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Bücherliste: Zöliakie
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Kurzinfo:
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Zöliakie/Sprue |
Symptome |
Große,
übel riechende, fettglänzende Durchfälle, Reizbarkeit, Appetitmangel, Blähbauch,
Gewichtsabnahme, Gedeihstörungen, Kleinwuchs, Rachitis, Anämie, depressive
Verstimmungen. |
Wann
zum Arzt? |
Bei
Verdacht so bald wie möglich. |
Therapie |
Lebenslange
Diät mit glutenfreier Ernährung. Übergangsweise Substitution von Vitaminen und
Mineralstoffen. |
Vorbeugung |
Nicht
möglich. |
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Inhaltsübersicht:
Ursachen
Symptome
Diagnostik
Therapie |
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Top
Ursachen
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Gluten
führt zu massiven Schäden des Darms |
Bei der Zöliakie handelt es sich um eine chronische
Darmerkrankung, bei der die Betroffenen das Klebereiweiß Gluten (bzw. den darin enthaltenen
chemischen Anteil Glutenin bei Weizen) nicht vertragen. Auch auf Prolamine
im Getreideweiß - beim Weizen das Gliadin, bei Gerste: Hordein, bei
Roggen: Secalin - findet eine Unverträglichkeitsreaktion statt.
Bei Verzehr von glutenhaltigen Produkten
(Getreiden wie Weizen, Roggen, Hafer und Gerste, jedoch nicht Reis, Hirse und Mais)
kommt es zu schweren Durchfällen.
Die Ursache der Erkrankung ist bisher nicht endgültig geklärt. Allerdings geht man davon
aus, dass die Betroffenen eine genetische Disposition für die Ausbildung der Erkrankung
haben. In 5 bis 10 Prozent aller Fälle gibt es Zöliakie-Erkrankungen unter den
Verwandten ersten Grades.
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Die
Erkrankung besteht oft von Geburt an |
Zöliakie kann von Geburt an bestehen oder sich erst im erwachsenen Alter einstellen. Ausschlaggebend ist die großflächig schädigende Wirkung des in vielen
Getreidesorten enthaltenen Gluten auf den Dünndarm. Dabei werden die Darmzotten zerstört. Das hat einen
Verlust von Verdauungsenzymen zu Folge, die sich normalerweise in den Darmzotten
aufhalten. Dadurch kommt es zu schwersten Störungen bei der Aufnahme aller Nährstoffe,
einschließlich Mineralien und Vitaminen. |
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Top
Symptome
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Häufig
treten die Symptome 3 bis 4 Monate nach der Einführung getreidehaltiger Nahrungsmittel in
den Speisenplan auf |
Die Erkrankung beginnt am Ende des ersten bzw. Anfang des zweiten
Lebensjahres nach Einführung von getreidehaltigen Nahrungsmitteln in die Kost der Kinder,
d.h. beispielsweise Schleime, Breie, Brot, Nudeln. Es kommt aber nicht sofort zu einer
Reaktion. Das in der getreidehaltigen Nahrung enthaltene Gluten braucht etwa 3 bis 4
Monate, um den Darm so weit zu schädigen, dass sich die ersten Symptome, z. B.
Durchfälle, zeigen. Das liegt daran, dass der Darm sehr regenerationsfreudig ist und sich
gegen die Schädigung "zur Wehr setzt". Wegen dieses zeitversetzten Auftretens
von Durchfällen kann ein Zusammenhang mit glutenhaltigen Produkten oft nicht sofort
hergestellt werden. Das Kind hat ja schon wochenlang Brötchen oder Nudeln gegessen und
ist nicht krank gewesen. In jedem Fall sollten aber länger andauernde und immer
wiederkehrende Durchfälle von einem Arzt genau untersucht werden.
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Neben
den voluminösen Durchfällen entwickeln sich wegen der mangelnden Versorgung mit
Nährstoffen vielfältige Symptome |
Zu Beginn der Krankheit verlieren die Kinder den Appetit und
werden leicht reizbar. Dann kommt es immer häufiger zu massigen, übelriechenden und
fettglänzenden Durchfällen. Wird die Ursache der Durchfälle nicht schnell erkannt, so
stellen sich Folgeerscheinungen ein, die mit der mangelnden Nährstoffversorgung zusammen
hängen. Die betroffenen Kinder entwickeln in den folgenden Monaten einen stark
vorgewölbten Bauch, den so genannten Blähbauch. Grund dafür sind Blähungen durch die
Gärung der unverdauten Nährstoffe. Die Kinder haben auffällig magere Beine und ein
abgeflachtes Gesäß mit herabhängenden Hautfalten. Das nennt sich auch
Tabaksbeutelgesäß. Weiter werden die Kinder immer schwächer, die Muskelkraft
lässt nach, so dass das gerade gelernte oder im Lernen begriffene Gehen nicht mehr geübt
wird. Das kann mit einer allgemeinen Entwicklungsverzögerung der Motorik verbunden sein.
Das Körpergewicht wird nicht weiter aufgebaut, es kommt zur Gewichtsabnahme. Die Kinder
können kleinwüchsig sein und unter Gedeihstörungen leiden. Oft zeigen sich auch neurodermitische Hautausschläge.
Die Kinder werden darüberhinaus missmutig, weinerlich und sind oft müde.
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Vitaminmangel
kann eine Folge sein |
Wegen der stark eingeschränkten Aufnahme aller Nährstoffe kann
es zu einem Mangel an Eisen, Folsäure, Vitamin K, Vitamin D, Kalzium, Phosphat, Eiweiß,
Zink und Magnesium kommen. Als Folgesymptome zeigen sich z. B. Kleinwuchs (wegen der
ungenügenden Energiezufuhr), Rachitis (wegen der verminderten Kalzium-Aufnahme),
Gerinnungsstörungen (durch Vitamin-K-Mangel), Anämie (wegen des Mangels an Eisen).
Außerdem sind die Kinder anfälliger gegenüber Infekten. |
Depressionen
können auftreten |
Zöliakie
ist eine lebenslang bestehende Erkrankung. Das bedeutet für die Betroffenen
eine enorme Belastung. Daher kann es im Laufe der Zeit immer wieder zu
Phasen depressiver Verstimmungen
kommen. Diese sollten fachgerecht behandelt werden. |
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Top
Diagnostik
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Die Symptome
sind oft wegweisend |
Die Symptome der Zöliakie sind nicht immer gleich stark
ausgeprägt. Nicht jedes betroffene Kind muss z. B. unter Durchfall leiden. Auch eine
Gewichtsabnahme zeigt sich nur in 60 Prozent der Fälle. Den typischen vorgewölbten Bauch
entwickeln nur 40 Prozent der Kinder. Dennoch ist das Krankheitsbild ein erster Hinweise
bei der Diagnose der Zöliakie.
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Labortest
sichern die Diagnose |
Laboruntersuchungen sind wichtiger Bestandteil der Diagnostik.
Hier wird vor allem nach Antikörpern gegen Gliadin gesucht.
Dabei ist besonders wichtig Nachweis von
Transglutaminase-IgA-Antikörpern. Wird ein IgA-Mangel festgestellt, so
sollten zur Sicherheit auch noch die Transglutaminase-IgG-Antikörper
bestimmt werden, die die Krankheit eindeutig diagnostiziert. Weil sich bei
Zöliakiebetroffenen sehr oft ein IgA-Mangel findet, sollte im Rahmen der
Zöliakie-Antikörperdiagnostik auch der Gesamt-Serum-IgA-Wert bestimmt werden
um eine Mangel auszuschließen. |
Eine
Biopsie sichert die Diagnose |
Je nach Ergebnis der Laboruntersuchungen kann dann zusätzlich
eine Biopsie notwendig werden, bei der ein kleines Gewebestück des Darms entnommen wird.
Die Biopsie sichert die abschließende Diagnose. Eine positive Gliadin-/ Endomysium-
Serologie allein reicht nicht aus, um eine sichere Diagnose zu stellen. |
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Top
Therapie
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Alle
Nahrungsmittel, die Gluten enthalten, müssen strikt gemieden werden |
Die Therapie besteht in einer lebenslangen und
vollständigen glutenfreien Ernährung. Alle Produkte, die auf Weizen, Roggen, Hafer und
Gerste basieren, sind zwar nicht strikt verboten, müssen aber genau geprüft
werden, ob sie wirklich glutenfrei sind.
Dazu gehören:
- herkömmliche Backwaren (Brot, Brötchen, Kuchen,
Torten, Plätzchen, Knabbergebäck),
- Teigwaren (Nudeln, Spätzle, Ravioli etc.),
- Fertigsüssspeisen wie Pudding
oder Cremes oder Schokoriegel,
- Fertigzutaten, wie Salatsaucen, Fertigsuppen,
Brotaufstriche, viele Misch-Wurstwaren (Leberwurst, Blutwurst) und
- manche Käsesorten (Roquefort, Gorgonzola,
Blauschimmelkäse).
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Viele
Lebensmittel sind erlaubt |
Erlaubt sind dagegen
reine unverarbeitete Lebensmittel wie z.B. Gemüse, Fleisch, Fisch, Früchte,
Milch und Milchprodukte, sowie Produkte und Lebensmittel aus Reis, Mais,
Soja, Kartoffeln, Nüssen, Kastanien und Johannisbrotmehl, sowie alle als
glutenfrei gekennzeichnete Lebensmittel. Seit November 2005 gilt eine
gesetzliche Regelung zur Lebensmittelkennzeichnungspflicht. Alle
verpackt verkauften Lebensmittel müssen mit genauen Zutatenlisten
gekennzeichnet sein. Gluten und Glutenhaltiges muss immer (egal in welcher
Menge enthalten) in der Zutatenliste aufgeführt werden.
Die Diät muss strikt
eingehalten werden! |
Besonders wichtig ist das im
Kindesalter, wenn das Kind sich entwickelt und wächst.
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Die
Prognose ist gut. Viele führen ein normales und gesundes Leben |
Bei konsequenter glutenfreier Diät ist die Prognose der
Erkrankung gut, und ein normales, gesundes Leben möglich. Nach der Diagnose der Zöliakie
und dem Beginn der Diät erholen sich die Kinder oft innerhalb weniger Wochen. Zuerst
bessert sich die Stimmung, die Kinder werden fröhlicher und weniger weinerlich. Danach
kommt der Appetit, und die Kinder nehmen wieder an Gewicht zu und werden beweglicher. Der
Durchfall normalisiert sich innerhalb von 1 bis 2 Monaten. Wichtig ist, dass in der
Anfangsphase der Therapie Vitamin- und Eisen-Präparate
eingenommen werden, um den Mangel auszugleichen. Top |
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