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Psychosoziale Begleitung zur Therapie der Luftnot
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Distanzierte Nähe
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Immer schnell da sein
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Die psychosoziale Begleitung spielt bei der Therapie der Luftnot bei
Palliativpatienten eine wichtige Rolle. Dabei ist das Einhalten einer
sogenannten "distanzierten Nähe" notwendig. Damit ist gemeint, dem Patienten
das sichere Gefühl zu geben, dass immer eine kompetente Hilfsperson in der Nähe
ist. So kann bei Auftreten von Luftnot oder bei Verstärkung einer bestehenden Luftnot
sofort wirksame Hilfe geleistet werden. Bei Patienten, die im Krankenhaus betreut werden,
sollte beispielsweise beim Drücken des Notfallknopfes immer sofort eine
Krankenschwester oder ein Krankenpfleger beim Patienten erscheinen.
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Hilfe leisten
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Die
Krankenschwester oder der Krankenpfleger kann dann je nach Bedarf Hilfe leisten,
zum Beispiel durch eine oder mehrere der folgenden Maßnahmen:
- Beruhigung des Patienten, wenn sich dieser in einem aufgeregten
Gemütszustand befindet
- Verbesserung der Körperposition des Patienten, beispielsweise Aufrichten
aus dem Liegen
- Entfernung oder Lockerung einengender Kleidung
- Öffnen des Fensters, um die Frischluftzufuhr zu verbessern
- Gabe von Medikamenten, welche im Fall von Luftnot bei dem betreffenden
Patienten eingesetzt werden sollen
- Herbeirufen des Arztes, sofern es sich um eine ernste Situation handelt,
in der ärztliche Hilfe erforderlich ist
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Vorbeugung von Angst
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Angst verstärkt Luftnot
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Allein die Erfahrung, dass bei Bedarf immer
zuverlässig Hilfe kommt, kann einen Patienten mit Luftnot außerordentlich
beruhigen und damit dessen Angst verringern. Weil Angst das Auftreten von
Luftnot begünstigt beziehungsweise eine bestehende Luftnot verschlimmern kann,
ist das auch eine gute vorbeugende Maßnahme. |
Angst kann durch einfache Dinge hervorgerufen werden
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Die einzelnen Mitglieder des palliativmedizinischen Teams sollten mit
dem Patienten besprechen, welche Situationen bei ihm Angst auslösen. Dies können
von Patient zu Patient ganz unterschiedliche Situationen sein, beispielsweise:
- Schichtwechsel des Pflegepersonals mit der damit verbundenen
Dienstübergabe, weil der Patient dabei den Eindruck hat, dass die
Krankenschwestern und -pfleger während dieser Zeit nur ungern gestört werden
- große Anzahl von Besuchern im Patientenzimmer, weil der Patient dadurch
das Gefühl hat, dass ihm die Luft "weggeatmet" wird
- Dunkelheit, da diese mit bedrohlichen Kindheitserinnerungen verbunden
ist
- Aufstehen aus dem Bett, da es dabei bereits häufig zu einer körperlichen
Überlastung des Patienten mit Luftnot gekommen ist
- medizinische Untersuchungen wie beispielsweise eine Kernspintomographie,
da sich der Patient dabei allein gelassen und ausgeliefert fühlt
- Transport mit einem Rollstuhl oder im eigenen Bett durch kühle und unter
Umständen zugige Krankenhausflure, weil es bei dem Patienten durch kalte,
zugige Luft bereits einmal zum Auftreten von Luftnot gekommen ist
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Ängste des Patienten kennen
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Dass derartige Situationen bei einem palliativmedizinisch
betreuten Patienten mit Luftnot Angst auslösen können, ist den Teammitgliedern
unter Umständen gar nicht bewusst. Wenn sie mit dem Patienten jedoch darüber
gesprochen haben und seine Ängste kennen, können sie ganz bewusst darauf
eingehen. |
Klare Konzepte vermeiden Angst
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Ein klares Konzept bei der Betreuung eines Palliativpatienten mit Luftnot
hilft ebenfalls, Angst vorzubeugen. Das bedeutet, dass das palliativmedizinische Team mit dem Patienten bespricht,
wie sich seine Erkrankung, das Symptom "Luftnot" und sein weiteres Leben
beziehungsweise Sterben entwickeln könnten. Dabei sollte das Team zweierlei
deutlich machen: zum einen, dass es den Patienten in jeder erdenklichen
Situation begleiten, betreuen und unterstützen wird, und zum anderen, dass es
für jedes Problem eine Lösung gibt. Dies gibt dem Patienten die Sicherheit, dass
er in jeder Situation und bei jedem Problem kompetente Hilfe erhält.
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Ruhe ist grundlegend
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Die Teammitglieder sollten Ruhe und Kompetenz ausstrahlen (und diese natürlich
auch aufweisen). Auf diese Weise fühlt sich der Patient gut umsorgt.
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Umgang mit Hoffnung
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Realistische Hoffnungen stärken
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Alle Menschen (Gesunde wie Kranke) leben auch von und für ihre Hoffnungen.
Sie geben Kraft. Die Mitglieder des palliativmedizinischen Teams sollte mit den Patienten über
ihre
Hoffnungen sprechen. Realistische Hoffnungen können und sollten vom Team
bestärkt werden, beispielsweise
- Hoffnung auf Besserung der Luftnot
- Hoffnung auf das Erleben eines bestimmten Ereignisses (beispielsweise
Geburt eines Enkelkindes in wenigen Wochen)
- Hoffnung auf einen friedvollen Tod
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Umgang mit unerfüllbaren Hoffnungen
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Ist jedoch absehbar, dass ein Patient unerfüllbare Hoffnungen
hegt, ist ein einfühlsames Gespräch darüber notwendig. Derartige unerfüllbare
Hoffnungen können sich unter anderem auf die Heilung von der unheilbaren
Krankheit, einen günstigen Untersuchungsbefund oder eine lange Lebenserwartung
beziehen. In diesem Fall muss mit dem Patienten (und gegebenenfalls seinen
Angehörigen) sehr behutsam besprochen werden, inwiefern diese Hoffnungen
unrealistisch sind.
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Entscheidungen sind nicht immer leicht
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Unter Umständen ist jedoch abzuwägen, dem Patienten diese
Hoffnungen nicht zu nehmen, da er sie eventuell für sein inneres Gleichgewicht
benötigt. Auf der anderen Seite ist eine realistische Einschätzung der eigenen
Situation erforderlich, um vor dem Tod noch wichtige Dinge zu regeln,
beispielsweise die Beilegung eines Streits mit einem Freund. In diesem
Spannungsfeld die für den Patienten richtigen Entscheidungen zu treffen, ist
nicht immer ganz leicht. |
Beispiele
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Ein guter
Mittelweg, unrealistischen Hoffnungen zu begegnen, besteht in der
"Umformulierung" der Hoffnungen, zum Beispiel:
- Hoffnung auf Linderung der Luftnot statt Hoffnung auf Heilung des
bösartigen Lungentumors
- Hoffnung auf eine Erleichterung der Atmung statt auf eine Verkleinerung
des bösartigen Lungentumors im Röntgenbild
- Hoffnung auf ein friedliches, würdevolles Sterben statt Hoffnung auf ein
noch langes Leben
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Umgang mit Angehörigen
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Angehörige einbeziehen
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Zur psychosozialen Begleitung von
Palliativpatienten mit Luftnot gehört auch die Anleitung der Angehörigen. Sie
sollten beispielsweise darüber informiert werden, dass sich das Gefühl von
Luftnot verstärken kann, wenn man den Patienten kräftig umarmt oder wenn sich
sehr viele Personen im Patientenzimmer aufhalten. Hier sollte man gemeinsame
nach Alternativen suchen, beispielsweise Wangenkuss zur Begrüßung statt Umarmung
und Aufteilung der Besucher in mehrere Gruppen.
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Beratung und Hilfe anbieten
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Aber auch die Betreuung der Angehörigen selbst gehört zur
psychosozialen Begleitung und ist eine feste Aufgabe des palliativmedizinischen
Teams. Unter anderem sollte in
Erfahrung gebracht werden, ob die Familienangehörigen Unterstützung bei der
Bewältigung der schwierigen Situation benötigen, beispielsweise durch den zum
Team gehörenden Psychologen oder Seelsorger. Außerdem können ganz praktische
Dinge geklärt werden, unter anderem das Vorliegen einer Patientenverfügung oder einer
Vorsorgevollmacht.
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