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Chronische, schlecht heilende Wunden bei Palliativpatienten
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Definition, Ursachen und Bedeutung
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Akute Wunden
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Akute Wunden sind in der Regel die Folge einer Verletzung und heilen
normalerweise innerhalb eines gewissen Zeitraums ab. Dazu kann eine besondere
Therapie (z. B. Nähen oder Klammern der Wunde) erforderlich sein, oder auch
nicht. Bei manchen akuten Wunden bleiben Narben zurück, andere - insbesondere
oberflächliche Wunden - heilen vollständig ab.
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Ursachen chronischer Wunden
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Im Gegensatz
dazu bestehen chronische Wunden über einen längeren Zeitraum und heilen nur
verzögert oder überhaupt nicht ab. Umfangreiche Informationen zu Chronischen
Wunden finden Sie bei MedizInfo®Wundmanagement. Für die Entstehung chronischer Wunden kann es
verschiedene Gründe geben, beispielsweise:
- Venenschwäche
- allgemeine Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
- Stoffwechselstörungen, zum Beispiel eine Zuckerkrankheit (Diabetes
mellitus)
- ungünstige Situationen wie Bettlägerigkeit oder Verletzungen
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Venenschwäche
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Bei einer Venenschwäche (chronisch-venöse Insuffizienz) wird der
Blutfluss in den Venen im Laufe des Lebens immer stärker beeinträchtigt.
Deutlich sichtbar wird dies in Form von
Krampfadern, meistens an den
Unterschenkeln, in denen sich das Blut staut. Aufgrund dieser Blutstauung kommt
es häufig auch zu Störungen des Gewebestoffwechsels sowie zu Wassereinlagerungen
an den Unterschenkeln und an den Füßen. Dies wiederum beeinträchtigt die
Versorgung des Gewebes mit "frischem", sauerstoffreichem Blut aus den Arterien.
Die Folge können Wunden verschiedenen Ausmaßes sein, bis hin zum offenen
Geschwür.
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Arteriosklerose
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Bei einer allgemeinen Arterienverkalkung oder
Arteriosklerose ist die Durchblutung
verschiedener Körperregionen durch die Einengung der Arterien verringert, unter
Umständen bis hin zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Die
Beeinträchtigung der Gewebedurchblutung begünstigt wiederum die Entstehung
chronischer Wunden.
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Störungen des Stoffwechsels
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Bei Stoffwechselstörungen wie der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kommt es als Folge von Veränderungen an den großen und kleinen Arterien
(Makroangiopathie beziehungsweise
Mikroangiopathie) ebenfalls zu
Durchblutungsstörungen, was wiederum einen Risikofaktor für die Entstehung
chronischer Wunden ist. Außerdem leiden Diabetiker mitunter an einer
sogenannten Neuropathie,
bei der es zu einer Funktionsbeeinträchtigung
verschiedener Nerven kommt. Das hat zur Folge, dass kleinere
Verletzungen (beispielsweise am Fuß) nicht bemerkt werden und sich zu
chronischen, schlecht heilenden Wunden weiterentwickeln können.
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Häufige Erscheinung in der Palliativmedizin
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Diese begünstigenden Faktoren für die Entstehung chronischer, schlecht
heilender Wunden sind bei Palliativpatienten relativ häufig anzutreffen. Wenn
weitere ungünstige Situationen wie beispielsweise eine längerfristige
Bettlägerigkeit oder kleinere Verletzungen hinzukommen, steigt das Risiko für
die Entstehung chronischer Wunden weiter an. Außerdem liegen bei
Palliativpatienten nicht selten weitere Faktoren vor, welche die Chronifizierung
von Wunden weiter fördern. Dazu gehören unter anderem Wassereinlagerungen im
Gewebe (Ödeme), eine unzureichende Ernährung sowie eine Auszehrung (Kachexie).
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Wundvergrößerung bei Palliativpatienten
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Zusätzlich besteht bei Palliativpatienten die Gefahr, dass sich eine
bestehende Wunde aus verschiedenen Gründen vergrößert, beispielsweise aufgrund
von
- Störungen des Lymphflusses oder der Blutgerinnung
- vorangegangenen Bestrahlungen im Wundbereich
- Gefühlsstörungen in der Wundregion (sodass weitere kleine
Verletzungen oder Verschlechterungen der Wundsituation häufig nicht
bemerkt werden)
- Chemotherapien zur Krebsbekämpfung
- Behandlungen mit sogenannten
Immunsuppressiva, welche die Aktivität
des Immunsystems hemmen
Aus diesem Grund sollten die einzelnen Mitglieder des palliativmedizinischen
Teams sowie pflegende Angehörige sehr genau auf die Entstehung auch
kleiner Wunden und Verletzungen achten, um diese frühzeitig wirkungsvoll
behandeln zu können.
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Tumore und Metastasen können "aufbrechen"
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Eine besondere Bedeutung haben chronische Wunden im Bereich der
Palliativmedizin auch, weil viele palliativmedizinisch betreute
Patienten unter einer bösartigen Tumorerkrankung leiden. Kommt es zu einer
chronischen Wunde besteht ein gewisses Risiko, dass sich im Bereich der
Wunde ein bösartiger Tumor bildet. Zudem können Tumoren anderer Organe im
Bereich der Haut Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Die Metastasen können
"aufbrechen" und damit unter Umständen eine Wunde verursachen. Von derartigen
Beschwerden sind ungefähr 5 bis 9 Prozent aller Palliativpatienten betroffen, es
handelt sich also um ein relativ weit verbreitetes Problem. Die Voraussetzung
für die Heilung derartiger Wunden ist häufig eine erfolgreiche Behandlung der
zugrunde liegenden Tumorerkrankung. Da dies bei Palliativpatienten jedoch in der
Regel nicht möglich ist, können auch die chronischen Wunden meist nur
symptomatisch, das heißt lindernd behandelt werden.
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Wundbehandlung
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Aspekte bei der Behandlung chronischer Wunden in der Palliativmedizin
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Eine vollständige Heilung chronischer Wunden ist bei Palliativpatienten aufgrund der
häufig bestehenden ungünstigen Faktoren oft nicht möglich. Daher besteht das
Ziel der Wundbehandlung in der Palliativmedizin in der Regel darin, die
Belastungen des Patienten, die mit einer chronischen Wunde verbunden sind,
bestmöglich zu verringern. Sinnvolle Behandlungselemente sind in diesem
Zusammenhang unter anderem:
- Verringerung von wundbedingten Schmerzen und Missempfindungen
- Vermeidung der Entwicklung unangenehmer Gerüche, die sich
beispielsweise bei der Infektion einer chronischen Wunde entwickeln
können
- Vorbeugung und gegebenenfalls Behandlung von Infektionen chronischer
Wunden
- angemessene Versorgung nässender und blutender Wunden
- Verband der Wunde so, dass der Patient durch den Verband
nicht in seiner Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt wird und gleichzeitig
eventuelle unansehnliche Wunden bestmöglich abgedeckt sind
- Beratung des Patienten, wie er eventuelle unansehnliche Wunden durch
seine Kleidung, aber auch durch spezielle Prothesen und Epithesen
überdecken kann (bei Epithesen handelt es sich um aufsteckbare Aufsätze,
beispielsweise in Form einer Nase oder eines Ohres bei entsprechenden
chronischen Wunden im Gesichtsbereich)
- psychologische Betreuung des Patienten und gegebenenfalls seiner
Angehörigen, um die wundbedingten, äußerlich in der Regel gut sichtbaren
körperlichen Veränderungen besser verkraften zu können
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Wunddokumentation
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Bei der Behandlung von Palliativpatienten mit chronischen Wunden ist auch die
Dokumentation der Wunde im Laufe der Therapie von großer Bedeutung. Eine
entsprechende genaue Wunddokumentation einschließlich der vorgenommenen
Behandlungen ist zudem gesetzlich vorgeschrieben. Auf diese Weise lässt sich der
Zustand einer chronischen Wunde im Zuge der Wundbehandlung gut nachvollziehen.
Am besten geschieht dies durch die regelmäßige Anfertigung aussagekräftiger Fotografien. Auf den Fotos müssen unter anderem die genaue Lokalisation der Wunde
sowie deren Ausdehnung und Tiefe zu erkennen sein, außerdem:
- die Wundränder (er kann z. B. scharf begrenzt, wulstig, gerötet
oder blass sein)
- der Wundgrund (Aussehen z. B. zerklüftet, blutig, mit abgestorbenem
Gewebe belegt, mit Bildung von Taschen oder Gängen oder mit Entwicklung
von Heilungsgewebe, aber auch mit Erkennbarkeit von Knochen, Sehnen oder
Muskulatur in der Tiefe der Wunde)
- eventuelle Wundbeläge (beispielsweise Fibrin, das im Zuge der
Blutgerinnung gebildet wird, oder infektionsbedingte Belege, Eiter,
Blutablagerungen, Gewebereste und abgestorbene Gewebeanteile)
Außerdem muss aus der Wunddokumentation hervorgehen, ob und in welcher Menge
Wundausscheidungen vorhanden sind und ob aus der Wunde ein wahrnehmbarer Geruch
hervorgeht (beispielsweise als Hinweis auf eine Wundinfektion).
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Behandlung von Schmerzen
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Medikamentöse Therapie
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Die Behandlung von Schmerzen erfolgt meist in Form einer allgemeinen
Schmerztherapie, wie sie auch bei Tumorschmerzen zur Anwendung kommt. Missempfindungen wie
beispielsweise ein lästiger Juckreiz, wie er häufig im Bereich von
Tochtergeschwülsten an der Haut auftritt, lassen sich häufig durch die Gabe von
Antidepressiva wirkungsvoll lindern. Dabei werden die Antidepressiva nicht - wie
eigentlich vorgesehen - zur Besserung depressiver Zustände eingesetzt. Vielmehr
nutzt man eine Begleitwirkung dieser Medikamente, nämlich die Linderung eines
Juckreizes, welche bereits bei sehr geringen Dosierungen zum Tragen kommt. Hier
lässt sich beispielsweise der Wirkstoff Amitriptylin anwenden (Gabe von
5 Milligramm am Morgen, 5 Milligramm im Laufe des Tages und 10 Milligramm am
Abend). Bei einzelnen Patienten können jedoch auch lokal auf die Wunde
aufgetragene Gels oder Cremes hilfreich und ausreichend sein, um Schmerzen und
Missempfindungen zu lindern.
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Schonender Verbandwechsel
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Um die Entstehung von Schmerzen im Bereich chronischer Wunden zu vermeiden,
ist auf eine besonders schonende Technik des Verbandwechsels zu achten.
Beispielsweise lässt sich ein Wundverband leichter und schmerzärmer entfernen,
wenn man ihn zuvor mit angewärmter steriler Flüssigkeit anfeuchtet. Bei
infizierten Wunden kann man der Flüssigkeit zudem desinfizierende Zusätze
beimengen. Bei Palliativpatienten, bei denen die Entstehung von Schmerzen durch
den Verbandwechsel absehbar ist, sollte man eine gewisse Zeit vor dem geplanten
Verbandwechsel ein Schmerzmedikament verabreichen, um die Prozedur für den
betroffenen Patienten möglichst angenehm zu gestalten und auch um der Entstehung
von Ängsten vor dem Verbandwechsel vorzubeugen.
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Vermeidung unangenehmer Gerüche
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Gerüche können sehr belastend sein
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Die Vermeidung unangenehmer Gerüche, welche sich auf dem Boden einer
chronischen, schlecht heilenden Wunde entwickeln können, ist für
Palliativpatienten von großer Bedeutung. Der Geruch, der von einer chronischen
Wunde ausgeht, kann äußerst unangenehm sein und sowohl für den betroffenen
Palliativpatienten selbst als auch für die betreuenden Mitglieder des
palliativmedizinischen Teams und die pflegenden Angehörigen eine Belastung
darstellen. Im schlimmsten Fall führt ein unangenehmer Wundgeruch zu einer
sozialen Isolation des schwer kranken Palliativpatienten.
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Ursachen schlechter Gerüche
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Der Grund für unangenehme Wundgerüche sind in der Regel Infektionen der
Wunde, die auf der Besiedlung von abgestorbenem Gewebe durch Bakterien beruhen.
Die Grundlage der Vermeidung und auch der Therapie von Wundgerüchen besteht
daher zunächst in einem Wundabstrich. Mit Hilfe des dabei gewonnenen Materials
lässt sich im Labor feststellen, mit welchen Bakterien eine Wunde besiedelt ist
und auf welche Medikamente diese Bakterien am ehesten ansprechen. In diesem Fall
werden die entsprechenden Antibiotika sowohl lokal auf der Wunde als auch
systemisch angewandt. Letzteres beispielsweise in Form von Tabletten oder
Infusionen, sodass die Wirkung im gesamten Körper zum Tragen kommt.
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Vorbeugende Maßnahmen
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Unabhängig von den einzelnen Erregern, die im Rahmen dieser Untersuchung
festgestellt werden, ist eine regelmäßige gründliche Wundreinigung von größter
Wichtigkeit, um einer Wundinfektion und den damit einhergehenden Gerüchen
vorzubeugen. Für die Wunddesinfektion kommen verschiedene desinfizierende
Lösungen infrage, aber auch eine sterile chirurgische Abtragung von
abgestorbenem Gewebe ist mitunter erforderlich. Diese Maßnahme dient dazu, den
Wundbakterien den Nährboden zu entziehen. Zudem unterstützt die Verwendung
moderner Verbandsstoffe die körpereigene Wundheilung (siehe auch
MedizInfo®Wundmanagement).
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Weitere Tipps
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Ergänzend ist es sinnvoll, das Patientenzimmer immer gründlich zu lüften, um
für frische Luft zu sorgen. Auch Mittel, welche unangenehme Gerüche
neutralisieren, sind hilfreich, wohingegen von der Verwendung starker Duftstoffe
eher abzuraten ist. Diese sind häufig zu aufdringlich und stellen zudem für die
Angehörigen des Patienten nach dessen Tod unter Umständen eine Belastung dar, da
sie eine ständige geruchliche Erinnerung an den Verstorbenen bedeuten.
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Wundausscheidungen
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Teufelskreis der Wundausscheidung
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Der angemessene Umgang mit Wundausscheidungen ist ein
wichtiger Faktor der Behandlung chronischer, schlecht heilender Wunden bei
Palliativpatienten. Die Menge der Flüssigkeitsausscheidungen aus chronischen Wunden sind oftmals
erheblich. Mit diesen Wundausscheidungen geht dem Körper dann nicht nur die
entsprechende
Flüssigkeit verloren, sondern auch Eiweiß. Häufig entsteht ein regelrechter
Teufelskreis:
- Über die Wundausscheidungen verliert der Körper wichtiges Eiweiß,
und auch die Eiweißkonzentration des Blutes verringert sich.
- Aufgrund der
verringerten Eiweißkonzentration des Blutes nimmt die Fähigkeit des Blutes ab,
an Eiweiße gebundene Flüssigkeit zu transportieren.
- Dies wiederum hat zur Folge,
dass Flüssigkeit aus der Blutbahn austritt und sich im Gewebe einlagert, unter
anderem im Wundbereich.
- Aufgrund der Flüssigkeitseinlagerung im Wundbereich
nimmt schließlich die Menge der Wundausscheidungen zu, sodass sich der
Teufelskreis schließt.
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Verlust von Flüssigkeit und Eiweiß kann schwerwiegend sein
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Bestimmte in der Wunde vorhandene biologische Stoffe,
sogenannte Zytokine und Matrixmetalloproteinasen, steigern zudem die
Durchlässigkeit der kleinsten Blutgefäße (Kapillaren), was den
Flüssigkeitsaustritt aus der Blutbahn weiter begünstigt. Ein ausgeprägter
Eiweißverlust über eine chronische, schlecht heilende Wunde kann bei
Palliativpatienten sogar zur Entstehung einer Auszehrung (Kachexie)
beitragen.
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Maßnahmen gegen Wundausscheidungen
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Zur Verringerung von Wundausscheidungen werden in der Regel spezielle
Verbände eingesetzt. Diese werden beispielsweise in verschiedenen Schichten
angebracht, wobei einzelne Schichten der Aufnahme der aus der Wunde austretenden
Flüssigkeit dienen. Bei Palliativpatienten mit chronischen, schlecht heilenden
Wunden ist es meist sinnvoll, für jeden einzelnen Patienten eine individuelle,
auf die jeweilige Wunde zugeschnittene Verbandstechnik zu finden und die dafür am
besten geeigneten Verbandmaterialien auszuwählen. Unter Umständen ist es
hilfreich, die Wundausscheidungen ergänzend über einen kleinen Drainageschlauch
abzuleiten.
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Blutungen aus der Wunde
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Sickerblutungen und akute Blutungen können auftreten
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Ein weiterer wichtiger Punkt der Versorgung chronischer Wunden bei
Palliativpatienten ist der Umgang mit Blutungen aus der Wunde.
Beispielsweise können kontinuierliche Sickerblutungen aus einer schlecht
heilenden Wunde eine bestehende Blutarmut (Anämie) verstärken.
Eine Blutarmut wird
bei Palliativpatienten häufig durch eine bösartige Tumorerkrankung begünstigt,
außerdem dadurch, dass die Fähigkeit zur Blutbildung bei diesen schwer kranken
Patienten meist eingeschränkt ist. Chronische Wunden, die in Zusammenhang mit
einer bösartigen Tumorerkrankung auftreten, sind unter Umständen gut
durchblutet, sodass die Blutverluste über diese Wunden hoch sein können. Zudem
besteht bei tiefen Wunden das Risiko, dass ein größeres Blutgefäß in den
Wundbereich gerät und "aufbricht". Dies kann eine massive, mitunter sogar
lebensbedrohliche Blutung zur Folge haben (Sekunden- oder Minutentod aufgrund
des erheblichen Blutverlustes).
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Therapie bei schweren Blutungen
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Bei Palliativpatienten, bei denen das Risiko einer lebensbedrohlichen Blutung
im Bereich einer chronischen, schlecht heilenden Wunde abzusehen ist, sollte das
therapeutische Vorgehen für diesen Fall sowohl mit dem betroffenen Patienten als
auch mit seinen Angehörigen besprochen werden. Beispielsweise sollte sich der
Patient überlegen, ob er für diesen Fall einen operativen Eingriff zur
Blutstillung wünscht. Dieser würde jedoch unter Umständen eine Nachbehandlung
auf einer Intensivstation erforderlich machen, was eine weitere Belastung des
schwer kranken Palliativpatienten bedeutet. Eine Alternative bestünde darin,
sich für diesen Fall statt einer Operation eine angemessene Sterbebegleitung zu
wünschen.
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Therapie bei leichten Blutungen
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Sind bei einem Palliativpatienten mit einer chronischen Wunde leichtere
Blutungen absehbar, die nicht lebensbedrohlich sind und auch keine Operation
erfordern, ist das dann erforderliche Vorgehen mit dem Patienten selbst wie auch
mit seinen Angehörigen abzusprechen. Verständlicherweise reagieren
Palliativpatienten und deren Angehörige unter Umständen panisch, wenn eine
chronische Wunde zu bluten beginnt. Wenn die Blutung jedoch nicht stark
ausgeprägt ist, lässt sich diese Situation von den Angehörigen selbst
beherrschen. Um dies zu ermöglichen, sollten die Mitglieder des
palliativmedizinischen Teams den pflegenden Angehörigen ein entsprechendes
Vorgehen erläutern und sie auf diese Weise bestmöglich auf eine derartige
Situation vorbereiten. Sinnvolle Maßnahmen bei leichteren Blutungen aus
chronischen, schlecht heilenden Wunden bei Palliativpatienten sind unter
anderem:
- Hochlagerung blutender Wunden, beispielsweise Unterpolstern eines
Beines mit einer blutenden Wunde durch mehrere Bettdecken
- Bereithalten von (möglichst dunklen) sauberen Tüchern, um diese zur
Blutstillung auf eine blutende Wunde zu drücken
- Anwendung blutstillender Substanzen (beispielsweise mit den
Wirkstoffen Sucralfat, Xylometazolin oder Arterenol) oder blutstillender
Verbandsstoffe
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Bestrahlung
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Bei chronischen Blutungen ist in Einzelfällen zudem eine kurzfristige
Bestrahlung der Wunde hilfreich, um einen deutlichen Rückgang der Blutung zu
erreichen.
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Psychologische Betreuung
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Einfühlsame und verständnisvolle Betreuung ist sehr wichtig
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Eine psychologische Betreuung des Patienten und gegebenenfalls seiner
Angehörigen, um die wundbedingten körperlichen Veränderungen besser bewältigen
zu können, ist ein zentraler Aspekt der palliativmedizinischen Wundbehandlung.
Unter anderem die von der Wunde ausgehenden Gerüche sowie wundbedingte
Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und körperliche Veränderungen tragen zu den
Belastungen des schwer kranken Palliativpatienten und seiner Angehörigen bei.
Hier ist von den Mitgliedern des palliativmedizinischen Teams nicht nur eine
möglichst optimale medizinische Wundversorgung gefordert, sondern in hohem Maße
auch eine einfühlsame und verständnisvolle Betreuung des Patienten wie auch
seiner Angehörigen. Dabei sollten die wundbedingten Belastungen weder ignoriert
noch bagatellisiert werden ("nicht so schlimm", "man riecht fast gar nichts").
Vielmehr ist es hilfreich, gemeinsam mit dem betroffenen Patienten und seinen
Angehörigen nach Wegen zu suchen, um bestehende Probleme bestmöglich anzugehen.
Bei wundbedingten unangenehmen Gerüchen sind unter anderem einfache Maßnahmen
wie eine regelmäßige Belüftung des Patientenzimmers und die Verwendung
geruchsneutralisierender Mittel hilfreich.
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Psychologe hinzuziehen
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Bei ausgeprägten Schwierigkeiten, mit den wundbedingten Belastungen
umzugehen, ist unter Umständen die Hinzuziehung eines speziell geschulten
Psychologen hilfreich. Dieser kann den Patienten und seine Angehörigen dabei
unterstützen, mit den wundbedingten und allgemein den krankheitsbedingten
Belastungen besser umzugehen und diese besser zu bewältigen.
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