autoimmunreaktion angenommen. Genetisch
findet sich eine familiäre Häufung, bei der die Gewebsmarker
HLA-DR3, DR5 und B8 auftreten.
Die Erkrankung betrifft bis zu zehnmal häufiger Frauen als Männer und zwar
bevorzugt im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. |
Alle Symptome der Hyper-, Hypothyreose und Struma können vorkommen
|
Die
Beschwerden der chronischen Thyroiditis sind sehr vielfältig, je nach Verlaufsform. Es
können sich Symptome wie bei einer Hyperthyreose, einer Hypothyreose oder einer Struma
zeigen. Die Symptome treten schleichend auf: langsame Entwicklung von Druck- und
Spannungsgefühl ohne Schmerzen.
Bei etwa 25 Prozent der Betroffenen tritt
die Erkrankung mit anderen Autoimmunerkrankungen gemeinsam auf oder sie
entwickeln sich zusätzlich. So können weitere Symptome auftreten, die auf
andere Autoimmunerkrankungen hinweisen, wie z. B. die
Weißfleckenkrankheit
(Vitiligo),
Colitis ulcerosa,
Morbus Crohn, Lupus erythematodes
u.a.
|
Postpartale Thyroiditis ist eine Sonderform, die Frauen nach der
Entbindung betrifft
|
Die postpartale Thyroiditis ist eine Sonderform der chronischen
Thyroiditis . Sie tritt bei ca. 6 bis 8 Prozent der Frauen in den ersten 6 Monaten nach
der Entbindung auf. Dabei entsteht 4 bis 8 Wochen nach der Entbindung eine vorübergehende
Hyperthyreose, der eine vorübergehende Hypothyreose mit spontaner Ausheilung folgt. Die Hyperthyreose
ähnelt in ihrem Verlauf dem bei der subakuten Thyroiditis . Das allgemeine
Krankheitsgefühl sowie die charakteristischen Schmerzen fehlen allerdings. Die
Schilddrüse ist derb vergrößert, gut tastbar und schluckverschieblich.
|
Diagnostik der chronischen Thyroiditis
|
Die
chronische Thyroiditis wird meistens bei der Untersuchung wegen einer
Schilddrüsenfunktionsstörung diagnostiziert. Oft wird sie auch zufällig im Rahmen einer
Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse entdeckt. Grund ist der nahezu schmerzfreie
Verlauf. Neben den Symptomen der Hypothyreose bzw. der
vorübergehenden Hyperthyreose bei der postpartalen
Thyroiditis ist eine positive Familienkrankheitsgeschichte oder das Vorliegen anderer
organspezifischer Autoimmunkrankheiten wegweisend. Neben der Anamnese und der
körperlichen Untersuchung ist eine Sonographie
und eine Blutuntersuchung erforderlich. Verläuft der Nachweis von
schilddrüsenspezifischen Antikörpern (TPO-Antikörper und TG-Antikörper)
positiv, ist das ein sicheres Zeichen dafür, das eine Erkrankung vorliegt. |
Die Therapie muss variabel gehandhabt werden
|
Therapie
der chronischen Thyroiditis muss variabel sein. Der Verlauf der Erkrankung ist nicht
vorhersehbar. Deshalb müssen laufende Kontrollen und eine Anpassung der Therapie
erfolgen.
|
|
Bei
einer ausgeprägten Hypothyreose erfolgt eine
Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen (Levothyroxin) statt, um einen normalen
Hormonzustand zu erreichen. Diese Therapie muss lebenslang durchgeführt werden. Bei einer
Hyperthyreose Therapie mit Thyreostatika mit Kontrollen und Anpassung der Dosierung. Wenn
notwendig, kann eine Therapie mit Beta-Blockern erfolgen, um die Wirkung der Hormone
abzuschwächen. Bei mechanischen Problemen durch Struma oder bei Verdacht auf Malignome
sollte operiert werden.
|
|
Hashimoto Thyroiditis
|
Hashimoto Thyroiditis
|
Häufig findet sich auch der
Begriff Hashimoto Thyroiditis der ebenfalls ein
Sammelbegriff für Entzündungen der Schilddrüse ist. Laut Pschyrembel werden
danach folgende Formen unterschieden:
- akute Form (Tage
bis Wochen): nicht autoimmun bedingte eitrige oder nichteitrige
Entzündung der Schilddrüse, Ursachen: Infektion, Trauma,
Strahlenexposition
- subakute Form
(Wochen bis Monate)
- nicht autoimmun (meistens):
Thyroiditis de Quervain
- Autoimmunthyroiditis:
- Post-Partum-Thyroiditis (bei
Frauen im ersten Jahr nach der Entbindung)
- Silent-Thyroiditis auch
subakute lymphozytäre Thyroiditis
- pharmakologisch induzierte
Thyroiditis
- Chronische Form
(Monate bis Jahre):
- nicht autoimmun
- invasiv-skleroisierende
Thyroiditis
- spezifische Thyroiditis z. B.
bei
Tuberkulose oder Sarkoidose
- Autoimmuntrhyroiditis
- Struma lymphomatosa Hashimoto
oder hypertrophe Hashimoto Thyroiditis
- Basedow-Krankheit oder
Basedow-Hyperthyreose
- atrophische Thyreoiditis
(Verkleinerung der Schilddrüse)
|
|
|